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Buchbesprechungen

Agnes Kaiser Rekkas:
Klinische Hypnose und Hypnotherapie,
praxisbezogenes Lehrbuch für die Ausbildung,
277 Seiten, zahlr. Abb.,
Carl-Auer-Systeme Verlag

Wer sich mit moderner Hypnose bzw. Hypnotherapie professionell beschäftigt, - nachdem eine nicht wenig aufwendige Ausbildung menschliche Tiefe, Verantwortungsgefühl und stabile emotionale Präsenz, aber auch stete Bereitschaft zur Nutzung eigener Kreativität und schließlich ein fundiertes hypnotherapeutisches Handwerkszeug hinterlassen haben, - braucht weiter den permanenten Dialog mit der Praxis, den Austausch mit den Meistern des Fachs. Zur Sicherung des Gelernten, zur kontinuierlichen Erweiterung und Erneuerung des seelischen wie handwerklichen Könnens, und nicht zuletzt zum Erhalt der beruflichen Neugierde.

Die Autorin dieses ungewöhnlichen Lehrbuches ist ganz offensichtlich eine solche Meisterin, die derartigen Forderungen und Bestrebungen nach Austausch und Entwicklung aufs Beste nachkommt.

Ihr durch und durch gelungenes Buch, das sich einerseits so spannend und unterhaltlich liest wie eine sorgfältig gewählte Urlaubslektüre, bietet andererseits einen geradezu radikal praxisbezogenen, hochstimulativen und ungewöhnlich breitgefächerten Informationsraum, dabei so umfangreich und vielschichtig in den konkret verwertbaren Vorschlägen und Anleitungen, wie es manch doppeltdickes, traditionelles Lehrbuch nicht mal ansatzweise schafft. Die o.g. Eigenschaften für einen guten Hypnotherapeuten müssen nach der Lektüre dieses Buches dringend noch um eine wichtige Position erweitert werden, nämlich um mitreißende Leidenschaftlichkeit und tiefe Identität mit der eigenen Arbeit und Position, etwas, was in jeder Zeile dieser Autorin mitschwingt.

Nach einem ausführlichen Kapitel zu den Grundlagen der Hypnose und Reflektionen über das hypnotherapeutische Medium - die Stimme, bildet das Thema der Methodik den eigentlichen Schwerpunkt dieses Buchs. Das Spektrum reicht von der Planung einer Hypnose und der Indikationsstellung, über unterschiedliche Induktionstechniken bis zu Fragestellungen des konkreten und spezifischen Einsatzes in der Sprechstunde. Die Autorin zeigt sich dabei als ausnehmend profunde Kennerin des Umgangs mit dem so wertvollen hypnotherapeutischen Hilfsmittel der idiomotorischen Signale und Zeichen und involviert den Leser ganz unpretentiös in diese bedeutsame Technik erfolgreicher hypnotherapeutischer Praxis.

Das folgende Kapitel, das sich mit dem Ablösen und Aussteigen aus pathologischen Ich-Zuständen in einem prozessorientierten Vorgenen beschäftigt, bietet zehn exquisit erarbeitete, hypnotherapeutische Phantasiereisen. Diese zehn Trance-Prozesse, die unterschiedliche Krankheitssituationen thematisieren und behandeln, werden ganz schnell unverzichtbarer Bestandteil einer täglichen Praxisarbeit. Dem folgt ein kurzes, wiederum recht gelungenes Kapitel über die Anwendung der Hypnose in der Therapie mit Kindern.

Der folgende Abschnitt, der sich der Hypnose in der Schmerztherapie widmet, gibt ebenfalls eine Reihe sehr wichtiger und gut verwertbarer Impulse, wobei der bis dahin doch sehr verwöhnte Benutzer des Buches schmerzlich vermisst, dort ebenfalls ausgearbeitete Texte vorzufinden. Der Leser dieses Buches würde sich dringend wünschen, dass die Autorin veranlasst werde, ein eigenes Werk zum Thema "Hypnose in der Schmerztherapie" zu verfassen, was man bei der Art und Weise und den technischen Möglichkeiten dieser so überzeugenden Meisterin ihres Faches sicherlich mit Begeisterung aufnehmen würde.

