FACHFORUM

Das gute Symptom?!

Klaus Binding

Was ist ein Symptom? – Altgriechisch: ein Zufall (nicht im umgangssprachlichen Sinn), bestehend aus den Begriffen „zusammen“ und „fallen“, d.h. mindestens zwei Dinge können zusammenfallen oder besser: zusammen passieren. Zwei Ereignisse sind annähernd zeitgleich. Das erste Ereignis ist, allgemein gesagt, eine Störung im Menschen, das zweite Ereignis ist die Reaktion auf diese Störung – das Symptom, ein Signal, das auf die Störung aufmerksam macht. Störung und Reaktion (das Symptom) „fallen zusammen“, ein Symptom erscheint.


Unterschiedliche Störungen lassen unterschiedliche Symptome entstehen. Die Symptome zeigen die Art der Störung an; sie sind erkennbare Signale über das, was im Innern des Organismus (auch im geistig-seelischen Organismus) abläuft.
Ziel einer Heilbehandlung muss es sein, die Störung zu beheben und nicht nur deren Signal. Deshalb sind Symptome so unendlich wichtig und hilfreich, um wirklich heilen zu können. Werden lediglich die Symptome behandelt und zum Verschwinden gebracht, muss der Organismus neue Symptome nach außen schicken und erneut auf die innere Störung hinweisen. In der Schulmedizin wird das neue Symptom als eine neue Krankheit gedeutet. Im homöopathischen Sinn ist es eine Symptomenverschiebung derselben Störung nach Unterdrückung der ersten Symptome. Es ist dieselbe Krankheit, sie zeigt sich nur anders, meist mit bedrohlicheren Symptomen.
Natürlich sind Symptome aus persönlicher Sicht lästig, unangenehm, schmerzhaft – aber sie sind helfende Wegweiser, haben eine „gute Absicht“.

Das Symptom nicht zu verfluchen, sondern als Helfer anzuerkennen ist der erste Schritt zur Heilung. Symptome sind nicht die Krankheit.

Den Überbringer einer schlechten Nachricht umzubringen ist dumm; der Inhalt der schlechten Nachricht verschwindet dadurch nicht! Symptome sind Überbringer einer inneren Botschaft, die aus dem Leben des Menschen stammt, nicht aus seinem Körper. Der Körper ist die Bühne, auf der die Symptome ihre Vorstellung geben.
Paul Dahlke (Berliner Homöopath und Begründer des Buddhismus in Deutschland, 1865-1928) definiert Symptome als „Hunger nach dem Simile“, und Georgos Vithoulkas schreibt in seinem neuen Buch „Ebenen der Gesundheit“: „Wichtig für das Verständnis des Homöopathen ist, dass die Symptome des Patienten nicht Feinde, sondern Verbündete sind.“ Ist die innere Störung beseitigt, auf gesetzmäßigem Wege geheilt, wird das Symptom überflüssig, es verschwindet. Hahnemann betont im Paragraphen 8 des Organon, dass nach Verschwinden des „ganzen Inbegriffs der wahrnehmbaren Zufälle“ (die Gesamtheit der Symptome) nur Gesundheit im Innern übrig bleibt.

Symptomatologie ganz einfach erklärt

Die Symptome des Patienten sind wie kleine bunte Kontrolllämpchen, die anzeigen, was im Innern des Kranken vorgeht. Die Symptome zeigen an, was die Lebenskraft gerade tut, um den Organismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Symptome zeigen den Weg zur heilenden Arznei (und nicht der Name der Krankheit). In der Schulmedizin werden die kleinen Kontrolllämpchen (Symptome) einfach herausgeschraubt. Sie leuchten dann nicht mehr, und man glaubt, die Störung sei behoben. In Wirklichkeit bleibt die Störung im Innern bestehen – ähnlich wie bei einem Auto: Wir würden uns wundern, wenn der KFZ-Mechatroniker das leuchtende Lämpchen einfach lose schraubt und behauptet, der Wagen sei wieder fit, anstatt die Motorhaube zu öffnen und den Motor (Lebenskraft) zu reparieren.

Homöopathie ist eine Therapie der Person, des individuellen, einmaligen Menschen – im wahrsten Sinne des Wortes eine personotrope Therapie. Jeder ist einmalig, in Gesundheit und Krankheit.

Deshalb sind die persönlichen Symptome viel wichtiger als die krankheitstypischen Symptome, die fast jeder hat.
Beispiele: Fieber, Husten, Schüttelfrost oder Gliederschmerzen sind krankheitstypische Symptome einer Grippe, die fast bei jedem Menschen zu beobachten sind. Diese Symptome sind für die Arzneifindung ziemlich unwichtig. Entscheidend sind die persönlichen Symptome, die ...

Das vollständige Symptom

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Lokalisation

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Wert der Symptome

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Literatur
Herbert Fritsche: Die Erhöhung der Schlange. Burgdorf Verlag, 7. Auflage, 1991
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst, 6. Auflage, 1921,
Georgos Vithoulkas: Ebenen der Gesundheit, Urban & Fischer, 1. Auflage, 2014
Georgos Vithoulkas: Die Praxis homöopathischen Heilens. Urban & Fischer, 6. Auflage, 2005
Klaus Binding: Homöopathie – Theorie und Praxis. Books on Demand, 2. Auflage, 2011



Anschrift des Verfassers
Klaus Binding
Heilpraktiker
Brenneckenbrück 5a
38518 Gifhorn
E-Mail: klaus-binding@web.de



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Naturheilpraxis 10/2015