Buchbesprechungen

Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller - BAH (Hrg.):
"Heilende Kräuter in modernen Arzneimitteln"

56 Seiten, DM 26,--
Zu beziehen bei:
Wissenschafts- und Wirtschaftsdienst des BAH,
Ubierstr.71-73, 53173 Bonn
Fax-Nr. 0228 / 95745-90

Die Publikation bietet interessierten Verbrauchern und Einsteigern auf 55 Seiten umfassende Informationen rund um das Thema Phytopharmaka (pflanzliche Arzneimittel). Anhand von Graphiken und Abbildungen werden die Bedeutung, Wirksamkeit und Herstellung von Phytopharmaka anschaulich erläutert. Ein Stichwortverzeichnis erleichtert dabei das schnelle Auffinden von wichtigen Schlagwörtern.

In diesem Basiswerk über Phytopharmaka werden unter anderem Themen wie die geschichtliche Entwicklung, Darreichungsformen und Arzneipflanzenanbau, Züchtung und Sortenschutz von Arzneipflanzen behandelt. Beispielsweise wird die Unterscheidung zwischen Phytopharmaka und Homöopathika erklärt und auch die Herstellung von pflanzlichen Arzneizubereitungen dargestellt. Weitere Kapitel informieren über den Beipackzettel sowie die Sicherheit, Marktbedeutung und Verordnungsfähigkeit pflanzlicher Arzneimittel.

Phytopharmaka liegen bei der Bevölkerung im Hinblick auf eine bewusste und gesunde Lebensführung im Trend, denn sie sind wirksame und weitgehend nebenwirkungsarme Arzneimittel. Diese machen daher einen bedeutenden Teil des pharmazeutischen Marktes der Bundesrepublik Deutschland aus. Insbesondere im Rahmen der Selbstmedikation, also der eigenverantwortlichen Maßnahmen mit rezeptfreien Arzneimitteln zur Erhaltung der Gesundheit und zur Behandlung von Gesundheitsstörungen, gewinnen pflanzliche Arzneimittel immer mehr an Bedeutung. Die Broschüre bietet alle wichtigen Aspekte der Phytotherapie in ihrer modernen Entwicklung und kann zur Übersicht und Information uneingeschränkt empfohlen werden.

NA.


Yashi Kunz:
"Der Elektromagnetische Bluttest. Eine Methode, die Art und das Ausmaß organischer Erkrankungen zu untersuchen"

Verlag Handeln und Wissen, 1999,
64 Seiten, 6 Abb., DM 17,60
ISBN 3-934378-00-5

1953 wurde von Dr. Dieter Aschoff erstmals eine elektromagnetische Blutuntersuchung praktiziert, die Aufschluß über die Art und das Ausmaß organischer Erkrankungen geben konnte. Bis 1976 entwickelte er daraus ein Testverfahren, das von anderen Labors übernommen wurde und auch heute in unterschiedlicher Weise zur diagnostischen Unterstützung angeboten wird. Eine umfassende Darstellung des Testverfahrens und seiner Funktionsweise lag bisher nicht vor, zumal die frühen Schriften Dr. Aschoffs nicht mehr im Buchhandel erhältlich sind. Das jetzt erschienene Buch der Berliner Heilpraktikerin Yashi Kunz beschreibt die Durchführung des Testes in allen Einzelheiten und geht vor allem auf die Bedeutung und die Interpretation der Testergebnisse aus der Sicht des Behandlers ein. Je ein Kapitel über das ganzheitliche Verständnis der Testmethode und über die Entdeckung und Weiterentwicklung des Testes runden die Darstellung ab. Das einleitende Kapitel gibt einen Überblick über alle Themen, die gerade aus der Sicht des Patienten von Bedeutung sind, so daß mit dieser Broschüre eine Unterstützung bei der Erläuterung des Testverfahrens für den Behandler erreicht werden kann.

Yashi Kunz arbeitet seit 1978 als Heilpraktikerin und wurde vor mehr als 16 Jahren auf diesen elektromagnetischen Bluttest aufmerksam. Durch die Zusammenarbeit mit mehreren Labors konnte im Laufe der Zeit eine praktikable Vorgehensweise für eine tiefgehende und umfassende Testung erarbeitet werden. Diese umfaßt heute die differenzierte Ausmessung organischer Beeinträchtigungen sowie toxischer bzw. allergener Belastungen einschließlich der Ermittlung günstiger Medikamente zur Unterstützung des Heilungsprozesses.