Das Buch schließt mit einem Ausblick über Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose und zeigt den Rahmen auf, in dem hypnotherapeutische professionelle Therapie erfolgreich und wirksam sein kann. Besonders hervorzuheben wäre noch ein Trance-Prozess, der sich mit der Neuordnung und Strukturierung pathogener Familienstrukturen beschäftigt. Hier wird deutlich, dass die Autorin nicht nur eine erfahrene Hypnosetherapeutin ist, sondern auch über offenbar weitreichende systemische Erfahrungen verfügt. Diese hypnotherapeutische Familienanalyse- und Neustrukturierungs-Imagination erweist sich in der Praxis als eine besonders wirkungsvolle Unterstützung bei der Bearbeitung komplexer familiärer Pathologien. Resümierend darf der Rezensent feststellen, dass dieses Lehrbuch eindeutig zum Besten gehört, was in der entsprechenden Literatur derzeit zur Verfügung steht, und dass es in der eigenen Praxis zur mittlerweile geradezu unverzichtbaren "Bibel" geworden ist.


Jason Elias:
Traditionelle Chinesische Medizin-Selbstheilung mit den Fünf Elementen,
O.W. Barth Verlag, München, 1999,
416 Seiten, DM 58,--

Dass das Buch (wie es im Untertitel heißt) das Standardwerk der chinesischen Heilkunde darstellt ist etwas übertrieben; das ist immer noch der im gleichen Verlag erschienene "Gelbe Kaiser" (siehe unten).

Trotzdem hat es einen ganz großen Vorzug: es ist wie die meisten amerikanischen Lern- und Lehrbücher didaktisch hervorragend. Zunächst wird eine Grundlage der TCM geschaffen, wobei eingehendst auf eine Typenlehre nach den Fünf Elementen eingegangen wird. Teil II widmet sich den Stufen der Heilung bzw. der Krankheiten von oberflächlichen bis zu tiefgehenden Störungen wie Krebs und AIDS (das mit der üblichen amerikanischen Furcht vor Infektionskrankheiten etwas überrepräsentiert ist).

Für uns Deutsche wirkt der häufige Hinweis auf Nahrungsergänzungsmittel etwas befremdlich. Es ist jedoch ein Buch aus einem Land, in dem die Nahrung im Durchschnitt weitaus denaturierter ist als bei uns, obwohl die EU alles dazutut, auch bei uns amerikanische Verhältnisse zu schaffen, so dass das Buch möglicherweise nur ein Vorgriff auf unsere Zukunft darstellt. Für eine Neuauflage wäre mehr als die vorhandenen vier Abbildungen notwendig. Die Beschreibung der Akupunkturpunkte wirkt manchmal etwas abenteuerlich. Empfehlung: unbedingt zusammen mit dem "Gelben Kaiser" lesen.


Maoshing Ni:
"Der Gelbe Kaiser" -
Das Grundlagenwerk der Traditionellen Chinesischen Medizin,
O.W. Barth Verlag, München, 1999,
416 Seiten, DM 68,--

Diesmal stimmt es wirklich: es ist DAS Grundlagenwerk der Traditionellen Chinesischen Medizin. Vom "Gelben Kaiser" gibt es viele hervorragende Übersetzungen, diese hat mehrere Vorteile: Alle Fußnoten und notwendigen Kommentare wurden in den Text eingearbeitet. Dadurch verliert das Werk etwas an Autentizität, wird aber um einiges lesbarer und erspart dem Leser die Notwendigkeit der Vielarmigkeit indischer Gottheiten. Wichtiger noch ist, dass man bei früheren Übersetzungen oft das Gefühl hatte, Huang-Ti und sein ärztlicher Lehrer Qi Bo parlieren in himmlischen Gefilden und auf umwölkten Bergkuppen. Hier sind es Personen - nicht zum anfassen, das verbietet der auch über die Zeiten geforderte Respekt - doch Menschen, die man gern kennen lernen würde. Der Text - insbesondere, wo es um die Ethik des Heilens geht - erhält dadurch eine beklemmende Aktualität.


