INFEKTIONSKRANKHEITEN

HIV und AIDS

Geschichte und Entdeckung

von Florian Rieder


Wir schreiben das Jahr 1980. Ein ausgezehrter junger Mann sucht ein Krankenhaus in New York auf und klagt über seltsame Symptome: Brennen im Mund, Speiseröhre und Luftröhre, Schweißausbrüche, Schmerzen im Körper, Gleichgewichtsstörungen, erhöhte Körpertemperatur und Müdigkeit. Der Allgemeinzustand des Patienten war reduziert und er konnte nur unter Problemen Angaben machen, da er kaum Luft bekam. Zusätzlich auffällig waren violett gefärbte Flecken auf der Haut. Im Vorfeld war der Patient über Monate von seinem Hausarzt erfolglos wegen Durchfall, Gewichtsabnahme, Husten und andauernden Lymphknotenschwellungen behandelt worden. Eine Diagnose konnte nicht gestellt werden. Die Untersuchung im Krankenhaus ergab einen Pilzbefall des Darmes, Bakterienwachstum in der Lunge, und die Hautknötchen wurden als Kaposi-Sarkom, ein bis dato extrem seltener Gefäßtumor identifiziert. Auch in der Klinik konnte die eigentliche Ursache des Leidens nicht gefunden werden. Der junge Mann verstarb trotz intensivster Behandlung wenige Monate später. Niemand konnte damals ahnen welche weitreichenden Auswirkungen diese bis dahin noch unbekannte Krankheit haben sollte. (nach Koch: AIDS, 1987)

In den Folgemonaten traten ähnliche Fälle auf. Einmal war es das gehäufte Auftreten eines Erregers einer Lungenentzündung, Pneumocystis carinii (PC), der die Ärzte aufhorchen ließ. PC befiel sonst nur Kinder in sozial schlechten Verhältnissen, bzw. Erwachsene bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen oder unter medikamentöser Immunsuppression, also waren normalerweise nur Menschen mit geschwächter Körperabwehr betroffen. Diesmal waren die Infizierten aber junge Männer, ohne bekanntes Grundleiden.

Ein anderes Mal traten 26 Fälle eines Kaposi-Sarkoms auf. Dieser Krebstyp kam in den USA zu diesem Zeitpunkt bei gesunden Menschen unter 60 Jahren nur einmal im Jahr (!) vor. Auch hier waren junge Männer betroffen, bei denen keine Vorerkrankung bekannt war. Diese Häufungen von untypischen Erkrankungen wurden den Centers for Desease Control (CDC) in Atlanta gemeldet (diese Behörde entspricht dem deutschen Bundesgesundheitsamt). So konnte ein Zusammenhang der Fälle erkannt, und diese zentral beobachtet werden. Da diese Anzeichen anfangs praktisch nur auf Homosexuelle begrenzt blieben, erhielt dieses Syndrom zu Beginn den Namen GRID (für Gay Related Immunodeficiency; "gay" bedeutet homosexuell). Seit Herbst 1982 wird das Krankheitsbild mit dem Namen AIDS (für Acqired Immunodeficiency Syndrome = erworbenes Immunschwächesyndrom) bezeichnet. Nach der Definition konnten retrospektiv AIDS-Fälle ausfindig gemacht werden, die bis in das Jahr 1972 und früher zurückreichen. Der Erreger existierte also schon zu Beginn der siebziger Jahre, die rasche Ausbreitung in den USA und Europa begann aber erst um 1980. Der Ursprung der Verbreitung wird in Zentralafrika südlich der Sahara vermutet, wo auch heute eine sehr hohe Zahl an Infizierten nachzuweisen ist.

In der Zeit nach der Entdeckung wurden die Probleme, die diese Krankheit mit sich bringt unterschätzt. Nicht zuletzt der rasante Anstieg der Infizierten (bei Entdeckung des Syndroms lag die Verdopplungsrate der Kranken bei 10 Monaten, die Zahlen stiegen expotentiell an) und die Verbreitung von AIDS über die ganze Welt ließen die Gleichgültigkeit in Unsicherheit und Angst umschlagen.

