Buchbesprechungen

B. Raum / G.-D. Schmidt (Hrsg. ):
Gesundheit ( Natur-Mensch-Technik )
PAETEC-Verlag, 1.Aufl.1999, Berlin
80 Seiten, kart. 17,80 DM
ISBN 3-89517-818-7

Das Buch ist ein Lehrbuch für den Lernbereich Naturwissenschaften für allgemeinbildende Schulen. Im Rahmen des fächerübergreifenden Lernens wird in dieser Buchreihe versucht die Schulfächer Biologie, Chemie, Physik und Geographie zu vereinen. Das Buch zum Thema Gesundheit erläutert die Ernährung, die Lebensweise und die Umwelt als Faktoren der Gesundheit. Auch die Bedeutung verbreiteter Krankheiten wie der Herz-Kreislauf-Krankheiten, von Allergien, von Krebs, von Fett- und Magersucht, von Infektionskrankheiten und von Karies. Es wird die Geschichte der Medizin geschildert und auch die verschiedenen Möglichkeiten der Heilkunde, unter anderem die Hömöopathie und die traditionelle chinesische Medizin. Auch die erste Hilfe wird beschrieben. Ich durfte an diesem Buch mitarbeiten und aus der Sicht des Heilpraktiker erfreut es mich besonders, daß neben dem Arzt auch der Heilpraktiker erwähnt wird und den Schülern auch als in Deutschland gesetzlich anerkannter Berufsstand vorgestellt wird. Auch die Methoden und Ansätze der Naturheilkunde werden berücksichtigt. Als einzelne Naturheilverfahren werden die Pflanzenheilkunde, die Homöopathie, die Akupunktur und die Hydrotherapie kurz beschrieben.

Arne Krüger


Peter-Georg Rademacher, Lars Wesener:
Auf der Spur der Bio-Logik. Vom VEGATEST zum VEGA Resonanz-Test
Mit mehr als 350 Seiten, vielen farbigen Abbildungen und Grafiken,
G.A. Ulmer Verlag, Tuningen, 1999,
ISBN 3-932 346-10l, DM 98,00 MwSt.

Gut zwei Jahre nach der offiziellen Präsentation des VEGATEST expert, der neuen Gerätegeneration aus dem Hause VEGA, haben Peter-Georg Rademacher und Lars Wesener ihr zweites Buch herausgebracht, das sich insbesondere mit den vielfältigen Möglichkeiten dieses neuen expert-Gerätes befasst. Dabei plädieren die Autoren konsequent für eine patientenindividuelle und -zentrierte diagnostische Vorgehensweise. Der im Buchtitel genannte Begriff der "Bio-Logik" bezieht sich auf die lebendige Logik des jeweils einzelnen Organismus mit seinen unterschiedlichen Stärken und Schwächen, die zu ganz individuellen Regulationsstörungen führen können.

Im Zusammenhang mit dem technologischen Entwicklungssprung der letzten Jahre sind auch im Bereich des VEGATEST Neuerungen ermöglicht worden, die einen Höhepunkt einer jahrelangen Entwicklungsgeschichte darstellen, ein Bindeglied quasi zwischen den erfahrungsheilkundlichen Erkenntnissen der Akupunkturlehre und der Generation der Hochleistungscomputer.

Dies macht eine Neuorientierung im Bereich der funktionellen Regulationsmedizin notwendig, und die Autoren beschreiben, wie man jetzt mit Hilfe verschiedener Filterverfahren zu einer ursächlichen Therapie kommen kann; kurz gesagt: wie man über eine reine Symptombehandlung hinauskommt.

In drei Stufen wird das Wesen des VEGATEST anschaulich und bildhaft erläutert. Unentbehrlich für jeden VEGATESTer ist die didaktische Aufbereitung, die in exemplarischen Fällen die Arbeit mit dem VEGATEST von den einfachen Messungen bis zu den komplexen Filterverfahren darstellt und mit Beispielen aus der Praxisanwendung bereichert. Ein reichhaltiger lexikalischer Teil gibt zudem Auskunft über die Bereiche, die programmatisch mit dem VEGATEST verknüpft sind. Eine Vielzahl diagnostischer und therapeutischer Verfahren aus dem Feld der Regulationsmedizin werden erläutert und in Beziehung zueinander gesetzt. Hier erhält der Leser einen Überblick über die ganze Breite der therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten des VEGATEST.

Wenn Sie interessiert sind an der Bio-Logik des Körpers, wenn Sie wissen wollen, warum die Nahrungsmittelallergie eine Suchtform ist und warum viele Formen von Allergien maskiert auftreten (und wie man sie demaskieren kann), wenn Sie verstehen wollen, warum die Funktionelle Medizin immer schon früher ansetzen kann als die schulmedizinischen Diagnose- und Therapieverfahren, dann haben Sie mit diesem Buch für die nächsten Jahre ein umfangreiches Nachschlagewerk.

