Außer Praxisverwaltung (über die später noch die Rede sein wird) und die Möglichkeiten der Textverarbeitung, wurden in den letzten Jahren Technologien entwickelt, die auch für die Arbeit eines Heilpraktikers in Zukunft eine immer wichtigere Bedeutung bekommen werden, vor allem für seine Repräsentation in der Öffentlichkeit und der Fortbildung sowie als unerschöpfliche Quelle für Informationen aller Art.
Die zentrale Rolle hierbei spielt das Internet, das nicht nur für die Schulmedizin, sondern auch für die Alternativmedizin immer wichtiger wird.
Das Internet bietet zwei grundsätzliche Nutzungsmöglichkeiten:
2. Möglichkeit der weltweiten Präsentation der eigenen Person / Praxis / Firma u.v.a.m. durch Eintrag in entsprechende Suchregister oder durch eine eigene Homepage.
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Es gibt kaum ein Themengebiet, zu dem im Internet keine Informationen verfügbar sind. Es ist zwar oft etwas mühsam und zeitaufwendig, sich mit Hilfe der verschiedenen Suchmaschinen zu den Seiten mit den gewünschten Themen vorzuarbeiten, aber es lohnt sich in den meisten Fällen. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass die im Internet verbreiteten Informationen keinerlei Kontrollen unterliegen. Jeder kann dort veröffentlichen, was immer er möchte, auch die abstrusesten Meinungen, Behauptungen und "Forschungsergebnisse". Solange dies keinen Straftatbestand erfüllt, wird sich niemand darum kümmern. (Aber auch in diesen Fällen sind die Kontrollmöglichkeiten sehr eingeschränkt, wie die immer wieder angeprangerten Fälle von kinderpornografischem und politisch radikalem Schund zeigen). Man kann über diese Freizügigkeit denken, wie man will, sie fordert jedenfalls von dem Internet-Nutzer, dass er sich kritisch mit den Inhalten auseinandersetzt, und fördert so die Eigenverantwortlichkeit und die Urteilsfähigkeit im Umgang mit Informationen.
Auch für den naturheilkundlichen Therapeuten bietet das Internet eine Fülle von Fortbildungsmöglichkeiten. So habe ich beispielsweise vor kurzem eine ausgezeichnete und sehr fundierte Arbeit über die Pulsdiagnose in der TCM gefunden.
Ein Problem bei der Nutzung des Internets mag sein, dass die meisten Seiten englischsprachig sind.
Fast alle Heilpraktiker-Fachverbände sind inzwischen mit Homepages im Internet vertreten, wobei die Landesverbände meist eigene Homepages haben. Auf diesen Seiten findet man sowohl allgemeine Informationen über Naturheilkunde und den Beruf des Heilpraktikers, als auch Mitgliederverzeichnisse und das Fortbildungs-Kursprogramm u.a.m. Die Freien Heilpraktiker (http://www.freieheilpraktiker.com) haben sogar einen passwortgeschützten Bereich, in dem wichtige Informationen ausschliesslich für Mitglieder zur Verfügung stehen. Auch viele Heilpraktikerschulen und Anbieter von Fortbildungs-Seminaren sind mit Homepages vertreten, in denen ihr Aus- bzw. Weiterbildungsangebot vorgestellt wird. Einige Beispiele: "Homöopathie-Forum" (http://www.homoeopathieforum.de), "Rhizoma-Seminare" (http://home.t-online.de/home/rhizoma) oder "IMF Institut für medizinische Fortbildung" (http://ganzheitsmedizin.org)
Weiterhin findet man die Homepages von Fachzeitschriften wie die "Naturheilpraxis" (http://webarchiv.naturheilpraxis.de).
In die "Naturheilpraxis" kann man sogar in wichtigen Auszügen vor dem Erscheinen hineinschnuppern und sich Appetit holen auf die nächste Ausgabe. Naturheilpraxis hat eine eigene Domäne (http:// webarchiv.naturheilpraxis.de). Auch viele Hersteller pharmazeutischer Präparate und Vertriebsfirmen für Praxisbedarf präsentieren sich im Internet.
