Chronische Krankheiten

Chronisch lymphatische Leukämie

Praxisfall: 14 Jahre CLL mit ständigen Infektionen

Barbara Weschke-Scheer

Dargestellt wird der Fall eines inzwischen 64-jähriges Patienten, der seit 14 Jahren unter einer chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) leidet. Dabei stehen ständig aufflackernde starke Infektionen im Vordergrund. Diskutiert wird die Frage, inwiefern die Überforderung des Abwehrsystems mit zum Krankheitsbild beiträgt und welche Ansätze zur naturheilkundlichen Therapie sich daraus ergeben.


Der verheiratete Patient hat zwei Töchter und ist eine hochgewachsene sportliche Erscheinung mit insgesamt guter Konstitution und einem eher zurückhaltenden Wesen, eine intellektuell-betonte (ernste, pflichtbewusste) Persönlichkeit. Er arbeitete als Marktforscher im Verlagsbereich und später als Lehrer. In psychologischer Hinsicht neigt er manchmal zum Grübeln über berufliche Themen.

Als die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) diagnostiziert wurde, hatte der damals 50-jährige Patient bereits viele größere Infektionen hinter sich; möglicherweise bestand die CLL schon länger. Neben den üblichen Erkältungsinfektionen wie rezidivierende Anginen, Husten und Schnupfen klagte er über häufige Herpesbläschen, Karbunkel durch entzündete Haarfollikel sowie entzündete Schweißdrüsen, die einige Male operiert werden mussten. Vielleicht lag eine erbliche Komponente für den frühen Ausbruch der („Alters-“)Leukämie vor: Der Vater des Patienten war mit 47 Jahren an einem Lungentumor unklarer Genese (womöglich auch mit einer CLL im Vorfeld?) verstorben.

Als vor mehr als 14 Jahren die CLL (Typ B-CLL, Stadium A nach Binet, mit 90 % verändertem Knochenmark) bei einer Routineuntersuchung diagnostiziert wurde, zeigte sich bald, dass die Krankheit einen aggressiven Verlauf nahm: Die Lymphozyten nahmen prozentual sehr rasch zu, und die Leukozyten-Werte stiegen von anfänglich 30.000 schnell auf 60.000 und bald über 100.000 und sogar 150.000 an. Der Patient hatte eine Art „Abwehrschwäche“: Es zeigten sich laufend Infektionen wie Herpesinfektionen, Anginen, Pneumonien, häufiges Pfeiffer-Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus), Gürtelrose (Herpes zoster) an verschiedenen Nervensträngen, Polyarthritis an Händen, Knien und Füßen, möglicherweise auch eine Borreliose. Am meisten belasteten den Patienten seine arthritischen Beschwerden (Schmerzen, Schwellung, Entzündung) und die starken Nachtschweiße. Eine leichte Osteoporose wurde ebenfalls diagnostiziert.

Krankheitsverlauf

Wegen des aggressiven Anfangsverlaufs der CLL-Erkrankung (Kanofsky Index bei 90%, Leukozyten bei 144.000, Lymphozyten 70%, Hb noch im Normbereich, vergrößerte Lymphdrüsen im Hals- und Bauchbereich, leicht vergrößerte Milz, Lebergröße normal, starke Nachtschweiße, Gewichtsverlust und Schwächegefühl durch die Erkrankung, keine Blutungsneigung, aber viele rezidivierende Infekte ...) wurde bereits nach sechs Krankheitsjahren (2008) eine Chemotherapie mit fünf Zyklen Fluadarabin und Cyclophosphamid durch den behandelnden Hämatologen durchgeführt, die zu einer partiellen Remission der CLL führte (Resultat: Leukozyten mit 6800 im Normbereich, Blutbild fast unauffällig). Auf eine Therapie mit monoklonalen Antikörpern wurde verzichtet. Die Chemotherapie wurde zur Ausleitung der chemischen Gifte mit naturheilkundlichen Therapien begleitet.

Sieben Jahre später liegen die Lymphozyten heute bei 73%, die Leukozyten sind wieder langsam angestiegen (sie schwanken zwischen circa 60.000 und 90.000), die Thrombozyten liegen etwas unter der Norm, die Milz ist leicht vergrößert, es gibt zervikal und submandibulär vergrößerte Lymphknoten, der Hb-Wert liegt im Grenzbereich bei 10. Das heißt, es liegt eine leichte Aktivitätszunahme der CLL vor [genetischer Typ Del (13) (q14q22)], die nach den Vorstellungen einer evidenzbasierten Medizin, z.B. bei einer noch größeren Anämie oder einer stärkeren Blutbildverschiebung, immer wieder nahe einer Chemotherapie-Indikation liegt. In solchen Situationen leistete mir in diesem Fall übrigens Staphisagria D30 (DHU) unschätzbar gute Dienste. Sobald der Hb-Wert unter 10 zu rutschen drohte, konnte man ihn in nur einer Woche von 9,5 auf circa 10,4 oder höher steigern. Manchmal nahm der Patient dabei zusätzlich noch Vitamin B12 per os.
Bis heute ist der bald 64-jährige Patient trotz allem arbeitsfähig und erfreut sich an zahlreichen Freizeitaktivitäten. Seine CLL schränkt ihn also faktisch kaum ein und erlaubt ihm nach wie vor eine hohe ...

Naturheilkundliche Therapie

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Diskussion

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Literatur
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Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (Hrsg.); Soldner, Georg:
Vademecum Anthroposophischer Arzneimittel – Der Merkurstab (Zeitschrift für
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Dr. Hallek, Michael; Dr. Emmerich, Berthold: Chronisch lymphatische Leukämie, Uni-Med Verlag AG, Bremen, London, Boston 2001
Kalbermatten, Roger; Kalbermatten, Hildegard: Pflanzliche Urtinkturen – Wesen und Anwendung, AT Verlag, Baden, München 2011
Riede, Isolde: Borreliose als chronisch lymphatische Leukämie – Eine Fallstudie. Naturheilpraxis 6/2015
Rippe, Olaf; Madejsky, Margret; Amann, Max; Ochsner, Patricia; Rätsch, Christian: Paracelsusmedizin – Altes Wissen in der Heilkunst von heute, AT Verlag, Aarau Schweiz 2001
Tunev , Stefan S. et al.: Lymphadenopathy during lyme borreliosis is caused by spirochete migration-induced specific B-cell. PLoS Pathog 7(5): e1002066. doi:10.1371/journal.ppat.1002066
Dr. Sandherr, Michael; Dr. Hallek, Michael:
Fragen und Antworten zur chronisch lymphatischen Leukämie – Ratgeber für Patienten und deren Angehörigen, Bayer Health Care und CLL Studiengruppe Universitätsklinik Köln 2007
Staufen-Pharma (Hrsg.): Nosoden-Informationen für Fachkreise, Göppingen 2014
Storl, Wolf-Dieter: Borreliose natürlich heilen,
AT Verlag, Baden, München 2007
Stumpf, Werner: Homöopathie – Selbstbehandlung – Hilfe im Notfall, Gräfe und Unzer
Verlag, München 2001




Anschrift der Verfasserin
Dipl. Psych. Barbara Weschke-Scheer
Heilpraktikerin, psychologische
Psychotherapeutin
E-Mail: Weschke-Scheer@gmx.de
www.weschke-scheer.de



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Naturheilpraxis 7/2015