BLÄTTER FÜR KLASSISCHE HOMÖOPATHIE

Arzneimittelbesprechung: Medorrhinum

Ergänzung zum Fortbildungskurs 1 "Nosoden" des Samuel Hahnemann Lehrinstituts, Heidelberg

von Gabriele Schwartze-Grossmann


Fortsetzung aus Naturheilpraxis 10/99

22. Atemwege

a) Pathologie
Beginnende akute Tuberkulose. Asthma.
Erkältung bei den leichtesten Witterungsunbilden.
Heiserkeit, besonders beim Lesen mit gelegentlichem Stimmverlust.
Kehlkopfentzündung. Chronischer Kehlkopfkatarrh.
Chronischer Bronchialkatarrh, der sich in den Kehlkopf erstreckt, Schwellung der Tonsillen und Halsdrüsen, erstreckt sich in die Ohren, hierdurch vorübergehende Taubheit.
Husten rauh, pfeifend, bellend, kruppartig. Endloser, trockener Husten, schlechter nachts; wacht wieder auf, sobald sie in Schlaf fällt.
Starkes Schleimrasseln, das tief unten in der Brust zu sitzen scheint, der Husten scheint nicht bis dort hinzureichen, sondern nur bis zur Halsgrube, deshalb bringt auch harten Husten keinen Schleim hoch; nur wenn er auf dem Gesicht liegt, hustet er einen gräulichen-gelben oder blass grünlich-gelben, gelatineartigen geschmacklosen Schleim ab.
Auswurf: gelb-weiß, eiweißartig oder kleine, grüne, bittere Klöße; fadenziehend, schwierig hochzubringen; wie mit unzähligen dunklen Flecken.
Stimmritzenkrampf mit Glucksen im Hals.

b) Empfindung
Atemnot und Gefühl von Zuschnüren - Einatmen geht leicht, aber es fehlt die Kraft zum Ausatmen.
Der Kehlkopf war so eingeengt, dass keine Luft mehr hindurch ging, besser nur durch Liegen auf dem Gesicht und herausstrecken der Zunge (Acet-ac.) Würgen durch Schwäche oder Krampf der Epiglottis.
Wundheit im Kehlkopf wie geschwürig, mit Kloßgefühl im Kehlkopf und starker Schmerz beim Schlucken. Unangenehme Trockenheit, der Stimmritze mit Schluckschmerz.
Schrecklicher Schmerz, als würde der Kehlkopf in Stücke gerissen und als sei die Schleimhaut abgerissen, mit reichlicher Absonderung eines zähen, gelblichen, mit Blut vermischten Schleimes.
Schwäche- und Erstickungsgefühl beim Aufsitzen im Bett, als sei der Brustkorb voll.
Muss die Lungen füllen, hat aber keine Kraft, die Luft auszuatmen. Brust wund bei Berührung, Hitze in der Brust - Kälte scheint es zu verstärken. Hitze wie von einem Ofen in der Brust . Die linke Seite der Lunge ist heiß wie Feuer.
Husten tief aus der Brust; unablässiger, trockener Husten < nachts. Dauernder Schmerz in der linken Lunge unter dem Schulterblatt, unbeschreiblich weher Schmerz, als würde die Stelle mit der Hand hochgezogen und dann losgelassen, schlechter beim Gehen; gleichzeitig Dauerschmerz an der Gehirnbasis.

Linke Lunge sehr schmerzhaft, Gefühl, als werde sie nach rechts gezogen. Die linke Seite der Lunge von der Spitze bis zur Taille ist heiß wie Feuer, das Herz schlägt sehr schnell und fühlt sich auf heiß an. Empfindung von Zusammenziehen an beiden Lungenbasen, schließlich dumpfer, schwerer Schmerz an der linken Lungenspitze.

c) Orte
Brustbeklemmung links, mit schwierigem Atem und der Tendenz, lang einzuatmen; wacht nach Luft schnappend auf.
Schmerzen an beiden Lungenbasen und der linken Lungenspitze.
Schießender Schmerz erstreckt sich von der Mitte der rechten Lunge zum Unterrand der Leber.
Schmerz in der linken oberen Brust erstreckt sich bis zu den Schultern.

