d) Pilzvergiftungen:
Treten die Vergiftungszeichen sehr bald (1 - 3 Stunden) nach der Mahlzeit auf; ist die Erkrankung gewöhnlich recht ungefährlich. Werden nämlich an sich eßbare Pilze zu lange aufbewahrt, können sich durch Zersetzungsvorgänge Giftstoffe anreichern. Die Durchfälle, die ca. zwei bis drei Stunden nach dem Verzehr solcher Mahlzeiten auftreten, verschwinden bald wieder.

Ähnlich verhält es sich bei Pilzen mit rasch einsetzenden Vergiftungserscheinungen. Dabei kann man neben den Diarrhoen auch Übelkeit und Erbrechen beobachten: auch diese Symptome klingen nach einem Tag in der Regel wieder ab.

Deutlich gefährlicher ist eine Intoxikation mit zum Beispiel Knollenblätterpilzen oder Lorcheln, deren Gift eine Inkubationszeit von 6 bis 24 Stunden aufweist.

Bei den vergifteten Personen zeigen sich Erbrechen, Durchfall und Koliken; schnell kommt es zu einer Exsikkose und nach zwei Tagen zu einer toxischen Hepatitis, eventuell begleitet von zerebralen Anfällen. Letztendlich führen Schock oder Leberversagen zum Tode.

e) Cholera: Vibrio cholerae ist der klassische Erreger der Cholera asiatica.
Das kommaförmig gekrümmte Stäbchen mit einer endständigen Geißel wurde im Jahre 1883 von Robert Koch entdeckt. Es parasitiert im menschlichen Darmtrakt und ist an der Außenwelt wenig resistent.

Eng verwandt ist es mit dem Vibrio E1 Tor, das erstmals 1905 festgestellt und nach einer Quarantänestation für Mekkapilger auf dem Sinai benannt wurde. Beide Bakterien gelten als die offiziellen Erreger der Cholera. Nach einer Infektion mit Vibrio cholerae oder Vibrio E1 Tor treten nach einer Inkubationszeit von zwei bis fünf Tagen wäßrige, geruchlose Stühle auf, die schließlich nur noch aus Schleimflocken (Reiswasserstühle) bestehen. Außerdem erbrechen die Patienten klare Flüssigkeit.

Die Vibrionen vermehren sich rasch im Dünndarm und produzieren zusätzlich zu den Endotoxinen auch das sogenannte Choleraenterotoxin. Es bewirkt ein Anschwellen der Darmschleimhaut, die dann in großen Mengen isotonische Flüssigkeit absondert.
(Abbildung 5)


Abb. 5: Der Wirkungsmechanismus des Choleratoxins: Das Toxin bindet an den GM 1 Gangliosidrezeptor auf der Zellmembran. Die aktive Untereinheit A1 dringt in die Zelle ein und inaktiviert das G-Protein; weil das G-Protein normalerweise die Adenylatcyclase von der aktiven in die inaktive Form umwandelt, liegt nach seiner Hemmung mehr und mehr aktive Adenylatcyclase vor. Dadur kommt es zur Anreicherung von cAMP entlang der Zellmembran, was eine aktive Sekretion von Natrium, Kalium, Chlorid, Bicarbonat und Wasser aus der Zelle ins Darmlumen bewirkt.


Wegen des erheblichen Wasser- (bis zu 10 l pro Tag) und Elektrolytverlustes können die Betroffenen innerhalb weniger Stunden kollabieren und sterben.

Die Behandlung besteht vor allem im Ausgleich des Wasser- und Elektrolythaushalts und der Aufrechterhaltung des Kreislaufes. Differentialdiagnostisch ist von Bedeutung, daß bei den Erkrankten kein Fieber auftritt.

f) Darmtuberkulose:
Erreger der menschlichen Tuberkulose sind die Tuberkelbakterien Mycobacterium tuberculosis und Mycobacterium bovis. Die häufigste Art der Infektion ist der aerogene Weg mit Eintrittspforte im Respirationstrakt. Werden die Tuberkelbakterien mit der Nahrung aufgenommen, kann die Infektion ihren Anfang auch direkt im Darm und Mesenterium nehmen. Die Darmtuberkulose tritt selten als isolierte Krankheit auf, sondern ist meist die Komplikation einer schweren Lungentuberkulose, die allerdings seit Einführung der Tuberkulosestatika sehr selten geworden ist. Obwohl sich die Darmtuberkulose in beinahe allen Abschnitten des Verdauungstrakts manifestieren kann, ist hauptsächlich die Iliozäkalgegend betroffen.

Die Patienten klagen über abdominelle Schmerzen, Fieber und Erbrechen; oft kommt es auch zu einer deutlichen Gewichtsabnahme. Falls größere Darmregionen in Mitleidenschaft gezogen sind, kann es auch zu Fettstühlen und Malabsorption kommen.

Da die Symptome der Darmtuberkulose denen des Morbus Crohn sehr ähnlich sind, muß die Diagnose mittels Stuhlkulturen und Nachweis des Mycobacteriums tuberculosis bestätigt werden.