Fachforum

Die osteopathische Behandlung von Kindern mit Down-Syndrom

von Nicholas JR Handoll DO, übersetzt von Martina RäkeGesicht und Sinus

Fortsetzung aus NHP 07/99

Gesicht und Zähne

Gaumen- und Mundhöhlen

Zähne

Das Gehör

Das Nervensystem

Klinische Studien

Zusammenfassung der klinischen Beschreibung

Osteopathische Behandlung

Fallbeispiele

Fall 1

Ein 7 Jahre und 5 Monate altes Mädchen mit Down-Syndrom wurde in die Praxis gebracht, um zu sehen, ob irgend etwas getan werden könnte, um ihren schlechten, gesundheitlichen Gesamtzustand zu verbessern. Während der ersten 4 Lebensjahre hatte sie wenig gegessen, aber seither hatte ihr Appetit zugenommen. Sie wurde als kränkelnd geschildert mit geringer Intelligenz und charakteristisch blockierter Nase.

Nach einem Jahr und sieben Behandlungen berichtete ihr Vater, dass es ihr "besser ginge als je zuvor". Nach knapp zwei Jahren Konsultation und weiteren 10 Behandlungen, beschrieb ihr Vater sie als "wachsend und gedeihend". An 3 Tagen pro Woche besuchte sie eine normale Grundschule und an den verbleibenden zwei Tagen ging sie in eine spezielle Schule. Nach drei weiteren Behandlungen wurde sie entlassen mit der Aufforderung, sie solle wiederkommen, wann immer ihre Atmung beeinträchtigt sei, insbesondere in der Nacht.

18 Monate später mit fast 12 Jahren, berichtete ihr Vater, dass ihre Gesundheit "robust" sei. Sie wurde seither nicht mehr osteopathisch behandelt, aber ihre Atmung ist immer noch ungestört. Sie hatte keine weitere Atemwegsinfektion erlitten und war keinen Tag aus der Schule fort geblieben noch hatte sie ihren Arzt in den letzten zwei Jahren zu Gesicht bekommen. Sie war für ihr Alter immer noch als lernbehindert einzustufen, doch konnte sie klar und deutlich in Sätzen mit 4-5 Worten sprechen und sich an Gesprächen beteiligen. Sie besuchte noch immer die gleiche Schule und war bei den anderen Kinder beliebt. Sie war ein anerkanntes Mitglied der örtlichen Pfadfindereinheit. Sie lebte mit ihrer Familie und ihre Eltern waren mit ihren Fortschritten höchst zufrieden.

Fall 2

Fall 3


Diskussion und Hypothesis

Es wurde nachgewiesen, dass die Hypoxämie, insbesondere während der ersten 5 Lebensjahre, auf die darauf folgende Degeneration der Dendriten und axonalen Knoten der Neuronen im Zentralen Nervensystem einen signifikanten Einfluss hat, und dass sich darauf eine Verzögerung in der neuronalen Entwicklung ergibt, neuronale Anpassungsschwierigkeiten und sogar ein vorzeitiger Tod. Es wurde auch aufgezeigt, dass eine der Folgen der verminderten Pufferfähigkeit gegenüber ungeordneter Entwicklung von Umweltfaktoren aufgrund von Trisomie 21 in der verzögerten Entwicklung des Gesichtes, insbesondere der Kieferknochen, die fötusähnliche Proportionen aufweisen, und in der Fehlentwicklung oder ausbleibenden Entwicklung der Hauptgesichtshöhlen bestehen. Klinische Erfahrung legt nahe, dass dies einhergeht mit einem erhöhten mechanischen Zug auf das Bindegewebe des Gesichts und des Neurocraniums, etwas, was sich bei der Normalbevölkerung nicht findet. Man nimmt an, dass dies den vorderen Pol des Falx cerebri einschließt. Dieser Effekt ist Osteopathen als Kompression bekannt.

Es wird vermutet, dass eine Chromosomen induzierte Verminderung der Pufferungsfähigkeit, die zur Fehlentwicklung des Gesichts und der Gesichtshöhlen führt, ihrerseits entweder in Teilen oder zur Gänze zu den mechanischen Folgen der Kompression führen kann, die sowohl Falx cerebri als auch das Bindegewebe des Gesichts mit einschließt. Ein in diesem Bereich ausgebildeter Osteopath müsste in der Lage sein, die Fehlentwicklung des Gesichts und der Gesichtshöhlen beim Neugeborenen mit Down-Syndrom zu verhindern oder zu reduzieren. Die entsprechende Behandlung sollte gleich nach der Geburt beginnen, was Flüssigkeiten und Schleim die Möglichkeit geben sollte, effizient drainiert zu werden und somit einen Schutz zu bieten vor Infektionen, Blockaden, Hyperämie der Epithelien und vergrößerten Drüsen und Tonsillen. Eine verbesserte Sauerstoffzufuhr sollte stattfinden, um den Neuronen des Cortex das Wachstum zu ermöglichen. Allein diese einfache Maßnahme könnte eine neuronale Behinderung mindern, die bei Kindern mit Down-Syndrom so häufig vorkommt. Auf lange Sicht kann das Kind in der Lage sein, eine normale Schule zu besuchen und sich innerhalb der Gemeinde ganz normal zu entwickeln um letztendlich, wenn möglich, ein unabhängiges Leben zu führen und innerhalb der Gemeinschaft für sich selbst zu sorgen und sogar ein eigenes Einkommen zu haben.

Zusammenfassung

Diese Arbeit stellt die Hypothese auf, dass eine postnatale Hypoxie für einen Großteil der Behinderungen beim Down-Syndrom verantwortlich zeichnet und dass eine osteopathische Behandlung erfolgreich eingesetzt werden kann, um diese Folgen zu vermindern. Nachweise wurden erbracht, die die Aussage untermauern, dass ein Großteil der Behinderungen beim Down-Syndrom nicht direkt dem Chromosomendefekt zuzuschreiben sind, sondern der Beeinträchtigung der postnatalen Entwicklung als Ergebnis der Hypoxämie aufgrund der Verlegung der oberen Atemwege. Eine adäquate Behandlung des Kindes, von Geburt an, durch einen entsprechend geschulten Osteopathen stellt unseres Erachtens eine sichere, nicht-invasive und effiziente Maßnahme zur Erhaltung funktionierender Atemwege dar. Wir sind der Auffassung, dass dies einige der schwerwiegenden und weitreichenden Behinderungen vermindern wird, unter denen Menschen mit Trisomie 21 leiden.

References

Aus: British Osteopathic Journal, Vol XXI 1998
Übersetzt von Martina Räke, HP im Rahmen des Osteopathie Forum München e.V.
Nicholas Handoll D.O. ist Osteopath und Lehrer für kraniosakrale Osteopathie in Hereford, UK und Gastdozent im Osteopathie Forum München e.V.

Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie in NATURHEILPRAXIS 08/99.

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Naturheilpraxis 08/99