Industrie und Forschung

Zinkmangel und Immundefizienz

Allgemeine Immundefizienz, akute und/oder chronische Infekte, Folgeerkrankungen einer geschwächten Abwehrlage - einem funktionstüchtigen Immunsystem kommt, ohne Zweifel, eine entscheidende Bedeutung für die Gesunderhaltung des Organismus zu. Für diese Funktionstüchtigkeit ist wiederum das Spurenelement Zink besonders wichtig: Zink beeinflusst alle Ebenen der körpereigenen Abwehr! So ist Zink beispielsweise Cofaktor des Thymulins, einem Peptidhormon der Thymusepithelzellen, welches an der Reifung der T-Lymphozyten beteiligt ist.

Das Spurenelement ist im stöchiometrischen Verhältnis von 1 : 1 an Thymulin gebunden. Erst diese Verknüpfung ermöglicht die Aktivierung des Peptidhormons. Nicht an Zink gebundenes Thymulin ist, wie Untersuchungen gezeigt haben, immunologisch inaktiv! Zink ist ebenso erforderlich für die Blastogenese von B-Zellen, die Phagozytose, die Komplementaktivierung und die Produktion von Cytokinen. Mittlerweile ist bekannt, dass Interleukin-3, beispielsweise, eine Amniosequenz aufweist, die durch Zink aktiviert wird. Neueste Studien belegen, dass die Dimerisierung von Interferon-alpha, welche grundlegende Voraussetzung für dessen Aktivität ist, zinkabhängig verläuft. Interessanterweise lassen neue Erkenntnisse auch auf eine Beteiligung des Zinks am programmierten Zelltod schließen. Die Apoptose ist ein physiologischer Prozess, der in normalen Zellen strengen Regulationsmechanismen unterliegt, in malignen Zellen dagegen gestört ist. Diesen Studienergebnissen zufolge führt ein Zinkmangel zur Apoptosis der Thymozyten in der Thymusdrüse. Zink fungiert hierbei als intrazeflulärer Regulator, der für die Lymphozytenhomöostase von großer Bedeutung ist. Eine 1999 veröffentlichte Untersuchung (Mocchegiani, E. et al., British Journal of Cancer, 79, 2, 244 ff.) ergab bei Frauen mit Cervixcarzinomen eine verminderte Serumkonzentration an aktivem Thymulin, eine Reduktion der natürlichen Killerzellen und eine verminderte IL-2-Produktion bei gleichzeitiger Abhängigkeit vom Serumzinkstatus. Das Verhältnis zwischen Gesamtthymulin und immunologisch aktiven Thymulin korrelierte mit den Zinkwerten: der Quotient nahm bei einer höheren Zinkplasmakonzentration kleinere Zahlenwerte an, womit eine höhere Aktivität des Thymulins, bei einer besseren Zinkversorgung zum Ausdruck kommt. So stellt, nach Ansicht der Autoren, der Quotient Gesamtthymulin/aktives Thymulin einen aussagekräftigen Biomarker dar, der auf einen intrazellulären Zinkmangel schließen lässt, trotz normgerechtem Serumzinkwert.

Gemäß den vielfältigen Funktionen des Zinks im Rahmen des Abwehrgeschehens wirkt sich eine defizitäre Versorgungslage nachteilig auf nahezu alle Immunreaktionen aus. Bei einem persistierenden Zinkmangel kann eine Thymus- und Lymphknoten-Atrophie, eine Lymphopenie, eine reduzierte Aktivität der natürlichen Killerzellen, eine verminderte Cytokinproduktion und eine Quotenverschiebung der Lymphozytensubpopulationen beobachtet werden. Die zinkmangelbedingten Veränderungen dieser Parameter sind bei einer Supplementierung mit dem Spurenelement (z. B. mit Unizink® 50, Köhler Pharma, Alsbach-Hähnlein) reversibel. Mittlerweile liegen eine Reihe von Untersuchungen vor, die den Benefit einer Zinksubstitution im Zuge der Prävention, aber auch als Adjuvans bei bereits bestehenden Infekten unterstreichen. So ließ sich in einer Doppelblindstudie mit Kindern die Atemwegsinfektrate um 45% senken. Eine ebenfalls doppelblind und placebokontrollierte Studie ergab bei bereits bestehender Erkältung eine Verkürzung der mittleren Erkrankungsdauer um ein Drittel bis um die Hälfte. Wichtig in diesem Zusammenhang ist der frühestmögliche Einnahmebeginn von Zink (innerhalb der ersten 24 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome). Eine ausreichende Zinkzufuhr sollte nicht nur im Hinblick auf die Infektprävention bzw. -behandlung, sondern auch in Bezug auf immundefizientbedingte Folgeerkrankungen Beachtung finden.

Dr. Michaela Döll

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Naturheilpraxis 11/99