Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Bericht über den 6. Therapeutengesprächskreis der DGKH 16. - 18. Juni 2000

von Renate Schweyen-Ott

Teil 1

Betrachten wir erneut die uns vorliegende Homöopathie-Studie, so kam es in der H-Gruppe in 29% der Fälle zu einer Schwangerschaft gegenüber 19% in der K-Gruppe. In ersterer endeten alle Schwangerschaften mit der Geburt eines lebensfähigen Kindes, wohingegen es in der K-Gruppe zu einem Abort kam.

In der H-Gruppe konnte bei 40% der Frauen mit Hormonstörungen und bei 41% der Frauen mit Zyklusstörungen eine Normalisierung erreicht werden; bei 40% der Patientinnen konnten nach der homöopathischen Therapie keine Myome mehr nachgewiesen werden, und bei einem Drittel besserten sich die restlichen Befindlichkeitsstörungen. In der K-Gruppe zeigte sich demgegenüber in 10% der Fälle mit hormonellen Störungen und in 22% der Fälle mit Zyklusstörungen eine Besserung (also fast um die Hälfte weniger); in dieser Gruppe konnte keine Besserung des Myomstatus erreicht werden, und in 23% der Fälle hier kam es zu den bereits erwähnten signifikanten Nebenwirkungen. So weisen also alle diese Vergleichszahlen - sogar unter Berücksichtigung eines gewissen Spielraums beim Placeboeffekt (welchen auch immer wir hier veranschlagen mögen) - darauf hin, daß im homöopathisch behandelten Kollektiv das Erfordernis einer spezifischen Wirksamkeit für eine definierte Erkrankung (hier der weiblichen Sterilität) deutlich besser eingelöst ist, als im konventionell behandelten Kollektiv.

Und - nicht zuletzt - ist festzuhalten, daß wir zu allen Fragen, die der Autor der Studie gestellt hat, positive Ergebnisse vorweisen können.

Wer sich für diese Studie interessiert, sei auf das von Henning Albrecht und Ingrid Gerhard herausgegebene Büchlein verwiesen: "Homöopathie bei weiblicher Sterilität" von Gustav Reimers; edition/forschung; Serie der Karl und Veronika Carstens Stiftung; Hippokrates Verlag.

Angeleitet durch diese Studie erstellte Schwabe eine eigene Statistik, basierend auf jenen Patientinnen, die ihre Praxis wegen unerfüllten Kinderwunsches aufsuchten. Sie zeigte ausführliche Tabellen und stellte zu jedem einzelnen Fall die gynäkologische Sachlage, und wenn nötig auch die andrologische des Partners vor.

Unter anderem schilderte sie den Fall einer Patientin mit FSH-Erhöhung, also mit einer hypergonadotropen Ovarialinsuffizienz, die unter Phosphorus sofort, zum nächsten Zyklustermin, schwanger geworden war, obwohl bei ihrem - wohlgemerkt unbehandelten - Mann eine nachgewiesene pluriforme Störung, eine sog. Oligoasthenoteratozoospermie vorlag (d.h. verringerte Spermienzahl auf 10 - 20 Mio. pro ml Sperma; bei einer gleichzeitigen Reduktion der beweglichen Spermien auf 60 - 50% der Norm; sowie bei gleichzeitiger deutlicher Fehlformenrate der Spermien; griech. téras = Ungeheuer, gemeint ist eine strukturelle Fehlbildung). "Ein Phänomen!" - wie Schwabe meinte. Andererseits genüge es aber allemal, wenn auch nur ein einziges Spermium zum entscheidenden Zeitpunkt ante portas steht, das wohl strukturiert, kräftig und ausreichend penetrationsfreudig ist!

Im 3./4. Schwangerschaftsmonat der Patientin aufgetretene Blutungen kamen unter Sabina sofort wieder zum Verschwinden. Nach einem weiteren normalen Schwangerschaftsverlauf brachte die Patientin dann ein gesundes Mädchen zur Welt.

