Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Homöopathie und Tapen mit elastischen Zügeln

von Marion Repschläger-Albert

Fortsetzung aus NHP 11/08

4. Fallverlauf

04.06.07:
Besprechung der Fallanalyse, Erklärung und Demonstration der Arzneimitteleinnahme.
Da Frau S. seit 4 Tagen ihre sehr schmerzhafte Mens hatte, sollte sie mit der Einnahme noch 3 Tage warten und sich nach der 6. Gabe telefonisch melden.
Am Ende der Besprechung berichtete Frau S. von einer „Entzündung“ in der rechten Schulter, da sie z.Zt. durch die Prüfungsvorbereitungen sehr viel am PC arbeite. Sie könne ihren Arm fast nicht mehr heben, sich nicht kämmen und kaum Autofahren. Traumeel¨-Salbe und Quaddeln durch die Hausärztin seien ohne Erfolg geblieben. Auch in den kommenden vier Wochen müsse sie noch viel schreiben – ob ich ihr irgendwie helfen könne?
Die körperliche Untersuchung ergab palpatorisch druckdolente Reizzustände des Acromioclaviculargelenkes (ventraler Anteil), des Processus coracoideus und des Ansatzes des M. supraspinatus. Die Bewegungsausmaße bei der aktiven Armflexion und horizontalen Abduktion waren schmerzhaft deutlich eingeschränkt, die rechte Scapula wies bei der aktiven Armflexion ein Vorlaufphänomen auf. Der Muskelbauch des M. supraspinatus war druckdolent.

Überlegung:
Die akuten orthopädischen Beschwerden passten nicht zu Calc-c. Ich musste mich nun entscheiden: Sollte ich die chronische Therapie zurückstellen (trotz des dringenden Therapiebedarfes) und stattdessen ein homöopathisches Akutmittel für den Bewegungsapparat geben (nach meiner Praxiserfahrung nicht so oft hilfreich) oder sollte ich die chronische Behandlung beginnen und begleitend einen anderen „homöopathiekompatiblen“ Weg für die akuten Beschwerden beschreiten? Ich entschied mich für den zweiten Weg, informierte Frau S. über das Tapen (s. 6.) und bot ihr diese Maßnahme an: „Darf ich Ihnen eine kleben?!“ Sie war mit einem Versuch einverstanden und so applizierte ich ein Biceps- und ein Supraspinatus-Tape (Abb. 1 und 2 - siehe Naturheilpraxis 12/2008). Bereits unmittelbar nach der Applikation waren die aktive Flexion und Abduktion weniger schmerzhaft und das Bewegungsausmaß leicht verbessert. Das Scapula-Vorlaufphänomen war deutlich reduziert, d.h. der Ablauf war physiologischer geworden.

Verordnung:
Absetzen der Traumeel¨-Salbe (Komplexhomöopathikum), lokale Applikation einer heißen Rolle auf die druckdolenten Strukturen zweimal täglich. Da die Tapes etwa eine Woche auf der Haut bleiben sollten, bestellte ich Frau S. für den 11.06.07 wieder ein.

11.06.07:
Frau S. hatte am 07.06.07 mit der Einnahme von Calc-c. Q3 begonnen. Sie war überrascht, „wie sanft das Arzneimittel wirkt“, da sie bisher „ganz andere Erfahrungen gemacht“ habe. Die Tapes hätten hervorragend gewirkt: Frau S. demonstrierte, dass sie sich wieder kämmen und den Pullover fast problemlos ausziehen konnte. Auch das Autofahren war wieder gut möglich. Wer um die Therapieresistenz von Schulterproblemen weiß, wird einen solch raschen Effekt sicherlich zu schätzen wissen. Da die unterhaltende Ursache für diese Beschwerden (Schreiben am PC) noch vorhanden war, wiederholte ich nach der Entfernung der alten Zügel die Tapeanlagen. Dann klagte Frau S. über neue Beschwerden im rechten Unterarm, ebenfalls durch die intensive Schreibarbeit provoziert. Die Untersuchung ergab einen Reizzustand am Ursprung der Unterarmextensoren (Epicondylus lat. hum.). Auch hier setzte ich das Tapen ein: Ein Extensoren-Tape (Abb. 3 - siehe Naturheilpraxis 12/2008).

18.06.07:
Die Schulter sei fast beschwerdefrei, im Unterarm seien noch leichte Beschwerden vorhanden: Wiederholung aller Tape-Anlagen. Ich unterwies Frau S. in der Einnahme der aufrechten Körperhaltung im Sitzen, um unnötige Muskelbeschwerden zu vermeiden.
Zwischeninformation zur homöopathischen Therapie: Sie habe mehr Energie, denn sie habe erstmals wieder einen längeren Spaziergang gemacht.

25.06.07:
Erneute Tape-Anlage.

5. Resümee

6. Das Tapen

...

Literatur zur Homöopathie:
Boger, Cyrus M.: Synoptic Key. Ruppichteroth: Similimum, 2002.
Hahnemann, Samuel: Die chronischen Krankheiten (CK). 1. Nachdruck der 2. Aufl. von 1835. Heidelberg: Haug, 1999.
Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst. 6. Aufl. Heidelberg: Haug, 1999
Hering, Constantin: Kurzgefasste homöopathische Arzneimittellehre. 5. Nachdruck von 1889. Paderborn: Burgdorf, 1995.
Kent, James T.: Kents Arzneimittelbilder. 9. Aufl., 2. Nachdr., Heidelberg: Haug, 1996.
Kent, James T.: Kents Repertorium der homöopathischen Arzneimittel.14. überarbeitete Aufl. Heidelberg: Haug, 1998.
Mezger, Julius: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre, Bd. I und II., 11. Aufl. Heidelberg: Haug, 1999.
Miller, R. G. / Klunker, W.: Arzneibeziehungen. 12. Aufl. Heidelberg: Haug, 2003.
Nash, Eugene B.: Leitsymptome in der homöopathischen Therapie. Stuttgart: Haug, 2004.
Phatak, S. R.: Homöopathische Arzneimittellehre. 2. Aufl. München: Elsevier, 2004.
Simbürger, F.: ComRep Klassik 9.5 Repertorisationsprogramm.
Tyler, Margaret L.: Homöopathische Arzneimittelbilder. Göttingen: Burgdorf, 1993.
Vithoulkas, G.: Essenzen homöopathischer Arzneimittel. Höhr-Grenzhausen: Faust, 1998.

Literatur zum Tapen:
Groth, K. / Gericke, R.: Kleb den Schmerz einfach weg. München: Herbig, 2005.
Sielmann, D. / Christiansen, H.: Medi-Taping. Stuttgart: Haug, 2004.

Anschrift der Verfasserin:
Marion Repschläger-Albert
Heilpraktikerin, Diplom-Sportlehrerin, Physiotherapeutin
Erwin-Renner-Str. 13
67482 Böbingen

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