HINTERGRUND

Matrixforschung als Synthese humoral- und organpathologischer Krankheitsbetrachtung

von Margret Rupprecht

Ein historischer Überblick

Die Differenzen zwischen zellularpathologischem und systemisch-ganzheitlichem Krankheitsverständnis sind kein Thema der Neuzeit, sondern reichen bis in die Antike zurück. Während der römische Arzt Galen im 2. Jahrhundert n. Chr. die Vier-Säfte-Lehre des Hippokrates wiederzubeleben suchte, hatte die Schule von Alexandria und die eher materialistisch orientierte Ärzteschaft der sog. Methodiker völlig mit der Säftelehre gebrochen. Sie bezweifelten ganz und gar, dass die Krankheitsursachen von den Säften ausgingen. Der Konflikt setzte sich bis in die Neuzeit fort. Virchow suchte ihn mit seinem Konzept der Zellularpathologie zu beenden und legte damit den Grundstein für eine weitere Kontroverse. Erst die Matrixforschung des 19. und 20. Jahrhunderts mit ihren bedeutendsten Vertretern v. Rokitansky, Eppinger, Pischinger und Heine gelang es, die Humoralpathologie (organbezogene Säftelehre) und die Solidar- oder Organpathologie (Zellforschung pathologisch veränderter Organe) in überzeugender Weise zusammenzuführen.

Seit mehr als zweieinhalbtausend Jahren steht eine Substanz im Fokus medizinischer Forschung, deren Bau und Funktion erst in den vergangenen Jahrzehnten an Transparenz gewann: die Extrazelluläre Matrix (EZM). Was früher als Säftehaushalt bezeichnet wurde, erhielt später die Bezeichnung Grundsubstanz oder Interzellularsubstanz. Der Begriff der Extrazellulären Matrix, der sich in den USA statt groundsubstance eingebürgert hatte, wurde 1983 von Hartmut Heine in die Biologische Medizin eingeführt. Heine war nach Pischinger der erste, der die funktionelle Einheit von Endstrombahn, Extrazellulärer Matrix und nachgeschalteter Zelle mit den heute zur Verfügung stehenden analytischen Verfahren untersuchte und beschrieb, ebenso deren Anschluss an das Hormon- und Nervensystem sowie die Bestandteile des Molekularsiebes der EZM, genauer der Proteoglykane und Glykosaminoglykane und ihrer Funktion für den Grad der Gesundheit bzw. die Entstehung von Krankheit.

„Jeder Forscher steht auf den Schultern seiner geistigen Vorfahren“ (Heine)

Hippokrates, Galen und die Lehre von den Vier Kardinalsäften

Rokitansky und Virchow

Eppinger, Pischinger, Heine – die „Quantenphysiker“ einer neuzeitlichen Medizin

Matricell® – Eine therapeutische Konsequenz aus der Matrixforschung

Weiterführende Literatur
Ralph Bircher: Die Rohkostforschungen von Eppinger und Kaunitz. www.vegetarierbund.de
Festrede von Prof. Dr. Hartmut Heine anlässlich der Verleihung des 1. Matrix-Forschungspreises am 30. Oktober 2005 im Casino Baden-Baden
Hartmut Heine: Multi-Target-Therapie zur Matrixregulation bei Befindensstörungen. Erfahrungsheilkunde 10/2005, Band 54, 1 – 8
Alfred Pischinger: Das System der Grundregulation. Neubearbeitet und herausgegeben von Hartmut Heine. Haug Verlag, Heidelberg 1998
Meinrad Peterlik: Indagandis sedibus et causis morborum – die Entwicklung der Pathophysiologie als Desiderat Rokitanskys. Wiener Medizinische Wochenschrift 2004, 154/19-20, 467 ff., Springer Verlag
Erich Schöner: Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie. Wiesbaden, Steiner 1964
Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. 6 Bände. Andreas Verlagsbuchhandlung, Salzburg 2000
Peter Wiench: Die großen Ärzte. Geschichte der Medizin in Lebensbildern. Knaur Verlag, München 1992 www.widipedia.org
Universität Würzburg: Virchows zellularpathologische Synthese von Humoral- und Solidarpathologie, 2006

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Korrespondenzadresse:
Margret Rupprecht
Medizinjournalistin
Truderinger Str. 106
81673 München



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