Eine weitere Patientin (36-jährig) mit vorausgegangener Tubargravidität und Zustand nach Abort - also ein Fall von sekundärer Sterilität - wurde ebenfalls unter Phosphorus sofort schwanger, obwohl eine Struma nodosa, Infektanfälligkeit und relativ starke Angstzustände vorlagen. Zur Erinnerung - der Phosphor spielte in der oben besprochenen Studie keine Rolle!

Bei der 3. Patientin (33-jährig) lag ebenfalls eine sekundäre Sterilität bei rezidivierenden Aborten vor. Auch hier war wieder sofort, d.h. innerhalb des nächsten Zyklus, eine Schwangerschaft eingetreten - diesmal unter Sepia.

Eine 4. Patientin (34-jährig) mit dem gleichen gynäkologischen Befund, depressiven Verstimmungszuständen unter starken psychischen Belastungen und rezidivierenden Vaginalmykosen, wurde ebenfalls unter Sepia nach 3 Monaten schwanger.

Eine 5. Patientin (34-jährig) mit primärer Sterilität und zusätzlicher Endometriose, bei hypogonadotroper Ovarialinsuffizienz (= verminderte Bildung von FSH und LH), einem Abort und prämenstruellen Beschwerden, gab als Diagnose bei ihrem Mann eine Asthenozoospermie, also eine verminderte Spermienbeweglichkeit, an. Wiederum unter Phosphorus wurde die Patientin nach 6 Wochen schwanger.

Die 6. vorgestellte Patientin (34-jährig) kam mit sekundärer Sterilität, rezidivierenden Aborten, Zustand nach Eileiterschwangerschaft, in deren Rahmen damals eine Chromosomenanomalie im Sinne einer Translokation festgestellt wurde. Sie litt zusätzlich unter Akne (evtl. Hyperandrogenämie?). Mit Nat.mur. ausschließlich, in den aufsteigenden Potenzen 6. LM, 12. LM und 18. LM, wurde sie nach 7 Monaten schwanger.

Eine 7. Patientin (33-jährig) mit primärer Sterilität erhielt die Mittel Phos., Sep., Nat.mur., Mag.phos., jeweils in aufsteigenden LM-Potenzen über 2 1/4 Jahre hinweg; erst dann ist es - in Kombination mit der IVF - zu einer erfolgreichen Schwangerschaft gekommen. Diese Frau litt außerdem unter massiven Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit und chronischer Sinusitis über ca. 20 Jahre hinweg. Diese Begleitbeschwerden sind übrigens unter der homöopathischen Therapie - zur Verwunderung ihrer Familie - bereits nach 1/2 - 3/4 Jahr vollkommen verschwunden gewesen, während die Erfüllung ihres Kinderwunsches noch einige Zeit auf sich warten ließ, nämlich ca. weitere 1 1/2 Jahre. Es war übrigens funktionell und hormonell keinerlei Grund mehr ausfindig zu machen, warum sie nicht schwanger hätte werden sollen - für Schwabe, wie sie meinte, äußerst frustrierend, zumal auch die homöopathische Anamnese schließlich leer war und tatsächlich nur noch die "Sterilität" als solche im Raum stand. Dies führte denn auch zu ihrer Einwilligung in die IVF, die dann, nach einem Abort, erst beim zweiten Versuch greifen sollte. Diese Patientin hat nun - zum Ende der Schwangerschaft - eine Lumboischialgie bekommen, die sich homöopathisch behandelt, innerhalb von 2 1/2 Tagen wieder verabschiedete. Auch alle ihre ehemaligen schweren chronischen Übel sind ausgeblieben! Ein Beweis für das `Greifen´ der Behandlung; aber auch dafür, daß die Kombination von Homöopathie und Schulmedizin manchmal ganz sinnvoll oder gar notwendig sein kann, um ans Ziel zu kommen.