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Je selbstverständlicher die Nutzung des Internets in der Bevölkerung wird, umso interessanter wird es, die eigene Praxis (und was man sonst noch anzubieten hat) über dieses Medium vorzustellen. Die einfachste Möglichkeit ist, sich in Heilpraktiker-Datenbanken bzw. Suchregister eintragen zu lassen, aus denen interessierte Patienten ihre Praxisadresse erfahren können. Es gibt im Internet etliche solcher Datenbanken, von denen einige bundesweit Adressen vermitteln und andere sich auf begrenzte Bezirke oder Städte beschränken. Eine bundesweite Datenbank findet man z. B. bei "Naturheilkunde Aktuell" (http://www.naturheilkunde-aktuell.de), eine auf Baden-Württemberg begrenzte bei "Heilpraktiker im Internet" (http://www.netzprojekte.de/heilpraktiker). Eine weitere - und die interessanteste - Möglichkeit der Präsentation im "Web" ist die eigene Homepage. Alle Vermittler eines Internet-Zugangs (Provider) bieten hierzu genügend Speicherplatz an, der in der Grundgebühr enthalten ist. Aber fallen Sie bitte nicht auf werbewirksame Aussagen wie: "Erstellung einer Homepage in 30 Minuten" herein! Das schafft nicht einmal ein Profi, der alle Texte und Grafiken fertig vorliegen hat.
Email (= elektronische Post)
Jede(r), der sich bei einem Provider angemeldet, bekommt automatisch eine Email-Adresse, über die er weltweit erreichbar ist. Dies ist vergleichbar mit einem Postfach, in dem die elektronische Post abgelegt wird, und dort von der (mittels Passwort) dazu legitimierten Person jederzeit abgerufen werden kann.
Die Kommunikation per Email ersetzt mehr und mehr das Fax, denn es hat entscheidende Vorteile:
- Man kann als "Anlage" Dateien mit verschicken, die dem Empfänger dann in problemlos weiterverarbeitbarer Form vorliegen. (Texte, Grafiken, Datenbanken, Bilder..)
- Es ist preisgünstig. Meist kostet die Versendung einer Email nur die Telefongebühren eines Ortsgespräches, auch wenn der Empfänger der Email auf der anderen Seite des Globus ist.
- Es geht schnell. Meist steht die Email dem Empfänger nach wenigen Minuten zur Verfügung.
Neben der Email-Adresse des Providers bieten viele Dienstleister im Internet die Möglichkeit an, eine weitere kostenlose Email-Adresse anzulegen. (z. B. die Yahoo-Suchmaschine (http://www.yahoo.de))
Fachliteratur auf CD-Rom
Das CD-Rom-Laufwerk gehört heute zur Standardausrüstung eines PC. Es gibt heute eine Fülle von Literatur - auch im naturheilkundlichen Bereich - die auf diesem Medium verfügbar ist. Hier eine kleine, unvollständige, Auswahl:
Phytotherapie: Herbal remedies / Heilpflanzen; Deutscher Apotheker Verlag Gute Suchfunktionen und die Möglichkeit, eigene Angaben hinzuzufügen
Arzneimittelverzeichnisse Präparate-Liste der Naturheilkunde Rote Liste
Augendiagnose: Iris Konstitution und Disposition aus dem Auge; Pascoe Gute Aufarbeitung des Konstitutionssystems nach Schimmel mit schönen Irisaufnahmen in guter Qualität.
Allgemein: Naturmedizin heute, Gräfe & Unzer
Anatomie: Sobotta Atlas der Anatomie des Menschen
Bodyworks
Lexika: Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch
Roche-Medizinisches Lexikon
Stichwortsuche und Exportmöglichkeit von Texten und Grafiken
Medikamente: Einige Arzneimittelhersteller bieten ihre Kompendien auf CD-ROM an.
Adressen: KlickTel: Adress- und Telekommunikationsauskunft Deutschland Ausgezeichnete Such-, Selektions- und Exportfunktionen
Klassische Homöopathie mit PC-Unterstützung
Es werden einige, teilweise sehr umfangreiche Homöopathie-Programme angeboten, die den schematischen Repertorisationsvorgang stark vereinfachen.
Sie nehmen dem Homöopathen aber weder die Auswahl, noch die Hierarchisierung der Symptome ab und ersetzen in keinem Fall eine fundierte Ausbildung in der Homöopathie.
In diesem Bereich haben zwei Programme die Spitzenstellung: "McRepertory" Läuft auf Apple-Computern (Macintosh-Betriebssystem) Bezugsquelle: McRepertory Deutschland
"Radar"
Läuft unter Windows
Bezugsquelle: Datentechnik Frick & Co. GmbH (Adresse s. u.)
Bildverarbeitung und -archivierung
Die Möglichkeit, Bilder zu speichern, zu archivieren und zu bearbeiten kann auch in der Naturheilpraxis interessant sein, z. B. bei der Augendiagnose: Per Spezialkamera aufgenommene, oder eingescannte Bilder der Augen können direkt der elektronischen "Karteikarte" des Patienten beigefügt werden.
