Industrie und Forschung

Homöopathische Behandlung von Herzaffektionen mit Strophantab

von Valérie Reus und Michael Weiser

Zusammenfassung

Mit Hilfe einer prospektiven Anwendungsbeobachtung wurde die therapeutische Wirksamkeit und Verträglichkeit von Strophantab bei der Behandlung von Herzaffektionen systematisch beobachtet. Insgesamt wurden Behandlungsdaten von 104 Patienten durch 15 Therapeuten dokumentiert. Hauptanwendungsgebiete von Strophantab waren Angina pectoris, periphere und zerebrale Durchblutungsstörungen sowie nervöse, stressbedingte Herz-Kreislauf-Beschwerden. Nicht nur in Kombination mit weiteren Therapieformen, sondern auch in Monotherapie zeigte Strophantab eine zuverlässige Wirksamkeit und Verträglichkeit innerhalb der dokumentierten Anwendungsgebiete. In etwa 78% der Fälle wurde ein `sehr gutes` bis `gutes` Therapieergebnis erzielt. Die Verträglichkeit von Strophantab war in allen Fällen `ausgezeichnet' bis `gut`.

Schlüsselwörter: Strophantab, Angina pectoris, periphere und zerebrale Durchblutungsstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden.

Einleitung

Erkrankungen des Herzens liegen in den westlichen Industrienationen seit Jahrzehnten an der Spitze der Mortalitätsskala. Crataegus (Weißdorn) ist ein Naturheilmittel, welches in Form von Phytotherapeutika seit langem in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere von leichteren Formen der Herzinsuffzienz (NYHA I und II) und bei Herzrhythmusstörungen, eingesetzt wird. Die therapeutische Wirkung von Extrakten aus Blättern und Blüten der Weißdornpflanze wird auf deren Gehalt an Flavonoiden und oligomeren Procyanidinen zurückgeführt. Auf welchen biologischen Mechanismen die Crataegus-Wirkung in Phytotherapeutika beruht, ist noch nicht abschließend geklärt. In der Diskussion sind u.a. eine direkte Hemmung der Natrium-Kalium-ATPase und der Phosphodiesterase, aber auch eine indirekte Beeinflussung intrazellulärer Prozesse durch eine Interaktion mit kardialen b1-Rezeptoren (1, 2). Nach pharmakologischen Erkenntnissen kommt Crataegus-Extrakten ein dynamisches Potential zu, welches sich manifestiert in
- positiver Inotropie (durch Erhöhung der intrazellulären Ca++-Konzentration),
- verbesserter Energie- und Sauerstoffversorgung des Myokards (durch Erweiterung der Koronargefäße),
- antiarrhythmischer Wirkung (durch Verlängerung der Refraktärzeit).

Die therapeutische Wirksamkeit von Crataegus-haltigen Phytotherapeutika bei Herzinsuffzienz ist durch die Ergebnisse doppelblinder Plazebo-kontrollierter Studien gut belegt (3). Die Patienten profitierten in diesen Studien sowohl durch eine gesteigerte Belastungstoleranz als auch durch die Abschwächung subjektiver Symptome. Therapieerfolge bei leichten bis mittelschweren Herzrhythmusstörungen konnten im Rahmen von Anwendungsbeobachtungen belegt werden (4). Hinweise auf unerwünschte Wirkungen nennenswerter Schwere oder Häufigkeit ergaben sich allgemein nicht. Ob Crataegus auch in homöopathischer Aufbereitung (z.B. Strophantab ) eine wirksame und nebenwirkungsarme und von Patienten gewünschte Alternative beispielsweise zu allopathischen Kardiaka darstellt, ist bisher noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Aufgrund seiner Einzelbestandteile (Crataegus, Selenicereus grandiflorus, Nitroglycerinum, Kalmia latifolia, Arnica montana, Spigelia anthelmia, Strophantus gratus, Kalium carbonicum) ergeben sich für das o.g. Präparat Strophantab (Hersteller: FIDES GmbH, Baden-Baden) jedoch therapeutische Einsatzmöglichkeiten bei Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen (5). Das Ziel der vorliegenden Anwendungsbeobachtung (AWB) war die Sammlung von Daten zur therapeutischen Wirksamkeit sowie zur Verträglichkeit von Strophantab unter den Bedingungen der täglichen Praxis.

