Durchfall ist ein sehr häufig auftretendes Symptom mit einem breiten Ursachenspektrum. Es darf nicht nur als Anzeichen dafür gewertet werden, dass eine organische Erkrankung, eine Infektion oder eine Intoxikation vorliegen kann. Die Ursachen hierfür müssen in einem weit größeren Zusammenhang gesehen und gesucht werden. Oft kann eine rein symptomatische Behandlung nur vorübergehend von Erfolg gekrönt sein. Tatsächlich muss bei der Anamnese die psychische Verfassung des Patienten eingehend hinterfragt und in die Diagnosestellung mit einbezogen werden. Eigentlich ja ein urärztlich-selbstverständliches Anliegen, das einst der "gute alte Hausarzt" beherrscht hat: die Einbeziehung der seelischen Faktoren bei Diagnose und Behandlung, ohne groß darüber nachzudenken. Doch ist in einer Zeit, in der Naturwissenschaften, Technik und Industrie extreme Fortschritte gemacht haben, die ganzheitliche Betrachtung eines Menschen immer weiter ins Abseits geraten. Dabei sind viele Faktoren, die Symptome wie Durchfälle hervorrufen können, Prozesse, die sich dem bewussten Willen und Erleben entzogen haben. Ein simples Beispiel zeigt, wie eng Psyche und Organe zusammenhängen. Viele haben es schon am eigenen Leib erfahren müssen: Diarrhöe, die durch Stress und Aufregung ausgelöst werden kann wie vor großen Reisen oder bei Examensangst. Was also, wenn die auslösenden Faktoren viel tiefer liegen, meist auch Jahre zurück und in der Kindheit begründet. Die Auslösesituation einer bestimmten Symptomatik wie Diarrhöe muss lange nicht der zugrundeliegende Kern der Störung sein.
Besonders häufig sind es Situationen von Angst und Überforderung, verbunden mit einem Gefühl des ohnmächtigen Ausgeliefertseins, die eine psychogene Diarrhöe auslösen.
1Klußmann, S. 141
2 ebd.
3 Klußmann, Rudolf: Psychosomatische Medizin, Berlin, Heidelberg, New York, 1992.
4 Klußmann, S. 142
5 Hildmann, Reinhold: Ileitis terminalis (Morbus Crohn). In: Hau, Theodor F.: Psychosomatische Medizin, München, 1986. S. 656
6 Hildmann, S. 656 ff
7 Hildmann, S. 660
8 Hildmann, S. 662
9 Klußmann, S. 148
Anschrift der Verfasserin:
Susanne Dürrfeld-Flügel M.A.
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