f) Begleitsymptome
Dyspnoe bei Brustbeklemmung und Verlangen tief zu atmen.
Nächtlicher trockener Husten mit Kloßgefühl; Empfindung von Trockenheit und Wundheit in der Stimmritze, mit starker Heiserkeit ( < durch Ip.).

g) Modalitäten
Husten schlechter beim Hinlegen besser beim Liegen auf dem Bauch.
Engegefühl im Kehlkopf: besser nur durch Liegen auf dem Gesicht und Herausstrecken der Zunge.

h) Zeiten
Jeden Nachmittag gegen 17 Uhr starke Bedrückung der Atmung, Gefühl von Beengung.
Nachts trockener Husten verursacht Würgen.

23. Herz, Kreislauf, Puls

a) Pathologie
Herzklopfen - nach der geringster Anstrengung. Schwieriges Atmen durch Druck am Herzen.
Kollaps.

b) Empfindung
Flattern in der Herzgegend.
Hitze in der Brust, das Herz fühlt sich sehr heiß an, der Herzschlag ist sehr schnell und fühlt sich groß an, begleitendes Gefühl des Berstens.
Kent: Hitzegefühl Herzgegend; Hitze in der linken Brustseite (rechts kalt) beim Gehen in der Sonne.
Schmerzen im Herzen, stechend, scharf, schnell, dumpf.
Empfindung einer Höhle, wo das Herz sein sollte.
Starker Schmerz im Plexus cardiacus erstreckt sich zum linken Arm und zum Hals; Puls 64, am anderen Tag kein Schmerz, Puls 100.

d) Orte
Herzschmerzen wandern zum Kopf. (vorher Übelkeit).
Scharfer Schmerz an der Herzspitze; < durch Bewegung.
Schmerz von einer wunden Stelle unterhalb des linken Schulterblattes zum Herzen mit heftigem Herzklopfen.

e) erstreckt sich
Brennen im Herzen, wandert zum Rücken und den linken Arm hinunter.

f) Begleitsymptome
Übelkeit bei Herzschmerzen.
Verlangen nach frischer Luft im Kollapszustand.

g) Modalitäten
In die Brust ausstrahlender Herzschmerz wird schlechter bei der geringsten Bewegung.
Herzklopfen schlechter bei der geringsten Anstrengung.
Kollapszustand: frische Luft und zufächeln frischer Luft bessern.

h) Zeiten
Morgens nach Schlaf auf der linken Seite Wundheit im Herzen.

24. Mammae

a) Pathologie
Brust- und Brustwarzenentzündung.
Schmerz und Wundheit durch Brust und Mammae.
Die Brustwarze sondert ein gummiartiges Sekret ab.

b) Empfindung
Kälte und Empfindlichkeit der Brüste und Brustwarzen. Brüste bei Berührung eiskalt, besonders die Brustwarzen (während der Menses) der übrige Körper ist warm.
Gefühl Wind bläst auf die Mammae und Brustwarzen - Kälteempfindung.
Empfindung eines Abszesses links an der Brust , wo sich die vordere Achselfalte bildet, hart und empfindlich gegen Berührung, ziehende Schmerzen in alle Richtungen, schlechter durch Bewegen des Armes.
Wundheit der Brust, sehr empfindlich gegen Berührung, außerhalb der Menses.

25. Bewegungsapparat

Nützlich bei hartnäckigem Rheumatismus, wenn diese Hartnäckigkeit auf eine latente Sykosis zurückzuführen ist. Arthritis der großen Gelenke, Polyarthritis.

