Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Bei Neugeborenen / Säuglingen und Kleinkindern: Charakteristika tiefgreifender homöopathischer Mittel

von Simon Steuerwald

Diese Abhandlung beschäftigt sich mit den Charakteristika tiefgreifender homöopathischer Mittel, wie wir sie häufig bei Neugeborenen / Säuglingen und Kleinkindern antreffen.

Als Neugeborene gelten Kinder von ihrer Geburt bis zum 28. Lebenstag, der Säugling gilt als solcher bis zur Vollendung seines 12. Lebensmonats und das Kleinkind wird definiert in dem Zeitraum zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr.

Wenn Säuglinge oder Kleinkinder zu uns in die Praxis gebracht werden, ist es für uns bei der Anamneserhebung nicht immer ganz einfach, diese Kinder von ihrer Art und ihrem Verhalten bzw. ihrem Gemüt richtig einzuordnen; sie können uns noch nicht mitteilen, wie die Art ihrer Beschwerden oder welche Verhaltensweisen für sie typisch ist. Darum müssen wir uns auf unsere Beobachtungsgabe, unsere Untersuchung und die Schilderung der Eltern verlassen.

Im Folgenden möchte ich versuchen, die wesentlichen Aspekte der einzelnen Arzneimittel herauszuarbeiten.

Arsenicum album:

Im Neugeborenen- bzw. Säuglingsalter findet man eine auffallende Blässe, selbst bei Fieberzuständen, rissige Lippen, halonierte Augen und blaue Skleren (DD: Ars, Calc, Carc); sie weisen eine starke Unruhe auf, verbunden mit einem intensivem Schreien und dem Verlangen zu trinken oder auf dem Arm getragen zu werden.

Nach einem Jahr ändert sich das Aussehen der Kinder. Sie sind von schlanker, graziler Gestalt, häufig mit zarter Haut, feinem Haar (meist braun) und braunen Augen und haben eine straffe Faser. Einen offenstehenden Mund findet man ebenso wie eine rote Zunge, vielleicht sogar eine Landkartenzunge (DD: Tarax, Ars, Kali-bi, Kali-cl, Lach, Nat-m, Pit-u, Ran-s, Rhus-t, Ter, Tub); die Zunge kann Zahneindrücke (DD Hauptmann: Ars, Chel, Merc, Rhus-t, Carb-v, Hydr, Iod, Merc-d, Merc-sulf, Podo, Sep, Syph) aufweisen.

Im Kleinkindalter entwickeln sich im Gemütsbereich die für Arsenicum bekannten Themen heraus: Angst, Ruhelosigkeit und peinlich in Kleinigkeiten: Die Ruhelosigkeit erkennt man daran, dass das Kind die Hände und Füße nicht stillhalten kann und sich ständig bewegen muss; auch der Schlaf ist durch die innere Unruhe gestört. Sie können nicht gut alleine sein (Furcht vor dem Alleinsein: DD: Arg-n, Ars, Crot-h, Hyos, Kali-c, Lyc, Phos, Apis, Camph, Clem, Con, Elaps, Gels, Kali-p, Lac-c, Lyss, Puls, Sep, Stram), wollen, dass die Mutter mit ihnen einschläft, oder dass sie in der Nähe ist oder das Kind möchte nachts ins Bett der Eltern kommen. Beim Einschlafen muss die Tür aufbleiben und ein kleines Licht im Gang brennen (DD: Ars, Calc, Phos, Puls, Sil). Die Furcht vor dem Alleinsein und Verlangen nach Gesellschaft zeigt sich in gesunden Tagen in der ständigen Frage des Kindes: “Mama, wo bist Du.?” Dabei geht es weniger um den körperlichen Kontakt, als vielmehr um das Wissen, dass jemand in der Nähe ist, der ihnen Schutz bietet. Auch stark ausgeprägt ist die Furcht vor Einbrechern (DD: Ars; Arg-n, Con, Ign, Lach, Merc, Nat-m, Phos, Zinc).

