FACHFORUM

Unsere Niere

Mehr als nur ein Kaffeefilter Teil 2

Edith Göttsche

Oft höre ich von Patienten: „Mit meiner Niere ist alles in Ordnung. Immer wenn ich etwas trinke, kommt es gleich wieder.“ In der breiten Bevölkerung hat sich ein sehr einfaches Bild über die Funktion der Niere herausgebildet: Die Niere funktioniere ähnlich wie ein Kaffeefilter oder ein Durchlauferhitzer. In der naturheilkundlichen Ausbildung wurde diese Sicht noch um den Aspekt der Blutdruckregulation erweitert. Auch in meiner Ausbildung war dies der zur Niere gehörende Aspekt. Erst durch die Erfahrungen mit meinen Patienten habe ich begonnen, über diesen Tellerrand hinauszusehen und mich intensiver mit den vielfältigen wunderbaren Funktionen unserer Niere zu beschäftigen und das Wissen zu vertiefen. (Fortsetzung aus Naturheilpraxis 9/2015)


2.3.3 Vitamin-D-Stoffwechsel

Calcitriol reguliert den Kalziumspiegel im Blut und damit den Knochenaufbau. Es ist die physiologisch aktive Form des Prohormons Vitamin D3. Es wird vor allem in den Nieren, aber auch in anderen Geweben aus einer Vorstufe gebildet. Vitamin-D-Mangel führt mittelfristig bei Kindern zu Rachitis und bei Erwachsenen zu Osteomalazie und Osteoporose. Weiterhin benötigt unser Körper Vitamin D bei der Zelldifferenzierung: Neben der Hemmung der Zellproliferation wird auch die Regulation der Apoptose beeinflusst. Auch immunmodulatorische Regulationsschritte sind abhängig von Vitamin D, weiterhin beeinflusst es die anderen hormonellen Regelkreise.
Die Bildung von Vitamin D3 in der Niere ist fein reguliert: Neben dem Parathormon haben ein niedriger Kalzium- und ein niedriger Phosphatspiegel aktivierende Wirkung auf die Bildung von Calcitriol. Aber auch durch Östrogen, Calcitonin, Somatotropin und Prolactin wird die Calcitriolsynthese beeinflusst. Glucocorticoide führen hingegen zu einem Mangel an Calcitriol.
Calcitriol bewirkt im Darm, in den Knochen, den Nieren und der Nebenschilddrüse eine erhöhte Kalziumabsorption. In der Bauchspeicheldrüse wird die Insulinausschüttung aktiviert. Im Gehirn führt es zu einer erhöhten Aktivität der Cholinacetyltransferase, im Muskel wird der Kalziumtransport gefördert. Die Hemmung der Keratozytenproliferation in der Haut wird durch Calcitriol ausgelöst und fördert deren Differenzierung sowie die Bildung der roten Blutkörperchen.
Ferner ist das Vitamin-D-System wichtig für die Entwicklung und Funktion des Nerven- und Muskelsystems. Vitamin D3 erhöht die Nervenleitgeschwindigkeit in Motoneuronen, beim Embryo beeinflusst es die regelrechte Gehirnentwicklung. Vitamin-D-Mangel während der Schwangerschaft führt zu einem erhöhten Risiko für die intrauterine Wachstumsverzögerung, zu vorzeitigen Wehen, Bluthochdruck und leicht gichtigen Neugeborenen.
Vitamin-D-Mangel ist ein Risikofaktor für folgende Erkrankungen: Osteopenie und Osteoporose, Bluthochdruck und andere kardiovaskuläre Erkrankungen (die Hemmung der Vitamin-D3-Wirksamkeit bewirkt eine Aktivierung des Renins), Psoriasis, Autoimmunerkrankungen (MS, PCP, Morbus Crohn, DM I, SLE) sowie Tumor- und Infektionserkrankungen, u.a. Tuberkulose. Man kann allgemein sagen, Vitamin-D-Mangel führt zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate.
Bei folgenden augendiagnostischen Zeichen ist auch immer der Nierensektor zu beachten: Schilddrüsenschwächezeichen, Spondylosering und Osteolakunen.



Fallbeispiel 6

Diese Patientin (71) kommt wegen Erschöpfung und instabiler Hypertonie in meine Behandlung. Weiterhin leidet sie unter Fibromyalgie und Osteoporose.
Auf einer grauen Konstitution zeigen sich folgende Hinweiszeichen: Neben den abgedunkelten Nieren findet sich auch um die Pupille eine dunkle Region, der sogenannte Begleitschatten. Dieser ist ein Zeichen für die reduzierte Säureproduktion des Magens. Die Säuren, die als Abfallstoffe vieler Stoffwechselprozesse anfallen, werden zum größten Teil über den Magen ausgeschieden – was für ein genialer Mechanismus der Natur, einen Abfallstoff gleich noch als Verdauungssaft zu recyceln. Bei reduzierter Magenkapazität verbleiben die Säuren auch im Bindegewebe, dadurch steigt die Belastung der Nieren. Der Begleitschatten ist also auch immer ein Risikofaktor für den Nierenstoffwechsel.
Nasal zeigen sich die Folgen der Nierenbelastung: In der abgeschatteten Über- ...

3 Erkrankungen der Nieren

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4 Therapie

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Studien

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Literatur
Rehwinkel Jürgen, Wenske Sigolt: Lehrbuch der Augendiagnose (zu bestellen über den Uslarer Kreis, www.uslarer-kreis de)
Netter, Frank H.: Farbatlanten der Medizin. Band 2: Niere und Harnwege, Thieme 1976
Schaefer, Roland M.; Kosch, Markus: Störungen des Säure-Basen-Haushalts: Rationale Diagnostik und ökonomische Therapie. Dtsch Arztebl 2005; 102(26)
Pischinger, Alfred: Das System der Grundregulation. Haug 1998
Heine, Hartmut: Lehrbuch der biologischen Medizin. Hippokrates 2007

(Anmerkung: Die nächsten Termine des Uslarer Kreises sind: Kurs I 5.–8.3.2016; Kurs III 10.–13.3.2016)




Anschrift der Verfasserin
Dr. rer. nat. Edith Göttsche
Neuenkamp 2
24589 Schülp/Nortorf
E-Mail: naturheilpraxis-goettsche@gmx.de
1. Vorsitzende des Uslarer Kreises zur Förderung der Augendiagnose e.V.



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Naturheilpraxis 10/2015