HINTERGRUND

Körper, Geist und Seele

Ein Modell über die Selbstheilungskräfte und den „Inneren Arzt“

von Friedrich Wundram

1. Einleitung

Thema

Große Verbesserungen der Lebensbedingungen in Westeuropa und immer neue Erkenntnisse in der klassischen Medizin haben im Verlauf der letzten 150 Jahre dazu beigetragen, dass ein gesundes und langes Leben in einem noch nie erreichten Maße möglich geworden ist. Trotzdem oder gerade deshalb wird die Frage gestellt, wie sich diese Grenze noch weiter verschieben lässt, wie sich Krankheiten noch besser vermeiden oder behandeln lassen. Dabei scheint es, als ob sich für den Menschen die Erwartungen für ein langes Leben in Gesundheit nicht mehr nur durch Fortschritte in der klassischen Medizin erfüllen lassen. Vielmehr entsteht der Wunsch nach einer Medizin, die auch den psychischen und sozialen Elementen des Menschen, seinem Innen und Außen, die notwendige zusätzliche Beachtung schenkt.

Welche Beiträge können damit gemeint sein?
Dazu ist die heute allgemein anerkannte Auffassung zu betrachten, dass die individuelle Länge und Gesundheit des Lebens von Erbanlagen vorgezeichnet ist und durch

günstig beeinflusst werden kann.
Handlungsempfehlungen, die sich mit diesem „Schlüsselbund für Türen zu einem langen und gesunden Leben“ erschließen, sind häufig von einer individuellen Bewertung und inneren Einstellung zu den Begriffspaar Körper und Seele beeinflusst.

Damit ist folgendes gemeint:

1. Ein Mensch mit einer körperlich-materiell orientierten Grundhaltung wird annehmen, dass die Gesundheit weitgehend kausal von Außen durch z.B. seine Lebensbedingungen, durch Ärzte und Medikamente und die Verfügbarkeit von Einrichtungen der Gesundheitsdienste hergestellt wird.

2. Und ein Mensch mit einer geistig-seelischen Orientierung wird eine spirituelle Dimension als sein bedeutendes Element wahrnehmen, d.h. dass er von der Sinnhaftigkeit seines Lebens und der Welt überzeugt ist. In diesem Verständnis wird die Gesundheit durch Selbstheilungskräfte aus dem Innen heraus gewährleistet, sein Leben ereignet sich in einer religiösen Vorstellungswelt.

Eine dritte Möglichkeit überwindet diese klassisch polare Logik mit ihrem Ausschließlichkeitsprinzip von „entweder Körper oder Geist und Seele“ und ersetzt ihre Widersprüchlichkeit durch die vielen Möglichkeiten, die zwischen „sowohl Körper als auch Geist und Seele“ liegen. Das bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sowohl körperlich-materielle Aspekte als auch geistig-seelische Eigenschaften für ein langes und gesundes Leben wichtig sind und sich ergänzen. In diesem Sinne scheint sich das „richtige“ Verhalten dort zu befinden, wo Körper, Geist und Seele gleichermaßen entwickelt, versorgt und geheilt werden. Die Absicht dieses Aufsatzes ist es, diese Ansicht zu unterstützen.

Gliederung

Vorstellungen von Körper, Geist und Seele sind die Grundlage dieses Artikels. Sie wurden im klassischen griechischen Kulturkreis entwickelt und sind in der abendländischen Philosophie sowie in der christlichen Religion mit unterschiedlicher Gewichtung ausdifferenziert wiederzufinden. Das Kapitel 2 führt die Begriffe ein und erläutert sie.

Das kartesianische Denken hat diese Ordnung abgelöst und eine materialistisch orientierte Weltsicht geprägt, Diese beherrscht nun seit mehr als 200 Jahren die Methoden der Naturwissenschaften mit einer strikten Trennung der Natur in eine Körper- und Außenwelt und eine Geist- und Innenwelt.

Soweit es zum Verständnis dieses Aufsatzes notwendig ist, werden dazu in Kapitel 3 die Grundlagen für dieses „neue“ Denken beschrieben. Das kann in diesem Aufsatz nur in Schritten gehen, die mit „Sieben Meilen Stiefeln“ gemacht werden.

Die Paradigmen der kartesianischen Wende werden in Kapitel 4 auf die klassische Medizin übertragen und an Eigenheiten ihrer Behandlungsmethoden deutlich gemacht. Es wird erklärt, warum diese Medizin unvollständig ist.

Für die Selbstheilungskräfte ist das Kapitel 5 vorgesehen. Ihre Bedeutung für die Gesundheit wird durch das Bild des „Inneren Arztes“ verständlich gemacht.

Das Kapitel 6 beschreibt den religiösen Menschen und führt den „signifikant Anderen“ ein.

Das Kapitel 7 schließlich fasst die Ergebnisse zusammen.

