SPEZIAL

Sal mirabilis Glauberi – Glaubers Salz

Natrium sulfuricum zwischen Wunderglaube und Praxisrealität

Hans-Josef Fritschi

Als der junge Apothekergeselle Johann Rudolph Glauber 1625 in Wien an der „ungarischen Krankheit“, dem Fleckfieber, erkrankt und keine ärztliche Kur helfen will, schleppt er sich mit letzter Kraft zu einer nahen Heilquelle, trinkt von dem scheußlich schmeckenden Wasser und wird gesund. Von der schnellen Heilung überrascht, untersucht er das Wasser und findet in ihm hauptsächlich Natriumsulfat (Na2SO4).


Für Glauber ist es kein Problem, das Salz aus Schwefelsäure und Kochsalz nachzuarbeiten. Geschäftstüchtig wie er ist, preist er es in höchsten Tönen an und beeindruckt damit selbst den Kaiser. Der Ruf eines neuen Wundermittels, des Sal mirabilis Glauberi, war geboren. Bis heute nennt man das Natriumsulfat Glaubersalz.

Ein Apothecarius zwischen Mittelalter und Neuzeit

Um das Jahr 1604 wird Johann Rudolph Glauber als Sohn eines Barbiers in Karlstadt am Main geboren. Nach der Lateinschule geht er beim örtlichen Apotheker in die Lehre und reist anschließend nach Prag, um beim Hofalchemisten von Kaiser Ferdinand II. in die hermetische Kunst der Alchemie eingeweiht zu werden. Doch dazu kommt es vermutlich nicht, weil dort, gerade zu der Zeit, als Glauber in Prag eintrifft, die Pest ausbricht. Kaiser samt Hofstaat und Alchemisten fliehen nach Wien. Geistesgegenwärtig schließt sich Glauber ihnen an und wird, kaum ist er in der Donaumetropole angelangt, vom Fleckfieber niedergestreckt. Seine wundersame Heilung und die geschickte Präsentation des von ihm entdeckten Sal mirabilis beeindruckt die blaublütigen Flüchtlinge aus Böhmen sehr. So nimmt man den jungen Apothecarius gerne in die kaiserliche Gesellschaft auf. Einen Wunderdoktor samt Wundersalz in den eigenen Reihen zu haben hat natürlich etwas.

So kommt Glauber viel herum, und sein Name ist überall bekannt. Auf den Marktplätzen halb Europas preist er sein Wundersalz an und macht damit gute Geschäfte. Spuren seines Wirkens hat er auch in Frankfurt am Main, Gießen, Wertheim, Kitzingen und vor allem in Amsterdam hinterlassen. Dort baut er das wohl modernste Laboratorium seiner Zeit und verlässt damit – wohl eher unbewusst als bewusst – das nebulöse Land der Alchemie. Glauber wird zum ersten Chemiker einer neuen Zeit. Sein Laboratorium Glauberianum gilt heute als die erste Chemiefabrik der Welt. Er entdeckt neue Substanzen, entwickelt neue Produktionsverfahren und konstruiert neue Apparaturen, bleibt aber doch dem Denken seiner Vorgänger verhaftet.

Persönlich will er das Grab seines großen Vorbildes Paracelsus sehen und reist aus diesem Grund nach Salzburg. Und er schreibt eine spagyrische Pharmacopoeia, die über 250 Jahre später die Grundlage eines spagyrischen Herstellungsverfahrens im Homöopathischen Arzneibuch wird. Am Lebensende ereilt Johann Rudolph Glauber das Schicksal vieler seiner Vorgänger: Durch den ständigen Umgang mit toxischen Substanzen zieht er sich eine chronische Vergiftung zu, die ihn teilweise lähmt und schließlich ans Bett fesselt. Am 10. März 1670 hat sein unstetes Leben ein Ende.

Vom Wunder- zum Abführmittel

Zur Zeit Glaubers galt sein Sal mirabilis als neue Wunderwaffe gegen vielerlei Krankheiten. Alles, was mit den damals üblichen Maßnahmen nicht behandelbar war, versuchte man mit Natriumsulfat zu kurieren – mit mehr oder weniger Erfolg. Die Halbwertzeit von Wundermitteln ist überschaubar, egal ob im Mittelalter oder in der Zeit von Google, Facebook und Twitter. Schon bald nach Glaubers Ableben hatte die Realität sein Wundersalz eingeholt. Dass man mithilfe von Natriumsulfat dem Tod von der ...

Vom Abführmittel zum E 514

...

Glaubersalz als Homöopathikum

...

Charakteristische Symptome für Natrium sulfuricum in der Homöopathie

...

Glaubersalz bei Schüßler

...

Hauptindikationen für Natrium sulfuricum in der Biochemie nach Schüßler

...

Glaubersalz in der Spagyrik

...

Sal mirabilis Glauberi – ein Resümee

...



Literatur
Abele, U./Stiefvater, E.W.: Aschner-Fibel, Heidelberg, 1975
Broy, J.: Die Biochemie nach Dr. Schüßler, München, 1995
Bynum, W./Nutton V.: Essays in the History of Therapeutics, Amsterdam,1991
Heepen, G.: Schüßler-Salze, München, 2008
Helmstädter, A.: Wilhelm Schüßler – Ein Therapeut als Kind seiner Zeit, Pharmazeutische Zeitung 51/2007
Farrington, E. A.: Klinische Arzneimittellehre, übersetzt von H. Fischer, 1891
Feichtinger T./Niedan, S.: Praxis der Biochemie nach Dr. Schüßler, 2000
Fritschi, H.-J./Meier, M.: Mineral-Spagyrik, Küttigen, 2013
Grauvogl, E. v.: Lehrbuch der Homöopathie, Nürnberg, 1866
Meyer, C. J.: Handbuch der Pharmakologie, Güns, 1836
Schwenk, E. F.: Sternstunden der frühen Chemie, München, 2000




Anschrift des Verfassers
Hans-Josef Fritschi
Karl-Bromberer-Straße 5
78183 Hüfingen
www.spagyrik-kreativ.de



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 7/2015