Chronische Krankheiten

Rheuma

Omega-6 und Omega-3 in die Waagschale geben

Jochen Henn

Seit einigen Jahren sind die positiven entzündungshemmenden Effekte von Omega-3-Fettsäuren immer wieder Thema medizinischer Artikel. Dennoch war die konkrete Nutzung in der Therapie für mich lange unklar. Helfen Omega-3-Präparate überhaupt? Welche ist die richtige Dosierung? Welche Ergebnisse kann man erwarten? Erst mit der Nutzung der Fettsäure-Analytik, bei der u.a. der Fettsäurestatus bestimmt wird, konnte ich die Omega-3-Fettsäuren als einen wichtigen Beitrag in der Therapie einsetzen.


Hintergrund

Für entzündliche rheumatische Krankheiten sind Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren von hoher Bedeutung, da diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren Entzündungsprozesse regulieren. Während die Arachidonsäure, eine Omega-6-Fettsäure, entzündungsfördernd wirkt, bilden Omega-3-Fettsäuren den entzündungshemmenden Gegenpol.

Empfohlen wird ein balanciertes Omega-6/3-Verhältnis von circa 3:1. Die Expertenmeinungen zu einem idealen Verhältnis gehen auseinander – von circa 2:1 bis circa 5:1.

Tatsächlich herrscht jedoch in der Bevölkerung ein erhebliches Omega-6/3-Ungleichgewicht von durchschnittlich circa 15:1, bei Jugendlichen sogar circa 25:1. Eine Hauptursache hierfür ist die vermehrte Nutzung von billigen Omega-6-reichen Pflanzenölen in der Nahrungsmittelindustrie, insbesondere als Bestandteil von Tierfutter (= Soja-Pellets). Wöchentlich werden für jeden Deutschen circa 700 g Sojamehl für die Tierhaltung eingesetzt! Angesichts des hohen Anteils von Omega-6-Fettsäuren in Sojaöl (über 50%) führt dies zu einer Omega-6-Quelle in unserem Nahrungsalltag, die allein durch das Mastfutter erzeugt wird. Wildfleisch hingegen ist eine Quelle für gute Fette.

Man ist, was man isst, und das spiegelt sich in der gesamten Nahrungskette wider.

Eine andere Hauptursache stellt der geringe Konsum von Fisch und Fischprodukten dar, die eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren bilden. Aufgrund der pathophysiologischen Zusammenhänge ist es nicht verwunderlich, dass sich ein Defizit von Omega-3-Fettsäuren auch bei anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen findet und ein Ausgleich der Dysbalance zwischen pro- und anti-entzündlichen Fettsäuren eine klinische Verbesserung erwarten lässt. So bessern sich die Symptome der chronischen Polyarthritis wie Schmerzen, Schwellung und Gelenksteifigkeit bei Einnahme von Eicosapentaensäure (EPA) / Docosahexaensäure (DHA), wobei oft ein Omega-6/3-Verhältnis von unter 2,5:1 angestrebt wird.

Eine Metaanalyse (1) bestätigt die klinischen Effekte. Bei Einnahme von 10 g Fischöl pro Tag (2,2 g EPA) gelang eine über 30%ige Dosisreduktion von NSAR bei 39 % der Verumgruppe gegenüber 10% der Placebogruppe. Eine aktuelle Übersichtsarbeit bestätigt die Ergebnisse einer Vielzahl von Studien und zeigt eine klare Evidenz zum therapeutischen Einsatz von n-3-Fettsäuren bei Polyarthritis (2).

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Therapeutischer Einsatz von Omega-3-Fettsäuren

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Praxisbeispiele

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Literatur
(1) Goldberg, R.J.; Katz, J.: A meta-analysis of the analgesic effects of omega-3 polyunsaturated fatty acid supplementation for inflammatory joint pain. Pain 129:210-23, 2007
(2) Yates, C.M.; Calder, P.C.; Ed Rainger, G.: Pharmacology and therapeutics of omega-3-polyunsaturated fatty acids in chronic inflammatory disease. Pharmacol Ther 141(3):271-82, 2014



Anschrift des Verfassers
Dr. med. Jochen Henn M.A.
Internist, Experte Biologische Medizin (Universität Mailand)
Hauptstraße 21
83684 Tegernsee
www.praxis-tegernsee.de



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Naturheilpraxis 7/2015