FACHFORUM

Krank durch Zusammenbruch der Darmflora

Monika (2 1/2); 23 x Antibiotika

von Carlo Weichert


Einführung:

Wer die nachfolgende Lebens-, Leidens- und Krankengeschichte der kleinen Monika (2 1/2) liest, stellt sich sehr bald die Frage, ob Antibiotika wirklich ein so segensreiches Arzneimittel sind; wie es gern dargestellt wird? Es drängt sich hier sogar der Eindruck auf, daß Antibiotika, neben der Chemotherapie, die massivste chemische Keule ist, welche die Arzneiforschung je entwickelt hat.

Ich meine jedoch aufgrund meiner Erfahrungen: Antibiotika sind bei lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen sehr wohl ein segensreiches und lebensrettendes Arzneimittel, zugegeben oft mit vielen schlimmen Nebenwirkungen.

Diese stehen aber, wenn es darum geht Leben zu retten, erst einmal im Hintergrund. Deshalb halte ich die massive Kritik an dem Arzneimittel Antibiotika für wenig gerechtfertigt, denn ihr Denkansatz ist meiner Meinung nach falsch:

Was können die lebensrettenden Arzneimittel Antibiotika dafür, daß viele Behandler, sehr zum Leidwesen ihrer hilfesuchenden Patienten, nicht verstehen, differenziert genug damit umzugehen und es schon bei "Bagatellinfektion" wie Hustensaft verordnen?

Was können Antibiotika dafür, daß Wirkungen und Nebenwirkungen - also das Nutzen - Risiko dieser durchaus nicht harmlosen Arzneimittel, von den Behandlern mit ihrem Patienten meist nicht besprochen werden, sondern über den Kopf des Patienten hinweg einfach verordnet wird?

Viele Patienten fühlen sich an dieser Stelle wieder einmal einer übermächtigen Arztwelt gegenüber hilflos und entmündigt. Sie fühlen sich einem Arzneimittel "mit schlechtem Ruf" geradezu ausgeliefert, wogegen sich nun ihr ganzer Groll richtet. Hier sollte (wieder einmal) an die Fürsorgepflicht von Ärzten zur Aufklärung und Absprache erinnert werden und daran, den Patienten nicht an Leib und Seele zu schaden, auch nicht durch ein Arzneimittel!

Zum besseren Verständnis: Ein kurzer geschichtlicher Rückblick In den früheren Jahrhunderten wüteten bei uns in Mitteleuropa schlimme Seuchen wie: Pest, Ruhr, Typhus, Diphtherie, Tuberkulose, Wundstarrkrampf, Wundfieber, auch Geschlechtskrankheiten wie Tripper, Syphilis usw., an denen Millionen von Menschen starben. Louis Pasteur, Robert Koch u.a., bewiesen der Fachwelt um 1890, daß all diese schrecklichen Krankheiten von verschiedensten kleinen Erregen - Bakterien genannt - ausgelöst werden, die nun intensiv erforscht wurden.

1928 kam der Zufall zu Hilfe. A. Fleming, Arzt im Londoner St. Maries Hospital, entdeckte im Labor in einer Kultur von krankmachenden Staphylokokken Schimmelpilze, die sich hier angesiedelt hatten. Alle Bakterien in der Nähe der Pilze waren tot.

Die Entdeckung Flemings wurde zum Segen für die Menschheit. Schimmelpilze wehren sich durch Ausscheiden einer bestimmten Säure gegen ihre kleinen zersetzenden Artgenossen. Man nannte diesen Stoff später Penicillin. Er bekam den Oberbegriff Antibiotika (Anti=Gegen / Bios=das Leben der Bakterien gerichtet).

Mit Antibiotika konnten all die großen Seuchen bekämpft, eingedämmt oder beendet werden. (Andere behaupten, diese wären auch ohne Antibiotika verschwunden, weil sich die Zeit = Ernährung, Hygiene, Wohnungsbau usw. verändert hat). Antibiotika haben auch im 2. Weltkrieg unzähligen Menschen das Leben gerettet.

Da es die großen Seuchen bei uns nicht mehr gibt, wurde es mehr und mehr das Mittel der kleineren und mittleren bakteriellen Infektionen, wie Mittelohr-, Mandel-, Stirnhöhlen-, Lungen- und Blasenentzündungen, um die bekanntesten zu nennen. Das Urspungsmittel Penicillin, wurde in der Zwischenzeit von der Pharmaindustrie durch ca. 500 verschiedene Breitspektrumantibiotika ersetzt.