In dem Vorwort schreibt die Autorin: "Ich erachte es ... für außerordentlich wichtig, daß der Patient die vielfältigen Informationen, die von dem Test eröffnet werden, auch selbst zu nutzen beginnt, um so zu einem besseren Verständnis und Umgang mit seiner Krankheit zu kommen." Das Empfinden des Patienten und auch die auffälligen Symptome mögen wohl auf ein bestimmtes Organ als Krankheitsursache hinweisen. Doch erst die Untersuchung aller Organe, die mit diesem in Wechselbeziehung stehen, könne zu einer Erkenntnis des Ursachenspektrums der Krankheit führen. Deshalb erschöpfe sich eine Therapie auch nicht in der Behandlung einzelner Organe, sondern müsse den Aufbau und die Stärkung aller mitbetroffenen Organe einschließen: "Das Prinzip, daß Jedes mit Jedem in Verbindung steht", hat hier seinen perfekten Ausdruck und zur unmittelbaren Konsequenz, daß die Regenerierung aller Organe des Kranken regelmäßig als entscheidende Grundvoraussetzung seiner Heilung betrachtet werden muß. Der Elektromagnetische Bluttest bildet also eine entscheidende Informationsbasis, um eine Therapie genau und effektiv auf den tatsächlichen Zustand des Körpers abstellen zu können.

(C.B.)


Brantschen, Johannes B.:
Warum lässt der gute Gott uns leiden?

Freiburg, Basel, Wien, 1999. Herder Verlag, 111 S.,
DM 22,80

"Wenn Gott diese Welt geschaffen hat, möchte ich nicht dieser Gott sein; denn das Elend der Welt würde mir das Herz zerreißen. "
A. Schopenhauer

Über dieses Thema, der Autor selbst nennt es "skandalös", sind natürlich schon Bibliotheken geschrieben worden, und man wundert sich zunächst, was einem Menschen des ausgehenden 20. Jahrhunderts, dieser unsäglichen Epoche, das später wohl unter "das Jh. der Weltkriege" zu trauriger Berühmtheit in der Geschichtswissenschaft kommen mag, dieses Jahrhunderts voller Massenmord und Greuel noch ein weiterer Versuch in Sachen Pathodizee geben mag? Natürlich wäre es völlig verkehrt, anzunehmen oder zu erwarten, es gäbe zu diesem Thema tatsächlich etwas grundlegend Neues zu sagen, und man freundet sich schnell mit den meditativen Texten des Dominikanerprofessors Johannes B. Brantschen an, gerade weil er nicht diesen Versuch unternimmt, neue Erklärungen zu geben, weil er nicht auf Teufel komm raus, das Leid zerredet, es analytisch zerpflückt um am Ende zu zeigen, dass doch alles gar nicht so schlimm sei, oder eben "nur" menschengemacht und deshalb Gott weiterhin ohne mit der Wimper zu zucken, als der "Liebe Gott" angesprochen werden darf. Das Thema, das zwar so alt ist, wie die Welt, erhält natürlich gerade in unserer Gegenwart neue Brisanz. Als wären die Kreuze von Verdun verfault, oder die Toten von Stalingrad endgültig vergessen, als seien Auschwitz und Treblinka tatsächlich alliierte Propagandalügen gewesen, so führt man 1999 A.D. Krieg und europäische Landstriche werden von alten Kulturvölkern wie den Albanern "ethnisch gesäubert"! Selbstredend keine Gegebenheiten, die geeignet sind, Dankgebete empor zu Gott in den Höhen zu senden, vielmehr flucht und wettert man in der Tradition Hiobs gegen den Schöpfer, und schimpft ihn einen miesen Demiurgen, der ein drittklassiges Werk abgeliefert hat, dessen er sich schämen solle... Alle diese Einwände, die einzigen ernstzunehmenden Einwände gegen Gott, wie es heißt, kommen in dem schmalen Bändchen eindringlich zur Sprache, werden nicht beschönigt und nicht wegdiskutiert. Brantschens Vertrauen macht Mut zu einer Annahme von Leiden jenseits einer falschverstandenen Kreuzes-Nachfolge, jenseits auch von Resignation und Wurschtigkeit. Ein Buch aber, das man am besten lesen muss, solange es einem noch "Gut-geht". Es handelt nämlich, frei nach einem Zettelchen Pascals, "nicht vom Gott der Philosophen, sondern dem Abrahams und Jakobs!" Ein engagiertes Buch, das wach macht und die Sinne schärft: "Wie gehe ich angesichts des millionenfachen Leidens in der Welt mit dem Leiden in meiner unmittelbaren Umgebung um?"