Der dritte große Bereich, der typisch ist für Arsenicum wird immer wieder beschrieben mit: peinlich in Kleinigkeiten (DD: Ars; Ign, Nat-c, Sil, Staph, Thuj, Bamb-a, Bar-c, Dig, Lach, Lyc, M-p-a, Mur-ac, Nux-v, Puls, Stram, Sulf); damit gemeint ist die Ordnungsliebe der Kleinen. Sie räumen ihr Zimmer schon lange vor dem Schlafengehen auf oder spielen nicht gerne im Sand, weil sie sich die Finger nicht schmutzig machen wollen; ihre Kleidung muss immer sauber sein.

Ein Weiterer Aspekt dieses Mittels ist Eifersucht aus Neid, welcher dann zu Tage kommt, wenn das Arsenicum Kind ein Geschwisterchen bekommt; es versucht sich immer wieder durch seine Fragen und Taten die volle Aufmerksamkeit und Liebe bestätigen zu lassen, um ja nicht hinter das jüngere Geschwisterchen in der Rangfolge zu sinken. Auf der anderen Seite tritt es in Konkurrenz mit ihm, indem versucht wird in allem der erste zu sein.

Bei den Nahrungsmodalitäten finden wir ein ausgesprochenes Verlangen nach Saurem (DD: Acon, Cor-r, Hep, Verat, Abies-c, Ant-c, Ant-t, Apis, Am, Ars, Bor, Brom, Bry, Calc, Carb-v, Cham, Cist, Con, Ferr, Ferr, Fl-ac, Ign, Kali-ar, Kali-c, Lach, Mag-c, Med, Myrr, Nat-m, Ph-ac, Phel, Phos, Podo, puls, Sabad, Sabin, Sec, Sep, Squil, Stram, Sul-i, Sulf, Teucr), welche aber nicht vertragen wird, weiter nach Tomaten, Gurken, Essig (DD: Hep, Bac, Kali-m, Nat-m, Sep), Apfelsaft, scharf gewürzten Speisen (DD: Chin, Phos, Sulf, Ars, Carc, Cist, Fl-ac, Hep, Lac-c, Nux-v, Puls, Sang, Tarent, Zinc), Senf (DD: Cocc, Lac.c), Speck (DD: Ars, Calc-p, Mez, Sanic, Tub); dagegen haben sie eine Abneigung gegen Milch (DD: Lac-d, Nat-c, Staph, Aeth, Ant-c, Arn, Bry, Cact, Calc, Cal-d, Carb-v, Carc, Cina, Elaps, Guai, Ign, Lec, Lepro, Mez, Nat-s, Phos, Puls, Sep, Sil, Sulf, Teucr), Fleisch (DD: Calc, Calc-s, Carbn-s, Chin, Graph, Mur-ac, Nux-v, Petr, Puls, Sep, Sil, Sulf, Alum, Ang, Am, Ars Aur, Bry, Cact, Cann-s, Carb-v, Chin.-fr., Cocc, Cycl, Elaps, Ferr, Ferr-m, Ign, Kali- ar, Kali-bi, Kali-c, Lap-a, Lyc, Meny, Merc, Mez, Nat-m, Nit-ac, Phos, Plat, Ptel, Rhus-t, Sabad, Syph, Tarent, Tub, Zinc), Fett (DD: Allgemeines – Abneigung gegen fette und gehaltvolle Speisen: Chin, Petr, Ptel, Puls, Ang, Asar, Ars, Bry, Calc-fl, Carb-an, Carb-v, Carc, Colch, Calc, Hep, Ign, Merc, Nat-m, Sep, Sulf) sowie Süßigkeiten (DD: Arg-n, Graph, Ars, Caust, Kali-c, Lepro, Lyc, Merc, Phos, Sin-n, Sulf-ac, Sulf, Zinc), wobei auch schon der Geruch von Essen ihnen unangenehm ist.

Calcium carbonicum

Calcium phosphoricum

Lycopodium

Medorrhinum

Natrium muriaticum

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Teil II

Anschrift des Verfassers:
Simon Steuerwald
Heilpraktiker
Von-Kieffer-Str. 131
67067 Ludwigshafen



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