Akupunktur/TCM

Kooperation der Chengdu University of Traditional Chinese Medicine (CDUTCM) mit der AGTCM

Birgit Ziegler

Lernen von den Lehrern der Lehrer

Lernen können wir immer. Es wird dem Leibarzt des Gelben Kaisers, Qi Po, nachgesagt, er habe die Lerndauer für Chinesische Medizin auf 800 Jahre angesetzt. Fertig ist man als Adept der chinesischen Heilkunde also nie, jeder fängt nur irgendwann einmal an. Lehrmöglichkeiten gibt es viele: Von Büchern unterschiedlichster Qualität bis zu brillanten Meistern – und den Patienten. Und von den eigenen Fehlern.

Lehrer begleiten uns. Es gibt gute und sehr gute Lehrer, hervorragende Bücher. Was jedoch ausgesprochen viele der herausragenden Lehrer gemeinsam haben: Sie konnten z.T. lange Zeit von authentischen Meistern in China oder Japan lernen.

Während des diesjährigen TCM-Kongresses in Rothenburg ist eine hochrangige Delegation von Professoren aus Chengdu auf dem Programm. Das 4-tägige Symposium der Uni in Chengdu ist die erste Veranstaltung dieser Art auf einem westlichen Kongress. Zu deren Gestaltung hat sich die Leitung der Universität etwas ganz Besonderes einfallen lassen: erfahrene Spezialisten, die auf fortgeschrittenem Niveau in lebendiger und interaktiver Form Einblicke in die Tiefen der TCM geben.

Wer sich für Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an ursprünglichen Wissenquellen interessiert, dem sei außerdem der Vortrag „Auf der Suche nach klassischem Unterricht im modernen China“ von Suzanne Robidoux während des TCM-Kongresses in Rothenburg empfohlen. Sie selbst studierte dort viele Jahre und wird über ihren eigenen Weg berichten.

Der TCM-Kongress Rothenburg ist wie immer ein guter Platz, um auch mit Kollegen und Lehrern aus den Ursprungsländern unserer Medizin Kontakte zu knüpfen.

Anmerkung der AGTCM Redaktion

Der rege Austausch setzte sich auch in der Folgezeit fort. Aus dem zarten Pflänzchen der anfänglichen Freundschaft und des Austausches hat sich eine kräftige Pflanze, um nicht zu sagen, ein gesunder Baum entwickelt. Es fanden kontinuierlich, manchmal mit einer kurzen Unterbrechung, Studienreisen nach Chengdu statt. Diese wurden über einen längeren Zeitraum von Markus Kampkötter geleitet, seit 2011 von mir.


Weiterführung des Artikels von Andreas Noll in NHP 3/2013

Mir lag und liegt es sehr am Herzen, die Freundschaft mit der CDUTCM zu pflegen. Bei aller Unterschiedlichkeit der Mentalität und der unterschiedlichen Kultur und geschichtlichen Entwicklung habe ich jedoch immer freundliche, hilfsbereite und ehrliche Menschen in Chengdu getroffen. Mit den Jahren sind aus diesen Begegnungen wirklich gute persönliche Beziehungen entstanden, und so manche gute Idee für eine noch engere Kooperation hat sich im Laufe der persönlichen Begegnungen entwickelt.

Letztes Resultat dieser gemeinsamen Überlegungen ist das Symposium der CDUTCM auf dem 44. Kongress der AGTCM im Mai 2013 in Rothenburg und ein Symposium der AGTCM auf dem 4. Internationalen TCM Kongress in Chengdu im September 2013.

Im Jahr 2005 reiste erstmals eine größere Delegation nach Chengdu, und zwar waren dies Dirk Berein, Nils v. Below, Gerd Ohmstede und ich. Dabei konnten wir die guten persönlichen Verbindungen und Kenntnisse von Gerd Ohmstede und auch seine Vertrautheit mit den örtlichen Gegebenheiten ausgezeichnet nutzen. Für mich war dieser Besuch der Anlass, mich weiterhin für eine gute Zusammenarbeit mit der CDUTCM einzusetzen.