Die Rechnung ohne den Wirt gemacht:
Antibiotika töten aber nicht nur die Bakterien, die z.B. gerade auf den Mandeln Ärger machen, sondern sie stören bzw. (zer)-stören auch unsere wichtigen körpereigenen Bakterienfloren, mit denen wir Menschen in einer naturgewollten Lebensgemeinschaft und Wechselwirkung leben.

Diese Bakterien (Schutz)- Floren wie: Hautfl.-, Hals/Rachenfl.-, Lungenfl-, Scheidenfl- aber insbesondere unsere wichtige Darmflora, sind in ihrer Zusammensetzung und Arbeitsweise für unseren menschlichen Organismus hochkomplizierten Ökosystemen der Natur vergleichbar, auch vergleichbar störanfällig.

Unser menschlicher Organismus ist auf ihre Anwesenheit und gesunde Zusammensetzung und Arbeitsweise für seine eigene Gesundheit angewiesen.

Mikrobiologische Untersuchungen zeigen oft schlimme Störungen Mikrobiologische Stuhluntersuchungen der Zusammensetzung der Darmfloren, allein nur bei den Patienten in meiner Praxis nach häufigen Antibiotikatherapien, zeigen oft schlimme Störungen dieser Floren, an denen dann die Patienten aufgrund der hohen und unnötigen Immun- und Stoffwechselbelastungen unsichtbar weiter kranken. Hinzu kommt oft ein unsichtbarer Befall mit krankmachenden Bakterien und Pilzen, der durch Antibiotika geradezu provoziert wird.

Aufgrund der toxischen Ausscheidungen dieser Spezies sind Verdauungs-, Lymph-, Stoffwechsel-, Nerven- und hohe Immunbelastungen die typischen Folgen. Eine bunte Kette verschiedenster Krankheiten, deren Ursachen für den der nicht nachdenkt unbekannt (weil unsichtbar) sind, sind die häufigen Folgen der heute oft üblichen schnellen Antibiotikatherapien.

Die Natur schlägt zurück: Das Problem der Mutation und Resistenz Der Naturforscher Charles Darwin sagt schon um 1850, daß in dieser Natur nur der überleben wird, der sich am besten anpassen kann. Bakterien sind Meister der Anpassung. Wir kennen heute ihre Fähigkeit zur schnellen Veränderung (Mutation) sehr genau. Insbesondere unter den für sie todbringenden Antibiotikatherapien, sind viele genetische Veränderungen der Bakterien entstanden, so daß sie plötzlich Antibiotika und Desinfektionsmitteln trotzen.

Krankenhäuser: Das Problem mit den sog "Problemkeimen"
Typisch dafür sind unsere heutigen Krankenhäuser, wo mit dem täglichen Antibiotika- und Desinfektionsmittelstreß die Bakterien geradezu in die Resistenz (Widerstandsfähigkeit) getrieben worden sind. Gegen alles mögliche resistente Strepto- und Staphylokokken, Enterokokken, Clostridien, Klebsiellen, Proteus, Pseudomonas, verschiedene E. Coli, auch Candidapilze und verschiedenste Arten von Viren sind insbesondere dort und in ähnlichen Einrichtungen als unausrottbare Dauerinfektionsquelle zu finden.

Antibiotika werden wirkungslos
Viele bakterielle Krankheitserreger, die früher gut mit Penicillin therapierbar waren, sprechen heute auf die üblichen Antibiotika gar nicht mehr an. Das früher sehr wirksame "Einschußmittel" Penicillin bei Tripper z.B., spricht heute überhaupt nicht mehr an. Auch der gefürchtete Erreger der Tuberkulose zeigt vermehrt gegen viele Antibiotika Resistenz, so daß auch die Tbc sich wieder verbreitet. Die Antwort der Medizin darauf: Ein Mix verschiedener Breitspektrumantibiotika!

Wenn das oft sinnlose "bomben" mit immer noch breiteren Antibiotika so unkontrolliert weitergeht, dann steht zu befürchten, daß neben den immer stärker um sich greifenden und krankmachenden Störungen für unseren menschlichen Organismus, auch all die anderen Erreger der typischen bakteriellen Erkrankungen, immer mehr in die Resistenz getrieben werden.

Es könnte eines Tages eine "Auferstehung" all der großen Seuchen geben, die dann mit nichts mehr therapierbar sind! (Siehe dazu Buch: Krank durch Antibiotika, C. Weichert, Edis - Verlag).