25.3 Rücken

a) Pathologie
Halsmuskelkrämpfe. Rückenschmerzen. Lumbago durch Verheben.

b) Empfindung
Verspannungen der Nackenmuskeln - Ziehen in den Nackensträngen, hierdurch Drang den Kopf nach hinten zu werfen. Brennende Hitze in der Nackengegend, wie feurige Kohlen.
Krämpfe der Halsmuskeln besonders des Sternocleidomastoideus, hierdurch wird das Kinn fest auf die Brust heruntergezogen.
Wundheit der Wirbelsäule beim Strecken.
Schmerz im oberen Nacken und zwischen den Schulterblättern, wandert auf beiden Seiten zur Schulter und abwärts in die Lendengegend.
Schmerz geradewegs quer durch den Körper von der linken zur rechten Schulter.
Klopfen und Knuffen in der Gegen der rechten Nebenniere.
Der Rücken ist schwach, steif und tut dauernd weh. Das ganze Rückgrat ist wund bei Berührung ebenso die linken Rippen.
Dauernder Schmerz quer über und in den Nieren.
Wenn sie sich bückt, kann sie sich nicht ohne heftige Schmerzen in den Nierengegenden wieder aufrichten.
Schmerz in der Lendenwirbelsäule; in den Muskeln.
Zehenballen wie wund.

d) Orte
Schmerz im oberen Nacken und zwischen den Schulterblättern.
Schmerz in der Lendenwirbelsäule.

e) erstreckt sich
Schmerz hinten in den Hüften wandert die Beine hinunter.

g) Modalitäten
Rückenschmerz in der Nierengegend verschlechtert durch Bücken.

25.4 Obere Extremitäten

a) Pathologie
Taubheit. Schulterschmerzen. Rheumatische Schmerzen. Brüchige Nägel. Gebogene Fingernägel bei Tuberculose. Kälte der Hände.

b) Empfindungen
Kälte der Hände. Brennen der Hände. Der rechte Arm ist kalt. Schmerz in der rechten Schulter, als ob er geradewegs von der linken Schulter durch den Körper dorthin wandert.
Rheumatischer Schmerz oben in den Schultern, in die Arme ausstrahlend, mit Schmerzen beim Schließen der Hände.
Kalte Taubheit an der Außenseite der Arme, direkt unterhalb des Ellenbogens.
Krachen der Gelenke, besonders der Ellenbogen.
Linker Unterarm und Hand taub, kann nichts kräftig festhalten, jeder Versuch den Arm zu heben, ruft ein unangenehmes Gefühl und Reizbarkeit hervor. Taubheitsschmerz im linken Arm.
Krampfschmerz im ersten und zweiten Finger der rechten Hand.
Brennen der Hände, möchte sie anfächeln und sie unbedeckt halten; immer kalte Hände.
Starkes Brennen in den Handflächen. Handflächen, manchmal auch die Fußsohlen brennend heiß. Kälte der rechten Hand, dann der linken. Kalte Hände mit Kälte, die sich über den ganzen Körper erstreckt. Scharfe rheumatische Schmerzen quer über die mittleren Knöchel der linken Hand, auch Rheumatismus der Arme und Beine. Die Handrücken sind rauh.
Rheumatismus: der Handgelenke und Fußknöchel mit vollständigem Kräfteverlust in den befallenen Teilen.

e) erstreckt sich
Schmerz beginnt unter dem linken Schulterblatt, wandert den linken Arm hinunter bis zum kleinen Finger, welcher wie eingeschlafen prickelt.

g) Modalitäten
Rheumatischer Schulterschmerz links schlechter durch Bewegung.

25.5 Untere Extremitäten

a) Pathologie
Schmerzen der Beine. Ruhelosigkeit der Beine. Fußsohlenkrämpfe. Wadenkrämpfe -
Beim Gehen funktionieren die Beine nicht richtig. Leichtes Nachziehen des rechten Beines.
Beide Füße geschwollen, Fußödeme. Deformität der Fingergelenke, dick geschwollene Knöchel, Schwellung, Steifheit und Schmerz beider Fußknöchel, große Empfindlichkeit der Fersen und Fußballen.
Schwellung und Jucken in den Fußsohlen.