Im Jahr 2006 feierte die CDUTCM ihr 50jähriges Bestehen. Sie ist damit zwei Jahre jünger als die AGTCM. Zu dieser großen Feier wurden Andreas Noll, Gerd Ohmstede und ich als Vertreter des Vorstandes der AGTCM eingeladen. Andreas Noll wurde bei dieser Gelegenheit zum Gast-Professor der CDUTCM ernannt. Ein Teil der Feierlichkeiten fand auf dem neuen Campus in Neu-Chengdu, etwa 1 Stunde Autofahrt von der alten City entfernt, statt. Zu dieser Zeit standen außer dem Empfangsgebäude kaum weitere Bauten auf dem riesigen Areal. Das Gesicht des neuen Campus hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Bei meinem Besuch im Herbst 2012 konnte ich ein komplett angelegtes Gelände mit schönen Gartenanlagen zwischen den Gebäuden bewundern.

Auch in den folgenden Jahren fanden gegenseitige Besuche statt. Es ist schon Tradition, dass wir jedes Jahr zum Rothenburg-Kongress eine Delegation aus Chengdu begrüßen.
Das ABZ-Mitte-Dozenten-Team besuchte 2009 Chengdu zu einer 14-tägigen Studienreise, nachdem wir zuvor Shanghai und die Provinz Yunnan bereist hatten.

Studienreise 2013 zur CDUTCM

Die Studienreise 2013 zur Chengdu University of Traditional Chinese Medicine findet aller Voraussicht nach vom 13. – 28.9.2013
mit Verlängerungsoption statt.

Der Termin ist so gewählt, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, an dem Symposium der AGTCM in Chengdu und der 4. Internationalen Konferenz zur Modernisierung der TCM teilzunehmen, der vom 25.– 27.9.2013 in Chengdu stattfindet. Er ist der größte TCM Kongress in China und Partnerkongress vom TCM Kongress Rothenburg. Die Teilnehmer an der Studienreise erhalten eine Ermäßigung auf die Teilnahmegebühr. Die genaue Höhe ist noch nicht bekannt.

Der wöchentliche Seminarpreis beträgt 3.000 RMB (Yuan), das entspricht nach heutigem Stand ungefähr 345 Euro. Dazu kommt noch eine Übersetzungsgebühr von 800 RMB. In die Gesamtkalkulation der Reisekosten fließen dann noch die Kosten für den Flug von ungefähr 1000 Euro sowie die Hotelkosten von ungefähr 30 Euro pro Tag mit ein. Außerdem sind die Kosten für Hotel und Flug des Begleiters von der gesamten Gruppe zu tragen, sowie eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro pro Teilnehmer für die gesamte Organisation der Reise einschl. Flugbuchung und Organisation vor Ort in Chengdu.