Bernd Hertling


Schubert, Charlotte und Huttner, Ulrich (Hgg.):
Frauenmedizin in der Antike

Durchgängig zweisprachige kritische Textedition griechisch/lateinisch/deutsch.
Düsseldorf und Zürich, 1999, Artemis und Winkler Verlag,
Sammlung Tusculum, 576 S., DM 88,-

"Viele Frauen starben, nicht trotz, sondern durch die Kunst der Ärzte, da diese über die Besonderheiten des weiblichen Geschlechtes nicht unterrichtet waren, und sie wie Männer behandelten... "

Mit diesen Worten beklagt sich ein griechischer Autor des corpus hippocraticum (CH) im 5. vorchristlichen Jahrhundert über die offenkundige Ignoranz seiner Kollegen. Tatsächlich war die Frau in der Antike weitgehend das "unbekannte Wesen". So übersetzt man ja schließlich "gynaikologia" recht frei mit "Frauenheilkunde", eigentlich bedeutet das Wort nur "Frauenkunde", also die "Lehre vom Weibe" und manche misogynen Urteile von damals halten sich ja bis heute hartnäckig. In der traditionsreichen "Sammlung Tusculum" liegt nun eine einzigartige Anthologie medizinischer Texte aus 7 Jahrhunderten zum Thema "Gynäkologie" vor. Unterteilt wird sie in einen theoretischen Teil, "Das Bild des weiblichen Körpers in der Medizin" und in einen praktisch ausgerichteten "Gynäkologie und Geburtshilfe" und "Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett". Dabei kommen die unterschiedlichen Denkrichtungen, ausgehend von den im CH zusammengefassten Texten der hippokratischen, vorwiegend humoralpathologisch orientierten Schule über die Skeptiker, Empiriker, Dogmatiker und phänomenologisch arbeitenden Methodiker bis zu solidarpathologisch ausgerichteten Atomisten zu Wort. Auch Texte aus den klassischen Philosophen, Platon und Aristoteles, soweit sie sich mit der Entstehung von Kindern oder dem umstrittenen Thema Geburtenregelung befassen, sind in das Kompendium aufgenommen worden. Gerade in diesem Zusammenhang kommt der berühmte "Eid des Hippokrates", der alles andere als klassisch, erst gesichert im l. Jh. n. Chr. auftaucht, zu Wort. Wörtlich genommen, verbietet er lediglich den Einsatz von toxischen Pessaren zur Abtreibung, die Anwendung damals durchaus bekannter hochwirksamer oraler Kontrazeptiva und Abortiva wird dabei nicht in Frage gestellt. Aus den unterschiedlichen diesbezüglichen Texten wird deutlich, dass die vorchristliche Antike keine grundsätzliche Ablehnung von Abtreibung und Geburtenkontrolle kannte. Lediglich esoterische Strömungen, wie die Schule der Pythagoreer, achteten und respektierten bereits das ungeborene Leben. Ansonsten galt die Auffassung, der Foetus sei Bestandteil der Mutter und beginne sein Eigen-Leben erst mit dem berühmten ersten Atemzug! Doch, um hier kein falsches Bild zu zeichnen, in einem Text Sorans, eines Zeitgenossen Galens, wird diese Problematik dahingehend zusammengefasst, dass Verhütung allemal einem Abortus vorzuziehen sei. Interessant bleibt, wie alle diese Denk- und Therapierichtungen gleichermaßen auf die totale Andersgeartetheit des Weibes und die besondere Stellung desselben im Kosmos verweisen. Es nimmt also nicht Wunder, wenn sich in letzter Konsequenz daraus, bereits damals der Facharzt für Gynäkologie etablierte. Eine unbedingt lesenswerte, ausführliche, den Texten nachgestellte, Einführung der Herausgeber rückt so manches, was aus den Originaltexten nicht sofort verständlich wird, ins rechte Licht und bietet auch einen Querschnitt durch die antike Medizingeschichte ganz allgemein.

(B.H.)


Henn, Ursula:
Entspannte Kinder, fit fürs Leben.
Phantasiereisen, Geschichten und Übungen zum Ruhigwerden.

