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Honorar-Forderungen? – Versuch einer Begriffsklärung

Nein, dieser Beitrag befasst sich nicht etwa mit dem Thema „kreative Rechungsstellung“, es soll hier also nicht darum gehen, „wie komme ich bei gleicher Leistung zu mehr Geld?“, wie überhaupt der Nutzen dieses Beitrags sicher nicht mit pekuniärem Maß zu messen sein dürfte.

Man hört ja immer davon, dass die chinesischen Ärzte nur so lange ihr Gehalt bezogen, als sie ihre Patienten gesund erhielten. Dieses Modell ist gewiss bedenkenswert – in des Wortes doppelter Bedeutung: Fast jeder kennt schließlich die Geschichte von der chinesischen Hochzeit. Für die, die hier unwissend den Kopf schütteln: Alle Geladenen wurden gebeten, eine Flasche Wein mitzubringen, der in einen großen Bottich geschüttet werden sollte, um somit eine optimale Weinmischung für die Gäste zu erhalten. Allgemein menschlich, sicher nicht spezifisch chinesisch, war das Resultat dieses Ehrlichkeitstests: Wie könnte es anders kommen, der Bottich enthielt lauteres Wasser – und keiner wollte es dann zugeben, und entsprechend war denn auch das Echo. Der Kaiser mit seinen neuen Kleidern, im vorliegenden Fall also der von China, lässt grüßen …

Mit dem Gesundheitszustand der Patienten dürfte es dann wohl ähnlich bestellt sein. Um nicht dauernd den Arzt „für nichts“ bezahlen zu müssen, kann man annehmen, dass nun jeden ständig allerhand Zipperlein plagten, die das ärztliche Honorar solcherart infrage stellten. Der Arzt hingegen hätte unter Umständen nicht zuletzt mithilfe unerfreulicher Therapieverfahren die Patienten davon zu überzeugen, dass sie eigentlich gesund seien. Wer weiß, vielleicht entstand so jene bis heute gängige Praxis, mit Nadeln in schmerzhafte Stellen zu stechen …


Bernd Hertling

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Naturheilpraxis 7/2015