Ablauf des Studienprogramms in Chengdu

Der Unterricht ist jetzt wesentlich besser strukturiert als in früheren Zeiten. Die Patientenvorstellung findet nachmittags statt, und es gibt ausreichend Gelegenheit für jeden Teilnehmer, Puls und Zunge zu inspizieren. Die Diagnose wird dann gemeinschaftlich erörtert, auch differentialdiagnostisch alle Möglichkeiten geprüft und danach nadelt die jeweilige Dozentin bzw. der jeweilige Dozent. Das Feedback der AGTCM-Studiengruppen 2011 und 2012 für diese Art des Unterrichts war unisono positiv. Pro Nachmittag werden nicht mehr als drei Patienten behandelt.
An einem Tag pro Woche wird auch der tägliche Klinikalltag vorgestellt, d.h. pro Vormittag werden ungefähr 20 – 30 Patienten von einem Arzt behandelt. Dies dient dazu, in einem Anschauungsunterricht den Alltag in der Klinik aufzuzeigen und die vielfältigen Möglichkeiten der Therapie mit Akupunktur, der verschiedenen Techniken des Schröpfens und der Moxibustion zu demonstrieren. Hierbei gibt es kurz Gelegenheit Puls und Zunge zu begutachten, es kann dabei natürlich nicht ausführlich auf jeden Patienten eingegangen werden. Den wahren Gewinn ziehen die TeilnehmerInnen aus den Fallbesprechungen und dem theoretischen Unterricht, in welchem auch die modernen Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen. Da die Mehrzahl der TeilnehmerInnen einen 2-Wochen-Kurs buchen, gibt es keine Gelegenheit für sie, selbst zu nadeln. Bei längeren Aufenthalten ist das aber durchaus möglich.
Neben dem straffen Fortbildungsprogramm, das morgens von 8.30 – 11.30 Uhr und nachmittags von 14.30 – 17.30 Uhr dauert, gibt es aber noch genügend Gelegenheit, Chengdu mit seinen vielfältigen kulturellen Möglichkeiten – auch des Shoppings – zu entdecken. Aber auch die schönen Parks in der Nähe bieten gute Erholungsmöglichkeiten für die Mittagspause, und die weiter entfernten Parks bzw. Tempel sind ein abwechslungsreiches Ziel für den Sonntag. Natürlich bietet sich auch die Gelegenheit, das Panda Research Centre mit der Panda Aufzucht-Station zu besichtigen.
Siehe dazu auch diverse Reiseberichte, die auf der Webseite der AGTCM: www.agtcm.de, Unterseite Fortbildungen/Studienreise China, veröffentlicht sind.

P.S. Im vorigen Jahr gab es ein tragisches Busunglück auf einer chinesischen Autobahn zwischen Beijing und Shanghai, bei dem mehrere deutsche TCM-Ärzte ums Leben gekommen sind. Diese Autobahn gehört zu den am stärksten befahrenen Autobahnen in China, und unglücklicherweise ist der Busfahrer während der Fahrt eingeschlafen. In Chengdu fahren wir nicht so lange Strecken mit dem Bus. Während der Woche gehen wir vom Hotel zum Hospital zu Fuß, und die Wochenend-Ausflugsfahrt in die Berge führt, sobald man aus Chengdu draußen ist, über weniger stark befahrene Straßen.

44. TCM Kongress Rothenburg vom 7. bis 12. Mai 2013

Die internationale TCM-Gemeinde kommt auf dem größten Kongress für Chinesische Medizin in der westlichen Welt zwischen dem 7. und 12. Mai 2013 zusammen. Zahlreiche Referenten halten dort neben den Schwerpunktthemen „Psychosomatik, Psychiatrie und Alterskrankheiten viele hochkarätige Vorträge unterschiedliche Aspekte der TCM. Angekündigt haben sich u.a. Kiiko Matsumoto (USA), Huang Huang (CN), Barbara Kirschbaum (D), Jason Blalack (USA), Josef Müller (CH), Claude Diolosa (I), Heiner Frühauf (USA), Yair Maimop (ISR), Radha Thambirajah (UK) und andere mehr. Darüber hinaus gibt es mehrere Thementage zu Spezialgebieten wie Fertilität, Onkologie, Kinderheilkunde, TCM-Wissenschaft, Diätetik, Tuina, Psychiatrie, Westliche Kräuter von hohem Niveau. Der TCM Kongress Rothenburg bietet Gelegeneheit, mit vielen anerkannten Referenten aus aller Welt direkt in Kontakt zu treten.

Einen besonderen Höhepunktbietet in diesem Jahr die Kooperation zwischen der TCM-Universität Chengdu und der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V. Hochkarätige Professoren aus Chengdu werden an vier Tagen auf dem 44. TCM Kongress Rothenburg einen Einblick in ihr tiefes Wissen geben. Themen werden u.a. sein: „authentisches Denken chinesischer Medizinmeister“, „Syndromdifferenzierung nach dem Wen Bing“ und „Erkrankungen mit Lunge-Dickdarm-Wechselbeziehungen“. Hier besteht die Möglichkeit, unmittelbar von chinesischen Professoren unterrichtet zu werden, ohne dafür nach China zu reisen

Online-Anmeldung sowie ausführliche Informationen über das Programm, die Referenten und einzelnen Vorträge finden sich auf der Website:
www. tcm-kongress


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Naturheilpraxis 5/2013