FACHFORUM

Die innere Uhr

Auch von der Ernährung beeinflusst

Martina Schneider

Die innere Uhr des Menschen steuert die Ausschüttung von Hormonen, sie regelt Stoffwechselvorgänge sowie Körperfunktionen und -aktionen, die einem circadianen (24-stündigen) Rhythmus unterliegen. Dieser Takt der inneren Uhr wird von bestimmten Genen gesteuert und durch äußere Zeitgeber wie vor allem Licht und Dunkelheit mit der Umwelt synchronisiert. Das ist bekannt. Neu dagegen: Auch die Ernährung nimmt in hohem Maße Einfluss darauf, ob und wie aktiv Zeitgeber-Gene sind.


Wie der Mensch sich ernährt, beeinflusst erheblich seine innere Uhr, ist Ergebnis einer neuen Studie (1), teilt das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsam mit. Die Teilnehmer – die meisten von ihnen ein- oder zweieiige Zwillinge – hielten sechs Wochen lang eine kohlenhydratreiche Diät ein, dann wurde auf eine fettreiche Ernährung umgestellt. Bereits nach einer Woche änderten sich der tägliche Rhythmus der Cortisol-Ausschüttung sowie das Aktivitätsmuster von Genen, die den Stoffwechsel und die innere Uhr steuern. Ebenso änderte sich das Aktivitätsmuster von Genen für Entzündungen. Besonders bei eineiigen Zwillingen ähnelten sich die Muster so, dass man von einer erblichen Komponente ausgehen kann.

Die Wissenschaftler um Mediziner und Endokrinologen Andreas F. H. Pfeiffer setzten sechs Wochen lang die Zwillingspaare auf eine kohlenhydratbetonte Diät. Der Kohlenhydratanteil lag dabei bei 55, der Eiweißanteil bei 15 und der Fettanteil bei 30 Prozent der Gesamtenergiezufuhr. Danach erhielten die Teilnehmer für weitere sechs Wochen eine fettreiche Kost, wobei die Forscher den Anteil der Kohlenhydrate auf 40 Prozent senkten und gleichzeitig den Fettanteil von 30 auf 45 Prozent erhöhten, um eine gleichbleibende Energieversorgung zu gewährleisten. „Diese iso-kalorische Ernährung war wichtig, da Unter- oder Überernährung selbst eine starke Stoffwechselantwort auslösen und so das Untersuchungsergebnis verfälschen können“, erklärt Pfeiffer.

Wie die Wissenschaftler anhand von Blutzellanalysen feststellten, veränderte die Ernährungsumstellung innerhalb von sieben Tagen die Aktivitätsmuster von vier zentralen Zeitgeber-Genen. „Besonders bei eineiigen Zwillingen waren die Aktivitätsmuster auffallend ähnlich. Wir gehen daher davon aus, dass die Art und Weise erblich vorherbestimmt ist, wie das Zeitgeber-Gen-System auf unterschiedliche Nahrungskomponenten reagiert“, sagt Olga Pivovarova, Erstautorin der Studie. Die im Tagesverlauf veränderte Aktivität der Zeitgeber-Gene war eng mit Modulationen im Fett- und Energiestoffwechsel und mit Entzündungsreaktionen verbunden.

...

Spurenelement Zink

...

Zu wenig Schlaf

...

Quellen
(1) Pivovarova, O., et al.: Changes of dietary fat and carbohydrate content alter central and peripheral clock in humans. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 2015; doi: 10.1210/jc.2014-3868
(2) Vgl. bereits Bass, J., et al.: High-fat diet disrupts behavioral and molecular circadian rhythms in mice. Cell Metabolism Journal 2007 Nov; 6(5):414-21; siehe auch: Bass, J., et al: Circadian rhythms, sleep and metabolism. Journal of Clinical Investigation 2011 Jun 1; 121(6):2133–2141
(3) Schmalen, I., et al.: Interaction of circadian clock proteins CRY1 and PER2 is modulated by zinc binding and disulfide bond formation. Cell 157:5, 1203-1215, 22 May 2014
(4) AAN-Jahrestagung, 18. bis 25. April in Washington D.C./USA

Literatur
Jürgen Zulley; Barbara Knab: Unsere Innere Uhr. Natürliche Rhythmen nutzen und der Non-Stopp-Belastung entgehen. Mabuse-Verlag, Frankfurt/Main 2014
Gunther Hildebrand; Maximilian Moser: Chronobiologie und Chronomedizin: Biologische Rhythmen – Medizinische Konsequenzen. Human Research, Weiz/Österreich 2013



Anschrift der Verfasserin
Martina Schneider
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Seminarhaus Schlüsselblume
Am Sahrbach 3
53505 Kreuzberg/Ahr



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 10/2015