Immunreaktionen auf Gliadin bzw. Gluten, ein unverdauliches Getreideprotein, werden als Zöliakie oder einheimische Sprue bezeichnet. Wenngleich in medizinischen Fachzeitschriften immer wieder darauf hingewiesen wird, dass eine Zöliakie erschreckend oft übersehen wird und bei Erwachsenen durchschnittlich 10 Jahre bis zur korrekten Diagnosestellung vergehen, ist dennoch ein nicht unerheblicher Anteil der Diarrhoe-Patienten in den Wartezimmer der HeilpraktikerInnen von dieser Immunstörung betroffen. Die Erfahrung mit aktuellen Stuhlparametern wie Anti-Gliadin-sIgA- und Anti-Transglutaminase-IgA-Antikörpern zeigen darüber hinaus, dass nicht nur die Zöliakie recht häufig von der Kassenmedizin übersehen wird, sondern dass ein hoher Anteil unserer Patienten mit der Diagnose "Colon irritabile" in Wirklichkeit an einer Sensibilisierung gegen Gluten leiden, die sich nicht endoskopisch bzw. histologisch als typische Zöliakie (Zottenatrophie) darstellt.
Die Betroffenen haben ihre Odyssee von Arzt zu Facharzt und vom Röntgen zur Endoskopie längst hinter sich, für die nächste Anlaufstation, den Facharzt für Psychiatrie, gibt es bereits einen Termin. Kurioserweise gehört die Glutenunverträglichkeit nun ausgerechnet auch noch zu denjenigen Erkrankungen, die einen überproportional hohen Anteil psychischer Symptome hervorrufen. In den ca. 12 Monaten, in denen ich nun die Stuhlparameter alpha-1-Antitrypsin und die o.g. Gliadin- bzw. Transglutaminase-Antikörper bei Patienten mit unspezifischen abdominellen Beschwerden einsetze, konnte ich in bisher 15 Fällen massive Reaktionen auf Gliadin als Ursache für eine chronische Diarrhoe bzw. für unklare abdominelle Beschwerden finden. Erstaunlicherweise erbrachte die histologische Untersuchung der Dünndarmschleimhaut in fast allen Fällen unauffällige Ergebnisse.
Nomwertbereiche
Stuhl
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Anschrift des Verfassers:
Michael Martin
Heilpraktiker
Schöne Aussicht 14
65232 Taunusstein