b) Empfindung
Kraftlosigkeit und Schweregefühl der Beine - beim Gehen fehlt die Kraft, die Glieder zu bewegen. Das Gehen ist sehr schwierig, besonders Treppen hinauf oder hinunter, die Beine sind schwer wie Blei.
Starke Ruhelosigkeit der Beine - dauernder Schmerz in den Beinen, konnte sie im Bett nicht stillhalten, schlechter beim Entspannen ( > nach Lil-t.).
Rheumatische Schmerzen in den Beinmuskeln. Kälte der Beine bis zu den Knien hoch, auch der Hände und Unterarme.
Brennen der Füße, möchte sie unbedeckt oder gefächelt haben.
Wundschmerz der Fußsohlen, so dass er auf ihnen überhaupt nicht stehen konnte. Schmerz, Schwellung und Entzündung des rechten großen Zehs.
Die Hühneraugen sind empfindlich.
Fast vollständiger Verlust der Nervenkraft in Armen und Beinen; sie sind bei der kleinsten Anstrengung erschöpft.
Kalte und schweißige Füße.

d) Orte
Schmerzen in beiden Beinen, manchmal von den Hüften abwärts zu den Knien.
Kurze ziehende Schmerzen in Knien, Zehen, Sprunggelenken und Händen.
Taubheitsempfindung links in Arm, Hand und Bein; das linke Bein schläft ein.

e) erstreckt sich
Schmerzen in beiden Beinen von den Hüften abwärts zu den Knien.
Stechender Schmerz der linken Achillessehne erstreckt sich entlang der Tibia.

g) Modalitäten
Allgemeinbefinden schlechter auf dem Festland besser an der Küste.
Beinschmerzen schlechter bei feuchtem Wetter.

h) Zeiten
Beinschmerzen nachts hindert am Schlafen.
Wadenkrämpfe nachts.

26. Frost

a) Pathologie
Schüttelfrost, Frost mit Hitzewellen. Frostschauder. Kälte und in Schweiß gebadet.

b) Empfindung
Kriechende Fröste laufen im Zick-Zack den Rücken hinunter und über den ganzen Körper.
Fröste den Rücken rauf und runter, mehrmals täglich.
Stadien: Um 10 Uhr leichtes Klappern und Schaudern; um 10.30 Uhr Fieber mit Durst, begann in Fingern und Zehen; von 10.30 bis 12.30 Uhr Durst im Frost, kein Durst im Fieber; von 10 - 11 Uhr kalte Füße und Beine, von 10 - 12 Uhr Nervosität im Fieber, bewegt die Finger; um 11 Uhr beginnend mit starker Kälte der Finger und Zehen; um 14 Uhr zunächst kalte Füße, nach dem Frost extreme Schwäche; um 17 Uhr, anschließend Fieber und leichter Schweiß (nach Durchnässung); das Gleiche am folgenden Tag aber leichter.

b) Empfindungen
Kalte Hände.
Hitzewellen wechseln mit Frösten.
Muss die ganze Zeit angefächelt werden - wirft die Kleider ab, die Körperoberfläche ist aber kalt; überwiegend subjektives Brennen der Hände und Füße, möchte sie angefächert und unbedeckt haben.
Die Haut ist kalt, trotzdem deckt sich der Patient auf (Camph. Sec).

d) Orte
Kälte der Beine bis zu den Knien, ebenso der Hände und Unterarme. Kälteschauer im Rücken.
Erg.: Kälte: in der rechten Hand, dann in der linken; anschließend eine leichte Hitzewelle, dann ein Fremdkörpergefühl im rechten Auge, dann im linken.

e) erstreckt sich
Die Kälte erstreckt sich über den ganzen Körper.

f) Begleiterscheinungen
Fremdkörpergefühl in den Augen.
Bohrende Schmerzen in der Brust bei Schüttelfrost.

h) Zeiten
Frost um 10 Uhr beginnend um 17 Uhr tritt Fieber ein.

27. Fieber

a) Pathologie
Fieber. Hitze.
Stadien: Fieber mit oder ohne Durst; mit Schweißausbrüchen im Gesicht, anschließend Schwäche; mit nervöser Ruhelosigkeit von Mitternacht bis 3 Uhr; um 11 Uhr, vorher kalte Füße, schlief im Fieber ein; nachts Fieber Schweiß an Handflächen, Füßen und Beinen; nachts mit schnellem Puls; nachmittags; und Krankheitsgefühl < von 10 bis 23 Uhr.

b) Empfindung
Starke allgemeine Hitze nach dem Mittagessen, als ob das Blut in den Adern koche. Hitze nach leichten Anstrengungen.
Starke brennende Hitze über den ganzen Körper mit Hitzewellen in Gesicht und Nacken.
Brennende Hitze mit Schweiß, will sich abdecken, fröstelt dann aber.

f) Begleiterscheinungen
Fieber mit oder ohne Durst.
Schweißausbrüche im Gesicht. Schwäche.

h) Zeiten
Hektisches Fieber jeden Nachmittag.
Ruhelosigkeit von Mitternacht bis 3 Uhr.
Krankheitsgefühl schlechter von 10 bis 23 Uhr.

