Krebsforum

Naturheilkundliche Behandlung von malignen Tumoren

von R. Inderst

I. Problemstellung

Einer Umfrage des INFAS-Instituts zur Folge haben 2/3 der Deutschen am meisten Angst vor der Diagnose Krebs, 20 % vor der Diagnose Alzheimer und rheumatischen Erkrankungen, also Krankheiten, die vorwiegend den Menschen pflegebedürftig machen. Diese Haltung ist nur zu berechtigt, da die Häufigkeit an Tumor zu erkranken und zu sterben in der letzten Zeit eher zu- als abnimmt und die über lange Zeit bestehende Meinung der klassischen Medizin, das Krebsleiden bis Ende dieses Jahrhunderts zu heilen, sich nicht erfüllt hat. Natürlich muß sich auch die Naturheilkunde der kritischen Frage stellen, was hinter dem Begriff "Heilen von Krebs" zu verstehen ist.

Erstaunlicherweise hat der Richtungsstreit zur Genese und der Therapie von Krebs zwischen einigen Hochschulinstituten und Naturheilkundlern wieder zugenommen, so daß eine grundlegende Bestandsaufnahme der naturheilkundlichen Therapie gerechtfertigt scheint. In diesem Artikel wird das Schwergewicht auf oral applizierte Proteasen gelegt, es ist aber zweifelsohne so, daß viele der Wirkmechanismen von naturheilkundlichen Präparaten ähnlich sind.

Zunächst beginnt die Naturheilkunde immer bei der Vermeidung von Schäden bzw. der erste Ansatz beim Individuum ist dadurch zu sehen, daß die Konstitution, Disposition und das Eingebundensein in ein entsprechendes soziales Umfeld beachtet wird. In erster Linie gilt es daher, entsprechende Risiken zu erkennen und zu vermeiden (Stressgesellschaft). In dieser Hinsicht spielt die Ernährung, gerade in der Naturheilkunde, eine bedeutende Rolle und selbst das National Cancer Institut hat festgestellt, daß eine der wesentlichen Krebsursachen die Ernährung darstellen kann.

II. Die Sprache der Naturheilkunde

ASCHNER, KOLLATH, SEEGER und ZABEL sollen stellvertretend für die Hypothesengenerierung von Krebsentstehung und dessen Beeinflußbarkeit u. a. durch Arzneimittel genannt werden. Natürlich fußen die Erkenntnisse dieser Ärzte auf alten Ansichten, insbesondere auf die jahrhundert lang geltende Humoralpathologie und der Einheit von Zelle und Mileu. Nur wenn es gelingt, diese Einheit zu erhalten bzw. zu stabilisieren, kann man den Krebs wirksam bekämpfen. Nun besteht oft die Schwierigkeit, die älteren Ausdrücke aus der Naturheilkunde in eine moderne Sprache zu überführen. Andererseits sind viele Ausdrücke im Rahmen der naturheilkundlichen Verwendung auch in der Immunologie durchaus geläufig, denn erstaunlicherweise können Ausleitung, Zelle und Mileu durchaus adhäquat in die neue Sprache der Immunologen übersetzt werden und behalten dann ihre ursprüngliche Bedeutung.

Einige der Ausdrücke der Schulmedizin müssen aber systemimmanent gehandhabt werden, z.B. der Begriff der Basen-Säureüberschuß. Hier hat die Naturheilkunde ein völlig anderes Verständnis über die jahrhundert lange Anwendung von Basen oder säureüberschüssigen Nahrungsmitteln. In diesem Artikel kann es leider nicht möglich sein, spezielle Therapieformen der antroposophischen Medizin oder der orthomolekularen Medizin bis ins Detail zu erläutern.

