Therapieangebot an den älteren Patienten

Interview mit Drs. Monika Baumann und Karin Lossau, Fachärzte für Physikalische Medizin und Rehabilitation.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Dr. Hellmuth Schuckall

Frau Dr. Baumann, Dr. Lossau- Welche Rolle spielt der alte Mensch, seine Krankheiten und Gebrechen in Ihrem Fachgebiet? Welches ist Ihr Therapieangebot an den älteren Patienten?

Die zunehmende Zahl älterer Menschen mit mehrfachen Erkrankungen verlangt eine bessere Betreuung sowohl im stationären als auch ambulanten Bereich. Im Gegensatz zu früher vorherrschenden passiven Therapiemodellen gewinnen heute aktivierende Maßnahmen für den älteren, häufig chronisch kranken Patienten immer mehr an Bedeutung. Eine Adaptation an den Organismus des älteren Menschen muss dabei berücksichtigt werden. Dabei stehen nicht allein medizinische Verbesserungen im Vordergrund, sondern es kann nach durchgemachter Erkrankung die Selbständigkeit und damit die Fähigkeit, das gewohnte Leben z.B. in der eigenen Wohnung zu meistern, ein Therapieziel sein. Das Therapieangebot der Physikalischen Medizin umfasst eine weite Palette von Maßnahmen. Im Anschluss an die ärztliche Diagnostik und Erhebung der funktionellen körperlichen Störungen und Behinderungen können die physikalischen Therapieangebote gezielt eingesetzt werden. Anwendung von Wärme und Kälte z.B. im Rahmen der immunstimulierenden Kneipp-Therapie; Thermalbäder, deren Inhaltsstoffe wie z.B. Schwefel belegbare Wirkungen bei entzündlichen Gelenkserkrankungen haben. Auch komplexe Therapien wie die Physiotherapie, die nicht nur zur körperlichen Verbesserung beitragen, sondern auch entsprechende Areale im Gehirn erreichen, gehören dazu. Die Elektrotherapie stellt bei neurologischen Störungen und Muskelverhärtung einen therapeutischen Mosaikstein dar. Nicht zu vergessen die vielfältigen Formen der Massagen, z.B. bindegewebige Techniken oder Muskelmassagen. Lymphdrainagen im Zusammenhang mit komplexen Entstauungsmaßnahmen werden häufig nach Operationen z.B. auch bei Mamma-Ca notwendig. Die Ergotherapie sollte in dieser Aufzählung nicht vergessen werden, verbessert sie doch bei vielfältigen Störungen die Grob- und Feinmotorik nicht nur der Hand. Bei Arthrose vermögen physikalische Therapieformen u.a. die Entwicklung der Arthrose zu hemmen, indem sie den Stoffwechsel des Gelenkknorpels aktivieren, muskuläre Verkrampfungen dämpfen und lokale Schwächezustände der Muskulatur durch Verbesserung der Kraft, Ausdauer und Koordination aufbauen. In der Behandlung der Osteoporose wird durch Physiotherapie Knochenmasse erhalten bzw. der weitere Verlust an Knochenmasse reduziert und das Sturzrisiko verringert; auch dabei spielen Ausdauer-, Kraft- und Koordinationsübungen eine große Rolle. Selbst Patienten, die aufgrund der Schwere des Krankheitsbildes nur im Bewegungsbad üben können, verbessern ihre Knochendichte. Alle Therapiegebiete lassen sich in diesem Rahmen nicht aufzählen, da auch viele neurologische Krankheitsbilder z.B. die Hemiplegie von den Maßnahmen der physikalischen Medizin profitieren. Wichtig ist, dass im Rahmen der Therapie, der Mensch immer dort abgeholt werden muss, wo er gerade mit seiner Behinderung oder mit seinem Krankheitsbild steht. Die Therapieziele sollen realistisch, eher kleinschrittig und gut mit dem Patienten abgestimmt sein. Der Arzt erarbeitet für den Patienten individuell abgestimmte Therapiepläne, die im optimalen Fall mit den jeweiligen Therapeuten vorher besprochen werden.

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Naturheilpraxis 07/2005