Phytotherapie

Die Eleuwurzel

Heilpflanze für den älteren Patienten

Ernst-Albert Meyer

Der Alterungsprozess ist mit Einschränkungen der Lebensqualität verbunden: Gesundheitliche Beschwerden, Krankheiten, das Nachlassen der geistigen und körperlichen Kräfte und eine erhöhte Infektanfälligkeit treten hier verstärkt auf. Aufgrund ihrer vielfältigen pharmakologischen Eigenschaften gilt die Eleuwurzel heute als empfehlenswerte Heilpflanze für ältere Menschen.


Primäres und sekundäres Altern

Nach dem amerikanischen Wissenschaftler Leonhard Hayflick ist Altern „die Summe aller Veränderungen, die in einem Organismus im Laufe des Lebens auftreten und zu Funktionsverlusten in Zellen, Geweben und Organen sowie letztendlich zum Tod führen.“ Heute ist es die Hauptaufgabe der Geriatrie, im Alter ein selbst bestimmtes Leben mit hoher Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten! Dabei wird zwischen einem primären und sekundären Altern unterschieden: Das primäre Altern umfasst den physiologischen Ablauf des Alterungsprozesses ohne Krankheiten und schädigende Einflüsse (Noxen). Hier kann der Mensch ein maximales Alter von etwa 120 Jahren erreichen. Das sekundäre Altern dagegen beschreibt die Beschleunigung des physiologischen Alterungsprozesses durch Krankheiten und äußere schädigende Einwirkungen, wie z.B. den Lebensstil, die Ernährung usw. Deshalb ist es besonders wichtig, sinnvoll dem sekundären Altern entgegenzuwirken. Hier sind individuell abgestimmte Maßnahmen zu empfehlen: Rechtzeitige Prophylaxe bzw. Therapie von Alterskrankheiten, ausreichend Bewegung bzw. Sport, gesunde Ernährung, geistige Betätigung und soziale Kontakte. In diesem Rahmen ist auch der therapeutische Wert der aus Russland stammenden Heilpflanze Eleutherococcus senticosus zu sehen, die heute mit Recht als wertvolles pflanzliches Geriatrikum bezeichnet wird.

Seit über 2000 Jahren in der chinesischen Medizin bewährt

Eleutherococcus senticosus gilt seit langem in der chinesischen Medizin als wertvolle Heilpflanze. Hier wird sie erstmals im 3. Jahrhundert vor Chr. im „Shennung’s Herbal“ zur Steigerung der Vitalität und zur Prophylaxe von Atemwegsinfektionen erwähnt. Russische Wissenschaftler beschäftigten sich vor rund 60 Jahren intensiv mit der Erforschung der Eleuwurzel. Im Ergebnis wurde 1962 in der damaligen Sowjetunion nach umfangreichen klinischen Studien ein Extrakt aus den Wurzeln von Eleutherococcus senticosus als „allgemeines Mittel zur gesundheitlichen Wiederherstellung, als Tonikum und als Adaptogen“ zugelassen. Eleutherococcus senticosus ist ein 2 bis 3 m hoher, schlanker Strauch. Seine Zweige sind schräg nach unten gerichtet und mit nadelförmigen, verholzten Stachelborsten besetzt. Die Blätter sind fünfzählig gefingert und die Blüten klein, gelblich (weiblich) bzw. blauviolett (männlich). Aus ihnen bilden sich bis 1 cm große schwarze Beerenfrüchte. Die Droge – die Wurzel – stammt aus Wildvorkommen. Obwohl die Eleuwurzel auch in Korea und Nordchina heimisch ist, kommt die Droge heute hauptsächlich aus den riesigen Waldgebieten im Osten Russlands, der Taiga. Daher auch der Name „Taigawurzel“. In Pharmazie und Medizin hat sich aber der Begriff „Eleuwurzel“ durchgesetzt. Aus der Wurzel konnten verschiedene Stoffgruppen isoliert werden, die sich durch vielfältige pharmakologische Eigenschaften auszeichnen. Eigenschaften, die sich gerade in der Prophylaxe und Therapie von Altersbeschwerden und –krankheiten sinnvoll ergänzen. Heute ist die Eleuwurzel eine international gefragte Heilpflanze: Rund 30 Millionen Menschen in Russland, den USA, Japan, Europa und Australien wenden Extrakte aus dieser Heilpflanze an.

Die „Eleutheroside“ – chemisch ganz verschieden

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Die Immunantwort setzt langsamer ein

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Schutz vor Infektionen

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Geistige und körperliche Leistungssteigerung

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Positiv-Monografie als Voraussetzung für die Arzneimittelzulassung

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Linderung von Stress-Folgen

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Fazit

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Literatur:
(1) F. Eibl: Arzneimittel und Senioren in Deutschland. Deutsche Apotheker Zeitung 9/2008
(2) Bohn B., Nebe C.T., Birr C.: Arzneimittelforschung/Drug Res. 1987, 37: 1193-1196
(3) Aicher B., Gund H.J., Schutz A.: Pharm. Zeitung 2001; 146: 3575-3582
(4) Aicher B., Wozniewski T.: HagerROM 2009
(5) Bachman C.: Klinische Studien mit Taigawurzel. Ars Medici Phytotherapie 1/2010
(6) ESCOP: Monographs (2nd edition) eleutherococci radix, Thieme 2003
(7) WHO-Monograph on selected medicinal Plants, Radix Eleutherococci 2002

(Fotos: Harras Curarina)

Anschrift des Verfassers:
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie und Medizin-Journalist
Oldendorfer Str. 44
31840 Hessisch Oldendorf

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Naturheilpraxis 2/2013