28. Haut und Schweiß

a) Pathologie
Starke Gelbfärbung der Haut. Ein feuerrotes Band läuft den Hals, Rücken und das Perineum herab unter Einbeziehung der Genitalien und der Schamgegend.
Feuerrotes Exanthem am Anus von Babys.
Kupferfarbene Flecke (syphilitisch), die nach Ausschlägen zurückbleiben, dünn braungelb und in Schuppen sich ablösend.
Kleine gestielte Warzen mit Stecknadelköpfen.
Grindkopf. Tinea capitis. Favus.
Schweiß am Hals und Oberlippe. Nachtschweiße.
Große Neigung bei Anstrengung zu schwitzen, empfindlich gegen Kälte.

b) Empfindung
Intensives und unablässiges Jucken schlechter nachts.
Jucken am ganzen Körper.
Prickelndes Gefühl am ganzen Körper. (Hering)

d) Orte
Jucken hauptsächlich an Rücken, Vagina und Labien.
Warzen mit Stecknadelköpfen an verschiedenen Teilen des Rumpfes und der Oberschenkel.

g) Modalitäten
Jucken schlechter beim Drandenken.

h) Zeiten
Juckreiz schlechter nachts.

29. Sonstiges

Die Kinder sind blass, rachitisch und schwach, mit Augenrändern. Sie bleiben im Wachstum zurück - Kent Rubrik "Zwergwuchs". Als Säuglinge haben sie eine feuerrote Ekzem am Anus. Die Mütter sagen "das Badewasser verbrüht das Kind schrecklich".
Mehr oder weniger ausgeprägte Rückgratverkrümmungen weisen auf Rachitis hin.

30. Allgemeines

Es heißt, die Gonorrhoe sei die Mutter des Katarrhs, d h. es besteht eine Neigung zu Katarrhen und Rheumatismus. Rheumatismus tritt auf, wenn der gonorrhoische Ausfluss unterdrückt wurde. Umgekehrt, wenn unter Medorrhinum der Ausfluss wieder auftritt, wird der Beginn der Heilung eingeleitet. Sitz der chronischen Infektion sind immer die Schleimhäute der Genitalien und die durch aufsteigende Infektion erreichten inneren Geschlechtsorgane. Metastasiert die Infektion, erreicht sie auch die Schleimhäute der oberen Luftwege.

Eine Metastasierung kann in der Nase, in den Nasennebenhöhlen, im Nasenrachenraum und in der Luftröhre lokalisiert sein. Ein chronischer Schnupfen mit Verstopfung der Nase und blutig-eitrigem Sekret, ein Nasenrachenkatarrh mit ständigem Abfließen von scharfem Sekret in den Rachen, oder eine chronische Bronchitis mit krampfhaftem, trockenem oder schleimig-eitrigem, auch blutigem Sekret mit nächtlicher Verschlimmerung können Spätfolgen sein.

Auch bei Medorrhinum haben wir eine Schwäche, einen Reaktionsmangel (K I 437) wie bei Psorinum, allerdings bedingt durch die sykotische Disposition.

Durch diese Schwäche verliert der Organismus seine Anpassungsfähigkeit an die Wettereinflüsse:

Bei Folgen einer schlecht behandelten und unterdrückten Gonorrhoe, wenn das richtig gewählte Mittel zu keiner Besserung oder dauerhafter Heilung führt. Für Patienten mit Gicht, Rheumatismus, Neuralgie, Krankheiten des Rückenmarks und seiner Häute (auch organische Schädigungen, die zu Lähmungen führen), welche sich auf einen sykotischen Ursprung zurückverfolgen lassen.