Na.


Jung, Carl Gustav:
Über Gefühle und den Schatten, Originalton C. G. Jung,
Winterthurer Fragestunden, 3 CDs und Textbuch,
Zürich und Düsseldorf, 1999, Walter Verlag,
ca. 3 1/2 h Hörzeit, und 169 Seiten Text,
DM 98,--

Die Ankündigung, C. G. Jung im Original zu hören, ist natürlich ein Muss für einen "Fan". In gespannter Aufmerksamkeit lehnt man sich zurück und lauscht auf das knapp über der Schallgrenze liegende Surren des CD-Players. Dann geht es abrupt los. Ein Interview findet statt, soviel ist klar, nur man stellt konsterniert fest, dass man fast gar nichts versteht. Nicht etwa, weil man dem Inhalt des gesprochenen Textes nicht würde folgen können, nein, es geht um die Sprache. Im deutschen Sprachraum ist nicht nur ein Süd-Nordgefälle zu verzeichnen, auch südlich des sogenannten Weißwurstaequators gibt es Sprachgrenzen, bzw. -barrieren. Das Alemannische, das auf dem vorliegenden Tonträger zur Anwendung kommt, wirkt zunächst exotisch in seiner Urtümlichkeit, und man muss dabei immer noch in Rechnung stellen, dass sich jene Gruppe Schweizer Analytiker, die sich hier unterhält, um eine gewisse Anlehnung ans Hochdeutsche bemüht. Leicht frustriert greift man nach ein paar Minuten zum Begleitbüchlein um das `Libretto' aufzuschlagen. Und es fällt einem wie Schuppen von den Augen, oder besser gesagt, wie Petersiliensträuße aus den Ohren und stellt verdutzt fest, dass man doch mitkommt. Bald schon kann man auf das Buch verzichten, man hat sich eingehört in den "O-Ton Südwest" und entdeckt: Genauso hatte man sich die Stimme des "Alten vom See" immer vorgestellt! Mit kraftvoll, sonorem Bassbariton steht er in natürlicher, ungekünstelter Sprache Rede und Antwort zu seinem persönlichen Verhältnis zu den großen Problemen der Psychologie und Theologie; Schatten, Projektionen, Emotionen und Erlösung.

Inhaltlich wird man vieles finden, was man schon aus "Erinnerungen, Träume und Gedanken von C.G. Jung" her kennt. Aber die unkomplizierten, nicht in `Psychofachchinesisch' gehaltenen Erklärungen, die allgemeinverständliche Darstellung schwieriger Zusammenhänge, wie sie eben nur dem gesprochenen Wort möglich ist, können dieses Multimedia-Werk, das von der Intention her doch eher dokumentarischer als didaktischer Art ist, zu einem erleuchtenden Erlebnis machen. Auf alle Fälle ist es aber ein Erlebnis, jene Mischung aus Vitalität, Esprit und Geistesgegenwart, die der damals 82jährige um sich verbreitet, auf sich wirken zu lassen. Es steht wohl zu befürchten, dass sich nicht allzuviele Exemplare dieses ansprechend gestalteten Päckchens, CDs und Buch im Schuber, verkaufen werden, so dass man den Idealismus des Verlages, dieses O-Ton Dokument herauszugeben, nicht genug hervorheben kann.

Bernd Hertling


Eliade, Mircea:
Der Yoga des Patanjali
Der Ursprung östlicher Weisheitspraxis,
Freiburg i.Br.1999, Herder Tb.190 S., DM 19.80.