III. a. Konzepte ASCHNER, KOLLATH

Aktualisierung des Begriffs Dyskrasie bei Tumorpatienten Wie in den Büchern von ASCHNER und HONEGGER dargelegt, kommt es aufgrund einer angeborenen Dyskrasie, unterstützt durch fehlerhafte Ernährung, Störfelder und Toxikosen zu sogenannten Zweitschäden an den großen Ausscheidungsorganen (Darm, Leber, Niere), reticulo-endothelialen Systems und Vegetativum mit Störung des humoralen und zellulären Systems. Aufgrund der gestörten Lymphzirkulation erfolgt eine Zunahme von Co-Carzinogenen, eine fehlerhafte Sekretion und Exkretion, schließlich tritt Unfähigkeit zur fieberhaften Reaktionen und eine Erschöpfung der Abwehr (eine Starre der Abwehr) ein, die dadurch gekennzeichnet ist, daß eine Autointoxikation, Amyloidose, chronische Entzündung, Tumor und Kachexie auftreten. HONEGGER bezeichnet Krebsdyskrasie im engeren Sinn als folgende Situation:

Generalisierte Abwehrschwäche, fehlerhafte Abwehrstoffe, fehlende fieberhafte Reaktionen, vermehrte Azidose der Zellen, Zunahme von Co-Carzinogenen, Zunahme der Autointoxikation, vermehrter seelischer Streß, Virusinfekte, so daß eine Präkanzerose in einen tumorösen Zustand umschlagen kann.

III.b. Die Bedeutung der Matrix (HEINE)

Nach Meinung der Naturheilkundler und einigen Anatomen muß jede Information für die Zelle die Matrix passieren. In dieser Matrix finden sich neben den Fibroblasten wichtige Strukturproteine wie Tenascin, Laminin, Fibronektin, welche Krebszellen als Anker dienen können. Neue Untersuchungen zeigen , daß auch hier orale Proteasen eingreifen können. Da in der Matrix Kapillaren und insbesondere nervale Zellaxone frei enden, können Maßnahmen wie die Neuraltherapie sinnvoll in das Krebsgeschehen eingreifen bzw. auch die Fibroblasten in ihrer Funktion gut beeinflussen.

IV. Schulmedizin

Es wäre sicherlich falsch, wenn man die Erfolge der Schulmedizin nicht angemessen würdigte. So konnten bei kindlichen Tumoren (Leukämie) zum Teil > 80 % Heilungsraten durch anerkannte Chemotherapeutika erzielt werden.

Auch im Erwachsenenalter zeigt die gleichzeitige Anwendung von Operation, Chemo- und/oder Bestrahlung eine Heilquote von ( 45 %. Eine wesentliche Verbesserung dieser Zahlen konnte erst erzielt werden, nachdem man das Konzept der großzügigen Radikalität verlassen hat und der Annahme Rechnung trug, daß Tumoren grundsätzlich systemische Erkrankungen und keine lokalen Erkrankungen darstellen. Bedauerlicherweise hat sich aber mit Einführung der Chemotherapie ein für den Patient höchst unliebsamer Zustand eingestellt, denn zur palliativen Therapie wurden vielfach Chemotherapeutika, auch bei fortgeschrittenen epithelialen Tumoren, verwendet, die für den Patienten weder Besserung des Allgemeinbefindens noch der Überlebensrate bedeuteten.

So war die Kritik von Herrn ABEL zu berechtigt. Er machte deutlich, daß im Erwachsenenalter bei fortgeschrittenen Tumoren und Symptomfreiheit 80 % der Chemotherapie nutzlos bleibt, ja sogar die Lebensqualität reduziert. Dies ist für die Anwendung der Naturheilkunde kein Grund zur Freude, sondern es unterstreicht den Wert einer gezielten naturheilkundlichen Polypragmasie (KARL).

V. Naturheilkundliche Methoden

In Deutschland therapieren die Naturheilkundler vorwiegend mit Mistelpräparaten sowohl Prae wie Kanzerosen. Dann folgt an zweiter Stelle Proteasenkombinationen, es folgen Organotherapie ( z.B. Thymus-Peptide) und die Anwendung orthomolekularer Substanzen (hochdosiert die Vitamine A, C, D, E, Selen und Zink). Am häufigsten werden gemäß der Untersuchung von IFAG bei Brust- und Colontumoren WOBE-MUGOS® mit Iscador®/Helixor®, begleitet von Thymuspeptiden, Vitamin A und Echinacin angewendet. Da die Mehrzahl der Ärzte auch erfahrungsheilkundlich tätig sind, entspricht es ihrer Erfahrung, daß eine solche Kombination die Geschwulst von verschiedensten Seiten angreift und dem Krebspatienten am besten helfen kann. Darum sollen im folgenden die bekannten Wirkmechanismen für die 4 häufigsten Komplementärtherapeutika ausgearbeitet werden.

