Stoffwechsel

Frauentypen aus Sicht der Säftelehre

Teil 2: Phlegmatikerin und Melancholikerin

Gudrun Zeuge-Germann

Im Mittelalter stand der diagnostische und therapeutische Überbau im Kontext der Säftelehre. Bis in das 19. Jahrhundert war dies das vorherrschende medizinische Erklärungsmodell. Krankheit und Gesundheit stehen dabei primär im Zusammenhang mit den Säften. Die Einordnung der Krankheiten nach diesem Prinzip, und deren Therapie ist bis heute besonders im Bereich der chronischen Krankheiten und des Stoffwechsels erfolgreich.
Fortsetzung aus Naturheilpraxis 7/2015. Teil 1 behandelte die Sanguinikerin und die Cholerikerin.


Von den „phlegmareichen Frau“ (Phlegmatikerin)

Hildegard von Bingen schrieb:
Andere Frauen aber gibt es, deren Fleisch nicht viel wächst, weil sie dicke Gefäße haben und ziemlich gesundes Blut von heller Farbe, aber ein wenig Schleim enthalten … Ihr Gesichtsausdruck ist ernst, ihre Hautfarbe etwas dunkel; sie sind fleißig und tüchtig und ihre Gemütsart etwas männlich. Zur Zeit des Monatsflusses rinnen die ausfließenden Blutbäche weder zu stark noch zu schwach, sondern mäßig … Sie ziehen die Männer an und nach sich … Jedoch werden sie, wenn sie die Vereinigung mit Männern vermeiden, in ihrem Wesen unleidlich und unangenehm. Wenn sie aber mit Männern verkehrt haben …, dann werden sie in ihrer Leidenschaft unenthaltsam und maßlos wie die Männer.

Frauen, bei denen das Wasserelement vorherrscht, vermitteln oftmals einen männlichen Eindruck. Sie haben einen langen, massigen Leib, ein aufgedunsenes Gesicht mit oftmals bleicher bis wächsernen Gesichtsfarbe, blauen Augen, dünnen Haaren, und in späteren Lebensjahren ist der Ansatz eines Bartflaums nicht selten. Ihre Neigung, jeden Bewegungsdrang zu unterdrücken, unterstützt die Einlagerung lymphatischen Gewebes und lässt sie faul und „phlegmatisch“ erscheinen. Sie haben eher einen langsamen, harten Puls und neigen zur Hypotonie.

Um Konflikte zu vermeiden, geht dieser Typus anderen Menschen aus dem Weg und bleibt gerne zu Hause. Nach außen wirkt die Phlegmatikerin auf andere lieb und angepasst. Letztlich ist es jedoch die Angst vor Auseinandersetzungen. Sie ist unsicher und schüchtern, ihr Verstand logisch und nüchtern.
Sie ist eine kluge, vernünftige Frau, die immer ein bisschen traurig und oftmals bitter wirkt. Fühlt sie sich in einem System wohl, wobei soziale Strukturen bevorzugt werden, passt sie sich schnell an und wirkt in allen Situationen hilfreich und ausgleichend. Daher ist sie auch in der klassischen Erziehung die ideale aufopfernde Mutter oder Ehefrau. Bleibt diese Frau ohne Partner, wird sie leicht mürrisch, penetrant und unleidig, da dieser Typus mehr als die anderen einen ausgleichenden Part braucht, der sie aus ihren selbst geschaffenen Situationen „herausfischt“.

Verbraucht sie zu viel ihres Wasserelementes, kann ihr weinerliches, jammerndes Wesen und die Neigung zur sexuellen Unlust verständlicherweise manche Beziehung auf eine Probe stellen. Wenn sie zufrieden in sich ruht, ist sie zum einen eine gute Zuhörerin, die ihr Gegenüber gewissenhaft reflektiert und analysiert, zum anderen muss sie aufpassen, ihre Meinung ihrem Gegenüber nicht zu sehr aufzudrängen und als Besserwisserin zu agieren.

Da der Verdauungstrakt bei Phlegmatikerinnen dominiert, liegt es nahe, dass sie gerne viel isst und trinkt. Sie liebt deftige, füllende und sättigende Speisen, wie fette Saucen, Schweinefleisch oder Mehlspeisen. Da sie diese Lebensmittel nur langsam verbrennt, nimmt sie schnell an Gewicht zu und speichert die Fette um die Bauchzone herum.

Aus ihrer Bewegungsunlust und der Fehlernährung entsteht die Basis ihrer Beschwerden.

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Vom „schwarzgalligen Weibe“ (Melancholikerin)

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Literatur
Hildegard von Bingen: Causae et curae. Ursachen und Behandlung der Krankheit. Haug 1992 (1955)
Dr. Gottfried Hertzka; Dr. Wighard Strehlow: Große Hildegard Apotheke. Bauer 1989
Olaf Rippe: Konstitution-Disposition. In: Naturheilpraxis, Ausgabe 4, Pflaum 2000
Dr. Claus Schulte-Uebbing: Hildegard Medizin für Frauen. Haug 2002
Friedemann Garvelmann: Pflanzen in der Humoralpathologie. Pflaum 2000
Magel; Prinz; von Luijk: 180 westliche Heilkräuter in der chinesischen Medizin. Haug 2013




Anschrift der Verfasserin
Gudrun Zeuge-Germann
Heilpraktikerin
PhytAro Heilpflanzenschule/
Gesundheitshaus Viriditas
Im Karrenberg 56
44329 Dortmund
www.phytaro.de



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Naturheilpraxis 9/2015