Peter Rosler: Stuhldiagnostik - Diagnostische und therapeutische Praxis, Haug Verlag / Hüthig Fachverlage Heidelberg, DM 39,80

Das neu erschienene Buch "Stuhldiagnostik - Diagnostische und therapeutische Praxis" von Dr. Peter Rosler informiert Therapeuten, Ärzte und auch Patienten über neue Erkenntnisse und Zusammenhänge der intestinalen Ökologie. Die innere Umwelt im Darm ist für die Gesundheit und Krankheit des Körpers entscheidend. Durch Einflüsse wie etwa einseitige Ernährung, Antibiotika, Chemotherapeutika oder Umweltgifte, mangelhafte Verdauung, geschwächte Körperabwehr, Allergien oder Krebs kann das natürliche Gleichgewicht empfindlich gestört werden. Die Belastungen des Körpers über Nahrung, Trinkwasser und Atemluft nehmen ebenfalls zu.

Der Autor, der seit 1994 ein Fachlabor für Stuhluntersuchungen leitet, fasst in seinem Buch die Kenntnisse um die Zusammenhänge zwischen Umwelt und Körper, Ernährung und Verdauung, Entzündungs- und Abwehrvorgängen an der Darmschleimhaut zusammen und ergänzt diese mit eigenen Erkenntnissen aus seiner langjährigen Labortätigkeit. Der Autor macht deutlich, dass Analysen ohne die Erfassung von Verdauungsrückständen unvollständig sind und die alleinige Analyse der Stuhlflora überholt ist. Die verbesserten diagnostischen Möglichkeiten etablieren Stuhluntersuchungen zunehmend auch in der Schulmedizin.

Das Buch kann auch direkt über das Fachlabor Vitalan, Weißes Haus, 97772 Wildflecken bezogen werden.


Pospisil, Edita:
Mittelmeerdiät, Gesund genießen, länger leben,
München 1999, Gräfe und Unzer Verlag,
96 S., DM 19.90

Wenn vor wenigen Jahrzehnten Knoblauchgeruch noch etwas anstößiges an sich hatte, so sollte er heute kein Grund mehr sein, am Sonntagabend nicht "zum Italiener" Essen gehen zu dürfen, weil man aus diesen olfaktorischen Gründen Angst um die Gunst seiner Kundschaft (Patienten in unserem Falle) hat. Denn spätestens, seit man weiß, wie gesund doch die Mittelmeerdiät ist, hätte man gerade als Heilpraktiker die beste Ausrede für das Aroma, das man da verbreitet. Aber, wie heißt es so schön: Kein Genuss ohne Reue. Doch gerade diese Weisheit soll anhand der Mittelmeerdiät ad absurdum geführt werden. Genießen und gesund dabei bleiben, lautet die Devise, die Edita Pospisil ausgibt. Das Wort "Diät" sollte gerade hier im Hippokratischen Sinne gesehen werden, wo damit eine Lebenshaltung gemeint ist und nicht so sehr eine Methode, möglichst rasch viele überschüssige Pfunde zu verlieren. Die Fettreduktion, die mit ihr einhergeht hat sicher gesundheitsfördernde Aspekte, aber die mediterrane Bevölkerung zeichnet sich nicht samt und sonders durch schlanken, ranken Körperbau aus, will sagen, man erhoffe sich dadurch keine neue Wunderkur zum Abnehmen. Was nun diese mediterrane, offene Lebenshaltung angeht, dazu gehört eben nicht nur das rechte Essen, sondern wohl auch die richtige Einstellung, die innere Haltung zur Mahlzeit.

