Mentales AktivierungsTraining (MAT)

Ein Weg kognitive Ressourcen zu erhalten

von Tanja Rommel-Sattler

AMAT ist ein wissenschaftlich fundiertes Konzept zur Erhaltung mentaler Leistungsfähigkeit, welches auf informationspsychologischen Erkenntnissen beruht. Im folgenden Artikel sollen die wichtigsten Grundannahmen sowie Beispiele aus der Anwendung dieses Verfahrens dargestellt werden.

Von der Körperbewusstheit hin zur geistigen Fitness

Wir leben in einer Gesellschaft, in der körperliche Fitness hohes Ansehen genießt. Sie steht für Kraft und Wohlbefinden. Das Bewusstsein in der Gesamtbevölkerung für die Notwendigkeit von Bewegung zur Besserung des allgemeinen körperlichen Zustandes ist in den letzten Jahren gestiegen. So ist beispielsweise das Publikum in den ohnehin immer zahlreicher werdenden Fitnesscentern vom Altersspektrum her betrachtet heute wesentlich gemischter als noch vor zehn Jahren. Auch ältere Menschen scheuen sich immer weniger diese Trainingsstätten aufzusuchen und systematisch bestimmte Muskeln und die allgemeine physische Ausdauer zu trainieren. Senioren erlernen gelenkschonendes Nordic Walking, gehen regelmäßig Schwimmen, Wandern und fahren Rad. Daran ist viel Gutes. Ein grundsätzlich höheres Gesundheitsbewusstsein mag für diese Entwicklung mitverantwortlich sein, ebenso wie der vereinfachte Zugang, zumindest in Städten, zu Fitness- und Wellnesscentern. Auch ist der medizinische Diskurs dahingehend orientiert und Krankenkassen werben mit Ausdauertrainingsgruppen. Ärzte empfehlen ihren Patienten sich gesund zu ernähren, ausreichend zu trinken und im Alltag auf Bewegung des Körpers zu achten.

Doch wie steht es mit dem Geist und seinen Potentialen?
Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Schnelle Verarbeitung, Reaktion und Wissen gehören ebenso zu den Anforderungen im täglichen Leben, wie körperliches Leistungsvermögen, wenn nicht gar mehr. Mit zunehmendem Alter fühlen wir uns häufig überfordert von unkontrolliert auf uns einströmenden Wissensangeboten. Medien wie Fernsehen, Rundfunk und Internet, aber auch vorgegebene Anforderungen am Arbeitsplatz lassen uns häufig zu passiven Wissenskonsumenten verkümmern und vermitteln nur selten Strategien, sich das angebotene Wissen im wahrsten Sinne des Wortes zu eigen zu machen.
Das Mithalten in dieser Gesellschaft hängt also nicht allein von der Physis, sondern eben auch sehr stark von den geistigen Ressourcen ab.
Mentale Fitness ist aber auch heute noch, im Gegensatz zur körperlichen Leistungsfähigkeit, ein heikles, ja sogar tabuisiertes Thema. Wer zugibt, dass es ihm schwerfällt sich zu erinnern, sich zu konzentrieren oder Neues zu erlernen, erfährt selten mehr als: „Ab einem gewissen Alter ist das doch ganz normal“.