Auch für die Dunkelfeldmikroskopie und die Archivierung von Kristallisationsbildern u. ä.., bestehen diese Möglichkeiten. Speziell für die Archivierung von Dunkelfeldbildern hat die Fa. Datentechnik Frick & Co. GmbH (Adresse s. u.) vor kurzem ein System namens DuMAS (Dunkelfeldmikroskopie - Archivierungssystem) auf den Markt gebracht.
Aber: Die optische Qualität digitaler Bilder kann sich - trotz allen Fortschritten - noch lange nicht mit dem "guten alten" Dia messen.
Textverarbeitung mit Diktierprogramm
Neben der Arbeit mit einem Textverarbeitungsprogramm, wie es wohl auf fast jedem PC zu finden ist, kann es für die Kolleginnen und Kollegen, die sich in irgendeiner Form schriftstellerisch betätigen, durchaus interessant sein, dem PC einfach zu diktieren, was geschrieben werden soll. Die Technologie, gesprochenen Text in Schrift umzusetzen, steckt zwar immer noch in den "Kinderschuhen", hat aber mit dem Programm Via Voice 98 - Executive Edition von IBM inzwischen eine akzeptable Qualität erreicht. Mit diesem Programm ist der größte Teil dieses Artikels erstellt worden.
Es bedarf zwar zu Beginn der Arbeit mit dem Programm einiger Zeit, es der individuellen Sprechweise des Benutzers anzupassen, aber nach ca. 4 Wochen mit zahlreichen Korrekturen, hat das Programm so viel "gelernt", dass es selbst mit einer recht anspruchsvollen naturheilkundlichen Terminologie fehlerarm umgehen kann.
Ein Haken: Das Programm verlangt eine recht hohe Leistungsfähigkeit des PC: Ein Pentium mit mindestens 266 MHz und 64 MB Arbeitsspeicher muss es schon sein, damit die Arbeitsgewindigkeit akzeptabel ist.
Es werden zwar heute Diktierprogramme angeboten, die deutlich billiger sind, als das erwähnte IBM-Programm, ich muss Ihnen aber dringend raten, für den vermeintlich eingesparten Betrag lieber Essen zu gehen - Sie haben mehr davon!
Praxisverwaltung
Das Haupteinsatzgebiet des PC in der Naturheilpraxis dürfte Patientenverwaltung, Behandlungsdokumentation und die Buchhaltung sein. Dies sind Bereiche, aus denen die EDV nicht mehr wegzudenken ist, da sie die Arbeit deutlich erleichtert und professionalisiert. Es spielt bei der Abrechnung unserer Patienten mit ihren privaten Krankenversicherungen (PKV) keine unerhebliche Rolle, wenn das Rechnungserstellungsprogramm des HP automatisch dafür sorgt, dass alle erstattungsrelevanten Angaben auf der Rechnung enthalten sind. Auch das professionelle Aussehen einer Rechnung scheint die Kostenerstattung durch die PKV zu erleichtern. Man kann über die Gründe dafür nur spekulieren, aber die subjektive Erfahrung des Autors zeigt, dass wesentlich weniger Korrespondenz mit Versicherungen anfällt, seit die Rechnungen ein professionelles Layout haben. Auch fördert es die "Zahlungsmoral" der Patienten deutlich, wenn das Programm automatisch ein Zahlungziel auf der Rechnung datiert.
Ein Programm, das alle Voraussetzungen für eine praktisch "papierlose" Praxisverwaltung erfüllt, ist das "Medidat" der Fa. Datentechnik Frick & Co.(1), das speziell für die Bedürfnisse einer Naturheilpraxis erstellt wurde und dabei auch anspruchsvollen Anforderungen gerecht wird. Mit Medidat wurde der Beweis erbracht, das es möglich ist, in enger Kooperation mit den Benutzern ein Programm zu erstellen, das einen enormen Leistungsumfang besitzt und trotzdem problemlos auch von einem Nicht-Computer-Experten bedienbar ist.
Medidat besteht aus verschiedenen Modulen, so dass sich der Leistungsumfang den individuellen Bedürfnissen der Praxis anpassen lässt, ohne dass man in jedem Fall das komplette Programmpaket kaufen muss. Die für die Praxisverwaltung wichtigsten Module sind das Grundmodul und das Buchhaltungsmodul.
