Die sogenannte Amöben-Ruhr wird durch Entamoeba histolytica ausgelöst. Zur Gattung Entamoeba zählen verschiedene Arten typischer Amöben, die sich im Vegetativstadium durch Pseudopodien fortbewegen, jedoch auch unbewegliche Dauerformen (Zysten) bilden können.

Entamoeba histolytica ist für den Menschen pathogen und siedelt sich vor allem im Darmtrakt an, ist aber auch in der Lage in die Leber und andere Organe zu gelangen.
(Abbildung 7)

Der Erreger kann in Magnaform, Minutaform oder als Zyste vorliegen, wobei nur die Magnaform zur Invasion ins Gewebe befähigt ist.
(Abbildung 8)

Abb. 7: Trophozyten von Entamoeba histolytica in einem Ulkus des Kolon. (Photomikrographie von Zane Price).

Abb. 8: Zyste von Entamoeba histolytica mit runder Form, lichtbrechender Wand und multiplen Kernen.

Der oralen Aufnahme einer reifen Zyste folgt die Freisetzung einer vierkernigen Amöbe im Dünn- oder Dickdarm, aus der durch Teilung die Minutaformen hervorgehen. Diese siedeln sich im Dickdarm an und wandeln sich unter gewissen Bedingungen, zum Beispiel unter dem Einfluß von Cholesterol in die Magnaform um.

Krankheitszeichen können sich bereits wenige Wochen nach der Infektion, aber auch erst nach jahrelanger Latenzzeit, zeigen. Das akute Stadium beginnt mit krampfartigen Bauchschmerzen und Übelkeit. Die starken Durchfälle haben eine schleimig-blutige Beschaffenheit; man spricht von "Himbeergeleestühlen" bei deren mikroskopischer Untersuchung man zahlreiche Magnaformen nachweisen kann; Eiterbeimengungen fehlen.
(Abbildung 9)


Abb. 9: Amöbencolitis durch Entamoeba histolytica Toxin. Links: normale Zellschicht Rechts: nach Inkubation mit dem Toxin. Zu sehen sind die Auflösung der Zellschichten und Abrundung der Zellen.


Tritt die Erkrankung ins chronische Stadium über, zeigen sich anhaltende Bauchschmerzen und ein Wechsel zwischen Durchfall- und Verstopfungszuständen.
(Abbildung 10)


Abb. 10: Amöbischer Ulkus des Kolon mit charakteristischer Unterminierung.

Bei der Schistosomiasis handelt es sich ebenfalls um eine durch Parasiten ausgelöste Erkrankung, deren Symptome denen der Amöben-Ruhr recht ähnlich sind.

Erreger sind Schistosoma (Pärchenegel) japonicum, Schistosoma mansoni oder Schistosoma haematobium, eine Trematodenart (Saugwürmer), die sich vorzugsweise im Darm, den Mesenterialvenen und in der Pfortader ansiedeln.

Nach dem Entdecker von Schistosoma haematobium, dem deutschen Arzt Th. M. Bilharz, wird die Erkrankung auch Bilharziose genannt; dementsprechend spricht man bei einer Schistosomiasis des Darms von bilharziöser Dysenterie.