c) Dumping-Syndrom:
Dieses Syndrom stellt eine häufige Funktionsstörung nach einer Magenresektion oder einer totalen Gastroektomie dar. Zunächst zeigen sich Übelkeit, Völlegefühl, Brechreiz und plötzlich einsetzende Diarrhoen. Im weiteren Verlauf kommt es nach einer Phase mit Schwindel und Blässe zu Schwitzen, Hautrötungen und Herzrasen. Diese Symptome, die etwa 15 Minuten nach der Nahrungsaufnahme beginnen und gewöhnlich nach einer Stunde wieder verschwinden, charakterisieren die sogenannte "Früh-Dumping Phase". Die "Spät-Dumping Phase", circa zwei bis drei Stunden nach der Mahlzeit, zeichnet sich durch Hungergefühl, Schwäche und Hypoglykämie aus.

d) Syndrom der afferenten Schlinge:
Als weitere Komplikation einer Magenresektion kann sich das Syndrom der afferenten Schlinge ausbilden. Durch die Entleerungsstörungen in diesem Darmabschnitt kommt es zu Erbrechen von Galle mit Nahrungsresten und zu Schwierigkeiten bei der Verdauung.

Die gestörte Digestion begünstigt die Besiedelung der anderen Darmabschnitte mit fäkaler Flora, was letztendlich Diarrhoen und Fettstühle zur Folge hat.

e) Diarrhoen nach Vagotomie:
Die Durchfälle nach einer Durchtrennung des Nervus Vagus treten episodenhaft auf.Wegen des starken Stuhldranges klagen die Patienten oft über das Gefühl von Inkontinenz. Häufig findet man das sogenannte "Morgensyndrom": Die Betroffenen verspüren direkt vor oder nach dem Frühstück einen quälenden Stuhldrang begleitet von heftigen abdominellen Schmerzen, sind dann aber für den Rest des Tages ohne Beschwerden; gewöhnlich verbessert sich die gesamte Symptomatik im Laufe der Jahre nach dem Eingriff.

8. Weitere mögliche Ursachen von Diarrhoen
a) Darmallergie:
Wie viele andere Organe wird auch der Darm von Allergien betroffen. Die dabei auftretenden chronisch rezidivierenden Stühle stehen in enger zeitlicher Verbindung zur Aufnahme der jeweiligen allergisierenden Nahrungsmittel. Nach weniger als zwei Stunden zeigen sich als Frühreaktion Asthma, Leibesschmerzen, Übelkeit und gelegentlich Rhinitis und Dermatitis; die Spätreaktion tritt nach etwa zwei Stunden ein und ist durch Diarrhoen, Erbrechen und gastrointestinale Blutungen gekennzeichnet.

Am häufigsten findet man Darmallergien auf Nüsse, Kuhmilch, Eier und Sojabohnen; auch Gewürze wie Curry, Kümmel, Paprika uns Anis können zu allergischen Reaktionen führen. Des weiteren besteht noch die Möglichkeit einer Pseudoallergie, wenn Nahrungsmittel als Histaminliberatoren (Tomaten, Erdbeeren, Wein) fungieren oder einen hohen Anteil an vasoaktiven Substanzen wie zum Beispiel Serotonin (Sauerkraut, Wein, Bananen) aufweisen.

b) Medikamentös induzierte Diarrhoen:
Beim Auftreten von unklaren Durchfallerkrankungen sollte auf jeden Fall eine genaue Medikamentenanamnese erhoben werden. Ein wichtiger Hinweis ist dabei sicherlich der zeitliche Zusammenhang zwischen chronisch rezidivierenden Diarrhoen und der jeweiligen Medikamenteneinnahme. Oft handelt es sich bei den Arzneimitteln um Eisenpräparate, Antazida, Antirheumatica, Zytostatika, Ganglienblocker oder Herzglykoside. Vor allem aber muß geklärt werden, ob nicht eventuell ein Mißbrauch von Abführmitteln vorliegt, was keineswegs selten die Ursache ist, von den Patienten jedoch meist nicht angegeben wird. Ein weiterer Grund der Durchfälle könnte eine Antibiotika-assoziierte Kolitis sein. Sie tritt bei etwa einem Viertel der Patienten auf; die mit Breitspektrumantibiotika behandelt werden. Die Diarrhoen werden durch Enterotoxin von Clostridium difficile hervorgerufen, einem Bakterium das sich insbesondere bei Suppression der normalen Darmflora stark vermehrt.
(Abbildung 19)


Abb. 19: Antibiotika-assoziierte Kolitis. Große sporenbildende stäbchenförmige Zellen von Clostridium difficile, daneben eine kleine Zahl gramnegativer Erreger und viele Entzündungszellen.


Das klinische Bild weist verschiedene Schweregrade mit unterschiedlich starken Durchfallerscheinungen auf; bei besonders schwerem Verlauf kann die Krankheit sogar zum Tode führen.