Methodik

Der Beobachtungszeitraum der gesamten Untersuchung betrug sechs Monate. Insgesamt dokumentierten 15 Therapeuten (zwei Fachärzte für Allgemeinmedizin, fünf Praktische Ärzte und acht Heilpraktiker) in diesem Zeitraum Behandlungsdaten von 104 Patienten. Die Dokumentation der Anamnese- und Behandlungsdaten erfolgte auf standardisierten Erfassungsbögen (u.a. demographische Daten, Diagnose, Schweregrad, Erkrankungsdauer, Art der Erkrankung, klinische Symptomatik, Ursache der Erkrankung, Vorbehandlung). Strenge Ein- oder Ausschlusskriterien waren nicht definiert worden, da in dieser präparatebezogenen AWB das gesamte Einsatzspektrum von Strophantab beobachtet werden sollte. Die Dosierung von Strophantab, die Behandlungsdauer sowie der eventuelle Einsatz einer Begleittherapie lagen im Ermessen der teilnehmenden Therapeuten. Alle behandlungsrelevanten Daten mussten jedoch auf den Erfassungsbögen dokumentiert werden. Der erzielte Behandlungserfolg wurde von den Therapeuten und den Patienten anhand folgender Kriterien beurteilt:
a) Zeitpunkt, zu dem erstmals eine Besserung der Beschwerden/Symptomatik eintrat und
b) globale Bewertung des erzielten Therapieergebnisses (Skala: sehr gut = völlige Beschwerdefreiheit, gut = deutliche Besserung, befriedigend = geringfügige Besserung, ohne Erfolg = gleichbleibend sowie Verschlechterung). Die Verträglichkeit von Strophantab wurde nach Beendigung der Behandlung beurteilt (Skala: ausgezeichnet, gut, mäßig und schlecht). Unerwünschte Ereignisse waren auf einem gesonderten Erfassungsbogen zu dokumentieren.

Sämtliche an den Auftraggeber zurückgesendete Erfassungsbögen konnten in die statistische Auswertung einbezogen werden. Die Auswertung der Daten erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse

Patienten

Insgesamt wurden 104 Patienten in die Untersuchung aufgenommen, wobei 81% der Patienten älter als 50 Jahre waren und Frauen mit einem Anteil von 63% überwogen. Die im Rahmen der Anamnese am häufigsten gestellten Diagnosen waren nervöse, stressbedingte Herz-Kreislauf-Beschwerden (n=41 ), periphere und zerebrale Durchblutungsstörungen (n=27) und Angina pectoris (n=21). Die Altersverteilung innerhalb dieser Diagnosegruppen zeigte eine gemäß der Art der dokumentierten Anwendungsbereiche erwartete Verteilung (Tabelle 1). Bezüglich des Schweregrads der Erkrankungen ist festzustellen, dass vor allem Patienten mit einem `mittleren` Erkrankungsgrad (58%) und einer chronifizierten Erkrankung (38%) in der Untersuchung vertreten waren. Die individuelle Erkrankungsdauer variierte zwischen einigen Tagen und mehr als fünf Jahren. Bezüglich der klinischen Symptomatik überwogen Symptome wie Atemnot, Angstzustände, Herzrhythmusstörungen, Kältegefühl der Extremitäten, Schwindel, Vergesslichkeit, Stenokardien und Kopfschmerzen. Als häufigste Ursache der o.g. Erkrankungen wurden `Altersbedingt', `Durchblutungsstörungen' und `Stress' genannt. Im Zeitraum der letzten sechs Monate vor Aufnahme in die AWB hatten rund 55% der Patienten eine medikamentöse Behandlung ihrer Erkrankung erhalten (u.a. Koronarmittel, Kardiaka, Antidementiva, Betarezeptorenblocker, Calciumantagonisten, ACE-Hemmer, durchblutungsfördernde Mittel und Sedativa). In etwa 15% der Fälle waren nicht-medikamentöse Therapieformen (z.B. Akupunktur) zum Einsatz gekommen.