Freiburg, Wien, Basel, 1999, Herder Verlag Spektrum
Tb. 122 S. DM 12,80

Über die Mär, dass die Behandlung unruhiger, schlafgestörter Kinder keine einfache Sache sei, weiß jeder Praktiker ein Liedchen zu singen. Nicht immer helfen pflanzliche Substanzen, nicht immer ist der Einsatz eines spagyrisch-homöopathischen Komplexmittels von dauerhaftem Erfolg gekrönt. Die Angst der Kinder vor dem Schlafen, vor dem Loslassen ist ein ganzheitliches Problem und muss auch von den unterschiedlichsten Seiten her angegangen werden. Im vorliegenden Buch geht es aber nicht nur um die Möglichkeiten, die sich auch Laien, sprich, den geplagten Eltern, anbieten, ihr Kind über die angstbesetzte Schwelle des Schlafes zu bringen, sondern auch um die wichtige Entspannung zwischendurch, die nötig ist, wieder Kraft zu tanken und zu neuer Energie zu finden. Im Gegensatz zu uns Erwachsenen, die wir geeignete Muster entwickelt haben, der Reizüberflutung unserer Mediengesellschaft, zu begegnen, sind Kinder dieser Dauerberieselung, die sie regelrecht zuknallt, mehr oder weniger wehrlos ausgeliefert. Unterschwellige Inhalte dieser Reize werden als Problemmüll der Psyche und des Geistes herumgeschleppt und wirken im wahrsten Sinne des Wortes belastend. Spannungen im Sinne von Dysstress werden aufgebaut, entwickeln in der kindlichen Psyche ein Eigenleben als Selbstläufer und lassen sich nicht mehr ohne weiteres eliminieren. Das vorliegende Buch dient als Anleitung, auf spielerische Art und Weise Entspannung aufzubauen, ohne dass es zu einem "therapeutisch aussehenden act" - auf den ja viele übertherapierte Kinder inzwischen "allergisch" reagieren - kommt. Ob dieses in der Ruhe liegende Kraft-Potential, dann dazu genützt wird, ein problemloses Einschlafen zu ermöglichen, oder lediglich als "Fünf Minuten-Programm" zu neuer geistiger Regsamkeit und gesteigerter Konzentration zu führen, hängt von den Gegebenheiten der Situation ab. Das Buch der Homöopathin und Entspannungstherapeutin Ursula Henn ist als praktischer Leitfaden konzipiert, führt durch verschiedenste Phantasiereisen und Übungen und ist für Therapeuten wie Laien gleichermaßen geeignet.

(B.H.)


Gerhard Köhler:
"Lehrbuch der Homöopathie"

Grundlagen und Anwendung Band 1,
216 Seiten, Band 1, kart., 17 x 24 cm, Verlag,
DM 99,--

Köhlers "Lehrbuch der Homöopathie" ist zwar nicht neu, sondern lediglich neu herausgegeben worden, aber es ist trotzdem regelmäßig wieder Neues darin zu entdecken! Das ist bezeichnend, wie sich profunder Sachverstand über eine facettenreiche Therapie bündeln lässt und in beinahe jedem Satz sich weitere bemerkenswerte Ansätze ergeben, die das Sachgebiet schlagartig erweitern. Das Buch ist ohne Frage durchgearbeitet und kann einem Vergleich mit Kents Vorlesungen oder mit Leesers Lehrbuch der Homöopathie durchaus standhalten, was das Fundament (natürlich nicht die Aufgliederungen als eigenes) betrifft. Die Prinzipien der Homöopathie werden ganz logisch erläutert und in ein Ganzes gebracht, ( wie ebenfalls bei der Prüfung und Anwendung der Arzneimittelbilder, beim Gesunden und Kranken, ein einheitlicher Gedanke mitschwingt: Ähnliches werde durch Ähnliches und die Person nur durch ein ähnliches Individuelles geheilt. Die Brücke baut der "Inbegriff der Symptome", die Symptomen-Gesamtheit: ein Pathologiebegriff der Homöopathie im originären Sinne. Aber die Symptomatik ist erst vollständig, wenn die Hierarchie erkannt ist.

Hier setzt der Autor bewusst auf das bewährte Repertorisieren nach Kent. Alle nun im Buch auftretenden Gliederungen der Anamnese bilden die Möglichkeiten einer klaren Arzneimittelfindung, werden also durch die Methode Hahnemanns (Organon) erkannt und therapeutisch entschieden. Das wird ausdrücklich vom Autor genannt und die spezifischen Textstellen des Organons sind jedesmal angeführt (z. B. §§ 83-104) Nicht auf das Fehlende soll sich das Augenmerk des Behandelnden richten, rät der Autor, vielmehr ist der Umgang mit vorhandenen Anamnesefakten der wichtigere. Dann verringern sich auch die Fehler bei der Arzneifindung (Differenzierung) und die (Er-)Kenntnisse über die Arzneieigenart verbessern sich. Ein gezielte Repertorisation nach der Methode v. Boenninghausens ist daher eine große Stütze. Köhler bekennt sich zu ihr und schildert ausführlich diesen Arbeitsgang, der in die Richtlinien zur Arzneigabe mündet. Was geschieht danach? Der Heilungsverlauf bringt Reaktionen mit sich, die Hering in gesetzmäßiger Fassung so erklärt: von innen nach außen, von oben nach unten, von jetzt zu früher. Am interessantesten dürfte aber für den einen oder anderen Leser das Kapitel: "Kommentare zu Hahnemanns Werk" sein. In diesem wird die Fragestellung nach der Ursache chronischer Erkrankungen aufgegriffen und Hahnemanns Miasmenlehre sehr dezidiert dargestellt. Dabei steht die Ähnlichkeitsregel über dem theoretischen Psorabegriff! Psora, Syphilinie und Sykosis, von diesen drei Eckpfeilern mag sich der Autor ebenfalls nicht trennen und baut sie in synoptischen Tafeln auf. So kurz aber, wie die Besprechung des Buchs zu sein scheint, ist der Weg lang bis zu den Gipfeln der klassischen Homöopathie, die erfolgreich zu erklimmen von diesem Lehrbuch in Hilfeschritten, gemäß einer handgeknüpften Sprossenleiter an einer Steilwand, unterstützt wird.