Antibiotika heute: Wirklich ein Schnellschuß - Allheil-Mittel?
Oder ist Antibiotika doch ein segensreiches Arzneimittel, mit dem nur, wie in vielen Fachzeitschriften immer wieder gefordert und angemahnt, noch viel bewußter und gezielter umgegangen werden müßte? Die Praxis zeigt nämlich, daß Antibiotika von vielen Ärzten oft völlig unkontrolliert, wie eine Art Schnellschuß- Allheil-Mittel, noch dazu ohne vorherige mikrobiologische Kontrolle bzw. Abklärung der krankmachenden Erreger und ohne gründliches Abklären und Besprechen der Risiken und Nebenwirkungen für den Patienten, einfach für alle möglichen Krankheiten verordnet werden.

Nebenwirkungen nicht herunterspielen
Daß trotz der vielen in den Beipackzetteln beschriebenen Nebenwirkungen, so wenig "passiert", liegt teilweise an der guten Immunstabilität und der Regenerationsfreudigkeit der Darm-, Lungen-, Rachen- und Scheidenfloren dieser einzelnen Patienten.

Viele andere Patienten bekommen jedoch die beschriebenen Nebenwirkungen deutlich zu spüren, z.B. Allergien, Hautausschläge, Asthmaanfälle, schwere Durchfälle und Verdauungsstörungen, allgemeines Krankheitsgefühl usw. Viele Frauen bekommen nach Antibiotikatherapie oft hartnäckige Scheidenpilze.

Oft entstehen durch Antibiotikatherapie auch krankmachende "Zeitbomben", die ohne gründliche Anamnese, (Erheben der Krankengeschichte) mit dem Antibiotikum vor 1/2 Jahr, überhaupt nicht mehr in Zusammenhang gebracht werden!

"Dann essen Sie eben Joghurt"
Daß Antibiotika, insbesondere die heute üblichen Breitspektrumantibiotika, z.B. schnell für Halsschmerzen verordnet, oft schlimme Nebenwirkungen für die eigenen wichtigen Bakterienfloren, insbesondere unsere Darmflora, bzw.

den gesamten Organismus haben können, wird von vielen Behandlern meist gar nicht bedacht, oft heruntergespielt oder gar belächelt. Auch die etwas flapsige Aussage: "Dann essen Sie eben Joghurt, zum Aufforsten der Darmflora", läßt mich vermuten, daß dieser Verordner unbedingt Nachhilfeunterricht in Mikrobiologie brauchen würde, sicher sehr zum Segen der Patienten, die bei ihm Hilfe suchen.

Die Forderung: Erst Laboruntersuchung, dann Antibiotika
Das Drama ist nämlich, die unsichtbaren (zer)-Störungen der Mikro - Bio - Ökologie des eigenen Darms, werden ja von außen ohne eine gründliche Stuhluntersuchung bei einem mikrobiologischen Labor überhaupt nicht gesehen oder als wahre Ursache mit (völlig anderen) Erkrankungen in Zusammenhang gebracht.

Da anscheinend viele Behandler von den Zusammenhängen zwischen Antibiotika-Wirkungen und Nebenwirkungen und der Reaktion der körpereigenen Mikrofloren darauf entweder zu wenig verstehen oder davon nichts halten, so werden diese wichtigen Untersuchungen (die preisgünstiger sind als jede große Blutuntersuchung) oft erst gar nicht durchgeführt.

Oft wird auch nur eine isolierte Suche nach einigen typischen krankmachenden Keimen in Auftrag gegeben. Die Folgen: Die Zusammenhänge zwischen einer zerstörten Darm- und Lungenflora aufgrund zu häufiger Antibiotikatherapien und dem nachfolgenden Zusammenbruch des Immunsystems, werden häufig sogar von mehreren Behandlern nicht erkannt, wie im nachfolgenden Praxisbeispiel bei der kleinen Monika:

Der Krankheits- und Leidensweg der kleinen Monika:

23 x Antibiotika - in 2 1/2 Lebensjahren

Typische Nebenwirkung: Durchfälle nach Antibiotika

Die zwingende Folge: Der Immunzusammenbruch

Sinnlose Antibiotikatherapien:

Monika mußte ärztliches Symptomdenken mit Krankheit büßen

Stuhluntersuchung der Darmflora dringend notwendig

Meine Therapieempfehlungen für Monika

Endlich geht es Monika besser

Wer übernimmt dafür eigentlich die Verantwortung?

Literatur:

Anschrift des Verfassers:
Carlo Weichert
Heilpraktiker und Familientherapeut
Oberweißenkirchen1
83349 Palling
Tel. 08669 / 2121, Fax 08669 / 2129

Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie in 'Naturheilpraxis' Nr.11/99.

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