Industrie und Forschung

Immunstimulierende und apoptose-induzierende Wirkung von Mistel-Lektin

Experimentelle Daten mit standardisiertem Mistel-Lektin bestätigen Praxiserfahrungen

Mistel-Lektine spielen in der Langzeittherapie von Krebspatienten eine zunehmend wichtige Rolle. Neben der immunstimulierenden Wirkung liegen nun erste präklinische Daten vor, die auf eine direkte Anti-Tumor-Wirkung der Mistel-Lektine hinweisen.

Prof. Dr. med. H. H. Fiebig, Freiburg, Vorsitzender der AG "Internistische Onkologie" der Deutschen Krebsgesellschaft, hat mit dem auf Mistel-Lektin-Gehalt standardisierten Extrakt Lektinol® (Madaus AG, Köln) eindrucksvolle Wachstumshemmungen von Krebszellen nachweisen können. Besonders bei Lungenkarzinomen, bei Karzinomen der Mamma, der Niere und der Prostata sowie bei einem Teil der Melanome hat Lektinol® einen hohen Wirkungsgrad. Eine 70%ige Tumorhemmung wurde im Vergleich zur Kontrolle mit einer mittleren Konzentration von 0,2 ng Mistel-Lektin/ml erzielt.

Da man in vitro nicht prüfen kann, inwieweit eine Substanz auf Normalgewebe wirkt, wurde der Effekt von Lektinol ® auch an fünf verschiedenen Experimentaltumoren der Maus überprüft. Dabei zeigte sich, dass Lektinol ®bei verschiedenen Tumoren unterschiedlich stark wirkt. Eine ausgeprägte Wachstumshemmung wurde beim Kolonmodell mit einer Dosis von 90 ng/m2/Tag beobachtet. Ebenfalls stark sensibel waren ein Nierenmodell sowie ein Hodenteratom.

Zwei unterschiedliche Wirkmechanismen
Fiebig geht bei diesen Daten von zwei unterschiedlichen Wirkmechanismen aus: "Auf der einen Seite findet eine Stimulation von bestimmten immunologisch relevanten Effektorzellen statt, auf der anderen aber scheint die Substanz auch eine Induktion der Apoptose (physiologischer Zelltod) auszulösen."

Ob beide Wirkmechanismen parallel vorhanden oder an unterschiedliche Dosierungen gebunden sind, lässt sich heute noch nicht abschließend beantworten und erfordert weitere Untersuchungen. Allerdings ist im Rahmen von Studien recht gut belegt, dass Lektinol in der Lage ist, aus immunologischen Effektorzellen verschiedene Zytokine freizusetzen, und dass bei der zellulären Immunabwehr eine Stimulierung von Monozyten bzw. Makrophagen, natürlichen Killerzellen und zytotoxischen T-Lymphozyten erfolgt.

Weiterhin zeigen In-vitro-Experimente auch eine relevante Tumorhemmung durch Mistel-Lektin bei zytostatikaresistenten Zellen. Diese Befunde weisen darauf hin, dass eine Zytostatikaresistenz durch Lektinol® durchaus überwunden werden kann.

Bessere Verträglichkeit der Chemotherapie durch Misteltherapie Lektinol® befindet sich seit drei Jahren im klinischen Einsatz. Zurzeit wird in Osteuropa in einer großen Doppelblind-Studie an über 260 Patientinnen die Mistel-Lektintherapie mit einer adjuvanten Chemotherapie beim Mammakarzinom durchgeführt. Die Daten werden in etwa einem Jahr vorliegen.

Bei der heute in der Klinik empfohlenen Standarddosierung von 2,5 ml/kg Körpergewicht ist die Behandlung sehr gut verträglich. Untersuchungen zu Interaktionen zwischen Chemo- und Misteltherapie weisen darauf hin, dass durch die Misteltherapie die Verträglichkeit der Chemotherapie verbessert werden kann.

Die Frage, ob nach der Langzeitbehandlung mit Lektinol® die immunmodulatorischen Effekte nachlassen, ist bislang nicht endgültig geklärt. Daher wird nach einer dreimonatigen Therapie eine vierwöchige Pause empfohlen.

Die Entscheidung über die Behandlungsdauer mit Lektinol® sollte vor allem die Belange des Patienten - insbesondere im Hinblick auf die Verbesserung der Lebensqualität - mit berücksichtigen. Wünscht der Patient eine langfristige Therapie, sollte sie ihm nicht verweigert werden.

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Naturheilpraxis 05/99