Wie ein italienischer Lebensphilosoph sagte, zerfällt die Menschheit in eine Gruppe, welche sich duscht und eine, welche das Bad vorzieht. In welcher, glauben Sie, sterben mehr Menschen am Herzinfarkt? Wer hier aus Gründen von Hygiene und Abhärtung die Duscher favorisiert, hat gewiss nicht Teil an jener mediterranen Mentalität, die den Genuss ohne Reue predigt. Er produziert à priori schon zuviel Adrenalin, um überhaupt noch konkurrenzfähig zu sein - leider! Um Mittelmeerdiät bei uns umzusetzen, bedarf es also nicht nur der rechten Auswahl von Speisen und Getränken, des geeigneten Ambientes dazu, sondern auch eines wesentlichen Faktors: Der Menschen! Natürlich schmeckt's zu mehrt am besten - aber, lässt sich jenes dolce vita das eine mediterrane Großfamilie verspricht, mit Nonno und Nonna, Enkeln in Windeln, den lärmenden Bambini, die den Papa der am Tisch eine MS raucht und dabei in Ruhe seinen Corriere della Sera lesen will und der vom Herd aus alles dominierenden und kontrollierenden Mamma allein anhand von Ernährungstips in deutsche Wohnküchen und Kochnieschen importieren? Zweifel bleiben bestehen!

Ein weiter Titel des Gräfe und Unzer-Programmes sei hier noch kurz erwähnt: Dagmar von Cramm empfiehlt: Säure Basen Balance; Rezepte, die Sie ins Gleichgewicht bringen. 61 S. durchgehend Farbphotographien, 14.90 DM.

Eine meines Erachtens ideale Ergänzung zu unseren Ernährungstips in der Praxis, da neben einer klaren Übersicht über Basisches - schwach Basisches - Säuerndes, eine bunte Palette anregender, schmackhafter und farbenfroher (das Auge isst mit!) Gerichte angeboten wird.


Hofmann, Ursula und Schwerdtfeger, Michael:
... und grün des Lebens goldner Baum, Lustfahrten und Bildungsreisen im Reich der Pflanzen
Göttingen, 1998. Burgdorf Verlag Edition Nereide,
480 S., 68.- DM

"Grau, werter Freund ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum" J.W.v. Goethe: Faust I

Dieses ebenso ästhetisch ansprechende wie originell ausgestattete Buch wird, obwohl im Burgdorf Verlag erschienen, nicht so sehr die homöopathisch ausgerichteten Kollegen interessieren. Es ist vielmehr ein besonderer Leckerbissen für Phytotherapeuten, wobei man einschränkend sagen muss, dass sich Leckerbissen in der Regel mit einem Biss verschlingen lassen, was man von dem vorliegenden Lesehappen nicht gerade behaupten kann. Das großformatige, umfangreiche Werk mit dem bezeichnenden Untertitel "Lustfahrten und Bildungsreisen im Reich der Pflanzen" lädt eher zu wohldosiertem Genuss bzw. zu eben solcher Belehrung ein. Das Autorengespann Hofmann/Schwerdtfeger, beides an der Uni Göttingen lehrende Botaniker, zieht den Leser trotz des etappenweise trockenen, lehrbuchhaften Stils, der jedoch dank der dabei entstehenden Distanz nie schillern und durch etwaige Formulierkunst bestechen will, in den Bann des Objektes. Besser gesagt, die beiden verstehen es meisterhaft, das Staunen über die exorbitante Vitalität (Pflanzen sind ja potentiell unsterblich) oder die schier grenzenlose Vielfalt des Lebens in seiner Manifestation im Pflanzenreich zu wecken.

