Aus fernen Ländern

Auf den Spuren der Kahunas

Materialkunde - Geschichte - Pharmakologie - Therapie

Begegnung mit den Meistern der traditionellen hawaiischen Heilkunst

von Claus-Dieter Marowsky

Es gibt wohl kaum einen Ort, der den Traum vom tropischen Paradies besser verkörpern könnte als Hawaii, jene Handvoll Inseln, die nicht nur den 50. US-Bundesstaat, sondern nach Auffassung der einheimischen Bevölkerung angesichts ihrer Lage genau im Mittelpunkt des Pazifiks den Nabel der Welt bilden. Einsame Buchten und Strände, wilde Küsten, eine weitgehend intakte Unterwasserwelt, Palmenhaine und exotische Blütenpracht, aber auch schneebedeckte Berge und lavaspeiende Vulkane lassen das Herz jedes Fernreisenden höher schlagen. Doch Hawaii hat weit mehr zu bieten als touristische Attraktionen. Abseits der vielbetretenen Pfade stößt man allenthalben auf die Spuren einer uralten Kultur, die die ersten polynesischen Siedler um 750 n.Chr. mit auf die Inseln gebracht haben. Zu den besonderen Kulturgütern gehört eine umfassende Heiltradition, die in der Abgeschiedenheit Hawaiis eine eigenständige Entwicklung genommen hat und aus einem erstaunlichen Wissens- und Erfahrungsschatz schöpft.


Kultstätten wie diese - "Heiau" genannt - findet man auch heute noch an mehreren Stellen der hawaiischen Inseln


Das Expertensystem

Immer wieder gelangen Berichte über die beeindruckende Arbeit der hawaiischen Heiler auch nach Europa. Und die Erfolge, von denen da die Rede ist, kommen nicht von ungefähr, haben wir es hier doch mit einer Jahrhunderte alten Erfahrungsheilkunde zu tun, die ausschließlich von sorgfältig geschulten Experten - so genannten Kahunas - praktiziert wird. Die Ausbildung erinnert fast an unser deutsches System, das Berufsanwärter von der Lehre über den Gesellenstand bis hin zur Meisterschaft führt, wobei im alten hawaiischen System eine weitaus strengere Auslese und sehr viel größere Anforderungen an den Lernenden gestellt werden: Nur wer für die jeweilige Aufgabe eine besondere Begabung an den Tag legt und bereit ist, sich jahrelang einer strikten Disziplin zu unterwerfen, gilt als würdig, in den Schülerstand aufgenommen zu werden.


Petroglyphen (Steinzeichen), wie sie an der Mündung des Wailua River auf Kaua'i zu sehen sind, wurden bislang noch nicht entschlüsselt.

Kahunas sind also Spezialisten in ihrem Fach, wobei die Bezeichnung längst nicht nur im medizinischen Bereich angewandt wird. Im alten Hawaii trugen Architekten und Navigatoren den Titel ebenso wie Wetterkundige und Bootsbauer. Wie differenziert das Ausbildungssystem ist, erkennt man an der Vielfalt der Spezialisierungen, die es allein im Bereich der Heilkunde gibt: Diagnostiker (kahuna haha), Kräuterheilkundige (huna la'au lapa'au)Geburtshelfer (huna ho'ohanau)Knochenbruch- (huna ha'iha'i iwi)und Massagespezialisten (huna lomilomi)bilden jeweils eine eigene Gruppe. Nur der "Meister aller Künste" (huna po'o) so umfassend ausgebildet, dass er quasi fachübergreifend tätig werden kann und darf. Denn ebenso wie bei uns die Ausübung der Medizin Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten bleibt, liegt die Heilkunst nach traditioneller hawaiischer Auffassung ausschließlich in den Händen der jeweiligen Kahunas. Sich Kahuna zu nennen, ohne die entsprechende Ausbildung absolviert und damit den Titel verdient zu haben, gilt als absoluter Tabubruch.

Heilkunst oder Magie?

