INDUSTRIE UND FORSCHUNG

Ganzheitliche Kybernetik: Fundament einer ganzheitlichen Medizin

Vortrag an der Universität Heidelberg im Rahmen des Projektes GANIMED

von Harald Zycha

4. Präzisierung der Kritik aus ganzheitlich-kybernetischer Sicht

Zu Beginn dieser Ausführungen habe ich einige Punkte zur Kritik an Naturwissenschaft (Physik) und Medizin angeführt, soweit man sie schon im Rahmen des bisherigen Denkens erkennen kann, wenn man nur bereit ist, über die festzementierten Dogmen nachzudenken. Die Kritik betraf vor allem die ungerechtfertigte Übertragung des Kausalprinzips aus der Alltagswelt in die Mikrowelt und das sich daraus ergebende Problem der Hypothese. In der Medizin hat dieser Umgang mit dem Kausalprinzip zur Interpretation von Krankheit und Heilung als Gegensätze geführt, mit dem therapeutischen Ansatz von Gegenmitteln. Alles in allem ist es die Kritik am reduktionistischen Denken.

Jetzt sind wir in der Lage, diese Kritik von einer höheren Warte aus zu verstehen und noch fester zu begründen. Die ganzheitliche Kybernetik führt somit zu einer wesentlichen Verschärfung der Kritik, die ich in den folgenden Aussagen zusammenfassen möchte:
l. Unsere heutige Physik hat ihren Ausgang genommen vom Galileischen Programm des Messens und Berechnens, von der Quantifizierung der Naturbeschreibung. Die eigentliche Qualität, das Geistige, wurde aus der Wissenschaft eliminiert. Was das bedeutet, können wir jetzt aus der unterschiedlichen Bedeutung der zwei Informationsströme der Schichtung der Natur (vgl. Bild 1) ermessen:

Die bis dahin eher ganzheitliche Naturbetrachtung eines Aristoteles wurde auf die rein materielle Komponente eingeschränkt. Die heutige Physik befaßt sich nur mit der lateralen Komponente des Seins, nur mit redundanten Projektionen des geistigvertikalen Seins, mit Bildern, die nur in der Alltagswelt Bedeutung haben.

Daraus folgt ein äußerst schwerer, fundamentaler Vorwurf, über den man ernsthaft nachdenken muß: Unsere Naturwissenschaft ist wesentlich unvollständig, sie kann die Natur prinzipiell nicht ganz erfassen, wie lange auch immer man forschen mag!

2. Die ganzheitliche Kybernetik erweist sich als ein der gegenwärtigen Naturwissenschaft übergeordnetes Meta-Konzept, von dem die letztere nur einen Teil bildet, mit dem entsprechend eingeengten Blick auf einen Teilaspekt der Welt. Jedes konventionelle Naturgesetz findet schon seine Begründung in der Reproduzierbarkeit der kybernetischen Kreisprozesse.

3. Die Kybernetik behandelt ihren Gegenstand jeweils als Ganzheit, deren Wirken sie berücksichtigt. Sie betrachtet ihn als black box, deren Teile auf den tieferen Ebenen der Schichtung sie nicht interessieren. Sie vermeidet damit die problematische Erforschung der vertikalen Zusammenhänge und damit auch die fragwürdigen Hypothesen, unter denen die Naturwissenschaft so sehr leidet. Dadurch wird die Kybernetik zum sichersten Überlebensprinzip, das sich seit Millionen von Jahren bei Mensch und Tier bewährt hat. Die Kybernetik verkörpert das Prinzip der Erfahrung, die wohl sicherste Erkenntnis a priori, über die wir verfügen!

Das ist nun die Crux unserer reduktionistischen Naturwissenschaft: Indem sie alle unbekannten Einflüsse, denen ein System ausgesetzt ist, konkret detailliert ergründen möchte, während die Kybernetik diese als unergründbare "Störgrößen" einfach hinnimmt, und indem sie in jedes einzelne System möglichst tief hineinzuschauen trachtet - bis zu den Zellen, Atomen und noch weiter -, während die Kybernetik jedes System einfach als black box behandelt, hat die Naturwissenschaft das kausale Denken der lateralen Alltagswelt in die Vertikale verlagert, wo es entwicklungsgeschichtlich, und damit auch wissenschafts- und erkenntnistheoretisch nicht hingehört!

