Der Maldigestion liegt eine mangelnde Enzym- oder Gallensekretion zugrunde. Daraus resultiert eine Störung der Hydrolyse von Kohlenhydraten und Eiweißen; wegen der unzureichenden Emulgierung der Fette (bedingt durch den Gallesäuremangel) ist es kaum möglich, diese in niedermolekulare Spaltprodukte zu zerlegen. Bei der Malabsorption werden die Nährstoffe zwar ausreichend gespalten, können aber aus dem Darmlumen nicht richtig in Blut und Lymphe aufgenommen werden. Hauptursachen dafür sind Schleimhauterkrankungen, eine verminderte Absorptionsfläche (z.B. nach Dünndarmresektion), verminderte Kontaktzeit der Nahrung mit der Schleimhautoberfläche oder ein gestörter Blut- oder Lymphabfluß.
(Abbildung 18 a) + b))
Abb. 18: Histologisches Bild einer Dünndarmschleimhaut:
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Die Enteropathie, die der Sprue zugrunde liegt, ist meist gluteninduziert. Gluten ist ein Polypeptid, das in verschiedenen Getreidearten, vor allem aber in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Es führt bei den betroffenen, empfindlichen Personen zu massiven Schleimhautschädigungen im Bereich des Dünndarms, die sich allerdings nach Glutenentzug vollständig zurückbilden. In circa 10 - 20 % der Fälle trifft man auf eine familiäre Häufung.
Beim vollständig ausgebildeten Krankheitsbild zeigen sich chronische, große, breiige und meist stinkende Stuhlvolumina. Fettstühle sind das sicherste Kriterium für das Vorliegen eines Spruesyndroms. Der übelriechende, hellbraune Stuhl ist schmierig und bleibt am Toilettenbecken kleben. Die Patienten leiden unter drückenden Schmerzen in der Mittelbauchgegend, Borborygmus und Blähbauch Gewöhnlich verstärken sich die Beschwerden nach der Nahrungsaufnahme und lassen nach der Defäkation wieder nach. Nicht selten beobachtet man außerdem eine Gewichtsabnahme und ein allgemeines Schwäche- und Krankheitsgefühl. Weitere Symptome, wie Nachtblindheit, Haut- und Schleimhautblutungen, Konjunktivitis, Glossitis und Anämie, weisen auf bereits entstandene Vitaminmangelzustände hin. Aufgrund der Elektrolytverluste können zusätzlich Muskelschwächen, Osteoporose, Paresen und Tetanien auftreten.
7. Diarrhoen nach operativen Eingriffen
a) Dünndarmresektion:
Werden mehr als 50 Zentimeter des Dünndarms operativ entfernt, kommt es häufig zu Diarrhoen. Daneben zeigen sich abdominelle Schmerzen, Blähungen und Erbrechen. Bei ausgedehnten Resektionen sind wegen des enteralen Gallensäureverlustes auch Fettstühle möglich.
b) Gastrojejunokolische Fistel:
Abdominelle Schmerzen, die sich nach einer Magenoperation entwickeln, weisen auf ein gastrojejunales Ulkus hin. Treten dann noch heftige, unstillbare Diarrhoen auf ist es wahrscheinlich, daß das Ulkus in das Kolon durchgebrochen ist.
Frühsymptome sind plötzlicher Gewichtsverlust und Durchfälle mit unverdauten Nahrungsresten. Später wird die Diagnose vor allem durch starke Gasentwicklung, fäkalen Mundgeruch, Hypoproteinämie und Dehydratation gestützt.