FACHFORUM

Naturheilkundliche Behandlung der Angst

Jochen Schleimer

Angst ist ein Grundgefühl und wahrscheinlich die stammesgeschichtlich älteste Emotion. Sie findet sich bei fast allen fühlenden Lebewesen. Während z. B. ein Hund keine Depression entwickelt (im Gegensatz zu seinem Herrchen), wenn er bei einem Rivalenkampf verliert oder ein Hirsch in der Brunftzeit nicht nach einem verlorenen Duell süchtig wird (im Gegensatz zu seinem Jägermeister), so erleiden fast alle fühlenden Lebewesen Schmerz und Angst.


Wir kommen mit Angst zur Welt und ohne medizinische Hilfe (z.B. Infidys®) und/oder geistlichen Trost verlassen wir dieses Dasein angstvoll.

Auslöser der Angst können tatsächlich erlebte Bedrohungen für Leben und Gesundheit sein, aber auch Bedrohungen für das eigene Selbstbild bzw. die Selbstachtung. Die Evolutionspsychologie misst der Angst eine große Bedeutung für den Fortbestand der Menschen bei. Vor ca. 65.000 Jahren, als sich der heutige Mensch (vermutlich nach der Toba Vulkanexplosion) entwickelte, gab es nur zwei Sorten von Menschen: Welche die Angst hatten und schnell wegliefen und die Toten.

Dabei war in jener Zeit kühles rationales Abwägen der Situation mit einem sofortigen Ausscheiden aus dem Genpool gleichzusetzen, während es heute durch die totale Veränderung unserer Umwelt (nicht des Menschen) genau umgekehrt ist.

65.000 Jahre sind eine vergleichsweise kurze Zeit, weshalb Angstgespeiste Verhaltensmuster auch heute persistieren, obwohl die Umwelt, die sie erforderlich machte, sich grundlegend verändert hat.

Angst ist eine der schwersten Formen von Stress. Deswegen sind Angstreaktionen, Stressreaktionen, die den Körper innerhalb von kürzester Zeit zum Kampf oder in den meisten Fällen zur Flucht vorbereiten soll.

Zu den körperlichen Symptomen einer Fluchtreaktion gehören erhöhte Aufmerksamkeit mit geweiteten Pupillen und einer Steigerung des Seh- und Hörvermögens, erhöhte Muskelanspannung und erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit, erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Blutdruck, flachere und schnellere Atmung, Energiebereitstellung in den Muskeln, dazu vegetative Reaktionen wie Schwitzen, Zittern und Schwindelgefühl. Die Funktion der vorwiegend parasympathisch stimulierten Organe wie Blase, Darm und Magen sind während der Angst eher gehemmt.

Übelkeit und Atemnot treten in manchen Fällen ebenso auf, dazu massives Schwitzen (Angstschweiß). Diese Reaktionen selbst können harmlos sein und vom Körper kaum realisiert werden. In einer typischen Angstreaktion steigern sie sich jedoch ins Pathologische.

Die psychophysiologische Entstehung von Angst ist noch nicht hinreichend geklärt. Angst entsteht jedoch überwiegend im limbischen System, das einer rationalen Einwirkung nur sehr wenig zugänglich ist.

Biochemie der Angst

Beim Zustandekommen von Angst wirken verschiedene Neurotransmitter mit. Der Bedeutendste ist Gammaminobuttersäure (GABA), der eine ähnliche Rolle zu spielen scheint, wie Serotonin bei der Entstehung der Depression (siehe Artikel Depression, Haturheilpraxis 12/2012, Seite 1318 ff), aber auch die nur adrenergen und serotonergen Systeme sind an der Entstehung von Angst beteiligt. Deshalb besteht eine hohe Komorbidität zwischen Angst und Depression (diesem Umstand trägt der ICD-10 Rechnung, der die Diagnose „Angst und Depression gemischt“ gesondert auflistet).

Erstaunlich ist auch, dass Strukturen, die primär mit Lust zu tun haben (wie der Nucleus accumbens und das von ihm initialisierte Dopamin) Angst erzeugen können, obwohl es sich dabei eigentlich um ein lusterzeugendes Neuropeptid handelt. Andererseits kennen wir alle die Kombination von Angst und Lust beim Bungee-Springen oder das Gefühl von „Schmetterlingen im Bauch“ beim Verliebtsein.

Abgrenzung Angst/Phobie

Phobien unterscheiden sich von Ängsten dadurch, dass bei Phobien eine unrealistische, durch den Willen unbeeinflussbare Verschiebung des Angstobjekts gegen bessere Einsicht erfolgt ist.

Angststörungen bleiben diffus, während Phobien an ein nachvollziehbares Objekt gebunden sind.

Sehr viele der Phobien sind allerdings nicht erworben, sondern angeboren. So ist eine Höhenphobie durchaus sinnvoll für Lebewesen, die nicht fliegen können und eine Agoraphobie, also die Angst vor offenen und weiten Plätzen, eine durchaus sinnvolle Abwehrmaßnahme für Menschen, die Raubtieren in einer Ebene schutzlos ausgeliefert waren.

Häufigkeit

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Angst und Sucht

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Angst und Homöopathie

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Phytotherapeutische Behandlung der Angst

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Behandlung der Angst mittels Energetischer Psychologie

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TART = Total Anxiety Relief

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Therapy (nach Schleimer)

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Literaturverzeichnis:
Elman, D.: Hypnotherapy, Westwood Publ., Glendale 1964
Callahan, R.: Persönliche Mitteilungen
Gastpar. M. Th.: Antidepressiva, Thieme, Stuttgart 1998
Goldberg, B.: Protected By The Light, Woodland Hills 2007
Royle, J.: Confessions of a Hypnotist, Exposure Publ., Liskeard 2006
Schleimer, J.: Naturheilpraxis 12/2011 und andere entsprechend den Veröffentlichungen früherer Artikel
Scott, M.: Pillow Talk, Blue Deck Press 2011
Zwang, M.: Palmtherapy, Ultimate Mind Publ., Van Nuys 1995

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Jochen Schleimer
Waltramstr. 3
811547 München

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Naturheilpraxis 2/2013