So machen sie, was der Liebhaber alpiner Floren schon ahnte, deutlich, dass die atemberaubende Formen- und Artenvielfalt des tropischen Etagenregenwaldes auf kargen, an Nährstoffen armen Böden entsteht. In den Beiträgen über die Morphologie der Pflanzen wandeln sie, wie der Buchtitel ja nahelegt, auf Goethes Spuren, ohne allerdings seine botanischen Theorien völlig auszuleuchten. Wer sich noch nicht eingehend mit dem Leben der Pflanzen beschäftigt hat, wird sich nach oder besser neben der Lektüre von "... und grün des Lebens goldner Baum" die umgebende Flora aus aufmerksameren, mit der Materie vertrauteren Augen betrachten. Vielleicht wendet sich der eine oder andere Leser dieses Buches dann auch mehr dem aktiven Naturschutz zu: Denn nur was man kennt, kann einem vertraut sein und "dafür, was du dir vertraut gemacht hast, bist du auch verantwortlich", sagt St.-Éxypery in seinem "Der Kleine Prinz" Ein Plädoyer für das Leben, das viele Leser, auch aus unseren Reihen, finden sollte!


Bodensteiner, Susanne:
Tee in aller Welt;
München,1999; Gräfe und Unzer Verlag,
64 S., 12,90 DM.

Thea sinensis et al. erhielt durchaus von der Kommission E eine Positiv-Monographie als Anregungs- und Belebungsmittel, zusätzlich als Adstringens im Intestinaltrakt mit antidiarrhoischer Wirkung. Wenn also im Folgenden die Rede von Tee ist, handelt es sich nicht um irgendeinen beliebigen Infus aus Kräutern, sondern um einen solchen aus der botanisch als Camellia sinensis sive assamica bezeichneten Droge. Immer mehr Bundesbürger steigen vom Ernährungsberatern und Homöopathen gleichermaßen suspekten, und von ihnen entsprechend miesgemachten Kaffee auf die "gesunde Alternative" Tee um - und stellen fest, dass Tee nicht gleich Tee ist. Die Vielfalt des Angebotes ist verwirrend und schier unübersehbar. Man besuche nur mal eine Teestube und blättere im Angebot ... Schwarzer, Grüner, Weißer, Oolong, Rauchtee, Karawanentee, First flush, Darjeeling, Assam, Kenia, Ostfriesen, einfache klassische und raffiniert komponierte Mischungen verlocken zum Probieren. Das vorliegende Büchlein informiert den Neuling anschaulich und, so paradox es klingen mag, trotz der Kürze kurzweilig, über Geschichte des Tees, und des Teetrinkens, Botanik, Anbaugebiete, Ernte- und Verarbeitungeverfahren, mit dem Ziel einen gründlichen Überblick zu bieten. Den zweiten Teil des Buches kann der Leser dazu nutzen, sich ins Reich der Teevielfalt einladen zu lassen um per experimentum, die für ihn gemäße Form der Teezubereitung zu entdecken. Das schmale Bändchen eignet sich übrigens auch ausgezeichnet als Mitbringsel, zum Beispiel, wenn man einmal zum Tee eingeladen ist ...


H.-D. Bach:
Krankheit und Zunge
Farbatlas und Lehrbuch der Zungendiagnostik Äußere Kennzeichen innerer Erkrankungen Band 2,
87 Farbfotos 10 x 6,5 cm, BIO Ritter GmbH, Verlag und Versand,
82327 Tutzing 186 Seiten, 29 x 21 cm, gebunden, 98,- DM.

Hat Krankheit eine Sprache?
Wenn ja, in welcher Form spricht sie zu uns?
Jede Erkrankung hat ihre Signale, Symptome und Zeichen, also eine Sprache, mit denen sie sich zu erkennen gibt.
Doch wo ist die Ursache der Störung in unserem Körper, wie kommt sie zustande, wie ist sie zu bewerten und wie sind die Zusammenhänge?

Eine Reihe von Fragen, die bisher schwer oder gar nicht zu beantworten waren. Der Autor löst diese Rätsel in seinem Buch. Lange bevor eine Erkrankung größere Störungen in unserem Befinden auslöst, zeigen sich bereits Zeichen der bis dahin noch lavierten Krankheit und insbesondere auch an der Zunge.