Zwei Klassiker in einem Band werden hier geboten: Der rumänische Religionswissenschaftler Mircea Eliade, der mit seinem bahnbrechenden Werk "Geschichte der religiösen Ideen" Maßstäbe in der Forschung setzte, beschäftigt sich hier mit den ursprünglichsten Texten der yogischen Weisheitslehren, den Kommentaren des Patanjali. Wann genau dieser Meister lebte, ist nicht bekannt, diskutiert werden Zeiträume vom 2. oder 3. vorchristlichen Jahrhundert bis ins 5. Jh. n. Chr. Auf europäische Maßstäbe übertragen, hieße das, dass er ein Zeitgenosse des Aristoteles oder des Ostgotenkönigs Theoderich gewesen sein konnte. Wenngleich Patanjali nur redigierte, was in den Jahrhunderten zuvor gesammelt worden war, so schuf er doch, indem er die Texte in die Gedankenwelt des Samkhya einbaute, etwas grundlegend Neues daraus. Unter seiner Aegide machten die Sutras eine Metamorphose von Texten mystischer Tradition zu einem philosophischen System durch. Interessant ist der Wandel von einer primär atheistischen Grundhaltung zum dichotom unterscheidenden Theismus, der sich bei Patanjali scheinbar naht- und fugenlos vollzieht. Er klärt die Yogis auf, dass sie durch Atemtechniken die Spaltung, der alles Sein unterworfen ist, teilweise überwinden könnten. Dabei trennt die neue Philosophie des Samkhya nicht, wie der Westen, vordergründig klar in Materie und Geist. Die Grenze verläuft fließend und als Pole gibt es den purusha der sich immer gleiche unveränderliche Aspekt des Geistigen und prakrti die wandelbare, materielle und psychomentale Natur; wobei das bewusste Geist-Prinzip mit Hilfe der oben erwähnten Atemtechniken, in der Lage ist, unbewusste vegetative Körperfunktionen, also Anteile von prakrti, quasi in einem Läuterungsprozess, "hinauf" auf die höhere Ebene zu ziehen. Und eben dieses versucht der Yoga praktizierende Mensch, wissend oder unbewusst. Eliade kommt das Verdienst zu, auf Parallelen hierzu in der westlichen Mystik hingewiesen zu haben. Sein Buch dient zum einen als Beitrag zu einem Verständnis des Yoga, das über den rein intellektuellen Bereich hinausgeht. Es macht aber auch klar, dass er kein unveränderlich immer sich gleiches, sondern ein aus historischen Wurzeln gewachsenes, den stetigen Veränderungen und Anpassungen an gegebene soziale, religiöse und politische Verhältnisse unterworfenes System ist. Naturgemäß entsprechen Eliades Ausführungen nicht in allem dem aktuellen Wissensstand. Aber auch, oder gerade wenn man zu erkennen vermag, dass der Autor in manchen Punkten nicht mehr zeitgemäß ist, liest man einen Klassiker, wie diesen, nicht nur aufgrund der zeitlosen Wahrheiten, immer mit Gewinn.

(B.H.)


Trimondi, Victor und Victoria:
Der Schatten des Dalai Lama; Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus,
Düsseldorf, 1999, Patmos Verlag, 816 S. DM 58.-.

"Gerade weil ich die Gefahr der Ausübung magischer Wunderkräfte kenne, scheue und verabscheue ich sie."
Aussprüche Buddhas I. 212.

Dieses hochaktuelle Buch bereitet dem Rezensenten, wie sicher auch dem Gros seiner Leser, nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Es ist schlichtweg dazu geeignet, unsere Gesellschaft zu spalten - jedenfalls dürfte es keinen einigermaßen verantwortungsbewussten Zeitgenossen unberührt lassen, geht es doch unterm Strich um nichts geringeres, als die Behauptung, das spirituelle und politische Oberhaupt Tibets, der XIV Dalai Lama, führe mit seiner weltweiten Kampagne mehr im Schilde als die durchaus legitime Befreiung seines, von Rotchina okkupierten, Heimatlandes. Wer hier anmerken will, was uns in Mitteleuropa denn der Buddhismus angehe, ignoriert, dass gerade der tibetische Buddhismus, zur Projektionfläche der religiösen Sehnsucht zehntausender Europäer geworden ist.

Der Zulauf, den der Dalai Lama erfährt, muss den Papst vor Neid erblassen lassen. Die Autoren, beide ehemals in der "Free Tibet" Bewegung aktiv, nahmen den Auftrag des Dalai Lama, sich vor einer eventuellen Konversion zum Buddhismus eingehend mit seiner Lehre und Tradition auseinanderzusetzen, beim Wort. Ihre zunächst unter durchaus sympathisierendem Aspekt begonnenen Studien erbrachten jedoch zuletzt das völlig unerwartete gegenteilige Resultat: Sie erkannten im tibetischen Buddhismus, seinen Lehren und seiner magischen Praxis in der Tagespolitik eine Gefahr, nicht nur für die Psyche des individuellen Adepten, sondern für den Weltfrieden. Mit ihrem, auf persönlichem Erleben und akribischer Recherche basierenden Buch wollen sie diese vorgeblich so pazifistische, gewaltlose, ebenso urfromme wie tolerante Religion als einen imperialistischen, frauenfeindlichen, von mittelalterlich anmutendem Geister- und Dämonenglauben durchzogenen Atavismus entlarven.