Wurde der Stand der Kahunas in der Vergangenheit oft in den Bereich der Magie gerückt, so entspricht dies nur in sehr begrenztem Maße der Realität. Zwar gibt es auch einen Expertenstand (kahuna `ana `ana), der schwarzmagische Beschwörungen und Rituale vollzieht, wie sie in ähnlicher Form im haïtischen Voodoo anzutreffen sind; doch dies ist eben nur eines von unzähligen Betätigungsfeldern der Kahunas. Dass das vom US-amerikanischen Festland importierte schulmedizinisch orientierte Gesundheitswesen altüberlieferte Medizinformen an den Rand gedrängt hat und die Kahuna-Heiler heute im Verborgenen wirken, hat sicherlich ebenfalls dazu beigetragen, ihre Arbeit zu mystifizieren. In der Tat ist es für Aussenstehende relativ schwierig ist, Zugang zu ihnen zu erlangen. Die Kontaktaufnahme gelingt erst, wenn eine gewisse Vertrauensbasis zu Einheimischen geschaffen wurde. Auf diese Weise hat sich auf den Inseln ein altes Geheimwissen bewahrt, das diesen Namen wirklich noch verdient.


Der Geburtsstein Pohaku-ho'ohanau stützte werdenden Müttern von königlichem Geblüt den Rücken, während sie ihre Kinder zur Welt brachten.

Das wirklich Magische an der hawaiischen Heilkunst aber ist der besondere Umgang mit feinstofflichen Energien, der den Kahunas hilft, den ganzen Menschen in all seinen Ebenen zu erreichen und auf diese Weise mögliche Heilungsblockaden aufzulösen. Für uns Europäer gewinnt gerade dieser Aspekt zunehmend an Bedeutung, denn er könnte uns neue Wege weisen, wenn in unserer modernen Welt angesichts der zunehmenden Umweltbelastung und wachsenden Reizüberflutung unsere klassischen naturheilkundlichen Mittel und Methoden nicht mehr so greifen wie früher.

Ein ganzheitliches Menschenbild

l man die hawaiische Heilkunst verstehen, so kommt man nicht umhin, sich mit der reichen Mythologie und Glaubenstradition der Inseln zu befassen. Wie von der Volksheilkunde vieler Länder überliefert, verläuft auch hier die Grenze zwischen Medizin und Religion fließend. Dies verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass erst der Glaube an eine andere Dimension jenseits der alltäglichen Wahrnehbarkeit es ermöglicht, den Menschen in seiner Gesamtheit zu betrachten.

Nach hawaiischer Auffassung hat der Mensch drei Ebenen des Selbst, die unmittelbar mit den drei wichtigsten Gottheiten - Ku, Lono und Kane - in Verbindung gebracht werden.

- Ku - nach dem Schutzgott des Krieges und der männlichen Zeugungskraft benannt - ist die körperliche Ebene oder das "untere Selbst" und steht für den Bereich des Unbewußten, der Triebe und der Gefühle.

- Lono - Gott der Wolken, der Ernte und des Regens - ist die mentale Ebene oder das "mittlere Selbst". Hier sind das Tagesbewußtsein und die rational bestimmten Vorgänge des Denkens, Planens, Redens und Handelns angesiedelt.

- Kane - nach dem Gott der Gott der Sonne und der Lebenskraft benannt - ist die spirituelle Ebene oder das "höhere Selbst", das uns mit der Quelle der Schöpfung verbindet. Es ist das, was man unserer europäischen Philosophie zufolge am ehesten als "Seele" oder "göttlichen Funken" bezeichnen könnte.

Jede dieser Ebenen des Selbst hat ihr eigenes energetisches Spektrum, dessen Schwingungsfrequenz von Ku über Lono bis hin zu Kane schrittweise steigt. Wenn von niederem, mittlerem und höherem Selbst die Rede ist, so ist dies keinesfalls hierarchisch oder wertend gedacht. Keine Ebene ist wichtiger als die andere. Heilung kann nur bewirkt werden, wenn alle drei gleichermaßen angesprochen werden.

Alles ist Energie

Der Kahuna-Lehre zufolge gibt es eine alles durchdringende spirituelle Kraft - das so genannte Mana -, die Tieren, Pflanzen und Steinen ebenso innewohnt wie bestimmten Kraftplätzen und nicht zuletzt auch dem Menschen. Die Qualität und Stärke des Mana ist dabei jeweils individuell verschieden. Die ganz spezifische energetische Ausstrahlung jedes einzelnen der unzähligen zur Verfügung stehenden Heilmittel - ob nun pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Ursprungs - zu kennen und so einzusetzen, dass das Mana des Patienten gestärkt wird, ist entscheidend für den Heilungserfolg.