Daraus ergibt sich der oben erwähnte infinite Regreß des reduktionistischen Denkens mit dem Zwang zu unsicheren Hypothesen. Hier können wir jetzt auch aus der kybernetischen Sicht die schon erwähnte Problematik des konventionellen Krankheitsbegriffes erkennen, dem die Vorstellung von Heilung als Umkehrung einer unergründbaren pathogenetischen Kausalkette zugrunde liegt.

4. Die materialistische Orientierung des Galileischen Denkens hat zu einer extremen Überbewertung des Molekularkonzeptes in der Chemie, und vor allem in der Medizin geführt. Wie oben gesagt, sind alle materiellen Dinge, also auch die Moleküle, nur laterale Bilder der vertikalen Ströme, und damit als materielle Produkte nur Epiphänomene der eigentlichen geistigen Prozesse, die selbst nicht erkennbar und meßbar sind; sie sind niemals deren Ursachen. Was man konventionell unter einem Prozeß versteht, ist nur eine hypothetische Interpolation zwischen raumzeitlich aufeinanderfolgenden Produkten (Bildern). Bei dieser viel zu simplen Vorstellung geht die unendlich komplexe vertikal-geistige Vernetzung aller Dinge des Universums verloren. So macht man die sekundären Produkte, nämlich die Moleküle, zu primären Wirkursachen, was sie nie und nimmer sind.

Aus dieser ungerechtfertigten kausalen Sicht folgen die schwersten Probleme der heutigen Hochschulmedizin. Diese sind verbunden vor allem mit der Vorstellung von Bakterien und Viren als alleinige Krankheitsursachen, bis hin zu dem fälschlich sogenannten "Rinderwahnsinn", mit der Schlüssel-Schloß-Hypothese von Antigen und Antikörper und der entsprechenden Impfproblematik, und schließlich mit der Illusion, über die Gentechnologie bessere Therapien zu finden oder die Nahrung zu "veredeln" - alles Probleme, die uns anstatt in eine glückliche Zukunft an den Rand des Untergangs der gesamten Menschheit bringen! Selbstverständlich kann man auf diese Weise auch nie und nimmer die Homöopathie verstehen, insbesondere ihre Hochpotenzen. All das ist nur zu begreifen, wenn wir das Wesen der allen meßbaren Erscheinungen zugrunde liegenden vertikal-geistigen Prozesse erfassen. Auf diesen - nicht auf den Molekülen und Genen - beruht alles Leben.

5. Schon hier wird die Kritik erkennbar, daß es keine Rechtfertigung für die Forderung gibt, von der Erfahrungsheilkunde, insbesondere der Homöopathie, zu verlangen, daß sie ihre Daseinsberechtigung auf der Basis solcher fragwürdigen Theorien wissenschaftlich begründen soll. Man stellt alle Wissenschaft auf den Kopf, wenn man die Erfahrung von Heilung, also die Evidenz von Tatsachen, ausgerechnet auf der Basis eines so problematischen hypothetischen Theoriensystems beweisen soll, ja wenn man Erfahrung überhaupt noch beweisen soll! Im nächsten Abschnitt werden wir überdies erkennen, daß die gegenwärtige vage Vorstellung von Krankheit und Heilung als Gegensätze tatsächlich falsch ist. Die Therapien der Erfahrungsheilkunde folgen als Regulationstherapien, womit die Kybernetik angesprochen ist (!), einem anderen Krankheitsbegriff, der allein sich als mit der Wirklichkeit vereinbar erweist.

5. Stoffwechsel, Krankheit und Heilung

6. Einige konkrete Therapien

7. Gedanken zur Didaktik - Plancksches Prinzip des wissenschaftlichen Fortschritts

Literatur:
Harald Zycha: "Organon der Ganzheit",
(ISBN 3-7760-1575-6), Haug Verlag, 1996
Weitere Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:
Dr. rer. Nat. Harald Zycha
Johann-Strauß-Str. 15
84494 Neumarkt - St. Veit


Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie inNATURHEILPRAXIS Nr. 6/99.

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Naturheilpraxis 06/99