Industrie und Forschung

Knollenblätterpilzvergiftungen: Legalon® SIL rettet Leben

Auch in diesem Jahr werden die Giftnotrufzentralen in Deutschland wieder in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt: Die Pilzsaison steht ins Haus und damit auch neue Fälle von Pilzvergiftungen. Von Juli bis Oktober gilt die Aufmerksamkeit insbesondere dem gefährlichsten aller heimischen Pilze: dem grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Bei Verdacht auf eine Knollenblätterpilzvergiftung kann nur die sofortige Gabe eines Antidots schwerwiegende gesundheitliche Schäden, die oftmals tödlich enden, verhindern. Eine Therapie mit dem Antidot Silibinin-Dihemisuccinat (Legalon® SIL zur Infusion, Madaus AG, Köln), wie sie auch von der Giftinformationszentrale der Universität Mainz empfohlen wird, gilt als wirksame therapeutische Intervention. Die Knollenblätterpilzvergiftung ist in dreifacher Weise tückisch: Knollenblätterpilze sind leicht mit eßbaren Pilzen zu verwechseln, nur geringe Mengen genügen, um schwere Schädigungen hervorzurufen, und die Vergiftung macht sich erst nach Stunden, manchmal sogar erst nach Tagen bemerkbar.

Der Knollenblätterpilz ist leicht zu verwechseln
Einen Knollenblätterpilz kann nur ein kundiger Pilzexperte von genießbaren Pilzarten, wie dem Wiesenchampignon, unterscheiden. Von Laien wird er leicht verwechselt. In den letzten Jahren vergifteten sich insbesondere in Deutschland lebende Familien aus der ehemaligen Sowjetunion. Dort wächst ein beliebter Speisepilz, der dem Knollenblätterpilz gleicht. "Menschen aus diesem Gebiet sammeln hier den Knollenblätterpilz nicht aus Versehen, sondern bewußt körbeweise", warnt Dr. Natur und Wissenschaft Torsten Binschek vom Institut für Toxikologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Vergiftungssymptome treten erst spät auf.

Die für die Knollenblätterpilzvergiftung verantwortlichen Amatoxine, vorwiegend das a-Amanitin, sind starke Leberzellgifte. Bereits der Verzehr eines Pilzes kann tödlich sein. In den Leberzellen unterbinden die Amatoxine die Neusynthese von Proteinen. Erst wenn der zelleigene Vorrat an Proteinen erschöpft ist, kommt es zum Zelttod und somit zu Nekrosen des Lebergewebes. Aus diesem Grund treten die Symptome einer a-Amanitin-Intoxikation erst nach einer typischen, meist 8- bis maximal 48-ständigen symptomfreien Latenzphase auf. Die sich anschließende gastrointestinalen Phase (ca. 6-9 Stunden), mit heftigen, wäßrigen, choleraartigen Durchfällen, starken Abdominalschmerzen verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, tritt nicht bei allen Patienten auf. Es folgt eine Phase der trügerischen Remission gastrointestinaler Symptome, die bis zu 24 Stunden dauern kann. Vier bis fünf Tage nach der Pilzmahlzeit kommt es dann zur ikterischen Hyperbilirubinämie, gastrointestinalen Blutungen und hepatischer Enzephalopathie. Die Patienten werden zunehmend delirant und geraten in schweren Fällen ins Coma hepaticum. Nierenfunktionsstörungen führen häufig zu akutem Nierenversagen und zum Tod.

Therapieschema: Silibinin eine feste Größe
Je eher die Behandlung beginnt, um so größer sind die Überlebenschancen. Bei begründetem Verdacht auf Knollenblätterpilzvergiftung sind Therapiemaßnahmen unverzüglich einzuleiten. Hierzu wurde von einem Expertenkreis unter Leitung von Professor Dr. Thomas Zilker, Abteilung Toxikologie des Klinikums Rechts der Isar, München, ein Therapieschema entwickelt. An erster Stelle steht dabei die Giftelimination durch eine Magenspülung, die Gabe von Carbo medizinalis oder die Einleitung einer forcierten Diurese. Daneben sollte sofort mit der Gabe des Antidots begonnen werden. Empfohlen wird die Monotherapie mit Legalon® SIL zur Infusion mit dem Wirkstoff Silibinin-Dihemisuccinat.

In den damit verabreichten hohen Konzentrationen blockiert Silibinin durch kompetitive Rezeptorbindung die Giftaufnahme in die Leberzellen. Auch für die orale Darreichungsform, Legalon® 140, Madaus AG, Köln, mit Silibinin als wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoff, konnten die Wirkweisen genau erforscht werden: Neben einem antioxidativen Effekt trägt vor allem die Steigerung der Proteinbiosynthese über die Bereitstellung von notwendigen Struktur- und Funktionsproteinen zu einer erhöhten Regenerationsfähigkeit einer bereits geschädigten Leber bei. Zudem konnte in jüngster Zeit für Legalon® 140 eine antifibrotische Wirkung nachgewiesen werden, wodurch neue Therapieansätze bei chronischen Lebererkrankungen möglich werden.

Durch konsequente Anwendung des Therapieschemas bei akuten Knollenblätterpilzvergiftungen und durch das dichte Netz der Giftnotrufzentralen kam es in den letzten Jahren nur noch selten zu Todesfällen. In der Pilzsaison 1998 zählte das Giftinformationszentrum in Mainz (Einzugsgebiet Rheinland-Pfalz/Hessen) 18 Fälle von Knollenblätterpilzvergiftungen. Keiner davon war mit tödlichem Verlauf. Das aktuelle Therapieschema für Knollenblätterpilzvergiftungen kann kostenlos angefordert werden bei der Madaus AG,
Ref. Hepatologie
Ostmerheimer Str. 198
51109 Köln

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Naturheilpraxis 08/99