Behandlung mit Strophantab

Der Hersteller von Strophantab empfiehlt als Regeldosis die tägliche Einnahme von 3 mal 1 Tablette. In rund 80% der Fälle wurde Strophantab von den teilnehmenden Therapeuten gemäß dieser Empfehlung verordnet (Minimum: 1 Tablette/Tag, Maximum: 3x2 Tabletten/Tag). Bei etwa einem Fünftel der Patienten wurde die Akutdosierung von 1/2-1 Tablette/Stunde (maximal 12 Tabletten/Tag) verordnet. Auffällige Unterschiede zwischen den verschiedenen Diagnosegruppen bezüglich der verordneten Regeldosierung von Strophantab lagen nicht vor. Gehäuft (ca. 33%) wurde die Akutdosierung von Strophantab bei den Diagnosen `Angina pectoris' und `Zerebrale Durchblutungsstörungen` eingesetzt. Basierend auf der Art der Erkrankung und dem individuellen Schweregrad variierte die Behandlungsdauer mit Strophantab von Patient zu Patient zwischen eine 1-2 Wochen und 2-4 Monaten. Rund die Hälfte der Patienten wurden in Monotherapie mit Strophantab behandelt. In den restlichen Fällen kamen medikamentöse (u.a. Homöopathika, Mineralstoffpräparate, durchblutungsfördernde Mittel, Kardiaka und Antidementiva) bzw. nicht-medikamentöse (u.a. Akupunktur, Bioresonanztherapie) Begleitbehandlungen zum Einsatz.

Ergebnisse

Verträglichkeit

In lediglich einem Fall wurde ein unerwünschtes Ereignis (UE) beschrieben (weiblicher Patient, 63 Jahre, Indikation: zerebrale Durchblutungsstörungen, UE: Hypertonie, Zusammenhang: wahrscheinlich). Unabhängig von diesem Ereignis wurde die Verträglichkeit von Strophantab durch die Therapeuten in 58% der Fälle als `ausgezeichnet' und in 42% der Fälle als `gut` bewertet.

Wirksamkeit

Zirka 50% der Patienten verspürten eine Besserung ihrer Beschwerden innerhalb der ersten Behandlungswoche (86% nach vier Wochen). Berücksichtigt man die Art der vorliegenden Erkrankungen und den Umstand, dass in der Mehrzahl der Fälle chronische Erkrankungen vorlagen, so ist dieses Ergebnis als positiv zu bewerten. Die therapeutische Wirksamkeit von Strophantab erstreckte sich über alle dokumentierten Anwendungsgebiete. In alle Hauptdiagnosegruppen wurden `sehr gute' und `gute' Behandlungserfolge, auch in Monotherapie, in einer Größenordnung von etwa 80% erreicht (Tabelle 2). Zu einem Abbruch der Behandlung wegen Therapieversagens kam es in lediglich zwei Fällen.

Schlussfolgerung

Die vorliegende in Deutschland durchgeführte Anwendungsbeobachtung an 104 Patienten belegt, dass Strophantab in der täglichen Praxis primär bei Angina pectoris, peripheren und zerebralen Durchblutungsstörungen sowie bei nervösen, stressbedingten Herz-Kreislauf-Beschwerden verordnet wird. Hierbei wird Strophantab in Abhängigkeit vom individuellen Krankheitsbild adjuvant in Kombination zum Beispiel mit durchblutungsfördernden Mitteln, Kardiaka und Antidementiva oder monotherapeutisch eingesetzt. Eine Quote von 80% `sehr guten`/'guten' Behandlungserfolgen (auch in Monotherapie) in allen Indikationsgebieten belegt die zuverlässige Wirksamkeit von Strophantab.

Strophantab wird bei einer Vielzahl von Herzaffektionen als Adjuvans zu einer meist allopathischen Standardtherapie oder aber auch in Monotherapie eingesetzt. Unabhängig von der Art der Anwendung kann für Strophantab von einem günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnis ausgegangen werden, da sich dieses Homöopathikum als nebenwirkungsarm, auch in Kombination mit anderen medikamentösen Therapieformen und in der Langzeitanwendung, erwiesen hat.

Literatur:

Korrespondenzadresse der Autoren:
Dr. Michael Weiser
Bahnackerstr.16a
D-76532 Baden-Baden
Tel 07221-501-291
Fax 07221-501-280T

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Naturheilpraxis 11/99