Angeblich gibt es kein Tabu (Kindesmissbrauch, Nekrophilie, Kannibalismus!), das in den sexualmagischen Riten des tantrischen Weges dieser Religion nicht gebrochen würde. Als aufgeklärter Mensch Mitteleuropas will man das alles nicht glauben und sucht Schutz bei der Tiefenpsychologie, die den Greuel als Projektionen oder symbolhaftes Geschehen erklären könnte - doch auch hiergegen haben die Autoren erdrückendes Beweismaterial gesammelt. Auch der Buddhismus hat eine wildbewegte Geschichte und Vergangenheit, auch dort gab es Frauenhass und Hexenverbrennungen und gibt es noch immer Kämpfe befehdeter Sekten. Man denke nur an den Giftgasguru Shoko Asahara, der sich als Vorkämpfer einer weltweiten Buddhokratie sieht. Doch auch der Dalai Lama will, nimmt man das vorliegende Buch in letzter Konsequenz ernst, nichts geringeres als die Weltherrschaft in einem buddhistisch-theokratisch ausgerichteten Zwangsstaat. Aufhorchen lässt, dass die Autoren sich bereit erklären, ihre Thesen mit ihm oder einem Stellvertreter öffentlich zu diskutieren, es sich mit diesem, sicher großes Furore machenden Werk also nicht um einen einmaligen Schuss aus dem Hinterhalt handelt, der nur dazu dient, Verwirrung zu stiften. Was bleibt, ist ein erschüttertes Bild vom allerheiligsten Dalai Lama, der reinen, philanthropischen Politik und Lehre des Buddhismus und die Gewissheit, dass jede traditionelle Religion, egal welcher Couleur, ihre Leichen im Keller hat. Zu bedauern ist nur der Idealismus jener zahlreichen ehrenamtlichen Helfer des Komitees zur Befreiung Tibets.

(B.H.)


Egbert Asshauer:
Gesund bleiben mit der Heilkunst der Tibeter
160 Seiten, 50 vierfarbige Abbildungen, kart.,
Edition Trias, Thieme Verlag (70469 Stuttgart, Rüdigerstr. 14)
DM 29,90

Eine Fülle von Literatur über asiatische Therapieverfahren häuft sich zur Zeit auf deutschen Büchertischen und macht es nicht leicht ein gelungenes Exemplar ausfindig zu machen. Wer aber als Europäer ein untendenziöses Werk sucht, greift oftmals daneben, versteckt sich doch hinter den Zeilen gerne eine Ideologie oder es wird der spirituelle Aspekt von vorneweg penetrant in den Vordergrund geschoben. Der Autor des vorliegenden Reiseberichts vermeidet diese einseitige Sicht (sieht man einmal davon ab, dass der stillwirkende Pantschen(Lama keiner Würdigung erfährt) und lässt in Text und Bild Ausgewogenheit erkennen. Er beschreibt die urwüchsige Arzneimittelherstellung traditioneller Drogen vor Ort, insbesondere die geschichtliche Entwicklung und Wirksamkeit der "Wunderdroge" Padma 28, der Lotospille. Er schildert in knappen Zügen die Eingebundenheit der Naturheilkunde Tibets in den Buddhismus. Und die Praxis der Krankheitsbewertung ist so recht nach traditionellem europäischen Geschmack visualistisch(sensitiv:

Pulstasten und Urinschau, Zungendiagnose und Körperuntersuchung. Auch die daraus gewonnenen Konsequenzen sind in etwa vergleichbar mit alten griechischen und römischen Therapien: Aderlass, Kauterisation, Schröpfen, Massage (San Nye), ( lediglich Moxibustion und Goldnadel(Akupunktur fallen aus dem Vergleich. Die Ernährungsweisen haben sich zwar den Hochlandbedingungen angepasst, doch die gesuchte Entspannung und die befreite Atmung unter tibetischer Sonne erreichen annähernd westliche Vorstellungen, oder ( umgekehrt ( haben westliche Körpertherapeuten augenscheinlich übernommen und in ihr Therapiekonzept eingebaut. Dieser wechselseitige Austausch der Zonen bereichert das Lesen, denn es ist sehr interessant, hier das Trennende und Verbindende festzustellen, jeweils erlebt und erzählt von einem westlichen Mediziner. Wobei es der tibetischen Medizin zusätzlich um Wesentlicheres geht: um ein geändertes Denken, das "eingeimpfte" Aktions- und Reaktionsmuster korrigiert und den Gesundungsprozess unterstützt. Bemühungen, die dem Menschen aus den Industriestaaten, mit einem nahezu maschinenhaften "Einschliff" seiner Gewohnheiten, schwergefallen dürften. Das Buch liefert deshalb auch einen anschaulichen Beweis von der geistigen Einheit der Menschheit und des Voneinander-lernen-könnens.

Siegried Haußmann


K. Fischer/E. Kemmann-Huber:
"Der bewusste zugelassene Atem"
192 Seiten, kart., Urban & Fischer Verlag (80333 München, Karlstraße 45)
DM 48,--.