(S.H.)


Feichtinger/Mandl/Niedan:
"Handbuch der Biochemie nach Dr. Schüßler"

681 Seiten, 3 Abb. Und 28 Tabellen, geb.,
Karl F. Haug Verlag/Hüthig Fachverlage Heidelberg (jetzt: Thieme Verlag Stuttgart),
DM 128,--

Als Mitglied eines Biochemischen Vereins, oder schon als Kenner der biochemischen Behandlungsart nach Dr. Schüßler aus eigener Praxis, ist man gewohnt, kleine Hefte oder kurze Informationen zu diesem Thema in die Hand zu bekommen. Nur hin und wieder stößt man auf ausführlichere Abhandlungen in Büchern, welche die ursprüngliche und genauso kurze Abfassung ihres Begründers, mit Sachverstand komplett überarbeiten und jetzt die biochemische Heilweise in ein moderneres Licht stellen. Der Haug Verlag hat dazu ein Handbuch veröffentlicht, dessen sinnvolles Fassungsvermögen für sämtliche Details kaum zu übertreffen ist. Sozusagen die gedruckte CD-ROM der Biochemie: ein Massendatenträger für die Grundlagen, die Materia medica und das Symptomenregister. Endlich sind auch die historisch zu nennenden biochemischen Untersuchungen Justus Liebigs darin zu finden, desgleichen eine ausführliche Beschäftigung mit den zwölf "Ergänzungsmitteln", die erst durch spätere Analysen gewonnen wurden. Die psychosozial geprägte Charakterstruktur hinzuzufügen ( dies ist allerdings ein völlig neuer menschenkundlicher Blickwinkel, der hier Eingang in die Materia medica der Funktionsmittel gefunden hat. Über den Sinn kann man jedoch geteilter Meinung sein, denn aus anderen Publikationen gehen wiederum andere geprüfte Wesensmerkmale im Sinne homöopathischer Arzneimittelbilder hervor, die es eigentlich nicht geben dürfte, wenn die überwiegende Zahl der Mineralsalze zum ureigensten Bestand des Körpers gehören(?).

In den eingeschobenen Praxisfällen fehlt dann auch diese Unsicherheit, so dass die Autorengemeinschaft sich auf das besinnt, was die Biochemie nach Dr. Schüßler eigentlich ist: eine wenig abstrakt argumentierende, sich an die Vorgaben der Natur haltende Behandlungsmethode von überschaubarem Umfang und mit überprüfbaren Inhalten. Um eine Einschränkung der Faktenmenge haben sich vermutlich die Hersteller des Buchs dennoch bemüht, denn würden der Übersichtlichkeit wegen die Funktionsabläufe der Mineralstoffe im Organismus sogar grafisch dargestellt, könnte das Projekt aus allen Nähten platzen und wenig wäre wohl gewonnen. Deshalb beschränkt sich der Inhalt des Repertoriums auf kurze klinische Zustandsbeschreibungen bzw. bevorzugt Stichworte zu den hervorstechenden Symptomen, die schnell aufzufinden sind und die auf Vergleichsmittel der Homöopathie aufmerksam machen. Solche Querverweise nimmt der Praktiker gerne auf und ist dankbar für die wichtigen Hinweise auf durchwegs nicht immer bekannte Gefahrenquellen gerade bei unklarer Indikationsstellung oder durch Besonder-heiten in der Anwendung. Hier zeigt sich der klinische Aspekt der Biochemie erneut und wie er wohltuend exakt formuliert werden kann. Denn es ist immer wieder ein interessanter Vergleich in den Unterschieden festzustellen, wo verschwommene therapeutische Ansichten gegenüber einem systematisch erworbenen Erfahrungswissen qualitativ zurückbleiben. Das Handbuch zur Biochemie Dr. Schüßlers ist ein gelungener Beitrag dazu, die Sache der Biochemie aufzuwerten.

(S.H.)