Proteasentherapie

Historisch gesehen (Europa) waren FREUND/KAMINER, WOLF, GASCHLER und RANSBERGER die Pioniere auf diesem Therapiegebiet. Die Enzymtherapie des Krebses hatte eine reine empirische Phase von 1960 - 1970, erste größere Untersuchungen mit den entsprechenden Veröffentlichungen in Fachzeitschriften wurden zwischen 1970 und 85 durchgeführt, danach wurde diese Therapie unterstützt durch in-vivo- und invitro-Untersuchungen, auch bei einem größeren Klientel durch prospektive oder retrolektive Studien untersucht.

Dabei traf es sich besonders gut, daß genau zu diesem Zeitpunkt die moderne Immunologie, die in der Tumorabwehr führenden Zellen und das Geflecht der Zytokine erkannte. So konnten folgende Ergebnisse erzielt werden:

1. Wirkung auf tumordestruktive Zellen

Proteasen, insbesondere deren Kombinationen, aktivieren ruhende Monozyten und NK-Zellen, andererseits regeln sie aber überstimulierte Zellen herab (down-Modulation). Dies läßt sich an Patienten mit rheumatischer Polyarthritis gut belegen: Hier sind die Zellen überaktiv. Die Proteasentherapie reduziert deren Aktivität. Proteasen sind daher keineswegs nur Immunstimulantien.

Mononukleäre Zellen (früherer Ausdruck RES) Systems, jetzt monozytäres Phagozytensystem (MPS) werden aufgrund von Oberflächenstrukturen, den sogenannten Adhaesionsmolekülen und der Ausschüttung von Zellbotenstoffen erkannt (Interleukin 1 (, IL2, IL4/10, IF(, IF(, TGF(). Die Untersuchungen in-vitro mit Einzelproteasen und mit einem Enzymgemisch zeigten eine Stimulation der ruhenden Zellen unter Abgabe von TNF( und IL1(. Dies gilt für Makrophagen und NK-Zellen. In-vivo ergab sich aber ein anderes Bild:
Sobald man nämlich die in den Tumor eingewanderten Freßzellen von Tumorpatienten untersuchte, wurde festgestellt, daß sie ihre Fähigkeit verloren hatten, den Tumor anzugreifen, sie konnten auch spontan nicht besonders hohe Spiegel von TNF( bilden.

Sie waren also nicht mehr zytotoxisch. Gleichzeitig wurde der Transforming Growth Factor ( stark erhöht gefunden. Wurden nun Proteasen zusätzlich zu diesen Zellen gegeben, verringerte sich einerseits TGF( und parallel dazu wurde die Zytotoxizität erhöht, d.h. die Anregung der körpereigenen Abwehr geht gleichzeitig mit Veränderung von Zytokinen bzw. eines Zytokinmusters einher und die Phagozytoseleistung steigt . Auch Mistelpeptide, Thymus und orthomolekulare Substanzen aktivieren diese Zellen.

2. Bedeutung von sogenannten Blocking factors

Die Elimination von pathogenen Stoffen wird durch Enzyme auch auf andere Weise angeregt. Solche Stoffe wurden bereits 1985 von den Brüdern HELSTRÖM als tumorblockierende Substanzen oder Blocking Factors bezeichnet. Die immunologische, einfachere Bezeichnung lautet Immunkomplexe bestehend aus einem Antigen, z.B. von der Oberfläche der Krebszelle abgespalten und den zugehörigen Antikörper. Komplexe dieser Art in hoher Konzentration sind in der Lage, die Abwehrkraft des Abwehrsystems zu reduzieren und zusätzlich die Funktion der zytotoxischen T-Zellen zu blockieren (daher der Name). Seit langem war nun unter naturheilkundlichen Ärzten bekannt, daß bei manchen Krebsformen hohe Spiegel von Immunkomplexen auftraten, wo gleichzeitig seit Beginn der 60iger Jahre bekannt war, daß diese Tumoren besonders gut auf Proteasen ansprechen. Dies trifft für das Melanom, das Pankreaskarzinom, bestimmte Formen von Brustkrebs und Pleura- und Peritonealtumoren zu. Nachdem bekannt war, daß auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis Immunkomplexe auftreten, die durch Proteasen hervorragend reduziert werden können, lag es nahe, die Verringerung der die Abwehr behindernden Komplexe als einer der Wirkprinzipien der Proteasen zu postulieren. Dies trifft insbesondere für das Enzym Papain zu, weniger für Bromelain.