Atmung und Atem kann man auf unterschiedlicher Weise begegnen. Einmal als Betroffener, dann bemerkt man eine gestörte Atmung oder einen ungewohnten Atem, zum Beispiel, im Verlauf einer körperlichen Anstrengung oder im Krankheitsfall. Oder der Atmende empfindet nichts Außergewöhnliches am Gewöhnlichen und trotzdem ist seine Atmung deformiert, was der Therapeut erst in einem "Nebenbefund" festhält. Die letztgenannte Möglichkeit ist die in der Praxis am häufigsten vertretene, denn ein vollkommen gesundes physiologisches Atmen ist heutzutage die Ausnahme. Auf der Therapeutenseite nähert man sich dem essentiellen "Atmen" wiederum von mehreren Gesichtspunkten aus: Atemphysiologie wird auf die Anatomie bezogen kontrolliert oder spiritualisiertes Atmen angestrebt. Diese beiden Teilaspekte schließt das Buch weitflächig aus. Der Atemvorgang ist nämlich auch von einer anthropologischen (entwicklungsmedizinischen) Warte aus erschließbar. Und diese Möglichkeit nehmen die beiden Autorinnen mit diesem Buch wahr, in dem sie nach dem Menschenbild in der Atemarbeit fragen und sich zunächst einer humanistisch(analytischen Untersuchung, in Anlehnung an die Psychologie C.G. Jungs, den Phänomenen stellen.

Danach ist ein gestörter Atem zugleich eine Störung der Homöostase, ein persönlicher Rhythmusverlust, der die Individuation behindert. Der Atem soll also nicht willentlich "gymnastiziert" werden, sondern eine Entwicklungsbeziehung des Patienten zu sich selbst wird angestrebt: das Erlebnis des Wachstums seiner Persönlichkeit. Der Behandler ist im wesentlichen dabei ein korrigierender Begleiter und tiefenanalysiert die Probleme nicht. Ich, Persona und Selbst des Patienten sind ihm die wichtigsten Anhaltspunkte. Eine solchermaßen "durchgeführte" Atmung, gilt dann als bewusstes "Zulassen", wenn "Hingabe", "innere Achtsamkeit" und "Sammlungsfähigkeit" vom Patienten akzeptiert und geleistet werden können. Hierin liegt der Ansatz, kein starres Konzept, zur abzuleistenden Atemarbeit, die nun mit zahlreichen grafisch hervorgehobenen Fallbeispielen untermauert wird. Das Erkennen der Störungen, um die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, ist Teil der Diagnostik und weiterführender therapietheoretischer Überlegungen; von argumentativen Ausschlüssen, Einschlüssen und Zielansprachen begleitet, noch vor der eigentlichen Entscheidung, die in den praxeologischen Teil führt. Psychologisch zu verstehender, geübter "innerer" und "äußerer" Atem, ( an den Begriffen Cornelis Veenings und Ilse Middendorfs wird häufig Halt gemacht (, richtet sich an die Adressen der Innen- und Außenwelt.

Ein gesundender Austausch der Polaritäten ist dem besagten Individualisationsprozess adäquat und dieser gewinnt an Schwung, manchmal unter lautlichen Ausdrucksweisen oder anlässlich der Stimulation bestimmter Druckpunkte. Individualpsychologisch betrachtet, aber hört das Forschen nicht auf. Und zwar genau auf beiden Seiten: Patient ( Behandler, wie dieses Buch in der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit dem "Atmen" anhand ausgewählter Themenkreise klärt; und es schließt folgerichtig auch mit den Worten T.S. Eliots: "Wir sollten nicht mit dem Forschen aufhören, und am Ende all unseres Forschens werden wir dort ankommen, wo wir angefangen haben; und diesen Ort zum ersten Mal kennen.

S.H.


Herbert Schneider:
Orgon-Akupunktur
Format DIN A 4 , ca. 250 S., Granit-Verlag (Viernheim, Telefon 06204-910231, Fax 06204-910235),
ISBN 3-932709-03-9, DM 59,--.

Das Buch beschreibt die Verbindung aus Orgontherapie (Methode aus der Schwingungsmedizin, die in jüngster Zeit durch große Heilerfolge aufgefallen ist) und der Akupunktur.

Eingangs werden kurz die Wandlungsphasen (mit Förder- und Kontrollkreislauf), die Organuhr und die Prinzipien aus Yin und Yang erklärt.

Der Hauptteil des Buches befasst sich mit den Meridianen. Es werden die wichtigsten Punkte (ca. 2/3 der klassischen Akupunkturpunkte) mit den wichtigsten Indikationen beschrieben.

Der Autor hat Wert darauf gelegt, dass die Lokalisationsbeschreibungen der Punkte mit den Zeichnungen von Meridianen und Akupunkturpunkten "auf einen Blick" (Doppelseite) erfassbar sind. Lästiges Blättern entfällt somit weitgehend. Das erleichtert die Anwendung in der täglichen Praxis.