Johann Abele:
"Schröpfkopfbehandlung" ( Theorie und Praxis)

Reihe: praxis compact, 186 Seiten, 64 Abb., geb., Haug Verlag
Heidelberg (jetzt: Thieme Verlag Stuttgart), DM 45,--

Wie bekannt sind doch die fundierten Bücher über klassische Heilverfahren aus der Feder der Aschner-Nachfolger Ulrich und Johann Abele: der Lehrmeister und sein ehemaliger Schüler. Es ist also kein Wunder, wenn der Haug Verlag in seiner neu gestalteten Reihe "praxis compact" zunächst die Schröpfkopfbehandlung aufgenommen und überarbeitet hat. Mit Leichtigkeit nimmt der Leser die Pocketausgabe in die Hand und wird beim ersten Durchblättern am Anfang auf neue Abbildungen mit alten Motiven aus hippokratischer Zeit stoßen, die den historischen Rückblick einleiten. Gewöhnlich steht vor der Praxis die Theorie und vor der Therapie die Diagnose. Also widmet sich Teil I der Ausgabe zuerst dem diagnostischen Erkennen von Auffälligkeiten am Rücken des Patienten, wobei der Gelose und ihrer Entwicklung besonderes Augenmerk geschenkt wird. Doch bevor die Gläser zum unblutigen oder blutigen Schröpfen aufgesetzt werden, sollte man sich eine Vorstellung von den dynamischen Vorgängen machen, die darunter passieren. Der Autor versteht es blendend, die (patho-)physiologischen und patholytischen Vorgänge zu erklären und in die praktischen Gegebenheiten einzubauen. Die in vielen Jahren gewachsene medizinische Könnerschaft des Naturarztes beweist dann auch der zweite Teil des Buchs. Anhand von Fotos und Schemata, aber besonders durch die Ratschläge, wird dies deutlich. Bedeutung und Indikation der eruierten Schröpfstellen werden von positiven oder negativen Beispielen aus der Praxis begleitet. Der abschließende Ausblick bringt eine kurze Zusammenfassung naturheilkundlicher Sichtweisen über die Zusammenhänge zwischen aktiven Reflexzonen und Informationsträgern. Daneben wird die verschulte Massenausbildung an den medizinischen Fakultäten beklagt, die der individuellen Therapie am Patienten zu wenig Spielraum lässt. Eine undogmatische Grundhaltung rundet das Büchlein auf ideelle Weise ab, das immer wieder einmal hergenommen werden kann, wenn es im Verlaufder eigenen Anwendung zu Ratlosigkeiten oder Ungereimtheiten bezüglich der Schröpfkopfmethode kommen sollte.

(S.H.)


Franz Riedweg:
"Hormonmangel" ( Theorie und Praxis der pflanzlichen Hormondrüsenstimulation

136 Seiten, geb., zahlreiche Abb., Verlag Johann Sonntag (70445 Stuttgart, Postfach 30 05 04),
DM 39,--

Als in den 70er Jahren, oder vielleicht noch früher, das schmale Buch mit dem Titel "Wandel des Denkens in der Medizin" herausgegeben wurde, war die Zeit reif, dass sich die Phytotherapie intensiv mit den Problemen der Beeinflussbarkeit des Hormonsystems beschäftigte. Der "Quantensprung" innerhalb der klassischen Physik, oder besser: aus sie hinaus, verweist auf die alte These Platons, dass am Anfang nicht das Teilchen (Demokrit) sondern die Symmetrie den Weltaufbau bestimmte. Der Bauplan ist nicht einsichtig, da er aus Informationen besteht, die jenseits von Zeit und Raum liegen. Diese Erkenntnis hat aber im wesentlichen zu keiner Änderung der dominierenden Auffassungen in der Medizin geführt, die auf Neuerungen erfahrungsgemäß sehr träge reagiert. Bis eben auf die wenigen Ausnahmen, zu denen die holistische Sichtweise Franz Riedwegs gehört. Mit wohlklingenden Erklärungen ist der Autor glücklicherweise nicht schnell bei der Hand. Ihn interessieren neben dem naturphilosophischen Hintergrund die therapeutischen Konsequenzen, die eine pflanzliche Stimulierung der Hormondrüsen mit sich bringen. Dabei entdeckte er, wie er in dem Buch mitteilt, dass die Zellen in den Drüsen und Geweben nur dann auf Arzneimittel reagieren können, wenn die angebotenen Mengenverhältnisse stimmen. Und die liegen im Bereich des Hormonsystems bei circa 106 bis 107, ja bis hoch zu 1011, also ungefähr zwischen einem Millionstel oder einem Billionstel Gramm Gewicht in Lösung (Mol). Innerhalb dieser extrem winzigen Dimensionen ist eine Substitution des Stoffwechsels oder der Zelle auf dem Blutweg im klassischen Sinne nicht mehr möglich, so dass der Autor folgerichtig von Regulationen ausgeht, die in kybernetischen Regelkreisläufen vonstatten gehen und informativ an den psychischen Zustand geknüpft sind. Sein Folgeschema lautet dem entsprechend: Psyche, Hypophyse und Soma. Anhaltende Dysregulationen enden in schweren Krankheitsbildern: in Malignitäten, Infarkten und in anderen "psychoendokrinen Syndromen", von denen der Autor aus seinem bewegten Arztleben und mit großer Erfahrung zu berichten weiß. Gelingt es die Formationslosigkeit des Hormonsystems aufzuheben, so weiter gedacht, dann behilft sich die Natur bald wieder von selbst und "pendelt" sich auf ein für den Patienten verträgliches Maß ein. Den Anstoß dazu liefern bekanntlich Präparate der Firma Steierl, die in den Therapievorschlägen als Basismittel auftauchen, um aus dem zweifelhaften therapeutischen Substitutions- oder Unterdrückungskreislauf auszusteigen. Dem sich durchziehenden neuen Gedanken über die aufschließbaren Formkräfte von Pflanzen im Menschen tut das Wenige an Werbung jedoch keinen Abbruch.