3. Die Rolle der Zytokine (TNF,TGF)

Seit langem bekannt ist, daß Patienten mit akuten Entzündungen auch Regressionen von Tumoren zeigen. Eine der Ursachen scheint TNF (Tumor necrosis factor) zu sein, von dem jetzt bekannt ist, daß er die Tumorgefäßbildung beeinflußt und so auch die Ernährung des Krebses beeinflußt.

Lokal angewendet kann er zur Nekrose des Krebses führen (Name!) Wird er systemisch angewandt, stellen sich alsbald erhebliche Nebenwirkungen ein. Daher ist die naturheilkundliche Therapie, welche auf lokaler Ebenen wirkt, sinnvoller und erfolgversprechender.

Eine Besonderheit von Krebszellen besteht darin, daß sie den vorgesehenen Selbstzerstörungsmechanismus (Apoptose) umgehen können. Hier setzt aber die Wirkung von TNFa an. Nach erfolgter Rezeptorbindung an die Tumorzelle induziert TNF die Apoptose. Dagegen schützt sich die Tumorzelle wiederum, indem sie diese Rezeptoren abstößt (shedding). Freie Rezeptoren binden jetzt TNF und machen es völlig unwirksam.

TGFb wurde vor kurzem entdeckt und hat verschiedene Wirkungen: Physiologisch beeinflußt er die Bildung von regulärem Bindgewebe, im Übermaß kommt es zur Fibrose. Ähnliches gilt bei Tumoren: Hohe Konzentrationen reduzieren die Abwehr, insb. die Makrophagen. TGF wird über ein Transportmolekül gebunden, an das auch Enzyme gekoppelt werden. Falls die Bindung eines Zytokins und eines Enzyms stattgefunden hat, wird der Komplex sehr rasch durch Makrophagen aus der Zirkulation entfernt. Also die Enzymtherapie führt zur raschen Entsorgung von abwehrhemmenden Zytokinen.

4. Besonderheit der Proteasentherapie: Reduktion von Thrombosen

HAGER berichtete daß nach Absetzen von Proteasen bei vielen seiner Tumorpatienten verstärkt Thrombosen aufgetreten seien. Solche Beobachtungen wurden schon viel früher gemacht und von TROUSSEAU, (1867) so formuliert:

"Die spontane Blutgerinnung ist ein häufiges Zeichen bei Krebspatienten - wegen speziellen Veränderungen des Blutes, die unabhängig sind von Entzündungen und Anlaß geben für Venenthrombosen". Gerade bei epithelialen Geschwülsten konnte als erste Reaktion vor Bekanntwerden der Diagnose eine Thrombose auftreten. Bei Pankreaskrebs kann aus heiterem Himmel eine Thrombophlebits auftreten und so auf den Tumor hinweisen. Aufgrund der fibrinolytischen Wirkung, insbesondere von Trypsin und Chymotrypsin, läßt sich die Beobachtung von HAGER erklären. Gleichzeitig soll der Therapeut vor Beginn der Therapie das Gerinnungssystem seines Patienten testen, damit keine unbeabsichtigte Blutung ausgelöst wird. Dies kann bei fortgeschrittenen Lebertumoren durchaus vorkommen.