Ist der Verlust der geistigen Fähigkeiten so unabwendbar, wie es dieser schnell dahin gesprochene Satz suggeriert? Intelligenzforscher rund um den Globus wissen, dass dem nicht so ist. Der Erlanger Forscher und Psychologe Dr. Siegfried Lehrl hat in Deutschland seit Beginn der achtziger Jahre ein Trainingskonzept (MAT) entwickelt und etabliert, mit dem der bewussten Informationsverarbeitung nachweislich auf die Sprünge geholfen werden kann. Denn hilfreiche Worte und unterstützende Wege finden Menschen, die sich um ihre geistige Fitness bemühen wollen, selten. Die „Gedächtnispille“, mit deren Einnahme man sich einen „gesunden Geist“ erschlucken könnte, gibt es nicht und obgleich wir einige Substanzen kennen, deren Einnahme sich positiv auf hirnphysiologische Prozesse auswirkt – allen voran schlicht und ergreifend Wasser –, ist es damit alleine nicht getan. Der Weg zu einem gut geschmierten Geist liegt ähnlich wie beim Trainieren von verschiedenen Muskelgruppen im eigenverantwortlichen Nutzen unserer mentalen Fähigkeiten. „Use it, or lose it“ sagen die Amerikaner, „Wer rastet, der rostet“ weiß der deutsche Volksmund. Wie auch bei körperlicher Fitness müssen wir selbst aktiv werden. Es gibt zwar keine Fitnesscenter für mentales Training, doch gibt es wissenschaftlich fundierte Trainingsansätze, die auf informationspsychologischen Theorien beruhen und Wissen um hirnphysiologische Prozesse integrieren. Warum diese nicht nutzen? Die Gesellschaft für Gehirntraining e.V. (GfG) beschäftigt sich seit 1989 mit dem Thema der Erhaltung und Förderung geistiger Fähigkeiten. Sie hat heute 3200 Mitglieder und hat 700 MAT-Trainer im deutschsprachigen Bereich ausgebildet. Die Thesen und Konzepte von Dr. Siegfried Lehrl, dem Vorstand der GfG, stellen die Grundlage des vorliegenden Artikels dar. Das von ihm und Bernd Fischer konzipierte Gehirnjogging – später unter dem Namen Mentales AktivierungsTraining (MAT) präzisiert – ist ein wissenschaftlich fundiertes Konzept, welches mentales Training ermöglicht und dazu beiträgt, die geistige Fitness zu erhalten beziehungsweise gezielt zu fördern. Ausgangshypothese des MAT ist, dass unser Gehirn, ebenso wie die Muskeln unseres Körpers trainierbar ist. Leider stimmt auch der Umkehrschluss: wie ein Muskel, der nicht trainiert wird, schrumpft – man denke an ein Bein im Gips –, so verkümmern auch die synaptischen Verbindungen unserer Neuronen, beziehungsweise ganze Nervenzellen bei konsequentem Nichtgebrauch.

Verlust der geistigen Fitness – (k)ein Privileg des Alterns?

Was ist flüssige und kristallisierte Intelligenz?

Das Psycho-Struktur-Modell

Was ist MAT – Mentales AktivierungsTraining?

Welche Alltagsaktivitäten fordern uns?

Gute Voraussetzungen für besseres Denken schaffen

Anspannung und Entspannung – das Aktivierungsniveau

Dem Körper Gutes tun – dem Geist zuliebe

Wassertrinken bevor der Durst kommt

Ernährung – ein voller Bauch studiert nicht gern

Der Einfluss des Zustandes unserer Sinnesorgane auf das Denken

Bewegung von Körper und Geist

Leichte körperliche Bewegung ist gut für das Denken. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Bereits die alten Griechen wussten, dass ein bewegter Körper besser denkt. Aus diesem Grund beinhalten MAT-Übungen immer auch Bewegungsübungen. Somit ist der eingangs erwähnte Trend zur körperlichen Fitness sicherlich auch ein guter Schritt in Richtung Verbesserung der mentalen Fähigkeiten.

Wer sich körperlich und geistig gleichermaßen rege halten möchte, findet gewiss zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten und kommt dem alten Menschheitswunsch näher, der da heißt: in einem gesunden Körper möge ein gesunder Geist wohnen.

Ausführliche Informationen zum MAT und zu Kursen zum Gehirntraining erhalten Sie bei der Gesellschaft für Gehirntraining e.V. (GfG), Valentingasse 9, 80555 Ebersberg, www.gfg-online.de

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Literatur:
Gerstmeyer, K., Lehrl, S., Kataraktbedingte Änderungen der Informationsverarbeitung, Ophtalmologe 2004, 101:158-163
Lehrl, S., Fischer B., Lehrl, M. GeJo-Leitfaden. Ein Überblick über Gehirnjogging, Vless 1995 und „Geistig fit“ Aufgabensammlung, Vless 2004
Lehrl, S., Lehrl M., Weickmann, E., MAT Gehirnjogging, Einführung in das Mentale AktivierungsTraining, Vless Verlag, 1994
Lehrl, S., Lehrl M., Weickmann, E., MAT Gehirnjogging, Basisübungen zum Mentalen AktivierungsTraining, Band I und II, Vless-Verlag, 2. Aufl. 1995 und 1996
Lehrl, S., Gerstmeyer, K., Systematische Fehleinschätzung von Altersdemenz durch Kataraktbedingte Minderung der Informationsverarbeitung?, Ophtalmogole 2004, 101:164-169
Lehrl, S., Seifert K., „Führen erworbene Hörverluste bei Erwachsenen zu Intelligenzminderungen?“, HNO, 2003, 51: 296-304
Le Poncin, M., Seguin H., “Croque Cerveau. Bien se nourrir pour mieux penser.”, Editions Stock, 1989
GfG e. V. Mitgliederzeitschrift „Geistig Fit“ erscheint 5 mal jährlich, Vless Verlag Ebersberg

Autorin:
Tanja Rommel-Sattler



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