Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

FU KE – Chinesische Frauenheillkunde Teil I

von Andrea A. Kaffka, München

Physiologie und Diagnose in Fu Ke

Von den Patienten, die zu uns in die Praxis kommen, sind die meisten Frauen. Mal abgesehen von den Praxen, die überwiegend Schmerzbehandlungen durchführen, ist ein geschätzter Anteil von circa 80% weiblicher Patienten durchaus realistisch. Frauenspezifische Störungen und Krankheiten gehören damit zum Alltag eines jeden Behandlers. Die Frauenheilkunde ist somit ein wichtiges Gebiet, das jeder Praktiker in groben Zügen beherrschen sollte.

Besonders Vertrauen einflößend für unsere weiblichen Patientinnen ist eine solide Grundlage in der Kenntnis weiblicher Physiologie und Pathologie, sowohl aus schulmedizinischer als auch aus chinesischer Sicht.

Aus chinesischer Perspektive gehören der Uterus, die außerordentlichen Meridiane, die Beziehung von Qi und Blut, die Zang Fu und das Zyklusgeschehen dazu. Bei jeder Anamnese sind Zeichen bei der Menstruation wichtige diagnostische Merkmale, die die Beziehung von Qi und Blut bei der Frau erkennen lassen.

Das Wesen des Blutes

Für eine grundlegende Betrachtung frauentypischer Krankheiten ist das Blut einer der wichtigsten diagnostischen Bausteine. In unserem Körper fließt das Blut in den Blutgefäßen wie das Wasser in zahlreichen Flüssen, die der Erde entspringen und sich ihren Weg zum Meer bahnen. Entsprechend den Meeren und großen Seen gibt es auch Sammelbecken des Blutes. Dazu gehören nach chinesischem Verständnis die Leber, die Gebärmutter („See des Blutes“) wie auch die außerordentliche Leitbahn Chong Mai (“Meer des Blutes“).

Blut entspricht in seiner Qualität von allen Energien im Körper am meisten den weiblichen Prinzipien. Es ist weich, anpassungsfähig und flüssig, es fließt in vorgegebene Formen hinein und ist von seiner Substanz her aufnehmend, nachgiebig, tief und gehaltvoll. Anders als Wasser oder andere Körpersäfte ist es dickflüssiger und natürlich sehr viel dunkler. Das macht seine rezeptive und ruhende Qualität aus.

„Seiner Natur nach ist das Blut ruhig, was dem Yin entspricht. Doch seiner Bestimmung nach muss es sich bewegen, was dem Yang entspricht.“1 Yin und Yang gehören als Gegenspieler zusammen – dies ist eine kosmische Weisheit, die sich auch in den Qualitäten des Blutes wiederfindet. Obwohl das Blut eine Yin-Substanz ist, beinhaltet es auch Anteile von Qi und Yang.

Erst die verschiedenen energetischen Komponenten machen das Blut zu dem wichtigsten Baustoff der Frau. Nur in diesen Verbindungen ist das Blut fähig, seine Funktionen zu erfüllen: Es ernährt unseren Körper und alle Organe, befeuchtet und benetzt die Haut, Schleimhäute und alle Gewebe und zirkuliert entgegen der Schwerkraft durch unseren Körper.

In unserem Blut sind also sämtliche Energieaspekte unseres Körpers enthalten: Yin, Yang, Qi, Essenz – und Blut.

Üblicherweise betrachten wir das Blut anatomisch als Summe von geformten (Blutkörperchen) und ungeformten, wässrigen Anteilen (Blutplasma). Das, was die Chinesen als das Blut im Blut bezeichnen, bezieht sich auf die festen Anteile, also die Blutkörperchen. Die Flüssigkeiten, westlich betrachtet das Blutplasma, werden dem Yin und damit ebenfalls den mehr substantiellen Energien zugeordnet. Diese Flüssigkeiten sind die reinsten Anteile im unserem Blut. Das Blut und die Flüssigkeiten, die man auch als Säfte bezeichnen kann, entspringen der gleichen Quelle und fließen in geordneten Bahnen durch unseren Körper. Diese Bahnen umfassen jedoch nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die energetischen Leitbahnen in unserem Körper.

Stellen Sie sich einen Fluss vor, der in den geregelten Bahnen seines Flussbettes fließt. Das Wasser dieses Flusses würde in unserem Bild den Flüssigkeiten entsprechen und die im Fluss schwimmenden festen Bestandteile wie Sandkörner und Nährstoffe dem Blut. Das Flussbett selbst stellt das Röhrensystem – die Leitbahnen oder Blutgefäße – dar. Die Bewegung des Flusses, sein Gurgeln, Plätschern und Rauschen, und seine Temperatur entsprechen dabei dem Qi und dem Yang.

Qi und Yang im Blut

Die Gebärmutter – „See des Blutes“

Die außerordentlichen Meridiane

Zang Fu

Pathophysiologie

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1 Chinesischer Aphorismus
2 Entnommen aus “Zu den Quellen weiblicher Kraft“ Andrea Kaffka, Seite 44-47
3 Treatment of Infertility, Jane Lyttleton, Seite 10 u. 92
4 Rezepte wie beispielsweise Dang gui shao yao san aus dem Jin Gui Yao Lue
5 In der Lecture „Hitze-Pathologie in der chinesischen Frauenheilkunde“ erwähnte Stephen Clavey am 24.05.98 Ye Tian-shi als Vertreter dieser Theorie.
6 Lyttleton, Jane; Clavey, Steven: The uterus in infertility.The Lantern, Vol. 4, No.3, Seite 30

Teil II

Anschrift der Autorin
Andrea A. Kaffka
Heilpraktikerin
Traditionelle Chinesische Medizin, Akupunktur & Psychotherapie
Reichenbachstr. 32a / Rückgebäude
80469 München
Telefon: 089 / 201 04 26
Telefax: 089 / 201 04 78
Webseite: http://www.praxis-via.de
E-Mail: andrea.kaffka@praxis-via.de

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Naturheilpraxis 02/2008