Die Orgon-Akupunktur wird im wesentlichen mit einem neu entwickelten Stab zur Orgon-Akupunktur durchgeführt. Es handelt sich dabei praktisch um einen Orgonstrahler in kleinerer Ausführung, der in die Hand genommen werden kann. Die Anwendung wird erweitert durch verschiedene Edelstein-Wechselspitzen (Bergkristall, Amethyst, Rosenquarz). Dadurch ist sowohl die Anwendung über Meridiane und Akupunkturpunkte als auch über die Ohrmuschel (Orgon-Ohrakupunktur) und die Füße (Orgon-Fußakupunktur) ermöglicht. So besteht neben der (feinstofflichen) Orgonwirkung auch die (grobstoffliche) Wirkung von Akupressur und Massage. Der Autor hält das Erreichen der verschiedenen Ebenen für besonders wichtig, da ja auch die Krankheiten alle Ebenen erfassen. Großer Wert wird auf die Verbindung von Orgontherapie, Akupunktur und Homöopathie gelegt. Deshalb sind auch zu allen Akupunkturpunkten passende homöopathische Mittel angegeben.

Ausführlich wird auch auf die Topographie und Beschreibung der Ohren und Füße mit entsprechenden Punkten und Zonen eingegangen, ebenso auf Punkte und Zonen nach Peter Mandel. Dies und noch sehr viel mehr macht das Buch auch für Nicht-Orgonanwender wertvoll.

Die 155 Abbildungen sind vom Autor selbst gezeichnet. Er legt besonderen Wert auf praktische Anwendungsmöglichkeiten und Nachvollziehbarkeit. Das Buch kann sowohl als Arbeitsbuch als auch als Atlas und Nachschlagewerk benutzt werden. Durch seinen stabilen Einband und die Fadenbindung, ist es auf häufige Benutzung und Langlebigkeit ausgelegt.


Reihe: Alternativ heilen im Knauer Verlag

Hammond, C.:
Krankheiten homöopathisch behandeln
Knaur, München, 1993, DM 12,90

Meijer, M., Huijsen, L.:
Homöopathie für Frauen
Knaur, München, 1993, DM 12,90

Hubbelig, K.:
Homöopathie für Sportler
Knaur, München, 1994, DM 16,90

Chappell, P.:
Emotionale Verletzungen heilen mit Homöopathie
Knaur, München, 1995, DM 16,90

Kann man Homöopathie aus Taschenbüchern lernen?

Um mit Radio Erewan zu antworten "Im Prinzip ja, wenn die Bücher etwas taugen", zumal die meisten auf Homöopathie spezialisierten Verlage Apothekenpreise haben.

Auch der Knaur-Verlag bietet einige Bücher zu dem Thema in der Reihe "Alternativ heilen" an, die allesamt um den 200. Geburtstag der Homöopathie erschienen sind.

Merkwürdig ist, dass alle Autoren Engländer oder Holländer sind, so dass man schließen kann, dass die guten deutschen Autoren woanders unter Vertrag sind: Das hat Konsequenzen. Das Buch von Hammond stellt eine gute Einführung dar. Übersichtlich gegliedert mit brauchbaren Tabellen zur Differentialdiagnose, einem guten Kapitel zur ersten Hilfe und einer kurzen Arzneimittellehre der 33 wichtigsten Mittel.

Die LM-Potenzen werden dagegen nicht erwähnt, was sich aus der angelsächsischen Herkunft des Autors erklärt und bei einer Einführung nicht allzusehr stört, zumal das Buch (wie die anderen Bücher auch) sich eher an den interessierten Laien wendet. Bedenklicher ist schon, wenn bei den "wichtigen Adressen" die zwei größten homöopathischen Ärzteorganisationen fehlen. Trotz der beiden Einwände: Das Buch ist sein Geld wert.

Noch besser ist die "Homöopathie für Sportler". Zwar sind die "wichtigen Adressen" genauso lückenhaft wie oben (also offensichtlich eine Schlamperei des Lektorats und keine Schuld der Autorin) der Inhalt ist jedoch hervorragend geschrieben und reichhaltigst. Es findet sich so ziemlich alles, was ein Sportler, der sich homöopathisch behandeln will, über Verletzungen aber auch über Ernährung, Wettkampfvorbereitung usw. wissen muss. Auch dieses Buch wendet sich in erster Linie an den Laien, es enthält jedoch soviel Informationen zu einem unter Homöopathen vernachlässigten Thema, dass es jedem Homöopathen wärmstens empfohlen werden kann. Dabei kostet eine Info-Seite nur etwa 5 Pfennig.