(S.H.)


Brigitte Thelen:
"Bach(Blüten und Kalifornische Blüten in der Kinderheilkunde"

280 Seiten, geb., zahlreiche Grafiken,
Sonntag Verlag Stuttgart (Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart),
DM 69,00

Seit ungefähr 64 Jahren gibt es die Palette der 38 (plus 1: "Rock Water") Bach-Blütenessenzen. Doch das eine erhebliche Erweiterung aus dem sonnenverwöhnten Kalifornien möglich ist, verdanken wir in erster Linie Richard Kratz und seiner Frau und ihren Experimenten in den 70er Jahren. Aber das ist nicht alles. Mittlerweile werden sogar Australische Buschblüten und Hawaiianische Blütenessenzen angeboten, auf die das Buch allerdings nicht näher eingeht. Da die verdünnten Extrakte keine Nebenwirkungen befürchten lassen, bietet es sich an, sie vorzugsweise in der Kinderheilkunde einzusetzen. Deshalb werden - leider etwas zu oberflächlich - zunächst die Besonderheiten bei der Behandlung von Kindern erwähnt. Auf ihre Bedürfnisse sind die Darreichungsformen und die Dosierungen abzustimmen. Unter die Kategorie "Basiswissen" fallen auch die Reaktionsformen der einzelnen Arzneimittelgaben, wobei die Erfahrungen der Autorin verdächtig nahe an die der Homöopathen rücken. Ein Beleg dafür, dass verdünnte Arzneien im wesentlichen feinstoffliche Informationen enthalten, auf die der Organismus und die Psyche besonders gut ansprechen. Gründe, warum die Essenzen manchmal wirkungslos sind oder welche Alternativen dann in Frage kommen, werden gleichfalls aufgezählt. Eine Kombination mit Bachblüten und anderen Therapieverfahren ist durchaus möglich - versichert die gelernte Apothekerin. Nun sind die Charakteristika der Bach-Blütenessenzen, von A wie Agrimony (Odermennig) bis W wie Willow (Gelbe Weide), an der Reihe. Die Rescuetropfen und die Notfallcreme schließen diesen Teil ab. Die zahlenmäßig überlegenen kalifornischen Essenzen folgen. Hier beginnt die Aufstellung bei der Aloe und den Abschluss bildet die Zinnie. Diesen Monografien schließen sich, streng systematisch, jene Erkrankungen bei Kindern an, die von zwei Seiten aus: durch englische und nordamerikanische Floraabkömmlinge, behoben werden sollen. Als nächstes kündigt das Register kindbezogene Therapiebereiche an: nämlich von A wie Abstillen bis Z wie Zahnen (Dentition). Ganz zum Schluss, wiederum leider auf nur wenigen Seiten, sind nochmals speziellere Problemstellungen erörtert, deren Lösungen in Kommentaren angeboten werden. Der Anhang erschöpft sich nicht in einem kleinen Register und in Kontaktadressen über einzelne Bach-Blütencenter, sondern gibt noch Stichworte zum beruflichen Werdegang der Autorin zum besten, deren attraktives Porträt dem Leser auf Seite 280 entgegenstrahlt. Ihre Anschrift ist keineswegs ein Geheimnis und steht gleich zu Beginn auf Seite 4. Ein Buch von der neuen Sorte von Büchern, die den traditionsreichen Namen "Johann Sonntag" tragen. So geht der Zeitgeist an ihnen nicht spurlos vorüber.

