von Olaf Rippe
"So sind im Leib vier Elemente, die viererlei Krankheiten machen. Daher beruht der Mensch auf vier Elementen, gleichsam wie auf vier Müttern. Von diesen stammen Gesundheit und Krankheiten" (Paracelsus).
Die antike Lehre von den Elementen geht zurück auf den griechischen Philosoph und Arzt Empedokles von Agrigent (5 Jh. v. Chr.). Er sprach von vier Wurzelkräften (rhizomata) der Schöpfung, die er Feuer, Luft, Wasser und Erde nannte. Nach seinen Vorstellungen entsteht und vergeht alles Existierende durch Liebe und Streit zwischen diesen Urkräften.
Schon kurz nachdem Empedokles die vier Wurzelkräfte der Schöpfung formuliert hatte, bezeichnete man sie als Elemente. Sie bildeten die erste Grundlage einer wissenschaftlich-rationalen Medizin im Abendland.
Somit beeinflusst die antike Elementenlehre seit 2500 Jahren unsere Kulturgeschichte und Heilkunde. Sie dürfte damit eines der ältesten Gedankenmodelle des Menschen über die Natur sein, das heute noch Beachtung findet, wenn auch nicht mehr in dem Ausmaß wie noch vor einigen Generationen.
Ein wichtiger Schritt, um die Elementenlehre in der Medizin praktisch nutzen zu können, war die Zuordnung von Primär- und Sekundärqualitäten zu den Elementen (siehe Grafik):
- Feuer: warm, aber auch trocken
- Luft: feucht, aber auch warm
- Wasser: kalt, aber auch feucht
- Erde: trocken, aber auch kalt
Auf diese Weise ergeben sich Gemeinsamkeiten und Polaritäten der Elemente, die - wie wir noch sehen werden - die Grundlage der Therapie nach den Elementen bilden. Neben den Qualitäten ordnet man bis heute den Elementen Körpersäfte ("humores"), Hauptorgane, Temperamente und Wesensprinzipien zu:
- Feuer: Gelbe Galle / Herz / Choleriker / Ich-Bewußtheit
- Luft: Blut / Niere / Sanguiniker / Gefühle
- Wasser: Schleim / Leber / Phlegmatiker / Lebenskraft
- Erde: Schwarze Galle / Lunge / Melancholiker / Strukturkraft
Das harmonische Zusammenwirken der Säfte (Eukrasie) bedeutet Gesundheit, die Dishamonie (Dyskrasie) dagegen Krankheit. In der Antike verstand man unter Dyskrasie eine schuldige Materie, die durch das Übermaß eines Elements erzeugt wurde. Eine Heilung erfolgte dementsprechend durch die Ableitung des überschüssigen Saftes, beispielsweise durch Schwitzen, Aderlaß, Erbrechen oder Abführen.
Spätestens seit Galen (129 - 199) ordnet man den Elementenqualitäten auch Arzneistoffe zu. Dies sind vor allem Pflanzen, die in ihren Signaturen (Farbe, Geschmack etc.) und ihrer Wirkung den Elementen entsprechen. So gibt es erwärmende und feurige, kühlende und wässrige, anfeuchtende und luftige sowie trocknende und erdhafte Pflanzen, die man zur Behandlung einer übermäßigen Elementenqualität einsetzt.
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Literatur beim Verfasser
Fotos: Olaf Rippe.
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Naturheilpraxis 4/2000