5. Additive naturheilkundliche Therapie (Radiatio, Chemotherapie)

Die häufigste Anwendung von komplementären Methoden geschieht, um die Nebenwirkungen von Primärmedizin-Maßnahmen zu reduzieren. Bei Anwendung von Bestrahlung treten sehr häufig Müdigkeit und lokale Reizungen an der Haut und den Schleimhäuten auf. Auch einige Chemotherapeutika führen zur gleichen Erscheinung, der Mucositis. Sie führt bei den ohnehin geschwächten Patienten zur Reduktion der Schleimhautabwehr und zu starken Schwellungen. Bei sehr schweren Verläufen kann sogar eine Nekrose der Schleimhaut auftreten. Natürlich wird es manchmal erforderlich sein, eine spezifische Therapie einzuleiten (Antibiotika, Antimykotika). In der Naturheilkunde haben sich WOBE-MUGOS® E, Mistelpeptide, Vitamine und Spülungen bewährt (Salbeitee).

Auch einige Chemotherapeutika können zu dieser Erkrankung führen. Bei einigen Präparaten gibt es aber spezifische Nebenwirkungen, welche gut durch parallele Anwendung von Proteasen reduziert werden , z. B. führt Bleomycin zur Lungenfibrosierung. Andere Präparate reduzieren die Leukozyten und die Thrombozyten. Auch dort ist die Gabe von Enzymen sinnvoll. Schließlich verursachen einige eine Erhöhung der Leberenzyme, welche wiederum durch Enzyme positiv beeinflußt wird.

6. Das große Problem, die Metastasenbildung

Sowohl für die konventionelle wie für die naturheilkundliche Therapie gibt es ein spezifisches Problem, die maligne Tumoren charakterisierende Metastasierung. Historisch gesehen gibt es hierzu, entsprechend den Erkenntnissen der jeweiligen Zeit, verschiedene Hypothesen. So hatte SANDRITTER vor 20 Jahren postuliert, daß nur diejenigen Zellen überleben, welche sich mit thrombenartigem Material umgeben. Nach PRICE haben bereits 70 % der Patienten bei der Diagnosestellung Krebs Metastasen entwickelt. Die Metastasierung verläuft in kleinen Schritten. Zunächst kommt es beim Primärtumor zum Verlust des Zell-zu-Zell-Kontakts, dann zu einer Invasion dieser Zellen in das umgehende Stroma, wobei täglich bis zu 6 Mio. Zellen als invasive Zellen gekennzeichnet werden können, von dort können sie dann in die Blutbahn gelangen, später aber nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,01 % Metastasen setzen können. Zur Kontrolle des Wachstums und der Metastasenbildung tragen nach moderner Immunologie folgende bei: Protoonkogene, Transkriptionsfaktoren, Wachstumsfaktoren wie TGFb und Adhaesionsmoleküle.

7. CD44, CD54, proteasesensible Adhaesionsmoleküle

Die neue immunologische Forschung hat zur Erklärung chronischer Entzündungen und von Tumoren ein neues Konzept vorgelegt. Die der Zellkommunikation dienenden Oberflächenstrukturen, sogenannte Adhaesionsmoleküle, sind wegweisend für Zellen bei chronischen Entzündungen wie auch Wegweiser zur Metastasenvorbereitung von Tumorzellen. Erstaunlicherweise konnten unterschiedliche Untersuchungsgruppen, z.B. KUNZE et.al, KLEEF, MAURER et.al., nachweisen, daß Proteasen das invasive Potential von Melanomzellen reduzieren, insbesondere dadurch, indem sie CD44 in verstärktem Maße auf der Oberfläche reduzieren. Dies gilt jedoch nicht nur für das Bromelain, sondern in gleichem Maße für Papain, so daß wiederum eine Kombination von Proteasen am sinnvollsten scheint.

Lektine sind übrigens in der Lage, Oberflächenstrukturen, welche üblicherweise Tumorzellen als Anker dienen, zu blockieren. Ähnliche Effekte lassen sich mit bestimmten Zuckermolekülen erzielen, welche neuerdings vor einer Tumortherapie verabreicht werden, um die Metastasenfrequenz, speziell in der Leber, zu reduzieren. In der Literatur gibt es durchaus gute Hinweise auf die metastasensenkende Wirkung von Thymuspeptiden.