Doch der Kahuna muß nicht nur versiert im Umgang mit diesen feinstofflichen Schwingungen sein, sondern sollte auch selbst über ein möglichst großes Mana-Potential verfügen. Wenngleich dieses zu einem bestimmten Teil naturgegeben und unveränderbar ist, tragen Ausbildung und Erfahrung zweifelsohne zu dessen Erweiterung bei. Dies erklärt, warum das Ziel eines jeden Kahuna die Meisterschaft über "alle Künste" ist. Doch so, wie man Mana erwerben kann, kann man es auch verlieren. Missbraucht ein Heiler seine Macht, so riskiert er den totalen Verlust seines Mana-Potentials.

Hawaiische Pflanzenheilmittel

Wenngleich die Kahuna-Medizin letztendlich eine energetische Heilweise ist, ist sie zur Übertragung dennoch auf einen stofflichen Träger angewiesen, der vor allem in Form von Heilpflanzen, aber auch bestimmten Steinen oder sogar Fischen eingesetzt wird. Die Auswahl richtet sich in erster Linie nach der Mana-Qualität, die direkt die Kane-Ebene des höheren Selbst ansprechen und von hier aus energetisch auf den gesamten Menschen einwirken soll.

Befassen wir Nicht-Hawaiianer uns mit der Kahuna-Medizin, so stellt sich für uns in erster Linie die Frage, ob und inwieweit sich die Heilmittel bei uns überhaupt anwenden lassen. Die Antwort hierauf kann natürlich nur bedingt Ja lauten. Schließlich sind die meisten der unzähligen hawaiischen Heilpflanzen bei uns frisch nicht zu haben. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir auf ihren Einsatz verzichten müssten. In Form von alkoholischen Auszügen oder als Blütenessenzen sind eine ganze Reihe von hawaiischen Kräutern mittlerweile auch bei uns erhältlich. Die nachstehenden Übersichten geben einen Eindruck von den vielfältigen Wirkungen dieser Mittel.

Die Mana-Verstärker

Ähnlich wie die Alchimisten bei uns strebten auch die Kahunas von jeher danach, die heilende Qualität der von ihnen eingesetzten Mittel zu verbessern. Doch anstatt den Geist einer Pflanze durch Bearbeitungsverfahren wie Potenzierung oder Veraschung zu lösen und verfügbar zu machen, setzt der hawaiische Heiler auf schamanische Methoden, mit deren Hilfe er das Mana des jeweiligen Heilmittels zu verstärken sucht.


Pohaku-ho'ohanau und Pohaku Piko Diese beiden Felsen gelten als eines der wichtigsten Heiligtümer in ganz Hawaii, denn hier fanden alle königlichen Geburten Kaua'is statt.

Die Energie folgt den Gedanken, so lautet ein alter Lehrsatz, den die Kahuna-Lehre einen Schritt weiterführt. Sie geht davon aus, dass Mana zwar mit der Kraft der Gedanken gebündelt, jedoch erst mit dem gesprochenen Wort auf ein Ziel gelenkt werden kann. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum der hawaiische Heiler bei jeder Mana-Übertragung immer auch ein Gebet an die Götter richtet, wobei "Götter" hier gleichbedeutend mit der Kane-Ebene des höheren Selbst ist. Auch der Patient nimmt aktiven Anteil an seiner Heilung, indem er bestimmte Affirmationen spricht. Dies fördert den harmonischen Austausch zwischen den drei Selbst-Ebenen und stärkt das Vertrauen in die Möglichkeit, wieder gesund zu werden.

Awa - Trank der Götter

Die hawaiische Heilkunst gehört zu den schamanischen Traditionen, wie sie in ähnlicher Form bei fast allen naturverbundenen Völkern der Erde praktiziert werden und in denen neben stofflichen Heilmitteln immer auch Heilungsrituale und Trancearbeit eine wichtige Rolle spielen. Letzere lässt den Menschen aus der alltäglichen in die nicht-alltägliche Wirklichkeit überwechseln (Trance kommt vom lateinischen transire, zu deutsch "hinübergehen"), um von dort aus gewissermaßen einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und so die Hintergründe eines persönlichen Problems, eines sozialen Konflikts oder eben auch eines Krankheitsgeschehens zu verstehen. Auf diese Weise lassen sich Heilungsblockaden erkennen und im besten Falle auch lösen.

