Unter Diarrhoe versteht man häufige (mehr als dreimal pro Tag) und konsistenzverminderte, breiige oder wäßrige Stuhlgänge ohne stuhlfremde Beimengungen, wobei das tägliche Stuhlgewicht 200 Gramm überschreitet.
Davon abzugrenzen sind die sogenannten "falschen Diarrhoen", das heißt zu häufige, aber wenig voluminöse Entleerungen und der vermehrte Abgang von vorwiegend normal geformten Stuhlfraktionen. Finden sich Blut und Eiter im wäßrigen Stuhl; handelt es sich um eine Dysenterie, werden pro Tag mehr als 7 Gramm Fett mit dem Stuhl ausgeschieden spricht man von Steatorrhoe.
In der klinischen Praxis unterscheidet man, je nach Dauer und Aktuität der Durchfälle, zwischen akuter und chronischer Diarrhoe. Bei der akuten Diarrhoe setzt die Symptomatik abrupt ein und die Dauer schwankt gewöhnlich zwischen einem und zwanzig Tagen. Die chronische Diarrhoe dagegen beginnt allmählich und kann sich über mehrere Monate hinziehen.
Untersuchungen
a) körperliche Untersuchung:
Es sollte geprüft werden, ob ein geblähtes oder asymmetrisches Abdomen vorliegt und, ob das Abdominalniveau das des Thorax übersteigt. Außerdem ist es wichtig, die Bauchdeckenspannung zu testen und, falls Schmerzen vorhanden sind, den Ort der größten Schmerzintensität zu bestimmen. Auf jeden Fall sollte das Abdomen abgehört und die Temperatur des Patienten gemessen werden.
b) chemische Untersuchungen:
Zunächst ist ein Blutbild und die Bestimmung von Elektrolyt-, Harnstoff-Stickstoff- und Gesamteiweißkonzentrationen nötig: ebenso eine Cortison- und Schilddrüsenhormonanalyse.
Eine besondere Bedeutung kommt bei den Diarrhoen sicherlich der Untersuchung des Stuhles zu. Sie sollte über mehrere Tage hinweg erfolgen, wobei auf Menge, Form, Farbe, okkultes Blut und eventuelle pathogene Keime (mikroskopische Untersuchung) geachtet werden muß. Nach Abschluß von Untersuchungen und Anamnese kann man eine erste grobe Einteilung in akute oder chronische Diarrhoen treffen.
Bei den akuten Diarrhoen erfolgt eine weitere Differenzierung in Hinsicht auf die Stuhlkonsistenz, Blut im Stuhl, Fieber und Erbrechen.
1. Akute Diarrhoen ohne Blutbeimengung im Stuhl
a) Reisediarrhoe:
Diese Form findet man häufig während Reisen in Entwicklungsländer. Meist handelt es sich um eine Infektion mit Escherichia coli, wobei Wasser, Lebensmittel, Salat und ungekochtes Gemüse und Früchte die hauptsächlichen Infektionsquellen darstellen. Die Patienten leiden unter wäßrigen Durchfällen, die von krampfartigen Bauchschmerzen begleitet sind. Weitere Symptome sind Appetitlosigkeit, ein allgemeines Schwächegefühl und ein leichtes Fieber, das allerdings nicht immer auftritt. Die Stühle sind frei von Eiter oder Blut; nach circa zwei bis fünf Tagen klingen die Symptome in der Regel von selbst wieder ab.