Industrie und Forschung

Qualitätszirkel aus der Sicht eines Arzneimittelherstellers

Die Hersteller sind nach dem Arzneimittelgesetz verpflichtet, Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ihrer Produkte anhand von klinischen, pharmakologischen und toxikologischen Daten zu belegen, wenn sie eine Zulassung erhalten wollen. Allerdings sind (nicht nur) im Bereich der Phytopharmaka noch zahlreiche Altpräparate auf dem Markt, die nicht nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft geprüft sind. Einer kritischen Begutachtung im Hinblick auf Positivlisten oder europäische Zulassung werden solche Präparate nicht standhalten. Lichtwer Pharma ist auf dem Gebiet der Phytopharmaka sicherlich als ein Vorreiter auf dem Weg zu einer "evidence-based medicine" zu bezeichnen. Phytopharmaka wie das Johanniskraut-Präparat Jarsin 300 z.B. sind ähnlich gut belegt wie die synthetischen Alternativen.

Medikamente, die der Arzt verschreibt, müssen über die medizinischen Aspekte hinaus aber noch weitere Kriterien erfüllen: sie sollten in Hinblick auf Neben- und Wechselwirkungen, notwendige Zusatzuntersuchungen, Applikation usw. nicht zu kompliziert und natürlich auch wirtschaftlich sein. Das heißt, sie sollen unter realen Praxisbedingungen einfach und im Verhältnis zu alternativen, gleich wirksamen therapeutischen Möglichkeiten auch kostensparend eingesetzt werden können. Dieser Aspekt wird im Rahmen klinischer Wirksamkeitsnachweise natürlich nicht erfasst.

So erschien es uns als gute Möglichkeit, aber auch echte Herausforderung, im Rahmen eines Qualitätszirkels nach dem Berliner Modell nach dem Stellenwert unseres Arzneimittels zu fragen. Ein Ärztekreis, der sich fachlich fortbildet, seine Praxiserfahrungen austauscht, kurz: die Eignung von Medikamenten und anderen Therapieverfahren für die tägliche Arbeit sorgfältig reflektiert und definiert, hat für uns die gleiche Wichtigkeit wie eine klinische Doppelblindstudie. Natürlich ist die Interpretation der Ergebnisse grundsätzlich anders durchzuführen, doch gilt: die Arbeit des Qualitätszirkels definiert den Standard, der sich aus akademischer Wissenschaft, realem Therapiebedarf und äußeren (wirtschaftlichen, psychologischen, technischen) Einschränkungen ergibt. Was hier Bestand hat, dessen braucht sich kein niedergelassener Kollege zu schämen.

Wir sind deshalb froh, daß sich das Ergebnis auch für uns positiv darstellt, indem Johanniskrautpräparate ihren Platz in der hausärztlichen Therapie depressiver Erkrankungen behauptet haben. Darüber hinaus glauben wir, daß die Unterstützung dieses Qualitätszirkels eine sinnvolle Sache war, die Auswirkungen auf die Versorgung depressiver Patienten in Berlin und vielleicht auch anderswo haben wird. P>

Dr. Günter Seelinger Lichtwer Pharma AG, Berlin

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Naturheilpraxis 12/99