Anhang

Wie in meiner Vorstellung die Begriffe von Körper, Geist und Seele zueinander in Beziehung stehen und welche Inhalte sie dabei darstellen, habe ich in einer obiger „Schnittzeichnung“ dargestellt. Auf diese Abbildung kann man beim Lesen immer wieder zurückgreifen, damit die Topographie der Bedeutungen und Relationen verfolgt werden kann.
Selbstverständlich ist dieses Bild nur eine von vielen Möglichkeiten und zudem eine sehr reduzierte Darstellung dieser unendlich viel komplexeren Zusammenhänge. Aber sie hat mir geholfen, das Thema zu strukturieren und also nehme ich an, dass es auch für den Leser eine hilfreiche Darstellung sein kann.

Mit diesen Einschränkungen im Blick, wünsche ich viel Freude mit dem Thema.

2. Seele, Geist und Körper

3. Kartesianisches Weltbild

4. Klassische Medizin

Körpermedizin
Anamnese
Medikamente
Behandlungsmethoden

5. Selbstheilungskräfte

Innerer Arzt
Symbolische Kommunikation
Homöopathie
Medikamente

6. Religion

7. Zusammenfassung

Die Absicht des Aufsatzes war es, die Sinne für „richtiges“ gesundheitliches Verhalten zu schärfen, ohne sich in Einzelregeln verlieren zu müssen. Hierzu wurden Einblicke in den naturphilosophischen Hintergrund dafür gegeben, wie Gesundheit erkannt wird und wie sie mit den Begriffen von Körper, Geist und Seele verbunden ist.

Erkenntnisse hieraus sind:
Eine Abbildung der körperlichen und seelischen Dimensionen des Menschen auf die Begriffe Körper, Geist und Seele ist sinnvoll. Körper, Geist und Seele sind hierbei untrennbar miteinander verbunden, solange der Mensch lebt.
Die Seele des Menschen ist unsterblich, sein Körper und Geist sind sterblich.
Die Gesundheit des Menschen wird günstig beeinflusst, wenn Körper, Geist und Seele gleichermaßen entwickelt, versorgt und im Falle von Verletzungen geheilt werden.

Die klassische Medizin kann zur Heilung von körperlichen Leiden wesentlich beitragen. Die Aussichten auf Heilung werden verbessert, wenn auch die geistig/seelischen Aspekte der Erkrankung mit –gesehen und –behandelt werden. Eine psycho-somatischen Medizin hat diesen erweiterten Blick.

Eine psycho-somatische Medizin beachtet im komplementären Sinne „sowohl Körper als auch Seele“ als Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben. Die Betonung liegt hierbei auf dem sich ergänzenden Sowohl als Auch.

Der „Innere Arzt“ ist ein Symbol für die Selbstheilungskräfte. In dieser Bedeutung praktiziert er höchste psycho-somatische Heilkunst. Die Gesundheit des Menschen wird gestärkt, wenn der Mensch sich häufiger auf diese Methode und seine Selbstheilungskräfte einlässt. Eingriffe von Außen sollten den „Inneren Arzt“ dort nur unterstützen, wo es erforderlich ist, aber nicht entmündigen.

Ein „signifikant Anderer“ kann den Menschen erden und davor bewahren, bindungslos den Gewalten des Lebens ausgeliefert zu sein. Insbesondere findet der religiöse Mensch auf existenzielle Fragen leichter Antworten, die seinen Wert und seinen Platz in dieser Welt schützen und stärken.

Ein religiöser Glaube kann heilsam sein

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Literaturverzeichnis
Uexküll – Psychosomatische Medizin
W. Schommers – Zeit und Realität
W. Schommers – Das Sichtbare – Unsichtbare
H.-P. Dürr / F.-A. Popp / W. Schommers – Elemente des Lebens
F.-J. Bartmann, H.Pecnik, R. Sachau – Das rechte Maß der Medizin
Jennie Naidoo, Jane Wills – Lehrbuch der Gesundheitsförderung
J. Bengel, R. Strittmatter, H. Willmann (BzgA) – Was erhält Menschen Gesund
Thomas Harms – Auf die Welt gekommen
Brigitte Körfer in „Der Heilpraktiker & Volksheilkunde“, Heft 9, 2003
Harro Albrecht in „Die Zeit“, Heft 37, 2003
Hubertus Breuer in „Die Zeit“, Heft 40, 2003
H. v. Spronckhoff – Bewusstsein, Geist und Seele. Die Evolution des menschlichen Geistes
G. Jüttemann, M. Sonntag, C. Wulf – Die Seele. Ihre Geschichte im Abendland
C.G. Jung – Der Mensch und seine Symbole
Paul Tillich – Systematische Theologie
Theodor D. Petzold – Philosophie des Anerkennens
Lochen Kirchhoff – Räume, Dimensionen, Weltmodelle
Michael Hauskeller – Was ist Kunst
John R. Searle – Freiheit und Neurobiologie
Friedrich Wundram – Chronische Polyarthritis in „Naturheilpraxis“, Heft 8/2004
Vonessen – Das Unglaubliche der Wahrheit

Der Autor freut sich über einen Informationsaustausch

Anschrift des Verfassers:
Friedrich Wundram
Eggersallee 26
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Tel. 040 - 39 90 33 99
E-Mail: praxis@stoerungsfrei.de



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