Für Frauen mit chronischer Ovaritis, Salpingitis, Zellulitis des Beckens, Fibromen, Zysten und anderen krankhaften Tumoren des Uterus und der Ovarien, besonders wenn die Symptome Bösartigkeit vermuten lassen, mit oder ohne sykotischen Ursprung.

Für Scirrhus, Karzinom oder Krebs, entweder akut oder chronisch, wenn die Symptome passen und sich in der Vorgeschichte eine Sykosis auffinden lässt.

In seinem Arzneimittelbild zeigt Medorrhinum noch ein paar Besonderheiten:

b) Empfindungen
Es bestehen eigenartige Kälteempfindungen, wie etwa Kälte der Nasenspitze oder der Brustwarzen sowie auch eine allgemeine Verfrorenheit, ein Mangel an Lebenswärme.
Trotz der Kälteempfindlichkeit besteht Verlangen nach frischer Luft z.B. im Kollapszustand: möchte dauernd angefächelt werden (Carb-v.);
fleht nach frischer Luft; kalte Haut, wirft aber die Decken ab (Camph., sec.);
kalt und in kaltem Schweiß gebadet. (Verat.).
Der Kältempfindlichkeit konträr finden sich starke Hitzeempfindungen mit Vergrößerung der Lymphdrüsen am ganzen Körper:

Starke Hitze und Wundheit mit Vergrößerung der Lymphdrüsen am ganzen Körper.

Schmerzen: arthritisch, rheumatisch, als Folge unterdrückter Gonorrhoe (Clem., daph.) zusammenziehend (Cact.); Wundheit am ganzen Körper, wie zerschlagen (Arn., euper.)

g) Modalitäten
Verschlimmerung Besserung
Beim Drandenken (Helon., ox-ac.) An der See.
Wärme, Bekleidung. Liegen auf dem Gesicht oder Magen.
Bewegung. Feuchtes Wetter (Caust., nux v.)
Ausstrecken. Durch weites Zurückbeugen (Verstopfung, Beugen des Kopfes vorwärts. Stuhlgang nur in dieser Stellung).
Gewitter. Husten besser durch Liegen auf dem Gesicht (Knie-Ellenbogen-Lage).
Die kleinste Bewegung.
Schweiße. Ruhe
Baden in Salzwasser (Erkältung und Halsschmerzen). Bei Kollaps Besserung durch Zufächeln von Luft.
Am frühen Morgen (drei bis vier Uhr).
In den Bergen.
In der Sonne.
Bettwärme.
Betreten eines warmen Zimmers (Husten).
Feuchtes Wetter (Gliederschmerz).
Am Meer (Chronischer Gelenkrheumatismus ist schlechter im Inland und besser am Meer).
Durch Wärme, auch wenn kalt bei Berührung.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Abends immer Besserung (umgekehrt wie Syphilinum, das schlimmer von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang ist).
Beim Gehen in der Sonne: Die linke Lunge wird sehr heiß.
Zuviel Hitze: < nächtliches Urinieren im Bett.
Nach dem Warmwerden im Bett: Muss die ganze restliche Nacht über stündlich urinieren. Beim Kaltwerden: Harninkontinenz
Medorrhinum zeigt eine auffällige Modalität, die Besserung von Krankheiten am Meer. z.B. Besserung von Asthma / Rheuma am Meer, im Gegensatz zu Syphilinum, das sich im Gebirge bessert.

h) Zeiten
Die Tagesmodalitäten von Medorrhinum und Syphillinum sind unterschiedlich, bei Medorrhinum ist die Verschlechterung tagsüber, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, bei Syphilinum nachts, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang.

Literaturverzeichnis:


  • Mezger, Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre
  • H.C. Allen Nosoden
  • H.C. Allen, Leitsymptome
  • Clarke, Der neue Clarke
  • Julian, Nosoden
  • Lippe, Arzneimittellehre
  • Kent, Repertorium

    Anschrift der Verfasserin:


    Gabriele Schwartze-Grossmann
    Reutterstraße 43
    80689 München

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