Industrie und Forschung

Weidenrindenextrakt als neues Basistherapeutikum bei chronischen Schmerzen

In der Stufe 1 des WHO-Schemas zur Pharmakotherapie von Schmerzen sollte zunächst das Potential pflanzlicher Mittel ausgeschöpft werden, so die Schmerzexpertin Prof. Sigrun Chrubasik auf dem 2. Internationalen Rheuma- und Schmerz-Kongress (18.-19.08.99) in Freiburg. Die Wissenschaftlerin schließt dies aus den Ergebnissen zweier aktueller klinischer Studien. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass ein Phytotherapeutikum aus Weidenrindenspezialextrakt bei Exazerbationen chronischer Rückenschmerzen nach 4 Wochen Therapie bereits bei 40% aller Patienten zur Schmerzfreiheit führte. Die pflanzliche Therapie erwies sich sogar gegenüber einer konventionellen Schmerztherapie tendenziell als wirksamer - bei deutlich besserer Verträglichkeit. Viele der Patienten, die einen Arzt konsultieren, klagen über Schmerzen. "Die Behandlung von Schmerzen ist gewissermaßen ein Grundbaustein ärztlicher Tätigkeit", so Dr. Erwin Häringer, München. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass Schmerzmittel in Deutschland zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln gehören. "Fragt sich nur, ob die Mittel von den Patienten auch eingenommen werden."

Epidemiologische Untersuchungen haben klar ergeben, dass viele der verordneten Analgetika aufgrund der im Beipackzettel genannten Nebenwirkungen nicht, oder nicht in ausreichendem Maße eingenommen werden. "Die Compliance gegenüber synthetischen Schmerzmitteln liegt nur bei 25 Prozent", betonte Häringer und fügte an: "Das ist einer der Gründe, warum wir niedergelassenen Ärzte immer "öfter auf pflanzliche Analgetika wie z.B. Weidenrindenextrakt zurückgreifen. Hier liegt die Compliance wesentlich höher." Die Weide ist ein Klassiker der Schmerztherapie. Bereits seit Jahrhunderten wird sie in der Volksmedizin zur Behandlung von Schmerzen und Fieber eingesetzt. Seit dem Mittelalter geriet die Heilpflanze ein wenig in Vergessenheit, erlebt derzeit aber eine echte Renaissance. Der Grund: Weidenrinde entpuppte sich in zahlreichen pharmakologischen Untersuchungen und klinischen Studien als hochwirksames und zudem nebenwirkungsarmes Analgetikum, wie Experten im Rahmen des Kongresses "Special Interest Group of Rheumatic Pain" in Freiburg konstatierten.

Die Mutter der Acetylsalicylsäure
Nach Aussage von Prof. Adolf Nahrstedt, Münster enthält Weidenrindenextrakt eine Vielzahl von Inhaltsstoffen. Die wahrscheinlich wichtigste Wirkkomponente ist, neben Flavonoiden und Gerbstoffen, die phenolische Verbindung Salicin mit ihren Aryl- und Acylderivaten. Nach der oralen Einnahme wird das Salicin aus Weidenrinde im Gastrointestinaltrakt zunächst in Saligenin umgewandelt. Erst danach erfolgt die Resorption im Darm und die metabolische Oxidation zum eigentlichen Wirkstoff Salicylsäure. Salicylsäure aus Weidenrindenextrakt ist eng verwandt mit der bekannten Acetylsalicylsäure; ASS.

Einziges Unterscheidungsmerkmal: die fehlende Acetylgruppe. Kein Wunder also, dass beide Substanzen im Organismus ein vergleichbares Wirkprofil entfalten. Beide hemmen das Enzym COX-1, das für die Synthese von Prostaglandinen zuständig ist, und wirken auf diese Weise antientzündlich und schmerzdämpfend.

Es bleibt ein elementarer Unterschied zwischen ASS und salicinhaltigem Weidenrindenextrakt: Weidenrindenextrakt ist im Gegensatz zum ASS eine Pro-DrugVerbindung. Die eigentliche Wirksubstanz Salicylsäure wird also erst im Organismus selbst, nämlich in der Leber, gebildet und freigesetzt. Damit bleiben die Schleimhäute in Mund, Rachen, Magen und Darm von der aggressiven Säuregruppe verschont. Gastrointestinale Nebenwirkungen, wie von ASS bekannt, sind dadurch ausgeschlossen. Zudem wird die Salicylsäure aus ihren Vorstufen langsam und sukzessive freigesetzt, wodurch sich die Wirkungsdauer im Organismus verlängert. Ein weiterer Pluspunkt des Phytopräparates: Aufgrund der fehlenden Acetylgruppe ist Salicylsäure nicht in der Lage, Thrombozyten zu acetylieren, wodurch der von ASS bekannte und oft gefürchtete Effekt der Thrombozytenaggregationshemmung ebenfalls entfällt. Zwar ist auch unter der Therapie mit Weidenrindenextrakt eine leichte Hemmung der Thrombozytenaggregation festzustellen, die offenbar nicht durch Salicylate, sondern durch andere Inhaltsstoffe des Gesamtextraktes hervorgerufen wird. Wie Prof. Noberto Krivoy vom israelischen Studienzentrum in Haifa versicherte, ist dieser Effekt des Phytotherapeutikums allerdings gering und "sehr nahe an Plazebo". Alles in allem, so die Experten in Freiburg, ist Weidenrindenextrakt damit ein Analgetikum mit einem äußerst niedrigem Nebenwirkungspotential.

