INFEKTIONSKRANKHEITEN

Malaria

von Susanne Krell

1. Historisches

Tödliches Fieber, bei dem es sich wahrscheinlich um Malaria handelte, wird bereits seit Bestehen der Schrift (6000-5500 v. Chr.) beschrieben. Es wird sowohl in den Vedischen Schriften aus Indien (1600 v. Chr.) als auch von Hippokrates vor mehr als 2500 Jahren erwähnt.

Interessant ist, daß sich in den Büchern der Mayas und Azteken keine Angaben zu Malaria finden, weshalb man annimmt, daß europäische Siedler und die Sklaverei Malaria in die Neue Welt brachten. Aus Südamerika stammt auch eines der wohl ältesten Malariamittel, das Pflanzenalkaloid Chinin, das aus der Rinde der Cinchona Bäume, auch Chinarinde genannt (altperuanisch: Kina = Rinde), gewonnen wird. Missionare des Jesuitenordens brachten Chinin um 1630 nach Europa und 1657 nach Indien.

Im Jahre 1880 beobachtete der französische Armeearzt Charles-Louis-Alphonse Laveran zum ersten Mal den Parasiten in Blutproben unter dem Mikroskop; allerdings wurde seine Entdeckung von der damaligen medizinischen Welt abgelehnt. Es sollten sechs weitere Jahre vergehen, bis seine Theorien bei italienischen Wissenschaftlern, die zu dieser Zeit führend auf dem Gebiet der Malariaforschung waren, Beachtung fanden. Die wirkliche Ursache und Verbreitung von Malaria wurde erst im Jahre 1897 von Dr. Ronald Ross, einem in Indien stationierten Armeearzt, entdeckt. Jahrhunderte lang hatte man nämlich geglaubt, daß Malaria aus der Luft von Sümpfen entstehe; in der Tat leitet sich der Name Malaria vom lateinischen "mal" = schlecht und "aria" = Luft ab und trug lange Zeit den Beinamen "Sumpffieber".

Während sich die Wissenschaftler und Ärzte seiner Zeit weiterhin auf die Untersuchung der Sumpfgebiete konzentrierten, richtete Ross sein Augenmerk auf die 1882 aufgekommene Hypothese einer Übertragung der Malaria durch Parasiten. Im Magen von Anopheles Mücken fand er kleine, rundliche Organismen. Als er diese Parasiten auch in den Speicheldrüsen der Mücke fand stellte er die Theorie auf, daß die Krankheit durch den Biß einer infizierten Mücke auf den gesunden Wirt übertragen werde. (Abb.1)

Im Jahre 1898 hatte sich der Übertragungsweg durch die Mücke etabliert und der italienische Wissenschaftler Giovanni Batista Grassi bewies, indem er den Weg des Parasiten durch die Mücke verfolgte, daß die menschliche Malaria durch Anopheles Arten übertragen wird. 1927 erhielt J. Wagner von Jauregg den Nobelpreis der Medizin für seinen erfolgreichen Einsatz von Malaria bei der Behandlung von Syphilis. Er infizierte Patienten mit einer bestimmten Form von Malaria; das dabei entstehende hohe Fieber "verbrannte" - im wahrsten Sinne des Wortes - die Temperatur-empfindlichen Syphilis Bakterien. Nach drei bis vier Fieberzyklen erhielt der Patient dann Chinin, was zu einer relativ schnellen Heilung der Malaria führte. Diese Art der Therapie wurde bis in die Fünfziger Jahre angewandt, bis sie durch Chemotherapie ersetzt wurde. Heute stellt die Malaria die weltweit wichtigste parasitäre Infektionskrankheit dar. Laut WHO infizieren sich jedes Jahr 300 bis 500 Millionen Menschen, die in den tropischen und subtropischen Gebiete der Erde wohnen. In den Entwicklungsländern sterben alljährlich mehr als 1,5 Millionen Menschen - vor allem Kinder unter fünf Jahren. Man schätzt, daß alle dreißig Sekunden ein Kind an Malaria stirbt. Dabei handelt es sich um einen Teufelskreis: durch die Kombination von Unterernährung und chronischer Malaria leiden viele junge Frauen an Anämie. Sie bringen Kinder mit starkem Untergewicht zur Welt, die dadurch wiederum anfälliger für Malaria und andere Infektionskrankheiten sind.

Obwohl die Malaria in den gemäßigten Zonen als ausgerottet gilt, erhöhte sich die Zahl der Krankheitsfälle in den Industrieländern zunehmend. Verantwortlich dafür ist die wachsende Zahl von Reisenden in gefährdete Gebiete: Jedes Jahr besuchen 25 bis 30 Millionen Reisende aus nicht-tropischen Ländern die Epidemiegebiete, von denen sich geschätzte 30000 alljährlich mit Malaria infizieren.

2. Erreger und Pathogenese

3. Resistenz und Immunität

5. Epidemiologie

Bildnachweis:

  • Abb. 4,5,6,7+8 aus: W. Peters + H.M. Gilles; A Colour Atlas of Tropical Medicine and Parasitology, 3rd. Edition; Wolfe Medical Publications Ltd. 1989
  • Abb. 3 aus: J. Knobloch (Hrsg.); Tropen- und Reisemedizin, Gustav Fischer Verlag, Jena; 1996
  • Abb. 9 aus: Kretschner; Kusch; Scherbaum, Reisemedizin, Gustav Fischer Verlag; München, Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm; 1999
  • Abb. 2 + Tab. 1+2 aus: Roche Lexikon Medizin; 4. Auflage; Urban und Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore, 1998

    Literaturnachweis:

  • Roche Lexikon Medizin; 4. Auflage; Urban und Schwarzenberg; München, Wien, Baltimore, 1998
  • Jürgen Knobloch (Hrsg.); Tropen- und Reisemedizin, Gustav Fischer Verlag; Jena; 1996
  • Kayser, Bienz, Eckert, Lindenmann; Medizinische Mikrobiologie; 8. Neubearbeitete Auflage; Thieme Verlag; Stuttgart, New York; 1993
  • MSD-Manual der Diagnostik und Therapie; 5. Auflage; Urban und Schwarzenberg; München, Wien, Baltimore, 1993
  • N.J. White, D.Sc., M.D.; The Treatment of Malaria; The New England Journal of Medicine, Review Article; September 12, 1996, Vol. 335
  • Tomas Jelinek; Infektionen durch Plasmodien, Diagnose und Therapie der Malaria; Handout zum Kurs Infektionskrankheiten, SS 1999
  • Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG), Empfehlungen zur Malariavorbeugung, Stand Mai, 1999

    Anschrift der Verfasserin:
    Susanne Krell
    Burgkmairstr.56
    80686 München

    Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie in 'Naturheilpraxis' Nr.12/99.

    Zurück zum Inhaltsverzeichnis / Zum nächsten Artikel

     

     

    Naturheilpraxis 12/99