Das Buch von Chappell behandelt ein sprödes Thema, tritt doch bei der Behandlung emotionaler Verletzungen die Homöopathie in Konkurrenz zur Allwissenheit beanspruchenden Psychotherapie.

Das Buch selbst ist vom thematischen Ansatz einmalig, Vergleichbares findet sich auch in wesentlich teureren Büchern nicht. Manche vertretenen Thesen sind originell, z.B. die Analogie zwischen den chronischen Miasmen und den Slow-Virus-Infektionen.

Die größten Dienste dürfte das Buch allerdings dem Homöopathen als Ergänzung zu seinem Repertorium liefern. Repertorien sind eine "unendliche Geschichte", und das beste ist stets das, das man selbst gemacht (überarbeitet, ergänzt) hat. Die Tabellen in Kapitel 7 sind dafür hervorragend geeignet.

Dass ein gescheiter Verlag auch einmal einen Missgriff (oder besser Mistgriff) tun kann, beweist das Buch "Homöopathie für Frauen". An diesem Buch ist so ziemlich alles schlecht: Es finden sich gähnend langweilige Hinweise auf erogene Zonen und die operative Tubenligatur, dafür fehlt jegliche Anweisung, wie man die Folgen einer solchen Operation behandelt und welche Möglichkeiten die Homöopathie zur Empfängnisverhütung bietet. Wirklich böse wird es allerdings, wenn sich keine Hinweise auf eine homöopathische Geburtsvorbereitung finden oder die wichtige sexuelle Funktionsstörung der Anorgasmie noch nicht einmal im Index erwähnt ist.

DM 12,90 sind nicht viel Geld, aber man kann sie besser anlegen (z. B. durch den Erwerb der anderen Bücher). Zum Glück verhindern die Bilder der Autoren so manchen Kauf.

Jochen Schleimer


Leduc, H.:
Kranke Kinder homöopathisch behandeln
Knaur, München, 1990

Meiner Meinung das "Kronjuwel" im Homöopathie-Sortiment des Verlages. Ein Buch für sog. Laien wie auch für erfahrene Homöopathen. Es enthält alles zum Thema Kinderheilkunde, was man wissen muss (kann?) und wohl noch mehr, ohne unübersichtlich oder aufdringlich zu wirken. Selbst die Einführung ist hervorragend. Natürlich kann man zu manchen Themen anderer Meinung sein (z.B. Leptandra bei der Behandlung der Hepatitis) aber darauf kommt es nicht an, schließlich sind Meinungen Produkte eigener Erfahrungen. Beeindruckend ist auch die Liebe zu den kranken Kindern und die große Bescheidenheit des Autors, die aus jedem Absatz spricht.

Das Buch ist etwas teurer (wohl auch wegen der Art der Bindung) dafür erhält man einen langlebigen Weggefährten für die eigene homöopathisch-pädiatrische Praxis. Unbedingt anschaffen.

S.Sch.


PöhIer, J.:
Gesund mit Pu-Erh-Tee
Knaur, München, 1999, DM 12,90

Alles über Pu-Erh-Tee, den neuen Stern am Getränkemarkt (nach Teebaum-Öl, Grapefruitkernen und Neembaum). Sachliche Information ohne Lobhudelei und falsche Versprechungen mit einem Abstecher in die Bedeutung des Tees für die TCM. Bei 93 Seiten Text mit DM 12,90 etwas teuer, wenn man bedenkt, dass es sich im Grunde um eine PR-Broschüre handelt.

(J.Sch.)


Wydra, N.:
Gartengestaltung mit Feng-Shui
Knaur, München, 1999, DM 14,90

Der Knaur Verlag gibt einige Bücher über Feng Shui heraus, fast alle sind hervorragend - besonders die von S. Rosbach.

Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit einem schwierigen Thema: Immerhin wurden Gartengestalter im alten China hochverehrt; man nannte sie "Jihan"= Erschaffer. Auf dem Boden der Bagua-Schule gibt die Autorin detaillierte Anleitungen zum "Erschaffen" von verschiedenen "Gärten für die Seele", die meditative und gesundheitsfördernde Wirkungen haben, vielleicht ein Grund, warum ein eher philologisches Thema in der Serie "Alternativ Heilen" erscheint.

Im Anhang findet sich eine umfangreiche Liste fremder und einheimischer Pflanzen, um das Gelesene im eigenen Garten umzusetzen.

Wünschenswert wären natürlich großformatige Bilder solcher Gärten - aber dann wäre das Buch wesentlich teurer als der in Anbetracht der Ausstattung (farbige Pflanzendiagramme) äußerst günstige Preis von DM 14,90.

(J. Sch.)