In diesem Stadium würde ein klinischer Diagnoseversuch völlig in die Leere laufen. Klinische Diagnostik kann ein Leiden in der Regel nur dann sichtbar machen, wenn bereits krankhafte Veränderungen eingetreten sind. Diesen Veränderungen gehen aber meist jahrelang andauernde funktionelle Störungen voraus, deren Ursachen sich der Gerätediagnostik entziehen.

So zeigt z.B. bei einer Leberschrumpfung (Leberzirrhose) das Labor erst einen krankhaften Transaminasenanstieg an, wenn bereits zwei Drittel des Lebergewebes untergegangen sind. Ähnlich ist es bei vielen anderen Organen, die in "Notzeiten" von anderen Systemen unterstützt werden.

Werden Symptome unterdrückt, entstehen andere Beschwerden an anderen Orten. Der Patient und viele Behandler meinen zwar, dass durch das Zurückdrängen der Symptome Gesundheit eingetreten sei. Der Einsatz der dabei kritiklos verwendeten chemischen Mittel hat die heute vorhandenen resistenten Erreger gezeugt und Folgekrankheiten erzeugt. Also müssen die Ursachen der Störungen erkannt und behandelt werden.

Der Autor befasst sieh in seinem Buch mit einer Vielzahl von Erkrankungen und benutzt dabei im wahrsten Sinne des Wortes die Zunge als Mittler der Körpersprache.
Hierbei bedient er sich bei der Ursachenforschung Gedankenmodellen die mit dem bereits bekannten bisherigen konservativen, lokalen Denken nichts gemein haben. Nur so kann und kommt er zu ungewöhnlichen Erkenntnissen und Ergebnissen.
Wenn ein Behandler ein Magengeschwür diagnostiziert, diese Diagnose auch noch durch eine Gastroskopie sichert, weiß er aber noch keinesfalls ob es herz-, leber- oder nierenbedingt, allergischer oder nervaler Ursache ist.

Bach zeigt in dieser 3. Auflage noch ergänzend die durch verschiedene Zungenzeichen problemlos in Sekunden zu erkennenden Störungen von Nieren, Nasennebenhöhlenbeherdungen, Energiemangel im Kopfbereich mit den Folgen Zahnzerfall, Hörstörungen, Tinnitus, Kopfschmerzen sowie hormonelle Fehlfunktionen der Nebennieren.
Allein diese Aspekte lohnen schon den Blick in "Krankheit und Zunge". Hier kann die "Sprache" der Zunge die entscheidenden Hinweise geben. Es ist also der Behandler gefragt, der die Sprache des Organismus gelernt hat, sie versteht und folgerichtig übersetzen kann. Dabei können auch keine Geräte eingesetzt werden, sondern der Behandler muss das "Schauen" selbst umsetzen.
Dies ist bei einiger Übung, die man ja zum Erlernen jeder Sprache benötigt, durch das vorliegende Buch bei weitem nicht so schwer wie vielleicht angenommen wird.
Nun ist ja die Zungendiagnostik gemeinhin immer noch von einen Hauch von geheimnisvoller fernöstlicher Mystik umgeben. Dieses unbegründete Vorurteil sollte man ablegen und sich unvoreingenommen den Erkenntnissen von Bach öffnen.

Der Autor führt leicht verständlich durch die Thematik und gibt dem Leser gezielte und konkrete Anleitungen zu einer Diagnostik und natürlich auch der Therapie.