Das Grundmodul enthält bereits alle Funktionen, die die Führung der "Karteikarte", die Dokumentation von Anamnese, Untersuchungen, Befunden und der Therapie möglich machen. Zudem sind alle Funktionen zur Erstellung von Rechnungen im Grundmodul enthalten. Viele kleine, sehr benutzerfreundliche Detailfunktionen erleichtern die Arbeit enorm. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, die Adresse eines schon in der Datenbank vorhandenen Patienten mit einem Mausklick zu kopieren, wenn man eine neue "Karteikarte", etwa für den (Ehe)partner oder ein Kind anlegen möchte. Auf diese Weise spart man das mehrfache Eintippen gleicher Adressen. Eine ähnlich elegante Lösung gibt es, wenn der Rechnungsempfänger eine andere Person ist, als der Patient (Kinder!). Bei der Rechnungserstellung bestechen die vielfältigen Möglichkeiten, immer wiederkehrende Positionen in Datenbanken abzulegen, um sie mit wenigen Mausklicks in die Rechnung einfügen zu können. Hier gibt es beispielsweise die Möglichkeit, immer wiederkehrende Kombinationen von GebüH-Ziffern in "Leistungsketten" zusammenzufassen, die dann per Kürzel oder Mausklick abrufbar sind. Das gleiche gilt für Standarddiagnosen oder Sachleistungen, wie etwa externe Laborleistungen etc.
Wenn man die Datenbanken des Medidat einmal der eigenen Praxisarbeit entsprechend angelegt bzw. modifiziert hat, ist es möglich, die Rechnungen fast ausschließlich mit der Maus "zusammenzuklicken". Auch das Mahnwesen (drei Mahnstufen) ist weitgehend automatisiert und ermöglicht die Zufügung einer frei definierbaren Mahngebühr. Trotz aller Automatisierung besteht bei allen Daten die Möglichkeit, sie je nach Fall und Situation frei zu verändern.
Das Buchhaltungsmodul entspricht den DATEV-Vorschriften und ist sehr komfortabel zu bedienen. Zahlungen, die im Grundmodul eingegeben werden, werden automatisch im Buchhaltungsmodul verbucht. Die Medidat - Buchhaltung ermöglicht jederzeit einen aktuellen Überblick über die Finanzsituation der Praxis - vorausgesetzt, man gibt alle Finanzdaten konsequent und regelmäßig ein... Die beschriebenen Funktionen können nur einen kleinen Ausschnitt aus den Programmfunktionen darstellen. Die beim Hersteller erhältliche, kostenlose Demoversion zeigt den kompletten Leistungsumfang dieses ausgereiften Praxisverwaltungsprogramms.
Der PC in Diagnostik und Therapie
Man kann davon ausgehen, dass auch in der biologischen Medizin die Computertechnologie für die direkte Arbeit mit dem Patienten immer mehr Bedeutung bekommen wird. Ob dies dem Anspruch echter naturheilkundlicher Arbeit und Philosophie vereinbar ist, ist eine Gewissensfrage, auf die jeder HP eine eigene Antwort finden muss. Ein Beispiel für den Einsatz des Computers in der Diagnostik ist die Segmentelektrographie der Fa. Vega - Grieshaber, mit der es möglich ist, Reaktionsblockaden, Herdbelastungen und andere funktionelle Regulationsstörungen zu diagnostizieren.
Ein Manko dieser Methode ist jedoch, dass die Herstellerfirma die Hard- und Software für diese Technologie nur gemeinsam verkauft. Das macht die Methode für den Besitzer eines leistungsfähigen PC's, der nur die Software und die Messelektroden bräuchte, kostspielig.
Welche Technologien auch immer künftig auf den Markt kommen werden - Wir Heilpraktiker dürfen das Bewusstsein darüber nicht verlieren, dass der Computer immer eine seelenlose Maschine bleiben wird, deren Aufgabe darin besteht, unsere Arbeit zu perfektionieren und zu erleichtern. Der PC darf weder zum Selbstzweck werden, noch kann und darf er die zwischenmenschlichen Bereiche der Arbeit mit unseren Patienten ersetzen. Auch wäre es verhängnisvoll zu glauben, eine unzureichende Ausbildung und fehlendes Wissen und Können technologisch kompensieren zu können.
Anschrift des Verfassers:
Friedemann Garvelmann
Hauptstr. 21
79790 Küssaberg-Kadelburg
Tel.: 07741-2926
Fax: 07741-671243
eMail: rhizoma@t-online.de
Internet: http://members.aol.com/garvelmann