Liebich, C.:
Aqua-Aerobic
Knaur, München, 1999, DM 14,90

Wer kennt nicht den Teufelskreis: Wer dick ist, kann nicht üben, weil ihm die Gelenke weh tun. Also übt er nicht, wird dicker und die Gelenke tun noch mehr weh.

Einen Ausweg stellt das Verlegen des Übens ins Wasser dar: Dort spielt Gewicht keine Rolle (schließlich bewegen sich auch Wale sehr anmutig) und mühelos lässt sich trainieren, was an Land unmöglich schien. Das Buch enthält eine Vielzahl von Übungen (alle mit didaktischen guten Fotos illustriert), die es jedem ermöglichen, ein individuelles Trainingsprogramm für körperliche und geistige Gesundheit (Schwerelosigkeit erzeugt Glück und Harmonie) zusammenzustellen. Mit DM 14,90 selbst für ein Paperback äußerst günstig.

(J. Sch.)


Näher an das Licht gebracht"

Seit der epochemachenden Niederschrift des dritten Versuchs von Newton (1719), der beschreibt wie Sonnenlicht durch ein brechendes Medium (Prisma) in Regenbogenfarben zerlegt werden kann, bis zu den sensiblen Spektralanalysegeräten (z. B. das "Reflotron" der Fa. Boehringer Mannheim) für die moderne labortechnische Reihenuntersuchung, wirken die physikalisch-technischen Entdeckungen auf dem Gebiet der Optik jedesmal in bedeutsamen Etappen auf die Medizin. Die ein-malige Sonderausstellung des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt, - der gesamte Komplex wird mit liebevoll vorgetragenem Enthusiasmus seit über 25 Jahren von Sammlern, Freunden und Förderern abgelegter wie notwendiger Errungenschaften aufgebaut und gepflegt -, schlägt den bunten Fächer auf: über das Licht, die Farben und die Diagnostik. Goethes von der Newtonschen Wissenschaft abgetrennte Auffassung von den Farben verdeutlicht ein eigener Schaukasten. Sogar die humoralpathologische Bewertung des veränderten Urins im alten Schrifttum, oder die ausdrucksvollen Aquarelle von Karl Heinrich Baumgärtner (1839) von verfärbten Kranken-antlitzen sind dem staunenden Besucher zugänglich.

Doch die quantitative und qualitative chemische Laboratoriumsdiagnostik bildet den Schwerpunkt der Ausstellung, die bis zum 31. Oktober gezeigt wird. Ohne v. Fraunhofers Entdeckung des Sonnenspektrums wäre es vermutlich nicht so zügig zur Spektroskopie und zu den experimentellen Beobachtungen von Kirchhoff und Bunsen gekommen. Die Kombination aus Mikroskop und Spektroskop beschäftigte sich erstmals mit Farbreaktionen aus dem Humanblut und führte über die Kolorimetrie in den verwertbaren Vergleich unterschiedener Flüssigkeiten. Die Spektralphotometrie Carl Vierordts (1873) wurde aber erst im Jahre 1930 vollständig verwirklicht, da hierfür das "künstliche Auge", die von Hallwachs 1888 entdeckte Photozelle, also die Umwandlung von Licht in elektrische Energie erforderlich war.

Das von Dr. Lange (um 1943) konstruierte lichtelektrische Kolorimeter Modell J schuf die Voraus-setzungen für gefilterte Analysen, an deren technischer Vervollkommnung zu ihrem vielfältigen Einsatz besonders die Firmen Zeiss und Eppendorf beitrugen. Zu besichtigen ist auch das legendäre Flammenphotometer aus den 70er Jahren. So verdanken wir eigentlich dem Licht zugleich aber auch der damit verbundenen unablässigen Suche des Menschen nach Lösungen auf seine Fragen, die heutigen weitreichenden diagnostischen Möglichkeiten, in einer sich ständig verändernden medizinischen Kultur, deren Ideen- und Erzeugungskraft in den weiten Räumlichkeiten des barock-en Museumsgebäudes durch zahlreiche andere Exponate zum Ausdruck kommt. Lenkt, im Nachsinnen darüber, der Besucher seine Schritte schließlich hinaus in den reizvoll angelegten histori-schen Arzneipflanzengarten, werden ihm manche rätselhaften Erscheinungen der Natur begreiflicher sein. Vielleicht fühlt er dann sein ganzes Wesen tatsächlich - inmitten einer großen Stadt - auf harmonische Weise ergriffen und näher "an das Licht gebracht".

Anschrift: Deutsches Medizinhistorisches Museum
85049 Ingolstadt
Anatomiestr. 18
Tel.: (08 41) 305-18 60
FAX (08 41) 91 08 44)
Katalog "An das Licht gebracht"
DM 29,90

Siegfried Haußmann

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Naturheilpraxis 10/99