Die 8. Patientin (41-jährig), mit einer primären Sterilität - bei zusätzlicher Migräne und allergischer Diathese - brachte als Frau eines Kollegen eine extrem hohe Erwartungshaltung mit, wollte also sofort schwanger werden, und flößte so der Therapeutin "einige Angst" ein, zumal es in diesem Alter "sehr eng" wird. Eine Gabe Sepia 6. LM: sie wurde sofort schwanger!

Die 9. Patientin (26-jährig), mit einer primären Sterilität, einer Endometriose (zusätzlich Migräne und allergische Diathese), bekam Sepia - als Zwischengabe Nux vom. - dann erneut Sepia, und wurde nach 1 1/2 Jahren schwanger. Vor der homöopathischen Behandlung hatte sie bereits 4 Inseminationen und zahlreiche Hormonbehandlungen hinter sich. Auch hier wurde mit der IVF nachgeholfen, wobei es nach der ersten zu einem Abort kam, nach dem zweiten Versuch dann jedoch zu einer Zwillingsschwangerschaft. Interessant ist hier, dass sich, in relativ kurzer Zeit nach der Geburt zweier gesunder Kinder, die Migräne wieder einstellte, die während der Schwangerschaft verschwunden war, wobei aber die Allergie deutlich besser geworden war. Die Migräne wird weiter mit Sepia behandelt.

Die 10. Patientin (34-jährig) mit primärer Sterilität bekam Lycopodium und im Anschluß Sepia; sie wurde nach 1/2 Jahr schwanger. Bei ihr war vorher ein Asthma bronchiale mittleren Schweregrades und eine hohe Infektanfälligkeit zu eruieren. Das allergische Asthma ist unter der homöopathischen Behandlung völlig verschwunden und auch nach der Geburt ihres Sohnes nicht wieder aufgetaucht, obwohl damit gerechnet werden konnte. Ohne eine weitere homöopathische Behandlung gebar sie inzwischen ihr zweites Kind, d.h., die primäre Sterilität wurde durch die homöopathische Therapie komplett beseitigt.

Bei der 11. Patientin (37-jährig) ließ sich eine sekundäre Sterilität nachweisen, bei habituellen Aborten (d.h. mehr als 3 Aborte ohne zwischenzeitlich erfolgte Konzeption). In der Anamnese ist auch eine Interruptio in jungen Jahren zu eruieren. Sie bekam in Abfolge Nat.mur., Med. und Sepia. Auch war sie bereits konventionell sowie homöopathisch mit sehr hohen C-Potenzen vorbehandelt. Der Ehemann hatte eine Gonorrhoe, wobei die Patientin damals mit behandelt worden ist; deshalb wurde ihr auch Medorrhinum verabreicht, wodurch dann die psorische Belastung deutlich in den Vordergrund trat. Unter Sepia ist sie dann schwanger geworden. Durch einen bereits seit 12 Jahren bestehenden Kinderwunsch hatte diese Patientin 1/4 Jahr vor Eintritt ihrer Schwangerschaft einen kleinen Buben in Pflegschaft genommen, weil sie dachte, das klappe sowieso nicht mehr. Sie hat nun ein gesundes Töchterchen bekommen.

In einem von Schwabe gegebenen Überblick über die am häufigsten verwendeten Mittel bei der Behandlung der weiblichen Sterilität führten, der hierarchischen Reihenfolge nach, Nat.mur., Sepia und Phosphorus den Reigen an.

Wir bekamen also hier 11 Frauen vorgeführt, die alle erfolgreich homöopathisch behandelt worden sind; ihnen stehen jedoch 12 nicht erfolgreich behandelte gegenüber.

...

Der nächste TGK findet voraussichtlich vom 15.-17.6. 2001 statt.

Anschrift der Verfasserin:
Dr. phil. Renate Schweyen-Ott
Heilpraktikerin /Klass. Homöopathie
Raglovichstraße 14
80637 München

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