Zwei Studien belegen Wirksamkeit
Dass Weidenrindenextrakt nicht nur nebenwirkungsarm, sondern zudem hochwirksam ist, zeigen zwei aktuelle klinische Untersuchungen, die Frau Prof. Sigrun Chrubasik in Freiburg vorstellte. Beide Studien wurden an Patienten durchgeführt, die bereits seit Jahren an chronischen Rückenschmerzen litten und gerade eine akute hochschmerzhafte Attacke zu überstehen hatten.

Die erste Studie, eine dreiarmige Doppelblindstudie mit 210 Patienten, wurde am Rambam Medical Center in Haifa unter Leitung von Prof. Elon Eisenberg durchgeführt. Die Patienten erhielten entweder zweimal 1 Dragee Weidenrindenspezialextrakt (ASSALIX®), d.h. 120 mg Salicin/ Tag, entsprechend der deutschen Monographie, oder zweimal 2 Dragees (ASSALIX®), d.h. 240 mg/Tag, entspr. der Europäischen Monographie. Das Ergebnis war sehr überzeugend: 20 % der Patienten aus der 120 mg Dosis-Gruppe und 40 % der Patienten aus der 240 mg Dosis-Gruppe waren bereits nach 4 Wochen schmerzfrei.

Auch in einer parallel durchgeführten offenen Kohorten-Studie an der Universitätsklinik in Frankfurt unter Leitung von Oliver Künzel zeigte sich, dass durch die Gabe von 240 mg/Tag eine signifikante Reduktion der Schmerzen erzielt werden konnte. Der Weidenrindenspezialextrakt ist - den Ergebnissen dieser Untersuchung zufolge - gleich wirksam oder in einigen Fällen sogar noch stärker wirksam als eine konventionelle Therapie.

Phytotherapie sollte WHO-Stufenschema ergänzen In Anlehnung an das Stufenschema der WHO wird die Schmerztherapie bislang in Deutschland in drei Schritte gegliedert:

- Auf der Stufe 1 des WHO-Stufenschemas stehen die Nichtopioidanalgetika, insbesondere die nichtsteroidalen Antirheumatika (ASS, Paracetamol, Diclofenac, Indometacin, etc.).

- Erst wenn durch diese Analgetika keine ausreichende Schmerzreduktion erreicht werden kann, sieht die WHO die Verabreichung von schwach wirksamen Opioiden, z.B. Codein oder Dextropropoxyphen (Stufe 2) vor.

- Auf der Stufe 3 des Schemas - d.h. bei Patienten mit mittelstarken bis starken Schmerzen - sollten, zusätzlich zu den Nichtopioidanalgetika starke Opioidanalgetika eingesetzt werden.

Diesem Stufenschema fehlt jedoch - darin waren sich die Experten einig - eine nebenwirkungsarme Basis. "Die Message, die ich zu vermitteln versuche, ist: zunächst auf Stufe 1 mit einem pflanzlichen Schmerzmittel zu behandeln, weil es nebenwirkungsärmer ist, wenn das nicht genügt, kann man zusätzlich auf andere, synthetische Schmerzmittel (NSAR) in reduzierter Dosis übergehen", so die Schlussfolgerung von Frau Prof. Chrubasik. Die vorgestellten Studienergebnisse bestätigen die Schmerztherapeutin in ihrer Überzeugung, dass eine Basisversorgung von chronischen Schmerzpatienten durch hochdosierten Weidenrindenextrakt, z.B. ASSALIX®, gewährleistet werden kann. "Durch Weidenrindenextrakt können andere Schmerzmittel ersetzt oder eingespart werden."

Die Experten ließen aber auch keinen Zweifel daran, dass eine wirksame und verträgliche Therapie mit Weidenrindenextrakt nur dann gewährleistet werden kann, wenn die Qualität des Produktes gesichert ist. Angefangen beim Anbau der Weiden bis hin zum normierten Gehalt der Wirksubstanz. Der Weidenrindenspezialextrakt, mit dem die Studien in Haifa und Frankfurt durchgeführt wurden - ASSALIX® - genügt in jedem Fall den derzeitigen hohen Qualitäts-Anforderungen, so die Wissenschaftler.

PLANTINA®
Biologische Arzneimittel AG
Konrad-Celtis-Str. 81
81369 München

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Naturheilpraxis 12/99