Industrie und Forschung

Karl Eugen Theurer wird 80

Intuitive Kreativität, Einsatzbereitschaft und Durchstehvermögen auch in schwierigen Situationen, das wird ihm nachgesagt; unbestritten Eigenschaften, die notwendig sind, um ungewöhnliche Ideen in die Tat umzusetzen. 46 Jahre ist es nun her, seit der Jubilar Karl Eugen Theurer, der am 17. August 80 wird, die Biomolekulare vitOrgan-Therapie und die modifizierten Eigenbluttherapien (ALLERGOSTOP® I und ALLERGOSTOP® II) ins Leben gerufen hat.

Die Biomolekulare vitOrgan-Therapie nutzt die natürlichen regulatorisch und metabolisch wirkenden Substanzen, die bei Mensch und Tier sehr ähnlich sind, um die bei einer Krankheit aus dem Gleichgewicht geratenen Prozesse wieder physiologisch zu normalisieren. Damit ist eine kausale Behandlung des Patienten möglich. Grundlagenforschung von führenden Universitätsinstituten, Studien aus europäischen Kliniken und zahlreiche Falldokumentationen aus human- und veterinärmedizinischen Praxen belegen die Effektivität dieser Therapie.

Karl Eugen Theurer entwickelte die Prinzipien der Biomolekularen vitOrgan-Therapie Anfang der 50er Jahre. Seine Idee war es, dieses Therapieprinzip immunologisch so zu modifizieren, daß es absolut sicher ist. Er war von Beginn an davon überzeugt, daß die therapeutische Effizienz von Organpräparaten verbunden sein muß mit ihren molekularen Bestandteilen. Sein weltweit patentiertes Herstellungsverfahren war die Konsequenz aus diesen Überlegungen. Der ganzheitliche Therapieansatz, der sich in der Zusammensetzung der Präparate widerspiegelt, und die homöopathischen Zubereitungen der Präparate unterscheiden diese Therapie vollständig von anderen Organotherapien und auch von der Zellulartherapie. Die entscheidende Frage zu Beginn war: Wie kann die Zellulartherapie so verbessert werden, daß daraus eine sichere und therapeutisch effektive Organotherapie entsteht in Übereinstimmung mit den Prinzipien der Immunologie und Molekularbiologie?

Ein Ziel mußte sein, eine immunologisch variable und sichere Methode der Organotherapie zu entwickeln und so die gerechtfertigte Angst vor allergischen Reaktionen und Sensibilisierungen, die mit der Zellulartherapie verbunden waren, zu zerstreuen. Nach zahlreichen Experimenten, einschließlich Selbstversuchen, perfektionierte Karl Eugen Theurer eine Methode der chemischen Präparation von Organsubstanzen durch Säuredampflyse von lyophilisiertem Organpulver im Vakuum, bei dem die Eigenschaften der Organsubstanzen erhalten blieben. Diese Methode wurde patentiert. Durch sie bleibt die Organspezifität erhalten und die Löslichkeit der Zellbestandteile wird verbessert. Ein Nebeneffekt ist die antimikrobielle Wirkung dieses Verfahrens.

Dies war der Beginn einer sicheren und flexiblen therapeutischen Methode, bei der biologische Moleküle eingesetzt werden, der Biomolekularen vitOrgan-Therapie.

Ein anderes therapeutisches Prinzip ist das von ALLERGOSTOP® I. Die Eigenblutbehandlung in Form einer Reinjektion von autogenem Blut wurde früher oft mit dem Ziel der Immunmodulation verwandt. Karl Eugen Theurer modifizierte dieses Prinzip, basierend auf der Vorstellung der Induktion von antigenspezifischen Autoantikörpern und einer daraus resultierenden Immunsuppression. Die von Karl Eugen Theurer damals bereits postulierten Wirkmechanismen bestätigten sich nach heutigem immunologischen Kenntnisstand und fanden letztendlich Anerkennung in der Verleihung des Nobelpreises an den Immunologen Niels K. Jerne für die Begründung der Netzwerktheorie. Schon über 30 Jahre zuvor hatte Karl Eugen Theurer die Idee, die Theorie in die medizinische Praxis umzusetzen.

Die erfolgreichen Ergebnisse in bis zu 92 % der behandelten, oft vorher "austherapierten" Fälle geben ihm recht. Auch mit ALLERGOSTOP® II ist Theurer ein großer Wurf gelungen. Er spaltete die Antikörper enzymatisch und setzte die Bruchstücke zum Abfangen der Autoantigene bei Autoimmunerkrankungen erfolgreich ein. Auch hier war er Vorreiter, denn diese Therapierichtung wurde später auch von anderen übernommen.

"Karl Eugen Theurer verband sein ganzes Tun und Denken mit medizinisch-philosophischen Überlegungen. Eccles und Popper waren seine gedanklichen Gesprächspartner", so würdigte Prof. Kraft, München, den Jubilar. Während seines Medizinstudiums in Freiburg entwickelte Karl Eugen Theurer seine bahnbrechenden Ideen. Entscheidend prägten ihn dort die Arbeiten unter seinem Lehrer und Spemann-Schüler Mangold auf den Gebieten der Genetik und der Entwicklungsbiologie, besonders im Bereich von Regulation und Regeneration. Über den rein wissenschaftlichen Hintergrund hinaus machte sich der Arzt Theurer Gedanken über die Bedeutung der Entwicklungsbiologie für die Medizin. Der Brückenschlag zwischen beiden Disziplinen muß als eine der großen Leistungen des Jubilars eingeschätzt werden. Damit legte er den Grundstein zur Entwicklung seiner Biomolekularen vitOrgan-Therapie.

Was zunächst im Kleinen begann, wurde bald in einem gewerblichen Betrieb weitergeführt. 1953 gründete Karl Eugen Theurer gemeinsam mit seiner Frau Irene, ebenfalls Ärztin, die vitOrgan Arzneimittel GmbH. Die Nachfrage war enorm. Bald wurde der Firmensitz nach Ostfildern-Ruit verlegt, wo die Firma expandierte. Sie hat heute 67 Mitarbeiter. Dank der vielen Therapeuten, Wissenschaftler und Kliniker, die mitgeholfen haben, gelang es, der auf der Molekularbiologie und Immunologie beruhenden Therapie trotz mannigfacher Opposition den ihr gebührenden Platz im heutigen Behandlungsrepertoire einzuräumen. Insbesondere trug dazu die Gesellschaft zur Erforschung der molekularen Organo- und Immunotherapie e. V. (GE-MOI) bei, in deren Vorstand renommierte Universitätsprofessoren waren und sind. Zwangsläufig kam Karl Eugen Theurer im Laufe der Jahrzehnte mit zahlreichen Persönlichkeiten in Berührung, und alle, die mit ihm in Kontakt waren, sind über die weiteren Jahre freundschaftlich mit ihm verbunden geblieben - Ausdruck einer ganz besonderen menschlichen Qualität.



Zurück zum Inhaltsverzeichnis / Zum nächsten Artikel

 

 

Naturheilpraxis 08/99