Hierzu ist ein umfangreiches Register von 33 Seiten biologischer Therapie mit 500 Therapie-Empfehlungen aus und mit seiner jahrzehntelangen Praxiserfahrung gestaltet und nun völlig neu überarbeitet worden. Zusammen mit "Äußeren Kennzeichen innerer Erkrankungen" und "Sprechende Gesichter" beide vom gleichen Autor im gleichen Verlag, stehen dem Behandler oder interessierten Lesern eine kleine medizinische "Fach-Bibliothek" mit einem großem Fachwissen zur Verfügung, dass es in dieser Form bisher noch nicht gab. Die Bach'schen Bücher haben sich erfahrungsgemäß in keiner Praxis und bei keinem das Fachgebiet interessiertem Leser als Staubfänger entwickelt und sind noch nie ungebraucht und ungelesen in den Regalen verschwunden, was man ja nicht von allen Fachbüchern sagen kann.

Dafür sorgt schon der immer wieder fesselnde, die Zusammenhänge enthüllende Text mit den vielen erklärenden, farbigen und scharfen Bildern.
So nimmt man die 3 Bände immer wieder gern zur Hand, was wohl auch den Verlag zur Erstellung eines dauergebrauchfähigen Einbandes bewogen hat, so dass von der technischen Seite einem ständigem Einsatz ebenfalls nichts im Wege steht.
Die nunmehr schon 3. und erweiterte Auflage des vorliegenden Werkes zeigen seine Beliebtheit und das Bedürfnis zu einem breiten Wissen über die Sprache der Zunge und des Körpers.


Liane Schoefer-Happ, Dieter Allgaier, Cindy Wallin:
Gute Haltung tierisch stark. Spielerische Rückenschule mit Qigong und Taiji.
12 Übungen mit Maufuzius und seinen Freunden.
Kösel-Verlag München 1998,
128 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen, DM 29,90

Ein sehr anregendes und lieb aufgemachtes Buch! Da es bekanntlich nicht ganz leicht ist, mit Kindern systematisch zu üben, haben sich die Verfasser allerhand einfallen lassen. Typische Haltungen von zwölf ausgesuchten Tieren werden mit Geschichten und netten Bildern Kindern schmackhaft gemacht: "Die Katze wacht auf und reckt sich", "Der Tiger setzt zum Sprung an", "Der Adler erprobt seine Schwingen", "Der Igel rollt sich ein" etc. Für alle geeignet, die mit (haltungsschwachen) Kindern umgehen.


Robert Sachs:
"Tibetisches Ayurveda. Gesundheit zum Leben."
Ariston-Verlag 1997, 254 Seiten, gebunden,

Ganz im Sinne des Zeitgeistes dürfte dieses Buch sein: Der Autor möchte eine Übersicht über die Heilkunst Tibets geben, über die Konstitutionsbeurteilung, die Ernährung, das Körpertraining, wie es sich aus Sicht der Ayurveda-Medizin aufzeigt. Weitere Kapitel gehen auf "richtiges Verhalten", "Meditation" und "Spirituelle Lebensweise", "Entgiftung und Verjüngung" ein.

Aus Sicht des Rezensenten interessant, horizonterweiternd - solange man nicht den Ehrgeiz hat, in Europa alles tibetanisch auszurichten und damit hiesiges Kulturgut gegen fremdes aufrechnet. Auch wird auf Ort und Geomantie, auf Zeitpunkt und Astrologie, Ego und Leiden aus buddhistischer Sicht, Karma und Geburt eingegangen.

Problematisch wird es immer wieder bei der Empfehlung von Nahrungsmitteln. Da wird z.B. geraten: Aquilaria, Asafoetida, Jaguri, Salomonssiegel unter "Kräuter und Gewürzen". Abgesehen davon, ob man das hier bekommt, ist das Salomonssiegel eine Giftpflanze, die in der BRD absolut obsolet ist. Auf diesem Sektor gibt es sehr viele Beispiele wo eine konkrete Nahrungsumstellung sich als fragwürdig erweist.

Wenn man das Buch aber unter dem Gesichtspunkt des Einblickes in eine andere Heilkultur und eine das Land angepasste Ernährung und Lebensweise betrachtet, ist es ein Gewinn.