Die wichtigsten Aloha Flower Essences

BLÜTE WIRKUNG
Awapuhi-melemele Erhöht die Sensibilität, schärft die Sinneswahrnehmung über Augen, Ohren und Tastsinn, wirkt entspannend und verbessert den Gegenwartsbezug.
Hau Beruhigt und wirkt heilend und harmonisierend bei nervösem Stress.
Hinahina-ku-kahakai Unterstützt Frauen in der Identitätsfindund und hilft ihnen, sich in einer überwiegend männlich orientierten Welt besser zu behaupten.
Ili`ahi Verbessert die Aufnahmefähigkeit der Düfte (ausgezeichnetes Mittel zur Unterstützung der Aromatherapie!), energetisiert das Scheitelchakra.
Ilima Zerstreut lang gehegte Illusionen und schärft den Blick für die Realität ebenso wie für die spirituelle Wahrheit.
Kamani Reinigt das Herzchakra und schützt Personen und Räume vor negativen Energien (zur Verwendung am besten in einen Sprühflakon füllen).
Koa Bringt tiefen inneren Frieden und fördert Transformation und Heilung.
Kou Fördert die Wahrnehmung, bringt geistige Klarheit und unterstützt bei regelmäßiger Einnahme den Alkoholentzug
Kukui Läßt Ängste und Ärger in den Hintergrund treten, heilt Beziehungen und fördert die emotionale Öffnung
La`au`aila Wirkt beruhigend und stärkend auf Frauen und hilft, tief sitzende Ängste und Phobien zu überwinden.
Lehua Stärkt die weiblichen Persönlichkeitsanteile und bringt seelische Ausgeglichenheit. Energetisiert das Sakralchakra.
Macadamia Löst negative Verhaltensmuster auf und bringt Klarheit und Konstruktivität. Hilft, sich in die Gemeinschaft einzuordnen.
Mamane Hilft, irregeleitete oder fanatische Glaubensvorstellungen aufzugeben und schafft Klarheit und emotionales Wohlbefinden.
Milo Wirkt Depressionen entgegen, wie sie in einer beengenden, wenig anregenden Umgebung entstehen können (z.B. bei Krankenhausaufenthalten)
Naio Unterstützt den Durchhaltewillen bei Fastenkuren.
Nana-honua Bringt gedankliche Klarheit und schärft den Verstand.
Nani-ahiahi Verleiht die Kraft zur Lösung von lange unterdrückten, überwältigenden emotionalen Problemen. Hilft auf der körperlichen Ebene, wenn sich Kummer, Sorgen und Bedrücktheit auf den Magen schlagen.
Naupaka-kahakai Stärkt die Eigenverantwortlichkeit, heilt negative Gedankenmuster und stellt die Verbindung zum höheren Selbst (Kane) her.
Noni Hilft Schwangeren, sich psychisch auf Geburt und Mutterschaft vorzubereiten. Erweckt die Instinkte des Nährens, des Pflegens und der Fürsorglichkeit.
Ohai Ali`i Löst alte, starre Gedankenmuster, die sich u.U. im Bewegungsapparat und der Knochenstruktur niederschlagen können.
Ohi`a-`ai Verbessert die Vitalität ganz allgemein und stärkt die geistige Kontrolle über das Immunsystem.
Panini-awa`awa Hilft, die zerstörerischen Auswirkungen psychotroper Drogen zu heilen.
Pa-nini-o-ka Bringt die Energien von Tag und Nacht in Ausgleich (Ein gutes Mittel gegen Jetlag!).
Poha Verbessert die Konzentrations- und Lernfähigkeit (vor allem für Schüler bis etwa 15 Jahre sehr zu empfehlen!).
Pua-hoku-hihi Bringt bessere Verständigung und mehr Harmonie in Gruppen oder Gemeinschaften, so daß gemeinsame Ziele leichter verwirklicht werden können.
Pua-kenikeni Wirkt unterstützend bei der Befreiung von psychischer Drogenabhängigkeit (besonders Cannabis) und anderen Süchten.
Pua-melia Stärkt den Sinn für traditionelle Werte.
Pua-pilo Stärkt die Freude an der Bewegung und hilft, Trägheit und Lethargie zu überwinden (unterstützt auch beim Abnehemen!).
Pukiawe Vitalisiert und weckt das Interesse und die Bereitschaft, am Leben teilzuhaben.
Ti (auch Ki genannt) Schützt vor dem Zugriff von astralen Wesenheiten und hilft, Räume von negativen Energien zu befreien.
Uala Hilft Kindern, Schockerlebnisse und Traumata besser zu verarbeiten und fördert damit indirekt die Heilung (auch empfehlenswert bei schockbedingten Sprachfehlern wie Stottern).
Ulei Verbessert die Kommunikationsfähigkeit und das Gedächtnis. Schafft Toleranz und Harmonie.
Wiliwili Fördert positive Gedanken, Mut und Aufrichtigkeit. Hilft, alte Überzeugungen zu prüfen und sich Klarheit in Liebesdingen und Beziehungen zu verschaffen.