VI. Studien, Erfahrungsberichte

1. Ältere Studien zur Proteasentherapie

Bei folgenden Tumoren wurden z. T prospektive Studien durchgeführt (insbesondere auch in Österreich)

Größere Erfahrungsberichte liegen auch zum Mammakarzinom, Stadien I - III, vor (302 Patienten/ROKITANSKY) und zu Pankreaskarzinom im Stadium mit Metastasierung (50 Patienten/ SCHEEF/ WRBA) und bei Pleuraergüssen ( > 750 Patienten) vor.

Bei letzteren wurden Enzyme oral und parallel intrapleural WOBE-MUGOS(r) Injektionen (rezeptpflichtig !) verwendet. Injektionen sind schmerzhaft und bergen das zusätzliche Risiko der notwendigen Lokalanästhesie. Einschränkend muß man aber sagen, daß sich die Zusammensetzung der Präparate im Laufe der Zeit von 1963 - 1985 leicht verändert hat.

Einzelne gut dokumentierte, für die Enzymtherapie hochpositive Berichte gibt es zum Nierenzellkarzinom, Blasenkarzinom, Prostatakarzinom, Corpus-uteri-Karzinom und zu Weichteilsarkomen.

2. Neue Studien

Kleinere prospektive Studien liegen vor zum Pankreaskarzinom, allerdings mit einer großen Anzahl von weiteren Komplementärtherapeutika (KLEEF/HAGER) sowie zum Colon-Rektum-Karzinom (30 Patienten/POPIELA). Größere retrolektive Untersuchungen (mit mehr als 3.000 Patienten) liegen vor zum Colon-Rektum-Karzinom sowie zum Mammakarzinom und bereits mehrere Veröffentlichungen zur Wirkung von WOBE-MUGOS® beim Multiplen Myelom.

Bei allen neueren Studien im Bereich Naturheilkunde spielt der Begriff Lebensqualität eine entscheidende Rolle. In der wissenschaftlichen Literatur wird er unterschiedlich definiert. Am bekanntesten ist sicher der EORTC-Bogen. Auch einfachere Begriffe wie der KARNOWSKY-Index werden weiterhin verwendet. Die gleichzeitige Anwendung von Proteasen hat eine eindeutige Verbesserung der Lebensqualität gezeigt.

Erstaunlicherweise haben die sog. retrolektiven Daten (siehe Kasten) ergeben, daß beim Multiplen Myelom zusätzlich eine echte Zunahme des Überlebens (maximal 3 Jahre) durch langfristige (> 6 Monate) WOBE-MUGOS®-Therapie möglich ist. Dieses Ergebnis hat die Zulassungsbehörde in den USA dazu bewegt (1/99), dem Präparat den Orphan Drug Status zuzuerkennen.

VII. Bedeutung der Kombinationstherapie in der Naturheilkunde

Grundsätzlich sollte die naturheilkundliche Therapie klassische Verfahren unterstützen.
Als Problemfelder der klassischen Therapie sowohl Chemotherapie wie Bestrahlen ergeben sich

Da die naturheilkundlichen Medikamente sich auch in einiger Hinsicht unterscheiden (Thymuspeptide z.B. verringern den Tumorschmerz, Mistelpeptide erhöhen die DNS-Syntheserate gesunder Zellen und erhöhen die Apoptoserate von Tumorzellen, Vitamin A steigert die Differenzierung von Tumorzellen und verringert gleichzeitig das Risiko der Proto-Onkogen-Aktivierung) ist eine Kombination sinnvoll. Dies gilt auch im Endstadium der Tumorerkrankung.

Proteasen und andere naturheilkundliche Verfahren führen

VIII. Literatur

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Bedeutung der Kasuistik für die Medizin.
Münchner med. Wschr. 133, 637 (1991)

Hinweise
Basisbroschüren zu Mistel (Helixor(r), Iscador(r)), zur Thymustherapie (MUCOS Pharma, Strathmann), zur Vitamin- und Spurenelement-Therapie (biosyn, MUCOS Pharma) enthalten wichtige Informationen über den Stand der klinischen und experimentellen Forschung.

Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK), Heidelberg, hat für Ihre Tumorpatienten entsprechende Hinweise zur Kombinationstherapie erarbeitet, auch hinsichtlich Kosten und KV-Erstattung dieser Medikamente.

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. R. Inderst
Hirschweg 9
85598 Baldham

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Naturheilpraxis 06/99