Dr. Kenneth H. Cooper:
"Gesundheitsfaktor Ernährung. Aktiv vorbeugen gegen Herzerkrankungen, Atheriosklerose, Schlaganfall, Nierenleiden, Krebs"
BLV-Verlag 1998, 272 Seiten, fest gebunden, DM 29,90

Obwohl ich der aus Amerika kommenden Gesundheitsliteratur aus Erfahrung etwas skeptisch gegenüberstehe, muss ich sagen, dass mich dieser Autor überzeugt. Er geht außerordentlich kompetent und konkret an eine Fülle von Problemen. Es lässt sich heute nicht mehr übersehen, dass bei der bedrückenden Anzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen neue Erkenntnisse hereinspielen. Genannt sind in diesem Buch der Faktor Folsäure, das Homocystein und die Antioxydantientherapie. In den einleitenden drei Kapiteln wird hierauf Bezug genommen. Damit wird auch das leidige Thema Cholesterin, an das man bekanntermaßen trotz rigoroser Diäten nur schwer herankommt, in einem neuen Licht dargestellt.

Ansonsten ist das Buch außerordentlich kurzweilig zu lesen, verständlich und trotzdem hieb- und stichfest. Eine große Anzahl von Stichwörtern ist aneinandergereiht und jedes gliedert der Verfasser in Basiswissen, wissenschaftliche Erkenntnisse und in welchen Nahrungsmitteln der Stoff zu finden ist sowie therapeutische Empfehlungen.

Dies geht nach dem ABC und kann z.B. so aussehen: Kreuzblütler-Gemüse, Kupfer, Langlebigkeit, Luzerne (Alfalfa), Magnesium, Melatonin usf. Der Autor geht teilweise rigoros offen an die Dinge heran. So schreibt er beispielsweise unter dem Stichwort Ginseng: "Hin und wieder eine Tasse Ginsengtee (ein- bis zweimal pro Woche) dürfte Ihrer Gesundheit nicht schaden und könnte sogar Ihre Abwehrkräfte gegen Krebs, Immunmangelkrankheiten und andere unter der Überschrift "Das sollten Sie wissen" genannte Beschwerden stärken. Gehen Sie über diese Dosis aber nicht hinaus, und beachten Sie die an anderer Stelle dieses Abschnittes angeführten Warnhinweise." Das erscheint mir doch sehr vorsichtig.

Über Cimifuga äußert er sich eher sogar negativ: "Aussagen über seine angeblichen Östrogene, die Menstruation stimulierende Wirkung, ließen sich durch umfangreiche Experimente an Mäusen im Jahre 1960 nicht erhärten - Arzneimittel-Forschung 10; 514 - 520 1960." Und dann: "Weitergehende Untersuchungen über den potentiellen Nutzen dieser pflanzlichen Droge sind zwar gerechtfertigt, aber derzeit kann ich die Einnahme noch nicht empfehlen. (siehe The Honest Herbalist)"

Da wird man aus deutscher Sicht nicht zustimmen können, weil man sich nach 40 Jahren Forschung nicht mehr auf Mäuseversuche von 1960 berufen darf, das ist irreführend und wir in der BRD können seine Skepsis nicht teilen.

Überhaupt kommt auch die Phytotherapie nicht immer gut weg. Mich hat das beim Durcharbeiten des Buches wenig gestört, weil ich zum ersten die wohl in Amerika Vorherrschende wissenschaftliche Skepsis gegenüber der Phytotherapie bestätigt fand. Zum zweiten wäre es hierzulande für viele Kollegen und Kolleginnen nützlich, wenn der momentan modische und stark ins esotherisch-magische gehende phytotherapeutische Ansatz gedämpft werden würde.

Gerade wegen seiner kritischen Haltung ist das Buch empfehlenswert. (Den auf dem Umschlag auftauchenden Slogan "Iss dich gesund" kann man als modisches Accessoir übersehen!)

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Naturheilpraxis 06/99