ARBEITSKREIS FÜR AUGENDIAGNOSE

15. Münchner Fachtagung in Augendiagnose

Fachbericht über Sigolt Wenske: Herzinsuffizienz: Prognose - Diagnose - ablesbar aus dem Auge?

von Hermann Biechele

Welche Präventivmaßnahmen und Therapien haben sich bewährt?

Sigolt Wenske ist nach eigenem Bekunden Pragmatiker durch und durch und das machte sich bemerkbar in seinen Ausführungen, die gespickt waren mit wertvollen Hinweisen aus einer jahrzehntelangen Praxis.


Bild 1 (Durch Anklicken des Bildes erhalten Sie eine größere Ansicht):
linkes Auge - Die Herzlakune spiegelt die Myokardinsuffizienz dieser 67-jährigen Patientin wider. Erschwerend kommt die innenliegende Krypte (Substanzverlustzeichen) hinzu. Die kardiale Dekompensation ist zu diesem Zeitpunkt bereits eingetreten.


Bild 2 (Durch Anklicken des Bildes erhalten Sie eine größere Ansicht):
linke Iris - Der partiell verdickte und deutlich aufgehellte Krausenrand (15'-20') ist Hinweis auf die Koronare Herzkrankheit. Die große Pupille (obwohl der Blitz in das Lumen geht!) zeigt die sympathicotone Übersteuerung dieser Patientin (54 Jahre), die mit Kopfschmerzen als einzige Beschwerden in die Praxis kam. Nicht zu übersehen ist auch die Torbogenkrause bei 20'-25': ein Diabetes mellitus wurde festgestellt und darf als Mitursache für die Koronarerkrankung angesehen werden.


Vorgestellt wurden klinisch belegte Praxisfälle und Krankheitsbilder, die einer augendiagnostischen Differentialdiagnose auf kardiale und extrakardiale Ursachen hin unterzogen wurden. Auch wenn der Referent zu Beginn anmerkte, sich "auf das Einfache in der Augendiagnose" beschränken zu wollen, wurde sehr schnell klar, dass Augendiagnose niemals einfach ist. Besteht doch die große Kunst darin, aus der Summe der Phänomene die für den Einzelfall relevanten Zeichen herauszufinden und in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen: "Erst die Summe aller Faktoren macht einen augendiagnostischen Befund bedeutsam."


Bild 3 (Durch Anklicken des Bildes erhalten Sie eine größere Ansicht):
linke Iris - Hinter der Bogentransversale verbirgt sich eine Linksherzhypertrophie. Die 76-jährige Patientin leidet unter der bereits eingetretenen Dekompensation, die ihren iridologischen Niederschlag im innenliegenden Silberdraht (Aktivierungszeichen) findet


Bild 5 (Durch Anklicken des Bildes erhalten Sie eine größere Ansicht):
linke Iris - Die chronisch rezidivierende Cholezystopathie belastet die Leber des 71-jährigen Patienten nachhaltig. Die braunen Staketen am unteren Limbusrand zeugen davon. Dass auch das Herz reflektorisch davon berührt wird, zeigt sich in dem topolabilen Leberpigment auf dem Herzsektor bei 15'. Nicht übersehen sollte man in diesem Zusammenhang die aufsteigende Milztransversale und den caudalen Arcus lipoides.


Als wichtiger Grundsatz gilt für unser Thema: alle Herzzeichen (Lakunen) liegen am äußeren Krausenrand (Bild 1), meist links. Die Koronarien zeigen sich in der Iriskrause, als Aufhellung, partielle Verdickung oder Vaskularisation (Bild 2).

Kardiale Schwächezeichen finden wir oft Jahre vor der Dekompensation. Wir müssen sie ernst nehmen um die Lebensqualität der Patienten durch geeignete Prävention möglichst lange zu erhalten. Ist die Dekompensation erst einmal eingetreten, tut man sich schwer (Bild 3+4). Daher auf Risikofaktoren wie Übergewicht, Blutdruck, Cholesterin aber auch hereditäre Belastungen wie Diabetes (Bild 2) frühzeitig achten - und in der Therapie berücksichtigen.


Bild 4 (Durch Anklicken des Bildes erhalten Sie eine größere Ansicht):
gleiche Patientin wie Bild 3. Die kardiale Dekompensation führt zu diesen Beinödemen. Daß der Zustand bereits längere Zeit besteht, beweisen die Stauungsekzeme infolge gestörter Hauttrophik.

Umgekehrt ist bei extrakardialen Ursachen von Herzbeschwerden natürlich zumindest am Anfang noch kein Herzzeichen zu erwarten. Beispielhaft dafür wurde der Zusammenhang von Herz-Leber-Galle vorgestellt. Die häufiger bei Frauen als bei Männern zu findenden Cholezystopathien sind nicht immer im Blutbild zu verifizieren. Hier hilft die Sonografie weiter - und die Augendiagnose (Bild 5). Störungen können in hypokinetischer und hyperkinetischer Form imponieren - augendiagnostisch leicht zu differenzieren durch die Groß- bzw. Kleinpupille. Gibt man zum "Gallemittel" entsprechend dem "Rezept aus dem Auge" z.B. Lobelia oplx für die Großpupille und vergisst auch ein passendes Herzmittel nicht, ergibt sich aus der Zeichenaddition ganz automatisch eine komplexe Therapie.

Bilder: Sigolt Wenske

Anschrift des Verfassers:
Hermann Biechele
Kaiserstraße 51
80801 München



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Naturheilpraxis 11/99