Aufbau des Virus

Infektion der Zelle

Pathogenese der Infektion

Von der Infektion zur Krankheit

Übertragung des Virus

Diagnose

Therapie

Impfung

Epidemiologie

HIV ist ein globales Problem. In praktisch jedem Land der Erde kommen Infektionsfälle vor. Weltweit wird die Zahl der HIV-Infizierten auf 22 Millionen Erwachsene und 1 Million Kinder geschätzt - in Deutschland 35000 Erwachsene und 500 Kinder. Die Verteilung auf den Kontinenten ist in Abb. 12 und die jährlichen Neuinfektionen sind in Abb. 13 dargestellt. Die Schätzungen für das Jahr 2000 gehen auseinander und reichen von 40 -100 Millionen. In Europa und Nordamerika hat die Zahl der neu hinzukommenden AIDS-Fälle ihren Höhepunkt bereits hinter sich und sinkt, sicherlich auch verursacht durch die massive Aufklärungskampagnie und der damit verbundenen Verhaltensänderungen. Die tatsächliche Zahl der Infizierten hat ihre höchste Zahl auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara. Hier ist auch noch ein Anstieg bis zum Jahr 2000 und später zu erwarten. In vielen Großstädten sind zweistellige Prozentzahlen der Bevölkerung infiziert (WHO 1997). Durch die geringeren finanziellen Möglichkeiten für Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen und einer zur europäischen verschiedenen Kultur ist die Eindämmung der Seuche noch nicht geglückt. Hier besteht großer Nachholbedarf. Die Patientenzahl mit dem Vollbild AIDS ist kleiner. Weltweit wird von 1,5 Millionen Betroffenen berichtet, davon 180000 in Europa und 565000 in den USA (WHO 11/1996). In Deutschland wird die Zahl des AIDS-Patienten seit Ausbruch der Epidemie auf 21000 geschätzt (WHO 06/l998).

Die große Zahl der Infizierten und die bis jetzt eingeschränkte Therapierbarkeit zeigen an, daß trotz aller Bemühungen in den nächsten Jahren noch viele Menschen an AIDS sterben werden. Der rasante Anstieg der Kranken und die Gefahr für die gesamte Menschheit sowie sicher auch die Gewinnaussichten für die Pharmaindustrie waren in den letzten Jahren und werden auch in nächster Zukunft der Motor für das Streben nach einer Heilung diese Krankheit sein.

Literaturverzeichnis:

  • Charles A. Janeway und Paul Travers: Immunologie, Spektrum akademischer Verlag, 2. Auflage 1997, Heidelberg, Berlin Oxford,
  • W. Klietmann: AIDS: Forschung, Klinik, Praxis, soziokulturelle Aspekte, Schattauer, 2. Auflage 1990, Stuttgart, New York,
  • Riede und Schaefer (Hrsg.): Allgemeine und spezielle Pathologie, Thieme, 4. Auflage 1995, Stuttgart, New York,
  • Michael G. Koch: AIDS: vom Molekül zur Pandemie, Spektrum der Wissenschaft Verlag 1987
  • M. Classen (Hrsg.): Differentialdiagnose: Innere Medizin, Urban und Schwarzenberg 1998, München, Wien, Baltimore
  • J. Gölz (Hrsg.): HIV und AIDS: Behandlung - Beratung - Betreuung, Urban und Schwarzenberg, 2. Auflage 1995, München, Wien, Baltimore,
  • Anthony S. Fauci (et al.): Harrison's PRINCIPLES OF INTERNAL MEDICINE, 14th Edition 1998
  • Fritz H. Kayser: Medizinische Mikrobiologie, Thieme, 9. Auflage 1997, Stuttgart, New York,
  • Gerd Herold (Hrsg.): Herold: Innere Medizin 1998,

    Anschrift des Verfassers:
    Florian Rieder
    Zentnerstraße 34
    80798 München

    Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie in 'Naturheilpraxis' Nr.12/99.

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