Pualana-Essenzen von Maui

Pualana bedeutet zu deutsch so viel wie "Blüten in friedlichem Wasser". In dieser Reihe finden sich Essenzen der traditionellen hawaiischen Trägerpflanzen, die in Kombination mit anderen Heilmitteln eingesetzt werden können, um deren Heilungsinformation oder Mana an das höhere Selbst (Kane) zu übermitteln.

PFLANZE STICHWORT
Aloe vera Abgrenzung
Avocado Reinigung
Banane Identitätsfindung
Datura Übergänge
Gelber Ingwer Kreativität
Grüne Rose Selbstheilung
Jasmin Selbstbewußtsein
Kokosnuß Ausgleich von Gegensätzen
Mango spirituelles Wachstum
Noni Mutterschaft
Papaya intellektuelle Klarheit
Rosenapfel Intuition
Roter Hibiscus Weiblichkeit
Stacheliger Birnenkaktus Vertrauen
Ti Schutz
Zinnia Stimmungsaufhellung
Die Möglichkeiten der Tranceeinleitung sind vielfältig. Bei den Hawaiianern stellt die Awa-Zeremonie die bevorzugte Einstiegsmöglichkeit dar. Awa ist identisch mit dem im südpazifischen Raum heimischen Kava (auch Kava-Kava), einem Pfefferstrauchgewächs mit der lateinischen Bezeichnung Piper methysticum. In Hawaii wie in ganz Polynesion gilt Awa als heilige Pflanze, da sich aus ihren Wurzeln ein Trank mit einzigartiger Wirkung herstellen läßt: Er führt in einen Zustand tiefer Entspannung ohne die geistige Klarheit zu beeinträchtigen. Im Gegenteil: Die Wahrnehmung und der gedankliche Durchblick werden geschärft. Gleichzeitig machen Ängste und innere Unruhe einem Gefühl des Friedens und Einsseins mit der Schöpfung Platz. Dabei ist der Awa-Trank nebenwirkungsfrei und führt weder zur Gewöhnung oder Abhängigkeit.

Im Lichte unserer modernen Vorstellungen von Hygiene mag die altüberlieferte Methode zur Herstellung des Getränks ziemlich abenteuerlich erscheinen, denn hierbei wird die Wurzel zerkaut (was ein vorübergehendes Taubheitsgefühl an den Mundschleimhäuten auslöst) und mit dem sich reichlich bildenden Speichel in ein Gefäß gespuckt. Der Brei wird sodann mit Wasser aufgegossen, sorgfältig durchgemischt und nach einer gewissen Wartezeit abgeseiht. Die so gewonnene Flüssigkeit wird in eine Trinkschale gefüllt und im Kreise der Ritualteilnehmer zur schluckweisen Einnahme herumgereicht. Wer sich diese Prozedur ersparen will, für den sind heutzutage eine ganze Reihe von Fertigpräparaten (Tinktur, Sublingualspray, Kapseln) im Handel, die jedoch in ihrer Wirkung nicht an die Originalrezeptur heranreichen. Scheinbar spielen die im Speichel enthaltenen Enzyme eine wichtige Rolle bei der Aufschließung der aktiven Inhaltsstoffe aus der Wurzel.

Bei dem Tranceritual führt der Kahuna-Heiler sich selbst und/oder seinen Patienten in der durch Awa geschaffenen gelassenen, offenen Geisteshaltung aus dem Alltagsbewußtsein heraus und geht in Kontakt mit Kane, dem höheren Selbst, von wo aus er die Hintergründe der Erkrankung zu klären und mögliche Blockaden zu lösen sucht.

