FACHFORUM

Biologische Rhythmen im Alter

Reinhard Schüttlöffel

Gesundheit steht in enger Beziehung zu unseren Körperrhythmen1. So wie ihre Störung, Schwächung oder gar ein Wegfall besonders im Alter Krankheiten begünstigt, kann ein funktionierendes rhythmisches System lebenslang Vitalität und Gesundheit stärken. Aber Körperrhythmen verändern sich: durch Krankheit, ungesunde Lebensweise und auch physiologisch im Alter. Die Darstellung des Zusammenhangs Alter – Rhythmus – Gesundheit und die Möglichkeiten eines naturheilkundlichen therapeutischen Ansatzes sind Gegenstand dieses Artikels.


Ebenso wie Wachstum und Reifung in rhythmischer Weise erfolgen, so sind auch Alterungsprozesse periodisch strukturiert. Während die nachgeburtliche Entwicklung zeitlich betrachtet vom oberen Körperpol nach unten, vom Nerven-Sinnes-System über das rhythmische zum Stoffwechsel-Gliedmaßen-System verläuft, geschieht der Altersabbau umgekehrt: nacheinander von Stoffwechsel-Gliedmaßen-Prozessen über das Rhythmische zum oberen Nerven-Sinnes-Geschehen (1, S. 34ff). Dadurch verschiebt sich das „rhythmische Gleichgewicht“ im Laufe des Lebens: Im Alter treten die aufbauenden, regenerativen und reparativen Stoffwechselprozesse zurück. Die Bewegungsfunktionen vermindern sich, und es kommt zur Dominanz (kurzwelliger Rhythmen) des Nerven-Sinnes-System.


Forschungen bestätigen typische Alters-­Veränderungen rhythmischer Parameter:


Auch im Alter verlieren rhythmische Perioden nicht ihre Bedeutung für das Wohlbefinden und die Gesundheit. Sie sparen Energien (Effektivierung und Ökonomisierung von Funktionen), setzen Kräfte frei (Aufschluss autonomer Reserven) und stabilisieren labile Funktionskreise (Lastverteilung).

Rhythmenstärkung dient dem gesunden Altern

Betrachtet man die gesamte Lebensspanne des Menschen, scheint diese in Sieben-Jahres-Rhythmen zu verlaufen. Auch zeigen sich Zyklen von jeweils 21 Jahren, in denen auf Kindheit und Jugend das junge und reife Erwachsenenalter und die Periode des Seniums folgen. Die Waagschale zum Überwiegen abbauender Prozesse senkt sich bereits in der 4. Lebensdekade. Die Sieben-Jahres-Periode ab dem 63. Lebensjahr kann als Beginn des Alterszyklus gesehen werden, obwohl eine Schwächung hormoneller Rhythmen schon deutlich vor dem 50. Lebensjahr feststellbar ist. In vielfältiger Weise sieht sich der alte Mensch mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert, welche oft erst auf den zweiten Blick als „Rhythmusstörungen“ imponieren. Ein Beispiel sind hier die Schlafstörungen alter Menschen, die aus der Veränderung der dynamischen Schlafrhythmen herrühren. Auch am Tage ist eine Verkürzung und Vorverlagerung rhythmischer Perioden festzustellen. Der nach dem Schlaf auftretende circa zweistündige Rhythmus höherer Konzentrationsfähigkeit (BRAC = basic rest activity circle) zeigt eine Tendenz zu einer kürzeren Periodik, mit dem Bedürfnis nach häufigeren Entspannungs- bzw. Ruhepausen. Das Zubettgehen und das Aufstehen erfolgen im Tagesverlauf früher (4, S. 43ff.).

Das Alter kann als zunehmender „Gefährdungszyklus“ für die Gesundheit gesehen werden, da sich nacheinander die Koordination der inneren autonomen Rhythmen untereinander, die Synchronisation auf externe Zeitgeber und die „circaseptane Gesundungsreaktion“ abschwächen.

Die Amplitudenminderung und die Schwächung der Koordination der inneren Rhythmen bewirken eine zunehmenden Einschränkung der (Organ-)Funktionen (z.B. Diabetes, metabolisches Syndrom).

Der Verlust innerer Koordination fördert Desintegrationsprozesse (man­geln­de Durchwärmung mit „Eigenbildungen“ wie Kälteherde/Tumore). ...

Koordination von Rhythmen

...

Synchronisation von Rhythmen

...

Die Gesundungsrhythmik

...

Konsequenzen für die Therapie

...

Rhythmische Stützung im Alter

...

Rhythmustherapie ist ganzheitlich

...

Alters-Rezepte

...