(S.H.)


Bos, Nico:
Die Kunst der Irisdiagnose

O.W. Barth Verlag, München, 1997,
DM 19,80

Allein die Sonderausgabe des niederländischen Standardwerks befindet sich in der 10. Auflage; also muss an dem kleinen Buch etwas Besonderes sein: Auf 160 Seiten findet der Anfänger (und nicht nur der) eine didaktisch hervorragende Einführung in das recht spröde und mit weltanschaulicher Vehemenz diskutierte Gebiet, wobei sich der Autor am ehesten auf dem Boden der Schule von Angerer und Deck weiß. Am Schluss des Buches finden sich Farbaufnahmen von 22 Iriden, um das Erlernte zu testen. Die Auflösungen werden durch die Wiedergabe von Röntgenaufnahmen ergänzt. Hier setzt die einzige Kritik an: Die Wiedergabe der Röntgenaufnahmen ist qualitativ nicht zufriedenstellend (im Gegensatz zu den Irisphotos). Dafür ist das Buch vom Preis wohl unschlagbar, und mehr kann man von einem Lernbuch kaum verlangen.

(J.Sch.)


Flaws, Bob, Wolfe, H. Lee:
Das Handbuch der chinesischen Ernährungslehre

O.W. Barth Verlag, München, 1998,
DM 19,90

Am vorliegenden Buch gibt es - was äußerst selten ist - nichts, aber auch wirklich nichts, auszusetzen: Didaktisch hervorragend findet sich auf engsten Raum eine zudem noch gut lesbare Einführung in die TCM mit dem Schwerpunkt auf der Diätetik. Die Diätvorschläge werden dabei - im Gegensatz zu chinesischen Lehrbüchern - logisch aus den häufigsten Syndromen der TCM abgeleitet.

Im Original heißt das Buch "Prince Wen Hui's Cook: Chinese Dietary Therapy" und so sind die Rezepte vom sozialen Niveau eher bei der chinesischen Haute Cuisine angesiedelt. Huhn-Walnuss-Saute ist nicht gerade Kuli-Küche wenngleich einfach zuzubereiten. Ergänzt werden die chinesischen Rezepte durch Koch-(Heil-)Rezepte aus Amerikas Multi-Kulti-Küche, wohl um zu zeigen, dass das Prinzip wichtiger ist als die (oft nicht frisch erhältlichen) Zutaten.

Am Schluss der Rezeptteils finden sich heilkräftige Liköre, die es allerdings in sich haben und deren Zutaten in der Regel schon etwas schwieriger erhältlich sind.

Abgeschlossen wird das handliche Buch (kein Paperback) durch eine Kategorisierung von Nahrungsmitteln nach dem System der TCM. Wer die übrigen Bücher von Flaws kennt, wird den Preis unglaublich finden (auch der Rezensent konnte ihn anfangs nicht glauben und hielt ihn für einen Druckfehler des Verlags).

(J. Sch.)


Walters, Derek:
Das chinesische Liebeshoroskop

Scherz Verlag, München, 1999,
DM 39,90

Das dritte Buch des Autors (die zwei anderen erschienen in der M & T Edition bei Astroterra) in bewährter Manier: Kulturgeschichtliches Wissen in charmanten Geschichten mit üppiger Bebilderung verpackt, im Anhang leicht verständliche Anleitung für eigene Experimente. Das ganze zu einem akzeptablen Preis.

Die ersten zwei Bände gefielen mir besser, was nicht am Buch, sondern am Thema lag: mit Meng-Shui (chinesische Astrologie) und Feng-Shui kann man häufiger arbeiten als mit einer Eheberatung auf der Basis altchinesischer Weissagung. Die Menschen bauen lieber ihr Haus mittels Feng-Shui um, als vor einer Ehe einen Astrologen zu konsultieren; deswegen halten Häuser wohl länger als Ehen; in den erdbebengefährdeten Zonen des alten China war es umgekehrt.

(J. Sch.)


Gibran, Khalil:
Die Blumen des Frühlings sind die Träume des Winters

Integral Verlag, München, 1998,
DM 16,80

Eine kleine Anthologie aus anderen Werken des etwas (und zu Unrecht) in Vergessenheit geratenen weisen Träumers oder träumenden Weisen.

Mehr als ein Mitbringsel bei Menschen, die man mag, denn immer noch können die sich mit orientalischer Langsamkeit entwickelnden Geschichten die Herzen der Leser verzaubern. Einige der "Blumen" sollte man immer wieder lesen und sie zu geeigneter Zeit den Patienten weitererzählen, wie es der aus dem Iran stammende Psychotherapeut Nosrath Pesechkian tut.

(J. Sch.)

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Naturheilpraxis 11/99