Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Schilderung einer langjährigen homöopathischen Nachbehandlung eines bösartigen Tumors oder wie mich die Natur Geduld lehrte

von Christa Herrmann-Vogt

Ich stelle Ihnen in diesem Beitrag einen Fall aus meiner Praxis vor. Es war am Anfang meiner Tätigkeit in einem gemischten Gesundheitszentrum (zum Glück nicht an dem meiner homöopathischen Praxis), d.h. einem Zentrum von Schul- und Alternativmedizin unter einem Dach. Es war mein erster „Krebsfall“ und ich stand unter Druck: zum einen durch meine schulmedizinischen Kollegen, die meine Therapieaktionen kritisch beäugten und zum anderen durch mich selbst, resp. durch diese Verantwortung in einem so schwerwiegenden Krankheitsfall.

Bei der Patientin handelte es sich um eine Frau von unscheinbarem Gesamteindruck, geb. 1945, also gut 50 Jahre alt. Sie war ledig, von Beruf Krankenpflegerin, grauhaarig, ca. 155 cm groß und leicht übergewichtig. Sie trug eine Brille, hatte einen schlaffen Händedruck und sah älter aus, als der Jahrgang besagte. Dass sie in einer leitenden Position in der stationären Geriatrie tätig war, erfuhr ich erst später. Sie kam neu in das Gesundheitszentrum, weil sie sich eine gute, umfassende und disziplinübergreifende Betreuung wünschte.

Am 18.8.95 in der Erstanamnese berichtete sie Folgendes spontan:

Sie hatte ein östrogenüberproduzierendes Uteruscarcinom gehabt, das im März 1993 diagnostiziert wurde und die sofortige operative Entfernung des Uterus und der Ovarien nach sich zog. Viel früher, nach einer verschleppten eitrigen Appendicitis 1972 mit hohem Fieber bis 40.1°C, hatte sie lange Jahre Nierenbeschwerden gehabt. Die Peritonitis wurde lange nicht erkannt, nur das Fieber mit Treupel (ASS-Präparat mit Pyrazolon) gesenkt, bis sich einen Monat später eine Sepsis einwickelte mit Fieber bis 42°C und Fieberkrämpfen. Durch diese massiven Treupelgaben wurde ihre rechte Niere angegriffen und sie hatte seither immer wieder rechtsseitige, oft auch absteigende Nierenbeckenentzündungen gehabt. Die letzte Entzündung war 1979. Diese wurde nun zum ersten Mal antibiotisch behandelt! Seit langer Zeit schon litt sie an Hautproblemen. Eine Sonnenallergie mit Hitzebläschen an beiden Oberarmen war dieses Jahr zum ersten Mal aufgetreten. Sie nahm täglich 2 – 4 Glob. Schüsslersalze abwechselnd, und fand, dass ihr das gut bekomme, außer dem Calc. phos., das ihr nicht gut tat, und das sie deshalb nicht mehr einnahm.

In der Schweiz gibt es diese recht beliebte Art die Schüsslersalze einzunehmen. Viele „gesundheitsbewusste“ Leute nehmen sie ein, ohne spezifische gesundheitliche Probleme zu haben, zur Prävention, zum Entsäuern und Entschlacken. Dabei entsteht die immer gleiche Abfolge der Salze über 12 Tage: Angefangen bei Nr. 1: Calc- fluor., zu Nr. 2: Calc- phos., zu Nr. 3: Ferr- phos., zu Nr. 4: Kaliumchlorid, zu Nr. 5: Kali-phos., zu Nr. 6: Kali-sulf., zu Nr. 7: Mag-phos., zu Nr. 8: Nat-mur., zu Nr. 9: Nat-phos., zu Nr. 10: Nat-sulf., zu Nr. 11: Sil., zu Nr. 12: Calc-sulf. Dann wieder mit Nr. 1 beginnend, 2 – 4 Globuli täglich als Minimaldosis, und das zum Teil über Jahre. Als klassische Homöopathin kann ich an die wahrscheinlichen Folgen dieser „Behandlung“ nur mit Schaudern denken!

1977 entstand eine schnellwachsende Struma, ein sogenannter kalter Knoten, der keine Dysfunktion der Schilddrüse verursachte, wohl aber eine mechanische Atembeengung. Daher erfolgte im November des gleichen Jahres die operative Entfernung dieses Knotens.

1989 wuchs erneut ein Knoten, wieder nur im linken Lappen, wie 1977. Dieses Mal wurde nicht operiert, aber das Gewebe in halbjährlichen Kontrolluntersuchungen durch Feinnadelbiopsie überwacht.

1991 kam es zunehmend zu Atemproblemen und der linke, verhärtete Schilddrüsenlappen musste entfernt werden. Zum Glück übernahm der rechte Lappen die volle Funktion beider, es war keine Thyroxinsubstitution nötig. Seit diesem Zeitpunkt wurde sie zur jährlichen Ultraschalluntersuchung und Blutwertkontrollen aufgeboten.

Zur Gynäkologie berichtete sie Folgendes:
Ihre erste Menses hatte sie mit 10 Jahren bekommen. Die Blutungen waren immer stark und dauerten 5 – 6 Tage, in einem Zyklus von 26 – 30 Tagen, ohne weitere Probleme.

Ab 1978, mit 33 Jahren ging sie regelmäßig zur gynäkologischen Kontrolluntersuchung.

1980 zeigten sich erste klimakterische Zyklusveränderungen, und für eine kürzere Zeit kamen die Menses in unregelmäßigen Zyklen und in anderer Form, mit 3 – 4 Tagen starker Blutung und einer 2 – 4 Tage dauernden Nachblutung.

1989 wurde bei der Kontrolluntersuchung ein 2,5cm großes intrauterines Myom festgestellt.

1990 mit 45 Jahren wurde die Zyklusveränderung definitiv.

Im Herbst 1992 ereigneten sich lange Schmierblutungen von 10 – 12 Tagen, alle 6 Wochen. Darauf wurde ein Hormonprofil im Labor erstellt. Der Befund im Dezember 1992 ergab massiv zu hohe Oestrogen- und viel zu tiefe Gestanonwerte.

Darauf wurde im Januar 1993 probeweise ein Substitutionsversuch mit einer 14-tägigen Einnahme von täglich 10 mg Prodafem (reines Gestanon) durchgeführt. Unter dieser Gestanonsubstitution schied sie sehr viel altes, schwarzes und klumpiges Blut aus und zwar während der ganzen 14 Tage. Dann, nach 5 Tagen Blutungspause fingen erneut starke Blutungen an, mit aufgetriebenem Bauch und stark geschwollenen Brüsten.

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Teil 2

Literaturliste
Com Rep ML Repertorisationsprogramm, Franz Simbürger, 84174 Eching
S. Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6. Auflage, Narayana Verlag
Dr. D. Spinedi, Die Krebsbehandlung in der Homöopathie, Bd.1, Cheiron Verlag

Anschrift der Verfasserin:
Christa Herrmann-Vogt
Dipl. Homöopathin
Stationsstr. 24
CH-8606 Greifensee
Tel. 0041 1 940 66 33

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