Anmerkungen
1 Gemeint sind hier autonome biologische Funktionen, die sich in ähnlicher Weise rhythmisch wiederholen (z.B. Pulsschlag, Atemzug, Tagesgang der Körpertemperatur, Menstruationszyklus).
Ein guter Überblick über das System biologischer Rhythmen im Menschen: Hildebrandt, Moser, Lehofer: Chronobiologie und Chronomedizin. Stuttgart 1998; auch: R. Schüttlöffel:Biologische Rhythmen. Naturheilpraxis 9/2004
2 Schon im Klimakterium der Frau können die Auswirkungen einer Rhythmenschwächung spürbar werden. Der Verlust der reproduktiven Periodik führt oft zu anderen Störungen: Schlaf, Temperaturregulation seelisches und körperliches Befinden sind betroffen. Als mitverantwortlich für den Koordinationsverlust kann hier der Wegfall des wichtigen Leitrhythmus der Reproduktionskraft angesehen werden.
3 Im Rahmen solch einer längeren Behandlung wird dann nicht selten, vermutlich durch kumulative Effekte ausgelöst, später doch Gesundungsperiodik – die aber nicht so heftig und krisenhaft verläuft – gesehen.
4 Es soll an dieser Stelle auch auf die – aus der anthroposophischen Medizin bekannte – temperaturerhöhende Wirkung entsprechend dosierter serieller Mistelinjektionen hingewiesen werden.
5 Auf die positiven Wirkungen der Mineralien, z.B. in einem fachgerecht ausgewählten und verabreichten Heilwasser, sei hier ebenso hingewiesen wie auf die wichtige Rolle einer altersgerechten Ernährung. Auf beides kann aber an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Vergl. auch Schüttlöffel, R.: Wasser und heilende Wässer. Naturheilpraxis 8/2010
6 Kann die Herzfrequenzvariabilität Adaptionsfähigkeit und Regulations-Kapazitäten anzeigen, ist der P/A-(Puls/Atem-)Quotient mehr Ausdruck des Grades der gegenwärtigen vegetativen Einstellung zwischen Ergo- und Trophotropie; (hoher P/A = ergotrop, größer als 5:1; niedriger P/A = trophotrop, 4:1 und niedriger).





Literatur

(1) Magerstädt, R.; Girke, M.; Glöckler, M.: Geriatrie. S. 43, Berlin, Salumed Verlag, 2014
(2) Zullay, J.: Der Einfluss des Alterns auf biologische Rhythmen. http://epub.uni-regensburg.de/20226/1/ubr07802.pdf, abgefragt am 26.2.2015
(3) Zur circaseptanen Gesundungsreaktion vergl. Schüttlöffel, R.:Circaseptane Rhythmen. Naturheilpraxis 4/2015.
(4) Gutenbrunner, C.; Hildebrandt, G.: Handbuch der Balneologie und medizinischen Klimatologie. Heidelberg 1998
(5) Girke, M.; Magerstädt, R.: Geriatrie. Berlin 2014, S. 39ff.
(6) Heckman, J.: Zur Frage der klinischen Bedeutung des Puls-Atem-Quotienten. Der Merkurstab 1/2001
(7) Moser, M.; Frühwirth, M.; Lackner, H., et al.: Why life oscillates – from a topographical towards a functional chronobiology. Cancer causes and control 2006,17(4)591ff. Doi 10.1007/s10552-006-0015-9
(8) http://user.medunigraz.at/helmut.hinghofer-szalkay/XVIII.9.htm: Lebensalter und Körperfunktionen, abgefragt am 26.2.2015
(9) Viele nützliche Hinweise zu diesem Thema gibt J. Karl im Kapitel: „Lebensrhythmik und Chronopharmakologie“ seines Buches „Neue Therapiekonzepte“. Pflaum Verlag, München 1995
(10) von Bonin, D.; Cysarz, D.; Frühwirh, M., et al.: Wirkungen von Sprachtherapie auf die kardiorespiratorische Interaktion. Der Merkurstab 3/2005
(11) Burke, T.M., et al.: Effects of caffeine on the human circadian clock in vivo and vitro. Science Translational, 16.9.2015, 7(305):305ra146. (So verstellt schon eine Tasse Kaffee am Abend die innere Uhr unseres Schlaf-Wach-Rhythmus um 40 Minuten nach hinten.)
(12) Amann, M.: Pflanzen für ein langes Leben. Naturheilpraxis 2/1995
(13) Rippe, O.; Madejsky, M.: Die Kräuterkunde des Paracelsus. Baden und München 2006
(14) Macocia, G.: „Geriatrie in The three treasure News“ 2010, nach Sun Simiao 6./7. Jh.
(15) Hufeland, C.W.: Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern. Jena 1796



Anschrift des Verfassers
Reinhard Schüttlöffel
Heilpraktiker
10967 Berlin
Gräfestraße 11
E-Mail: schuettloeffel@gmx.de



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 2/2016