Lomilomi

Eine weitere wichtige Säule der hawaiischen Heiltadition ist die Massage, das so genannte Lomilomi, das heute in vielen verschiedenen Varianten praktiziert wird. Ursprünglich waren die Lomilomi-Zeremonien der königlichen Kaste der Ali'i vorbehalten und wurden zu allen wichtigen Übergängen im Leben praktiziert. So wurden neugeborene Kinder stets in den von der Sonne gewärmten Gezeitentümpeln im Wasser gewiegt und mit einer Lomilomi-Massage begrüßt. Auch beim Eintritt ins Erwachsenenalter, vor der Vermählung, beim Berufsantritt oder -wechsel sowie beim Tod nahestehender Menschen hielt man solche Zeremonien ab, die mitunter mehrere Tage dauerte und an der bis zu 20 Kahunas teilnahmen.

Aus dieser traditionellen Behandlung ist eine moderne Massageform hervorgegangen, die im Optimalfall von zwei bis drei Behandlern (also sechs- oder vierhändig), manchmal aber auch nur von einer Person ausgeführt wird. Wie die anderen hawaiischen Heilmethoden zielt auch sie auf eine spirituelle und körperliche Genesung und die Stärkung der Verbindungen zwischen den drei Selbst-Ebenen ab. Zu Beginn der Sitzung spricht der Behandler ein Gebet an die Götter und bittet seinen Klienten, seine Erwartungen an die Sitzung in einer Affirmation zu formulieren. Dann wählt er eine spezielle zeremonielle Musik aus und beginnt mit seiner Massage, bei der er mit fließenden, granzös anmutenden Bewegungen - dem so genannten "fliegenden" Tanz, dessen Schritte vom hawaiischen Hula abgeleitet sind - den gesamten Körper bearbeitet. Die Griffe, die zum Teil sanft an der Oberfläche bleiben, manchmal aber auch tiefer ins Bindegewebe eindringen und mit den Unterarmen und Handflächen ausgeführt werden, "malen" symbolisch die sieben Elemente der Kahuna-Lehre (Feuer, Wasser, Wind, Steine, Pflanzen, Tier und Mensch) auf den Körper. Zur verstärkten Mana-Übertragung setzt der Behandler eine bestimmte Form der Atmung (Piko-Piko) ein und verwendet ein spezielles, je nach Bedarf energetisierendes oder ausgleichendes Massageöl. Nicht nur für den Massierten ist Lomilomi ein echter Genuss - gekonnt praktiziert ist das spielerisch wirkende, anmutige Ballett ist ein regelrechter Augenschmaus. Fast könnte man bedauern, dass Zuschauer außer zu Demonstrationszwecken in der Regel nicht zugelassen werden.

Reise zum Nabel der Welt

Für all jene, die durch den Artikel neugierig geworden und mehr über die spannende Kultur und Heiltradition des Archipels erfahren möchten, bieten die Autoren ein Seminar in Hawaii an. Sie haben bei zahlreichen Aufenthalten gute Kontakte zu einheimischen Kahuna-Heilern geknüpft, so dass eine authentische Unterweisung in Kahuna-Healing, Lomilomi-Massage und anderen Entspannungstechniken sichergestellt ist. Besondere Fremdsprachen- kenntnisse sind für eine Teilnahme nicht erforderlich, denn es wird professionell gedolmetscht. Neben den Work-shops bleibt natürlich ausreichend Zeit für individuelle Unternehmungen (Tauchen, Surfen, Regenwald-Wanderungen, Ausflüge zu den Nachbarinseln ...)

Zum geplanten Reisezeitpunkt Ende November 1999 herrschen in Hawaii optimale klimatische Bedingungen mit etwa 25 Grad. Nähere Informationen sind über die unten genannte Kontaktanschrift zu beziehen.

Bezugsquellen

Anschrift der Verfasser:
Claus-Dieter Marowsky
Heilpraktiker und Psychotherapeut (HPG)
Ulla Rahn-Huber
Lebensberaterin (OI),
Alt Falkenstein 12
61462 Königstein
Tel. 06174 - 3818 -
Fax 06174 - 241 45

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Naturheilpraxis 05/99