"Gefäßbelastungen und Gefäßerkrankungen. Welche Erkennungsmöglichkeiten bieten sich dem Augendiagnostiker? Iris- und Gefäßdarstellungen mit Rezepturvorschlägen" Wer auf der Festtagung zum 90. Geburtstag Josef Angerers war erinnert sich vielleicht noch an den Vortrag Piet van den Toorns über die "Gefäße im Augenweiß". Damals wurde es schon betont, dass die Ausführungen Josef Angerers zum Thema Gefäße im Auge richtungsweisend waren und Ursula von Heimendahl bot aus diesem Wissensgut und ihrer jahrzehntelangen Praxiserfahrung einen repräsentativen Überblick. Der erste Teil ihres Vortrags handelte vom Gefäßreichtum des Auges unter bestimmten pathologischen Gegebenheiten, während im zweiten Teil zahlreiche verschiedene Gefäßausbildungen besprochen wurden.
Um die Gefäßsituation richtig einschätzen zu können, ist es wichtig zu wissen, dass beim Gesunden die Gefäßzeichnung nicht besonders hervortritt. Der Füllungszustand der Gefäße hält sich in Grenzen und das Gefäßkaliber stellt sich gleichmäßig dar. Zu beachten ist auch, dass Licht und Wärme der Spaltlampe genau so eine Füllung der Gefäße nach sich ziehen kann, wie das Anheben des Oberlides bzw. das Herabziehen des Unterlides - was immer dann notwendig wird, wenn der Lidspalt so eng ist, dass die entsprechenden Bulbus- bzw. Irisbereiche verdeckt sind.
Bild 1: Die vegetative Dysbalance zeigt sich im spastisch-atonischen Wechsel des Gefäßkalibers, wobei die Atonie zur Gefäßerweiterung, die Spastik zur Gefäßkonstriktion führt. Therapeutisch wird das zu berücksichtigen sein mit einer Kombination aus bewährten Nervenmitteln, z.B. Ka-Sabona, Jo-Sabona, Avena sativa "Spezial" (Nestmann) und einem Kreislaufmittel.
Bild 2: Dass der conjunctivale Reizzustand bei allergischer Diathese zu einer vermehrten Füllung der Gefäße führt, ist einleuchtend. Aber auch in der Inkubationsphase eines Infektes kann man das bereits frühzeitig beobachten und therapieren. Einen zusätzlichen Hinweis auf die infektbedingte Schleimhautbelastung stellen die Schaumkugeln am Unterlidrand bzw. auf der Karunkel dar. Josef Angerer führte in solchen Fällen gerne eine Eigenblutbehandlung unter Zusatz von Cefasept und Cefalymphat durch.
Bild 3: Gefäßreichtum bei Herzinsuffizienz mit Dyspnoe infolge Lungenödem. Die Hypertonie dieses 59-jährigen Patienten konnte auch mit b-Blockern nur unzureichend beeinflusst werden. Dauerstress, Übergewicht und reichlicher Alkoholgenuss tun das ihrige dazu. Rauwolsan und Strophactiv, dazu Blutiges Schröpfen im Herzsegment und Baunscheidtbehandlung des Intercostalraums entheben ihn nicht der Aufgabe, mehr für innere Ruhe zu sorgen.
Bild 4: Der Gefäßreichtum bei dieser 66-jährigen ist Ausdruck dafür, die trotz ACE-Hemmer vorhandene thyreogen-ovarielle Hypertonie (220/120) zu kompensieren. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch die Lipoideinlagerung auf der Sklera, die einen zusätzlichen Risikofaktor darstellt. Die Patientin erhält Thyreo-Loges. Spezielle Gefäßformen.
Neben der allgemeinen Übersicht des Gefäßzustandes erhalten wir aus der Form der Gefäße Einblick in die Strömungsverhältnisse im Gefäß und mögliche sich daraus ergebende Konsequenzen.
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Hermann Biechele
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